#Amnesty-Bericht: Deutschland lässt die Opfer rassistischer Gewalt im Stich

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von Amnesty International


Der deutsche Staat vernachlässigt seine menschenrechtlichen Verpflichtungen, indem er Geflüchtete und andere People of Color nicht ausreichend vor Diskriminierung und rassistischen Angriffen schützt. Das geht aus dem neuen Amnesty-Bericht "Leben in Unsicherheit: Wie Deutschland die Opfer rassistischer Gewalt im Stich lässt" hervor. Die deutschen Strafverfolgungsbehörden sind auch fünf Jahre nach ihrem Versagen beim NSU-Skandal nicht in der Lage, entschieden gegen rassistische Gewalt vorzugehen, die sich mehr denn je gegen Flüchtlinge und andere People of Color richtet.

"Die Zahl der erfassten rassistisch motivierten Angriffe ist so hoch wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik", sagt Selmin Çalışkan, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland.

"Das Bild, das Deutschland aktuell abgibt, könnte widersprüchlicher nicht sein: Auf der einen Seite haben wir die großartige, mitfühlende Willkommenskultur, die geprägt wird vom Engagement Zehntausender ehren- und hauptamtlicher Helferinnen und Helfer. Auf der anderen Seite sehen wir, wie rassistische Ressentiments mit erschreckender Hemmungslosigkeit ausgelebt werden."

Oft brechen sich solche Vorurteile gewaltsam Bahn: "Die abstoßenden Angriffe traumatisieren Flüchtlinge und Asylsuchende, die ohnehin schon Krieg und Verfolgung durchleben mussten, bevor sie nach Europa geflohen sind", sagt Marco Perolini, Researcher bei Amnesty International und Hauptautor des Berichts. "Fast täglich kommt es zu rechten Übergriffen, werden Menschen beleidigt, bedroht, verletzt, wird eine Flüchtlingsunterkunft angegriffen."

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#Anaconda: Größtes NATO-Manöver gegen Russland seit dem Kalten Krieg

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von Alex Lantier / wsws.org


In Europa wachsen die militärischen Spannungen. Mit der Operation „Anaconda“ hat die NATO am Montag das größte Manöver in Osteuropa eingeleitet, seitdem vor 25 Jahren der Kalte Krieg zu Ende ging. Damals löste die stalinistische Bürokratie im Jahr 1991 die Sowjetunion auf.

31.000 Soldaten, 3.000 Fahrzeuge, 105 Flugzeuge und zwölf Schiffe nehmen an dem Großmanöver teil, das einen Krieg zwischen der NATO und der Atommacht Russland simuliert. Wie europäische Militärsprecher in Warschau erklärten, unterstellt das Szenario, dass es „zu einem unglücklichen Zwischenfall gekommen sei, einer Fehleinschätzung, die die Russen als Offensivaktion aufgefasst hätten oder so verstehen wollten.

Die größten Teilnehmerkontingente sind 14.000 Soldaten aus den USA, 12.000 aus Polen und ungefähr 800 aus Großbritannien. Weitere Kräfte kommen unter anderem aus Nicht-NATO-Ländern. Kommandierender General ist der polnische Generalleutnant Marek Tomaszycki.

Operation „Anaconda“ ist eine massive Provokation, die dem Probelauf für eine NATO-Invasion in Russland gleichkommt. So werden zum ersten Mal seit der Nazi-Invasion Polens und der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg wieder deutsche Panzer ganz Polen von West nach Ost durchqueren.

Rücksichtslos plant die NATO-Übungen in gefährlicher Nähe zur russischen Grenze, obwohl Sicherheitsanalysten zugeben, dass dadurch eine gefährliche Situation entsteht. Eine einzige Fehleinschätzung könnte zum Krieg zwischen der NATO u. Russland führen.

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#Brasilien: Kein Putsch ohne die Hilfe der USA

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Dilma Rousseff und die repräsentative Demokratie


von Wolf Gauer, Brasilien


1985 beendete Präsident Tancredo Neves glorios die zwanzigjährige Militärdiktatur Brasiliens. 2014 verlor sein Enkelsohn Aécio Neves die brasilianischen Präsidentschaftswahlen und machte sich zum Anstifter eines perfiden Staatsstreichs. Beiden ist ein Platz in der brasilianischen Geschichte sicher.
 

 

Mit einem Vorsprung von 3,2 Prozent hatte Dilma Vana Rousseff ihr zweites Präsidentschaftsmandat gewonnen, zugleich das vierte für die Arbeiterpartei in Folge. Am 12. Mai 2016 wurde sie – vorläufig – vom Amt suspendiert. Vorausgegangen waren in Kongress und Senat drei so fragwürdige wie groteske Zustimmungsrituale zu einem Amtsenthebungsverfahren (Impeachment), das nur in Washington und Berlin als verfassungskonform klassifiziert wird. In längstens 180 Tagen muss eine vom Obersten Bundesgericht überwachte Untersuchung (nebst neuerlicher Abstimmung im Senat) erweisen, ob der gegenüber Rousseff erhobene Vorwurf der verantwortungslosen Verbuchung von Haushaltsmitteln zutrifft und ihre endgültige Ablösung gerechtfertigt ist.

Die unter Rousseffs Vize Michel Temer, dem Vorsitzenden der ultra-liberalen Partei der demokratischen Bewegung Brasiliens (PMDB) und vormaligen Informanten der US-Botschaft, konstituierte Interimsregierung ist schon dabei, regelwidrig und unter dem Vorwand der „nationalen Rettung“, sämtliche bisherigen Funktionsträger gegen Parteigänger der totalen Liberalisierung, Privatisierung und Neokolonialisierung auszuwechseln.

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BVerfG weist Richterklage zu den ALG-II-Sanktionen zurück

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Weiterhin werden tausende Menschen in Existenznot geraten – Sanktion ist zugleich Strafe und Legitimation


von Laurenz Nurk, Dortmund


Anfang Oktober 2015 lehnte der Bundestag mit der Mehrheit der Regierungskoalition die Abschaffung von Sanktionen bei HARTZ 4- Bezug ab. Auch die Gewerkschaften konnten sich bisher nicht dazu durchringen, sich gegen die Sanktionspraxis zu positionieren.

Das ändert aber nichts daran, dass die Sanktionen weiterhin verfassungsrechtlich und ethisch äußerst umstritten bleiben.

Das Sozialgericht in Gotha war der Meinung, dass einem Hartz-IV-Bezieher das Arbeitslosengeld nicht gekürzt werden darf, weil er ein Arbeitsangebot abgelehnt hat und erklärt die bisherige Praxis als verfassungswidrig, da sie die Menschenwürde des Betroffenen antastet, sowie Leib und Leben gefährden kann. Das Gericht ist der Auffassung, dass die im Sozialgesetzbuch festgeschriebenen Sanktionsmöglichkeiten der Jobcenter gleich gegen mehrere Artikel des Grundgesetzes verstoßen.

Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat nun die Richtervorlage des Sozialgerichts Gotha über die mögliche Verfassungswidrigkeit der Sanktionen als nicht ausreichend begründet zurückgewiesen und damit werden die Sanktionen im SGB II-Rechtskreis weitergehen. Das BVerfG erkennt “durchaus gewichtige verfassungsrechtliche Fragen” in dem Vorlageschluss der Sozialrichter aus Gotha. Das lässt Spielraum für die Vorstellung einer späteren Doch-noch-Klärung dieser Fragen vor dem Verfassungsgericht.

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UNO, EU und die Daesh-Schizophrenie

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von Thierry Meyssan


Die zwischenstaatlichen Organisationen können sich mit den Bestrebungen ihrer Mitgliedstaaten verbinden, um zu Ergebnissen zu kommen, die sie allein nicht erreichen könnten. Man sollte daraus schließen dürfen, dass die UNO und die EU auf den Kampf gegen Daesh eingestimmt sind. Stattdessen werfen diese beiden Organisationen den Akteuren vor Ort Knüppel zwischen die Beine und verschleiern die staatliche Unterstützung für den internationalen Terrorismus.

Während im Kalten Krieg die Forschungsmittel für die Sozial- und Politikwissenschaften in Studien des „Totalitarismus“ flossen – das heißt in die Gleichsetzung von Nationalsozialismus und Stalinismus –, wurden sie nach dem 11. September 2001 neu ausgerichtet auf den „Terrorismus“. Plötzlich tauchten Tausende von Experten auf, die Geldmittel erhalten, um im Nachhinein die offizielle Version der Anschläge, die Kriege in Afghanistan und gegen den Irak und die Verkündung des Patriot Act zu rechtfertigen.

Dreizehn Jahre später hat sich das Phänomen anlässlich der Ausrufung des Daesh-Kalifats wiederholt. Ab jetzt geht es weniger darum, gegen eine diffuse terroristische Bedrohung zu kämpfen, als um die Bekämpfung eines sehr realen, wenn auch nicht anerkannten Staates und die Verhinderung der Transfers von Waffen, Geld und Kämpfern, die er produziert.

Zwei zwischenstaatliche Organisationen, die UNO und die Europäische Union, haben ein gigantisches Werk vollbracht, um eine Strategie zur „Prävention gegen gewalttätigen Extremismus“ festzulegen und gegen Daesh zu kämpfen. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen wird diese Ausarbeitungen am 30. Juni und 1. Juli prüfen. Offenbar ist zu befürchten, dass die „Prävention gegen gewalttätigen Extremismus“ nichts anderes als eine Rechtfertigung für die Unterdrückung jeder Opposition ist.

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Die USA weiten geheime Kriege in Afrika aus

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von Justin Yun


Die geheime Expansion von Militärbasen und Sondereinsätzen der Vereinigten Staaten von Amerika in Afrika hat einen neuen und leichtgewichtigen Stil der Kriegsführung in die Wege geleitet, der die nächste Phase des amerikanischen militärischen Imperialismus bilden wird.

Anders als die groß aufgemachte militärische „Achse nach Asien“ [siehe  „Pivot to Asia“ als im Anhang] der USA ist die starke Zunahme von Drohnen, Sonderkommandos, Söldneragenten, geheimen Stützpunkten, Stellvertreterkämpfern und Cyber-Kriegsführung das, was der Journalist Nick Turse als eine „neue Obamadoktrin des Fußabdrucks light“ bezeichnet, die „Krieg zu einer immer attraktiveren und scheinbar leichten Option zu machen scheint.


Ein neuer Kampfstil

Tag für Tag führen Eliteeinheiten der Vereinigten Staaten von Amerika geheime Einsätze in geschätzt 70 bis 90 Ländern durch. Laut Turse wurden Sondereinsatzkräfte in einem noch nie gesehenen Ausmaß in 147 Länder geschickt – 75 Prozent der Länder der Welt allein im letzten Jahr. Das bedeutet einen Zuwachs von 145 Prozent gegenüber den unter der Bush-Adminstration durchgeführten. [siehe dazu bitte das 1. Video!]

Konventionell mit großen Infanteriekräften und ausgewachsenen Invasionen fremder Länder geführte Kriege haben einem neuen Kampfstil Platz gemacht – einem, der zunehmend abhängig ist von Sondereinsatztruppen, Drohnen und privaten Kontraktoren (=Söldner, d.Ü.). Aufgrund der streng vertraulichen Natur von Spezialkommandos kann das Pentagon im Wesentlichen die militärischen Einsätze im Ausland vor der amerikanischen Öffentlichkeit geheim halten. Die Vereinigten Staaten von Amerika hatten seit dem Kalten Krieg immer Soldaten in Afrika, aber die Ausmaß der Expansion weist gefährlich auf ein Fehlen von Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Öffentlichkeit hin.

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Koschere Kampfdrohnen für den Krieg in Mali

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Von Israel lernen heißt siegen lernen

von Ulrich Gellermann, Berlin


Für eine üppige halbe Milliarde Euro leiht sich Frau von der Leyen jetzt Drohnen aus Israel. Das macht viel Sinn: Drohnen werden schon in Afghanistan eingesetzt. Unbewaffnet. Die neuen, vom Typ Heron TP, sind bewaffnet und wurden schon mal an den Palästinensern erprobt: Im letzten Gaza-Krieg meldete n-tv: „Israels Drohnen greifen nachts an“. Und doch hat man im Dunkeln die Toten zählen können. Nichts geht über praktische Ergebnisse im Waffen-Marketing: Unsere Drohnen haben schon Blut gesehen, die sind echt gut.
 

 

Eine Nebensächlichkeit wie das Grundgesetz, das Auslandseinsätze der Bundeswehr grundsätzlich verbietet – und dafür werden die Drohnen angeschafft – wird erst gar nicht mehr diskutiert. Trotzdem machen sich die GRÜNEN Sorgen. Deren Tobias Lindner fragt: „Was ist das Beste für die Truppe?“ Und stellt eine weitere scharfe Frage: "Ich möchte vom Bundesministerium für Verteidigung wissen: Ist die Entscheidung die getroffen wurde, tatsächlich die wirtschaftlichste?" Es gäbe wohl eine preiswertere Drohnen-Variante aus den USA. Welche Armee tötet besser? Quantitativ sicher die US-Armee, aber die israelische mordet verdeckter. Das ist natürlich für ein Ministerium, das sich mit dem Namen "Verteidigung" tarnt, eine angemessene Qualität.

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Bundesregierung verschärft Anti-Terror-Gesetze

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von Johannes Stern / wsws.org


Am Mittwoch beschloss das Bundeskabinett eine weitere Verschärfung der Anti-Terror-Gesetze. In ganz Europa benutzen die herrschenden Eliten die Terroranschläge in Brüssel und Paris als Vorwand, um einen Polizeistaat aufzubauen, wie dies in den Vereinigten Staaten nach den Anschlägen vom 11. September 2001 geschah.

In seinem offiziellen Statement zum Gesetzesentwurf brüstete sich Bundesinnenminister Thomas de Maizière mit dem Aufbau eines regelrechten Überwachungsstaats: „Wir haben die Vorratsdatenspeicherung eingeführt, wir haben das Personal der Bundespolizei und des Bundeskriminalamts verstärkt, wir haben in Europa eine neuen Richtlinie beschlossen für den Austausch von Fluggastdaten und für den Informationsaustausch zwischen Polizeibehörden.

Dies sei „alles gut“, fuhr de Maizière fort. Gleichwohl habe sich die Bundesregierung „nach den Anschlägen von Brüssel, von Paris und von Istanbul […] gefragt, wo gibt es noch Sicherheitslücken und was ist zu tun, um unsere Bevölkerung noch mehr zu schützen“. Er fügte drohend hinzu: „Wissen ist Macht. Und wir wollen den Terrororganisationen machtvoll begegnen und dazu gehört, dass wir unser Wissen miteinander teilen.

Der Gesetzesentwurf, den der Innenminister nun zügig durch den Bundestag bringen will, beinhaltet drei Kernpunkte: Dem Verfassungsschutz und der Bundespolizei werden mehr Befugnisse eingeräumt, der Datenaustausch mit ausländischen Geheimdiensten wird ausgeweitet und die Kommunikation über Prepaid-Telefone wird stärker kontrolliert und überwacht. In der Zusammenfassung des Entwurfs heißt es zudem, „Strafbarkeitslücken, die bei der Unterstützung der Weiterbetätigung verbotener Vereinigungen bestehen“, würden geschlossen.

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NEW YORK CITY - Amerika fällt auseinander.

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Krieg und Schulden sind die Ursache für unsere kaputten Eisenbahnen


von Eric S. Margolis


NEW YORK CITY - Amerika fällt auseinander. Jeder, der in diesem großen Land reist, weiß das. Diese große Stadt zerbröckelt. Ich habe Angst, die Unterwassertunnels nach Long Island oder nach New Jersey zu benützen. Unser lokaler Flughafen LaGuardia könnte in Zimbabwe stehen.

Die amerikanische Gesellschaft der Ziviltechniker warnt, dass zerbröckelnde Straßen, rostende Brücken, verfallende Eisenbahnanlagen und Transitsysteme dem Land jährliche Kosten in der Höhe von $129 Milliarden verursachen, dass durch zerfallende Infrastruktur $97 Milliarden im Jahr dazukommen, und dass dadurch entstandene Reiseverzögerungen sich auf jährlich $28 Milliarden belaufen.
 

 

Ich komme heute auf dieses skandalöse Thema, weil die Schweiz, ein kleines Land mit nur 8,2 Millionen Einwohnern, gerade den bemerkenswerten Gotthard-Basistunnel eröffnet hat, den längsten und tiefsten Eisenbahn- und Straßentunnel der Welt, der durch die höchsten Berge der Alpen gebohrt worden ist.

Ich war 1996 in der Schweiz, als mit dem 151,8 km langen (einschließlich der Nebenstollen) Tunnelprojekt begonnen wurde, und ich verfolgte dessen großartige Eröffnung diese Woche im Fernsehen. Das Projekt wurde ein Jahr früher als projektiert fertiggestellt und kostete $10,1 Milliarden. Die Schweizer sind so gut beim Aufpassen auf ihre Franken wie beim Bohren durch Berge aus Granit. Gestein im Ausmaß von fünf Gizeh-Pyramiden wurde aus dem Berg geholt.

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#Kinderarmut: Jedes siebte Kind in Deutschland von Hartz IV abhängig

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von Marianne Arens / wsws.org

Jedes siebte Kind unter fünfzehn Jahren ist in Deutschland von den Hartz-IV-Bezügen seiner Eltern abhängig. In Bremen und Berlin ist sogar fast jedes dritte Kind (31,5 Prozent) betroffen.

Diese alarmierenden Zahlen gehen aus Daten der Bundesagentur für Arbeit für das Jahr 2015 hervor, die die Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann (Die Linke) ausgewertet hat. Demnach waren im letzten Jahr im Schnitt über 1,5 Millionen Kinder von Hartz IV abhängig, 34.000 mehr als im Vorjahr. Deutlich spürbar ist das Armutsgefälle von West nach Ost: Während in Ostdeutschland insgesamt 20,3 Prozent der Kinder betroffen sind, sind es im Westen durchschnittlich dreizehn Prozent.
 

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Diese Zahlen umfassen aber noch lange nicht alle Kinder, die von staatlicher Unterstützung abhängig sind und damit in der Regel am unteren Rand des Existenzminimums leben. „Da kommen noch eine ganze Reihe anderer Kinder dazu“, sagte Heinz Hilgers vom Deutschen Kinderschutzbund im Dom-Radio. Wenn man die Familien berücksichtige, die zwar nicht von Hartz IV, aber von andern Leistungen, wie Kinderzuschlägen oder Wohngeld, abhängig sind, dann seien ungefähr 2,7 Millionen Kinder betroffen.

Es sei ein Skandal, fuhr Hilgers fort, dass der Staat für die Kinder der Reichen mehr bezahle als für die Kinder der Armen. Eltern mit normalem Einkommen könnten fast 300 Euro über den Kinderfreibetrag von der Steuer absetzen, bei den Armen werde das Kindergeld von knapp 200 Euro dagegen auf den Hartz-IV-Satz angerechnet. Laut Hilgers hat sich die Kinderarmut seit der Jahrtausendwende ungefähr verdoppelt.

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Das Grundgesetz verbietet die vorläufige CETA-Anwendung

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von Wilfried Pürsten, Berlin


Die vorläufige Anwendung nach EU-Recht unterscheidet sich wesentlich von dem herkömmlichen völkerrechtlichen Institut. Man könnte von einem Formenmißbrauch sprechen.

Als frühe Beispiele für vorläufige Anwendung völkerrechtlicher Verträge werden Friedensverträge (Vertrag von Osnabrück vom Oktober 1648), bilaterale Handels- und Wirtschaftsverträge, nach dem zweiten Weltkrieg zunehmend auch multilaterale Abkommen, wie das GATT von 1947 oder das Abkommen über die europäische Zahlungsunion (EZU) vom September 1950 genannt (Krenzler, Die vorläufige Anwendung völkerrechtlicher Verträge, Diss 1963, S. 16 ff).

Hauptgrund für die vorläufige Anwendung ist regelmäßig der, dass die in dem Vertrag geregelte Materie keinen Aufschub bis zur Ratifikation verträgt. Dies waren historisch zunächst Fälle, in denen die Entfernung zwischen den vertragsschließenden Parteien noch nicht durch moderne Nachrichtenübermittlung überbrückt werden konnten (Quadruple Alliance Vertrag zur Befriedung der Levante vom Juli 1840. Krenzler, S. 20); im 20. Jahrhundert stellte sich als neues Verzögerungsmoment das Mitwirkungsrecht der Parlamente heraus.

Die vorläufige Anwendung führt einerseits zu einer ebenso schnellen Inkraftsetzung wie bei der sofortigen Ratifizierung, wie sie andererseits an der traditionellen Ratifizierung als Vertragsvoraussetzung festhält. „Die vorläufige Anwendung verbindet die Vorteile der Inkraftsetzung mit Unterzeichnung mit Vorteilen der Inkraftsetzung durch Ratifikation“ (Krenzler S. 22). Es ging also stets um die Abwägung zwischen dem Erfordernis alsbaldiger Fixierung des Vertragsinhalts und der Sicherung der innerstaatlichen Interessen, also auch der Entscheidungsfreiheit des Parlaments.

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Bayern stoppt CETA – Bündnis STOP TTIP München!

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Bayerisches Bündnis für einen gerechten Welthandel mobilisiert gegen TTIP, CETA und TiSA. Eine Informationsoffensive gegen interessengeleitete Desinformation durch Staatsregierung, IHK und Handwerkskammern. Am 16.7.2016 von 14:00 bis 20:00 Uhr demonstrieren wir auf der Münchner Freiheit unter dem Motto "Bayern stoppt CETA!". Wir wollen CETA stoppen. Kommt zahlreich!


Aufwärts mit der EU: Das Schweigen der AfD zur europäischen Binnenflucht

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von Ulrich Gellermann, Berlin


Die Iren überholen die Deutschen! Nein, nicht im Biertrinken. Irland hat sich im Ranking der wettbewerbsfähigsten Länder der Welt von Rang 16 auf Rang 7 verbessert. Das arme Deutschland erreicht mit Mühe und Not nur den Platz zwölf. Irland? Das war doch das Land, in dem die Banken noch jüngst am Abgrund standen, wo ein kleiner weiterer Schritt gereicht hätte, dann wäre Irland einfach im Meer verschwunden. Jetzt ist das Land, dank der großzügigen EU-Banken-Hilfe, wieder ganz vorn. Das hat die Wirtschaftsuniversität IMD aus Lausanne festgestellt. Das ist so ein Laden, der unter anderem dem Nestlé-Konzern gehört.

Nach einer Recherche des „International Institute for Management Development“ haben auch ein paar andere europäische Armenhäuser echte Fortschritte gemacht: Seit Jahren wachsen die Volkswirtschaften in den drei baltischen Ländern Estland, Lettland und Litauen um jährlich 6 - 8 Prozent: Selbst „Spanien gehört zu den Ländern, die sich weiter verbessern."

Zugleich hat dieses gelobte Wirtschaftswachstum einen positiven Umwelteffekt: Die Länder werden leerer. Und wo weniger Menschen darin wohnen, wird die Umwelt weniger belastet. Das „Instituto Nacional de Estadística“ (INE), die spanische Statistikbehörde, teilte fröhlich mit, dass allein im vergangenen Jahr rund 125.000 Spanier ihrem Land den Rücken gekehrt haben. Auch in den baltischen Staaten machen immer mehr Bürger Platz für Luchs und Wolf. Selbst der seltene Schneehase nimmt wieder Quartier in Estland. In Litauen schätzten die Behörden die Zahl der Auswanderer seit 1990 auf mehr als 350.000 Personen. Das sind etwa 10 Prozent der Gesamtbevölkerung.

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#NATO raus! Alle nach Ramstein mobilisieren – über #Ramstein hinaus denken

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Thesen zum Aktionswochenende „Stopp Ramstein“ vom 10. - 12. 06. 2016

von Klaus Hartmann / Vors. des Deutschen Freidenker-Verbands

Beim Planungstreffen der Kampagne „Stopp Ramstein“ in Offenbach hat sich eine Arbeitsgruppe mit der Frage befasst, wie die unterschiedlichen Ansätze und Schwerpunkte innerhalb der Friedensgruppen mit dem Engagement für die Auflösung der Ramstein Air Base zusammengebracht werden können, und wie in diesem Prozess eine lebendige Diskussion der Akteure über weitergehende und grundsätzliche Ziele der Friedensbewegung in Gang gesetzt werden kann. Diesem Ziel sollen die folgenden Thesen dienen.

1. In den 1980er Jahren hatte die Friedensbewegung mit der Stationierung neuer atomarer Mittelstreckenraketen der USA in Westeuropa ein zentrales, verbindendes Thema, das zu einer bisher nicht dagewesenen Mobilisierung führte: über 4 Millionen Unterschriften unter den „Krefelder Appell“ und Hunderttausende bei Demonstrationen in Bonn, Stuttgart/Ulm, Mutlangen und Hasselbach/Hunsrück.

2. Seit den 1990er Jahren sind wir mit ständig neuen Kriegen der NATO bzw. von führenden NATO-Staaten geführten „Koalitionen“ konfrontiert. Mit der Aggression gegen Jugoslawien 1999 wurde der Krieg nach Europa zurückgebracht, nach dem 11.09.2001 wurde der permanente „Krieg gegen Terror“ ausgerufen, inzwischen wird das Ziel der Einkreisung Russlands und Chinas offenkundig. Von einer Ausnahme abgesehen, der Demonstration von über 500.000 in Berlin 2003 gegen den Irakkrieg, wurden die Proteste dagegen nicht massenwirksam. Die Friedensbewegung heute tritt zu ihren „traditionellen Demo-Tagen“ wie den Ostermärschen und dem Antikriegstag an die Öffentlichkeit, ansonsten bearbeiten verschiedene Initiativen und Organisationen ein breites Themenspektrum, verbunden mit der Tendenz zum Spezialistentum.

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Deutschland: Zweierlei Reaktion auf französische Streiks

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von Verena Nees / wsws.org


Die Streiks gegen das reaktionäre Arbeitsgesetz der sozialistischen Regierung von Präsident Hollande haben in Deutschland zweierlei Reaktionen ausgelöst: auf der einen Seite große Unterstützung und Sympathie unter Arbeitern und Jugendlichen; auf der anderen Seite Schrecken, Wut, antikommunistische Attacken und antifranzösische Ressentiments in den Leitmedien.

Wochenlang haben die großen Medien, Fernseh- und Radiostationen versucht, die französischen Ereignisse auszublenden oder als Jugendrevolte und ein paar Scharmützel der CGT-Gewerkschaft mit der Polizei abzutun.
 

 

Seit vergangener Woche, als sich die Streiks ausweiteten und Zehntausende in Frankreich und zugleich auch Tausende in Belgien gegen soziale Angriffe auf die Straßen gingen, ließ sich die Nachrichtensperre hierzulande kaum mehr aufrechterhalten.

SPIEGEL ONLINE brachte am Donnerstag früh zum Ausdruck, wie besorgt die deutsche Politik über diese Entwicklung ist. Unter der Überschrift „Frankreich auf den Barrikaden“ beschwört der Artikel die „chaotischen Zustände“ im Nachbarland. Der Bericht zitiert die „bange“ Frage auf dem Titelblatt der Tageszeitung Le Parisien: „Vor der totalen Lähmung?“ und verweist auf das Ergebnis einer IFOP-Umfrage, nach der zwei Drittel der Franzosen in den nächsten Monaten „eine soziale Explosion“ erwarten.

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Diskriminierungsgesetz in North Carolina: Her mit der Transgender Massen-Einheits-Latrine

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von Egon W. Kreutzer


George Lukács (ungarischer Philosoph, 1885 - 1971) benannte die Zerstörung der Vernunft als wesentlichstes Kennzeichen der Dekadenz. Er sieht darin vor allem: "… das Schwanken zwischen feinstem Nuancensinn, wählerischster Überempfindlichkeit und plötzlich hervorbrechender, oft hysterischer Brutalität …".

In den USA, deren grausame Kriege die Welt in Atem halten, wo Nichtweiße immer noch Opfer ungerechtfertigter Polizeigewalt werden, wo - mit steigender Tendenz - Millionen von Menschen darauf angewiesen sind, dass der Staat ihnen mit "Essensmarken" das Überleben sichert, ausgerechnet dort ist ein absurder Streit darüber ausgebrochen, ob der Staat North Carolina gesetzlich vorschreiben darf, dass öffentliche Toiletten für Herren und Damen nur jeweils von jenen Menschen benutzt werden dürfen, deren in den Identitäspapieren ausgewiesenes Geschlecht zu den jeweiligen Kennzeichnungen an den Toilettentüren passt.
 

 

Ein "Scheißhausgesetz", das inzwischen zu einem handfesten Streit zwischen dem Justizministerium in Washington und dem Staat North Carolina geführt hat, in dem mit "dem Schwanken zwischen feinstem Nuancensinn, wählerischster Überempfindlichkeit und plötzlich hervorbrechender Brutalität" um etwas gerungen wird, dessen Sinn und Zweck über der gottverdammten Transgenderei vollkommen in Vergessenheit geraten ist.

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Hautfarbe und Klassenzugehörigkeit in der Geschichte Amerikas

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Eine Antwort auf eine falsche Erklärung für das Phänomen Donald Trump


von Niles Niemuth / wsws.org


Vor kurzem erschien in der New York Times ein Gastkommentar von Bryce Covert, Leiterin des Wirtschaftsressorts von ThinkProgress und Bloggerin des Magazins The Nation. Der Titel der Online-Version lautete: „Macht Amerika wieder groß für die, für die es bereits groß war.“ ( NYT-Artikel)

Der Artikel, den die Times als wichtigen Beitrag zum aktuellen Zustand der amerikanischen Politik bezeichnet, macht allerdings deutlich, dass die von der geistlosen postmodernistischen und feministischen Ideologie geprägte Absolventin der Brown University und der Typus des privilegierten Kleinbürgers, den sie verkörpert, die Geschichte des Klassenkampfes in den Vereinigten Staaten nicht einmal ansatzweise kennen.

Glaubt man Covert, so begrüßen weiße Männer das Versprechen des Republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump, Amerika „wieder groß“ zu machen, weil sie sich nach einer Periode der amerikanischen Geschichte zurücksehnten, die ein halbes Jahrhundert zurückliegt. Damals seien sie auf Kosten von Afroamerikanern und Frauen in den Genuss staatlicher Wohltaten gekommen.

Für Trump ist es wichtig, wem die Regierung hilft, nicht, ob sie überhaupt hilft“, schreibt Covert. „Er verspricht, das Land wieder groß zu machen für die Leute, für die es bereits groß war.

Fragt man seine Anhänger, so sagen sie, dass das Leben für Leute wie sie in den letzten 50 Jahren schlechter geworden ist. Aus Sicht der Fans von Trump, die überwiegend weiß und männlich sind, war Amerika vor einem halben Jahrhundert bestimmt größer als heute. Und tatsächlich, es war sehr groß – für sie“, schreibt Covert.

Um ihre Behauptung zu beweisen, präsentiert Covert eine falsche Lesart der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Danach wurden Rechte und Privilegien in einem erbitterten Konkurrenzkampf zwischen den Rassen und Geschlechtern gewonnen oder verloren. Mit Beginn des New Deal in den 1930er Jahren und bis in die unmittelbare Nachkriegszeit, so behauptet sie, habe die amerikanische Regierung ein soziales Netz geschaffen, das weißen Männern nutzen sollte, und dabei vorsätzlich die Mehrheit der Frauen sowie Minderheiten ausschloss.

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Eurogruppe: Zuckerbrot und Peitsche für #Griechenland

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von Leo Mayer via isw (Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.)


Von einem „großen Durchbruch“ sprach Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem nach der Verhandlungsrunde am Dienstag. 10,3 Mrd. Euro erhält Griechenland. In zwei Tranchen. Vielleicht. Schuldenerleichterung gibt es auch. Irgendwann, vielleicht. Das Statement der Eurogruppe ist voller „Vieldeutigkeiten“, allerdings nicht „konstruktiver“.

Nach elfstündiger Verhandlung um drei Uhr am Morgen des 25. Mai einigten sich die Eurofinanzminister mit dem griechischen Finanzminister Euklid Tsakalotos. Griechenland erhält Kredite in Höhe von 10,3 Milliarden Euro in zwei Tranchen aus dem Euro-Rettungsschirm ESM. Die erste Tranche in Höhe von 7,5 Milliarden Euro könnte es schon in der zweiten Juni-Hälfte geben, wenn die nationalen Parlamente – auch der deutsche Bundestag – zustimmen. Die zweite Tranche soll es geben, wenn Griechenland weitere ‚Reformen‘ umgesetzt hat.
 

 

Ob der IWF mitmacht, ist nach wie vor offen. Die Bundesregierung besteht darauf, dass der IWF an Bord bleibt. Ohne IWF-Beteiligung keine Gelder aus Deutschland, sagen Merkel und Schäuble. Der IWF wiederum macht seine Teilnahme von der nachhaltigen Zahlungsfähigkeit Griechenlands abhängig und beharrt deshalb auf einer wirksamen Schuldenerleichterung, die zudem „an keine Bedingungen geknüpft“ sein dürfe – wie es in einer neuen Studie des IWF heißt, die er kurz vor der Tagung der Eurogruppe veröffentlichte. Ein rotes Tuch für Schäuble. „Keine Diskussion über Schuldentlastung vor den deutschen Wahlen 2017“, ließ er kategorisch wissen. Danach kann man den deutschen WählerInnen mitteilen, dass das Geld in den Konten der europäischen Banken unwiederbringlich versenkt worden ist. So wie es der ehemalige griechische Finanzminister Varoufakis immer wieder sagte.

Und so beschlossen die Euro-Finanzminister – in Wirklichkeit Schäuble und der IWF -, dass Griechenland ein Zuckerbrot erhält und gleichzeitig die Peitsche der weiteren Erpressung geschwungen wird.

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#Griechenland: Die Ausplünderung eines Landes und seiner Menschen

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Wir haben das räuberische Stadium des Kapitalismus erreicht

Deutschlands Angriff auf den IWF

von Paul Craig Roberts

Nachdem es erfolgreich die EU für die Bezwingung der Griechen benützt hat, indem es die „linke“ griechische Regierung zu einer Spielfigur der deutschen Banken gemacht hat, findet Deutschland jetzt, dass der IWF seinen Plänen im Weg steht, Griechenland bis zum Gehtnichtmehr auszuplündern.

Die Statuten des IWF verhindern, dass die Organisation Geld an Länder verleiht, die den Kredit nicht zurückzahlen können. Aufgrund der Tatsachen und Analysen ist der IWF zum Schluss gekommen, dass Griechenland nicht zurückzahlen kann. Daher will der IWF Griechenland kein Geld leihen, um mit diesem die privaten Bank zurückzuzahlen.
 

Der IWF sagt, dass Griechenlands Gläubiger, von denen viele keine Kreditgeber sind, sondern einfach griechische Schulden in der Hoffnung auf Profite billig aufgekauft haben, einen Teil der griechischen Schulden abschreiben müssen, um die Schulden insgesamt auf einen Stand zu bringen, den die griechische Wirtschaft bedienen kann.

Die Banken wollen nicht, dass Griechenland imstande ist, seine Schulden zu bedienen, da die Banken darauf aus sind, Griechenlands Zahlungsunfähigkeit auszunutzen, um Griechenland seiner Güter und Ressourcen zu berauben und um das Sozialsystem abzuschaffen, das im 20. Jahrhundert errichtet worden ist. Der Neoliberalismus hat vor, den Feudalismus wieder einzuführen – ein paar Räuberbarone und viele Leibeigene: das Eine Prozent und die 99 Prozent.

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Recep Tayyip #Erdoğan - Tyrannosaurus rex: Nach Aufhebung der Immunität

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Bleiben jetzt nur noch die Berge?


von Kerem Schamberger via isw (Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.)


Am vergangenen Freitag, den 20.05.2016 war es soweit; die monatelange Debatte um eine Aufhebung der Immunität von Parlamentsabgeordneten in der Türkei ist zu einem Ende gekommen: mit 376 Stimmen wurde die Verfassungsänderung zur Immunitätsaufhebung vom türkischen Parlament angenommen. Nun könnte man argumentieren, dass dies ja alle Parlamentarier betreffen wird und nicht nur die Abgeordneten der linken Demokratischen Partei der Völker (HDP). Das stimmt, aber Deniz Yücel schreibt in Die Welt richtig, dass die meisten Strafverfolgungsanträge gegen die HDPler viel schwerer wiegen,

als die gegen die 88 Abgeordneten aus allen übrigen Fraktionen: Propaganda für eine Terrororganisation, Mitgliedschaft, gar Gründung einer solchen. Insgesamt hatten sich bis zum 24. Dezember vergangenen Jahres aus der laufenden und früheren Legislaturperioden 330 Anträge auf Aufhebung der Immunität angesammelt, darunter 182 gegen Abgeordnete der HDP.

Noch während der Parlamentsdebatte am Freitag wurden alleine acht neue Anträge auf Aufhebung der Immunität gegen Abgeordnete, darunter gegen die junge Nichte Abdullah Öcalans und HDPlerin, Dilek Öcalan, gestellt. Die Anklagen sind dabei auffällig unprofessionell und schnell zusammengeschustert. Teilweise wird einfach eine Rede von HDP-Abgeordneten im vollen Wortlaut zitiert und dann darunter „Das erfüllt den Straftatbestand der Propaganda für eine Terrororganisation“ geschrieben.

Das diese juristisch unhaltbaren Anklagen vor türkischen Gerichten keinen Bestand haben werden ist unsicher, zu stark ist mittlerweile die Kontrolle und Durchsetzung des Justizsystems durch die AKP-Regierung und Erdoğan-Handlanger. Und so müssen wir uns in den nächsten Wochen auf die Inhaftierung ranghoher HDP-Abgeordneter einstellen. Mit Kamuran Yüksek, Ko-Vorsitzender der Partei der Demokratischen Regionen (DBP), der kurdischen Partei innerhalb der Bündnispartei HDP, wurde vor zwei Wochen bereits einer der wichtigsten Repräsentanten der vielfältigen kurdischen Freiheitsbewegung inhaftiert. Er besitzt zwar kein Abgeordnetenmandat, die Inhaftierung macht aber deutlich, dass türkische Sicherheitskräfte und Richter nun nicht mal mehr vor Spitzenpolitikern zurückschrecken.

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Die LINKE und die Religionen

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Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom


von Ulrich Gellermann, Berlin


„Was glaubst Du?“ – „Ich glaube, dass ein Kilo Rindfleisch eine gute Brühe macht!“ Dieser alte Spruch aus dem Volksmund wird Ende Mai auf dem Magdeburger Parteitag der Linkspartei neu verhandelt. Natürlich wortreicher, feiner, parlamentarisch ziseliert. Und während sich die linke Partei weitgehend aus den gesellschaftlichen Debatten, wenn sie denn nicht in Parlamenten stattfinden, verabschiedet hat, blitzt in zwei Anträgen des Parteitages noch einmal ganz kurz eine Ahnung von Grundsätzen, von der Wirklichkeit außerhalb der Parlamente auf: Der sächsische Landesverband will die „konsequente Trennung von Staat und Religionen in der Bundesrepublik“ per Antrag erreichen und der linksparteilich mächtigen Bodo Ramelow, unterstützt von Petra Pau und anderen, will statt dessen die „Einsetzung einer religionspolitischen Kommission des Parteivorstandes.
 

 

So machen es die herkömmlichen Parteien seit Jahr und Tag: Liegt ein Antrag auf einem Parteitag irgendwie quer, basteln die herrschenden Parteikreise schnell einen eigenen Antrag, der einen kleinen Kompromiss verheisst, die ganze Sache einer Kommission zuschiebt und den Burgfrieden in der Organisation wieder herstellt. Dass der Thüringer Linksparteichef und Ministerpräsident Bodo Ramelow die Parteikreise zunehmend beherrscht, ist an einem anderen Ritual des linken Parteitages zu erkennen: Der Mann darf als Zweiter sprechen - nach dem männlichen Parteivorsitzenden Bernd Riexinger und der weiblichen Chefin Katja Kipping.

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Merkels Besuch bei Erdoğan

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von Peter Schwarz / wsws.org


Die unmenschliche Behandlung der Flüchtlinge“, schrieben wir Anfang März auf der World Socialist Web Site, „kündigt an, was Arbeiter und Jugendliche in Zukunft zu erwarten haben“. Das hat der Türkeibesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag bestätigt.

Merkel versuchte, den Flüchtlingsdeal zu retten, den die Europäische Union auf deutschen Druck mit Ankara vereinbart hat. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, mit dem sie sich in Istanbul zu einem einstündigen Gespräch traf, verlangt als Gegenleistung, dass die EU die Errichtung eines autoritären Präsidialregimes hinnimmt, die er mit großer Energie vorantreibt.
 

 

Laut offiziellem Gesprächsprotokoll drohte Erdoğan, das türkische Parlament werde das Rücknahmeabkommen für Flüchtlinge nicht ratifizieren, falls die EU weiterhin auf der Entschärfung der umstrittenen Terrorgesetze als Voraussetzung für die Visafreiheit für türkische Staatsbürger beharrt, die sie Ankara als Gegenleistung anbot.

Die Antiterrorgesetze dienen Erdoğan dazu, oppositionelle Politiker und Journalisten auszuschalten, die das Vorgehen der türkischen Armee gegen die Kurden und seine Rolle im Syrienkrieg kritisieren. Bereits eine harmlose Meinungsäußerung kann als Terrorpropaganda verfolgt werden und jahrelange Haftstrafen nach sich ziehen.

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Die „Festung Europa“ als Weg in die Barbarei

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von Conrad Schuhler (isw München) und Jens Wernicke (NachDenkSeiten)


Grenzen zu und schneller abschieben, diese Forderung wird immer lauter. Seit den Anschlägen von Paris setzen Europas politische Eliten auf Abschottung. Die Verantwortung für die „Große Flucht“ wird ebenso verdrängt wie deren Ursachen.

⇒ Wie real sind die Ängste, die in der Bevölkerung durch Schreckensszenarien geschürt werden?

⇒ Mit welchen Fluchtbewegungen haben wir es zu tun?

⇒ Wie ist ihre starke Zunahme zu erklären?

⇒ Und wodurch sind sie ausgelöst?

In den Blick geraten die Kriege des Westens mit dem von ihnen produzierten Terrorismus; Armut, Hunger und Verelendung in weiten Teilen der sogenannten Dritten Welt, verursacht durch eine „Wirtschaft, die tötet“, so Papst Franziskus; verheerende Umweltschäden im Zuge des globalen Klimawandels, hervorgerufen vor allem durch die Industrieländer. Zu diesen Fragen sowie dazu, was zu tun ist, um diese realen Fluchtursachen zu überwinden und den darunter leidenden Menschen neue Lebensperspektiven zu eröffnen, sprach Jens Wernicke mit Conrad Schuhler, Autor der soeben erschienenen Analyse „Die Große Flucht“.


Jens Wernicke: Herr Schuhler, soeben erschien Ihr neues Buch „Die große Flucht: Ursachen, Hintergründe, Konsequenzen“ im PapyRossa-Verlag. Warum dieses Buch? Was ist Ihre Intention?


Conrad Schuhler: „Flucht“ wird eine der Haupt-Determinanten der Weltpolitik der nächsten Jahrzehnte sein, denn die Globalisierung ist an einem Punkt angekommen, wo die zentralen Widersprüche unserer Tage aufeinanderprallen.

Der erste dieser Widersprüche ist der zwischen dem Norden, der „reichen Welt“, und der armen Welt, dem Süden. Dort müssen heute 60 Millionen, bald Hunderte Millionen ihre Regionen verlassen; wegen Krieg, wegen Hunger, wegen Umweltkatastrophen. Alles Faktoren, für die der Norden im Wesentlichen verantwortlich ist, inklusive des Terrors, der u.a. Syrien, Afghanistan und Irak zerreißt, diese Länder, aus denen die große Mehrzahl der Flüchtenden nach Deutschland kommt. Als Brzezinski, dem früheren Sicherheitsberater des US-Präsidenten, vorgehalten wurde, die USA hätten die Taliban doch erst hochgebracht, erwiderte er: Was wollen Sie denn, dafür haben wir die Sowjetunion ins Grab gelegt.

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Alexander Van der Bellen: Österreich hat einen Präsidenten mit russischen Wurzeln

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von Lothar Deeg, Sankt Petersburg

Alexander Van der Bellen ist mit hauchdünner Mehrheit zum österreichischen Bundespräsidenten gewählt worden. Auch wenn sein Name holländisch klingt: Seine Vorfahren gehörten zum russischen Adel – und er selbst wurde als estnischer Staatsbürger geboren.

Ursprünglich geht der Familienname "Van der Bellen" allerdings schon auf einen Holländer zurück: Ein Glaser dieses Namens, so die Familienlegende, zog 1763 ins russische Reich – wie so viele Fachkräfte, Handwerker und Bauern aus Mitteleuropa in dieser Zeit. Seine Nachkommen arbeiten sich hoch – und rücken schließlich in den erblichen russischen Adelstand auf. Das geschah in Russland damals automatisch, wenn sich jemand aufgrund seiner Verdienste oder seiner Position im Staatswesen auf der offiziellen Rangliste beispielsweise bis zum Titel eines Geheimen Staatsrates aufgestiegen war.
 

 

Ein Alexander von der Bellen, der Großvater des nun frisch gewählten österreichischen Staatsoberhaupts, lebte im westrussischen Pskow und leitete seit 1913 den örtlichen Semstwo, ein Selbstverwaltungsorgan der Großgrundbesitzer, berichtete die ZEIT im März in ihrer Österreich-Ausgabe in einem Artikel über die Familiengeschichte des grünen Präsidentschaftskandidaten. [ Artikel b. ZEIT ONLINE].

Großvater war Regierungs-Chef in Pskow

Nach der Februarrevolution 1917 übernimmt der liberal eingestellte Aristokrat im Auftrag der neuen bürgerlichen Machthaber die Leitung der Lokalregierung in Pskow. Noch vor der Oktoberrevolution tritt er zurück, aus gesundheitlichen Gründen. Pskow wird zunächst von deutschen Truppen besetzt, doch im Sommer 1919 rücken auch hier die Bolschewiken ein. Die adelige Familie "Von der Bellen" mit den drei Söhnen Georg, Alexander und Konstantin entschließt sich kurz vorher zur Flucht ins nahe Estland – das zu dieser Zeit gerade seine Unabhängigkeit erlangt.

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Syrien-Warfare: Mit Kurs auf das Ende der Genfer Verhandlungen

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von Thierry Meyssan / voltairenet.org


Washington und Moskau ist es gelungen, ihre Abmachung über Syrien aufrechtzuhalten, nachdem John Kerry seinem russischen Kollegen versicherte, dass die Waffenlieferungen des Pentagon im April an al-Qaida und an Daesch aufgrund eines alten Programms erfolgten, das heute aufgegeben ist. Angesteuert wird ein Stopp der Genfer Verhandlungen und die Wiederaufnahme intrasyrischer Gespräche ohne die pro-Saudis und mit Beteiligung der Kurden.

Das Engagement der Vereinigten Staaten in Syrien ist weiterhin unüberschaubar. Während John Kerry am 22. Februar 2016 eine Einstellung der Feindseligkeiten ausgehandelt und Russland seine Jagdbomber abgezogen hatte, setzte die Türkei – ein NATO-Mitglied – ihre Unterstützung für Daesch fort.
 

 

Am 8. März übergab Russland dem Sicherheitsrat einen Bericht, der Ankara beschuldigt, den Antiquitätenhandel zum Vorteil von Daesch zu kontrollieren [1]. Am 18. März folgte ein zweiter Bericht, der Ankara beschuldigt, Waffen und Munition an Daesch zu liefern [2]. In beiden Fällen „entkräftete die Türkei vollständig“ diese Anschuldigungen und klagte Russland an, ein Ablenkungsmanöver durchzuführen, um „die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft von den zivilen Verlusten, dem Chaos und den beträchtlichen Zerstörungen abzuwenden, die durch die syrische Regierung und die russischen Militäroperationen in Syrien verursacht werden“. Der russische Generalstab blieb unbeirrt und deckte auf, dass Ankara soeben 9.000 neue Dschihadisten nach Syrien hineingelassen hatte. Allerdings könnte man auch meinen, dass die Türkei eigenständig ohne Rückmeldung an die Vereinigten Staaten gehandelt hat.

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#Merkel zum Kotau nach Ankara: Appeasement-Politik gegenüber #Erdoğan

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von Ulrich Gellermann, Berlin


Da flog sie hin die Kanzler-Darstellerin: Nach Ankara. Gerade erst hatte sich das türkische Parlament – unter dem Druck von Feme, Gefängnis und auch eigener Dummheit – selbst kastriert und die Immunität von Abgeordneten aufgehoben. Doch Angela Merkel belohnt diesen weiteren Schritt in die Erdoğan-Diktatur mit einem Kotau vor Ankara. Die Aufhebung der Immunität von 138 Abgeordneten, die den Weg zur Liquidierung der türkischen Verfassung ebnen soll, hat eine grausige Ähnlichkeit mit dem am 23. März 1933 von den Nazis dem Reichstag abgepressten „Ermächtigungsgesetz“, das die Weimarer Verfassung beerdigte. Und die Reise der Merkel in die Türkei in dieser Situation ist durchaus vergleichbar mit der Münchener Appeasement-Konferenz von 1938, mit der die Westmächte dem „Führer“ freie Hand gegen die Tschechoslowakei gaben. Der britische Premierminister Neville Chamberlain sagte damals nach seiner Rückkehr: „Nun gehen Sie nach Hause und schlafen Sie ruhig und gut.“ Von Merkel werden wir ähnlich dumme Beschwichtigungs-Floskeln hören.
 

 

Mit dem Merkel-Türkei-Besuch in dieser Situation bekommt Erdoğan freie Hand gegen die Kurden und jene Türken, die sich noch nicht seinem Diktat untergeordnet haben. Und wie weit diese freie Hand des neuen Sultans gegenüber Syrien reichen wird – wenn ihm niemand Einhalt gebietet – ist zu ahnen. Schon heute ist dem Erdoğan-Regime die syrische Grenze bedeutungslos. Seit Jahren will man die kurdischen Gebiete in Syrien heim ins osmanische Reich holen. Und da die aktuellen türkischen Interessen kaum mit denen der USA und des offiziellen Deutschland kollidieren, sind die Folgen für die syrische Souveränität noch gar nicht abzusehen.

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#Schweiz, Syrien, Staatsmedien und @srfpascalweber

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von Dominic H auf Twitter: @domihol


Jeder moderne Krieg braucht die rhetorische Hau-drauf-Mentalität gegen den Feind. Schimpfen, Weghören und Kommunikationsverweigerung werden zu Tugenden. Dann herrscht auch der Meinungs-Journalismus. Der Kommunikationsraum, der sich in Opposition zum Juste Milieu etablieren möchte, wird zur Zone des Bösen erklärt. Das wird oft bis hin zur ernsthaften Störung des Verhältnisses von Repräsentanten und Repräsentierten getrieben. Wenn etwas dann doch in die Hose geht, wird der Meinungs-Journalismus zum Schweige-Journalismus.

Nicht erst seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 lügt sich der Washingtoner Hegemon seine Kriege zurecht. Heute ist Syrien dran und auch die Schweiz ist nicht unbeteiligt. Eine detaillierte Analyse des gesamten Journalismus innerhalb gebührenfinanzierter, helvetischer Staatsmedien wäre hier zu ambitiös. Soziale Medien und vor allem der bei Journalisten so beliebte Mikroblogging-Dienst ‹Twitter› erlauben es mir jedoch einen Einblick zu bieten. Historische Amnesie und Einseitigkeit braucht eben oft nur 140 Zeichen, um sich zu zeigen.


Der Syrien-Krieg der Schweiz

Zuerst muss die Frage beantwortet werden, ob die Schweiz gar in Syrien ihre weithin glänzende Neutralität angekratzt und womöglich die Schoggi glasierte Unschuld verloren haben könnte. Monatelang hatten sich seit Januar 2012 bis zu fünfzig syrische Regierungsgegner unterschiedlichster Gruppierungen heimlich in der deutschen Hauptstadt Berlin getroffen. Organisiert wurden die Treffen vom US-amerikanischen (kein Witz) ‹Institut für Frieden›, USIP, (das faktisch ein Ableger des US-Aussenministeriums ist) und der deutschen ‹Stiftung Wissenschaft und Politik›,SWP, (Berater der deutschen Bundesregierung in Fragen der Aussenpolitik). Für den Tagungsort sprach angeblich, dass dort Gestalten aus dem islamistischen Spektrum weniger auffallen würden, als in den USA. Unter den Teilnehmern befanden sich nämlich neben Vertretern der bewaffneten Milizen auch Mitglieder der ‹Muslimbruderschaft›, welche als die einflussreichste sunnitisch-islamistische Bewegung im Nahen Osten gilt. Mitgliedschaft wird - wie bei der Mafia - meist diskret behandelt.

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PRO ASYL: EU-Türkei-Flüchtlingsdeal muss beendet werden

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Inhaftierungen, Abschiebungen, kein Zugang zum Asylverfahren: Der EU-Türkei-Deal hat an Europas Grenzen zu rechtlosen Zuständen geführt. PRO ASYL hat die fatalen Folgen des Deals in einem Bericht dokumentiert und fordert anlässlich der Reise der Bundeskanzlerin in die Türkei am 22. Mai die Aussetzung des EU-Türkei-Abkommens.

Unsere Dokumentation zeigt: Die ersten Auswirkungen übersteigen unsere schlimmsten Befürchtungen. In die Türkei Zurückgeschobene werden inhaftiert. Die Möglichkeit, Asylanträge zu stellen, gibt es faktisch nicht. Die Inhaftierten werden gezwungen, ihre Zustimmung zur freiwilligen Ausreise zu erklären. Ansonsten droht ihnen monatelange Haft.
 

 

Auf den griechischen Inseln sitzen Mitte Mai mehr als 8.300 Menschen fest – mehrere Tausend sind inhaftiert. Die Haftlager und provisorischen Unterkünfte sind völlig überfüllt, die hygienischen Verhältnisse katastrophal und die Essenversorgung absolut defizitär.

Zu diesem Schluss kommt auch Human Rights Watch in einem aktuellen Bericht vom 19. Mai 2016. HRW beschreibt die Situation in den griechischen Hotspots als chaotisch und gefährlich, insbesondere für Frauen und Kinder. Bei Auseinandersetzungen in den Haftlagern zieht sich die Polizei immer häufiger zurück. Unter diesen chaotischen Verhältnissen ist die körperliche Integrität der Schutzsuchenden nicht mehr gewährleistet. Auch unsere Mitarbeitenden sprechen von einer Situation, die außer Kontrolle geraten sei.

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Süddeutsche Zeitung fordert „Abschreckung gegen Russland“

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von Johannes Stern / wsws.org


Vor dem NATO-Gipfel in Warschau Anfang Juli werden die Stimmen der professionellen Kriegstreiber in den deutschen Leitmedien wieder lauter. Sie unterstützen die NATO-Aufrüstung in Osteuropa und fordern ein hartes Vorgehen gegen Russland.

Ein typisches Beispiel dafür ist der gestrige Leitartikel der Süddeutschen Zeitung mit dem Titel „NATO - zurück zur Abschreckung“ von Daniel Brössler. Zusammen mit seinem Kollegen Stefan Kornelius gehört er zu den Redakteuren des Blatts, die seit dem Beginn der Ukraine-Krise aggressiv gegen Russland hetzen und das Gift des Militarismus verbreiten.
 

 

Brösslers Kommentar gipfelt in der Aussage, dass die NATO „im Osten mit einem Gegenspieler rechnen“ müsse, „der auf die Erosion des Westens baut“. Das Militärbündnis müsse „sich darauf einstellen, in Zukunft getestet zu werden. Ob es dann bestehen wird, hängt nicht zuletzt davon ab, wie es sich jetzt vorbereitet.“ Mit anderen Worten: die NATO muss in Osteuropa massiv aufrüsten und sich auf einen möglichen Krieg gegen Russland vorbereiten, den sie auch gewinnen kann!

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Der Finanz-Tsunami nimmt seinen Lauf

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Von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“


Die relative Ruhe an den Finanzmärkten in den vergangenen Wochen und Monaten hat viele Menschen glauben lassen, die Lage habe sich nach den Turbulenzen zu Jahresbeginn entspannt und sei doch nicht so ernst ist wie zunächst angenommen. Sie irren. Die gegenwärtige Lage ist erheblich instabiler als zu irgendeinem Zeitpunkt seit der Jahrtausendwende und birgt erhebliche Gefahren in sich.

Acht Jahre sind vergangen, seit das globale Finanzsystem unmittelbar vor dem Zusammenbruch stand. Statt die Schuldigen - skrupellose Spekulanten in den Führungsetagen der Finanzindustrie – zur Rechenschaft zu ziehen, erklärten die Regierungen in aller Welt die großen Finanzinstitute für systemrelevant und retteten sie mit Hilfe von Steuergeldern, also dem Geld arbeitender Menschen. Um die dadurch entstandenen riesigen Löcher in den Staatshaushalten zu stopfen, bürdeten sie die Folgen dieser Politik ebenfalls der arbeitenden Bevölkerung auf. Unter dem Banner der Austeritätspolitik senkten sie deren Lebensstandard und zwangen sie, Einbußen aller Art hinzunehmen.


Die Verursacher der Krise wurden sogar noch belohnt

Die Verursacher der Krise dagegen wurden für ihr Verhalten sogar noch belohnt. Für sie wurden riesige Mengen an Geld geschaffen, das ihnen bis heute zu immer niedrigeren Zinssätzen zur Verfügung gestellt wird. Statt es - wie von der Politik zur Täuschung der Öffentlichkeit behauptet - für neue Investitionen und damit zur Ankurbelung der Realwirtschaft zu benutzen, setzt die Finanzindustrie den Löwenanteil des Geldes auch nach dem Beinahe-Crash wieder zur Spekulation an den Finanzmärkten ein. In der Gewissheit, „too big to fail“ zu sein und im Notfall erneut gerettet zu werden, haben die Banker ihre spekulativen Aktivitäten seit 2008 sogar ausgeweitet und gehen heute größere Risiken ein als zuvor.

Der Finanzsektor, der das System damals existentiell bedroht hat, wuchert deshalb unkontrolliert weiter. Die Realwirtschaft dagegen stagniert und schrumpft, da ihr durch der den Finanzsektor das Blut in Form von Kapital entzogen wird und auch die Nachfrage auf Grund der austeritätsbedingten geringeren Einkommen zurückgeht. Das wiederum führt dazu, dass die Kluft zwischen denen, die von ihren Vermögen leben, und denen, die von ihrer Arbeit leben müssen, immer größer wird.

Inzwischen hat die Entwicklung jedoch eine neue Stufe erreicht, da die bisherigen Maßnahmen nicht mehr richtig greifen oder neue Risiken mit sich gebracht haben: Jahrelanges Gelddrucken hat zur Entwertung des Geldes und zur Inflation geführt - nicht in der Realwirtschaft, sondern an den Anleihen-, Aktien- und Immobilienmärkten, in die das frische Geld größtenteils geflossen ist. Unterstützt durch das parasitäre Verhalten der großen Marktteilnehmer (zum Beispiel das Rückkaufen eigener Aktien durch das Management von Großkonzernen zum Zweck der Erhöhung der eigenen Boni), haben sich riesige Blasen gebildet, die jederzeit platzen und zu einer Panik an den Märkten führen können.

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Bündnis 90 Die Grünen: Eckpunkte zur Inneren Sicherheit

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Die Grünen rufen nach Polizeistaat


von Marianne Arens / wsws.org


Die Bundestagsfraktion der Grünen fordert eine massive Aufstockung der Polizei und der Sicherheitsdienste. Unter dem Titel „Mehr Sicherheit durch Rechtsstaatlichkeit“ hat sie am 10. Mai einen elfseitigen Fraktionsbeschluss mit so genannten „Eckpunkten zur Inneren Sicherheit“ vorgelegt, in denen sie für eine allgegenwärtigen, schlagkräftige Bundespolizei und eine europaweit vernetzte Geheimdienstüberwachung eintritt.

Eine „personell, technisch und konzeptionell gut ausgestattete und gut ausgebildete Polizei“ müsse „das Herzstück deutscher Sicherheitspolitik und der Terrorismusbekämpfung“ sein, heißt es in dem Entwurf, den Konstantin von Notz, der Innenpolitische Sprecher der Grünen, im Bundestag vorlegte. „Wir setzen auf eine starke Polizei […] Dafür braucht es personelle Stärkung, modernste Ausstattung und gute Polizeiarbeit aus einer Hand.

In ihrem Appell für eine moderne Polizeistruktur kritisieren die Grünen die Berliner Regierung von rechts: „Viel zu spät hat die Regierung Merkel erkannt, wie gefährlich es war, Stellen bei der Bundespolizei abzubauen“, heißt es. Die 3000 Stellen, die die Regierung jetzt bei der Bundespolizei neu schaffen wolle, reichten bei weitem nicht aus. „Die Koalition aus CDU/CSU und SPD setzt bei ihrer Sicherheitspolitik auf Rezepte aus dem letzten Jahrhundert“, so die Grünen. Notwendig sei es dagegen, „die Aufgaben von Polizei, Bundespolizei und Nachrichtendiensten neu [zu] bestimmen“.

Der Forderungskatalog der Grünen liest sich wie eine Blaupause für den Aufbau eines modernen Polizei- und Überwachungsstaats. Das Papier plädiert für „eine Neuorganisation der Polizei des Bundes bis 2025“. Es müsse „Schluss sein mit ineffizientem Nebeneinander von Bundespolizei, Zollpolizei und Bundeskriminalamt. Wir wollen die kriminalpolizeilichen Aufgaben des Bundes auf einheitlicher gesetzlicher Grundlage beim Bundeskriminalamt (BKA) konzentrieren.

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St. Petersburg: Duma will Minihotels und Hostels weitgehend verbieten

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von Lothar Deeg, Sankt Petersburg


In St. Petersburg, der „Hauptstadt der Minihotels“ geht die Panik um – zumindest unter den Betreibern der kleinen und günstigen Herbergen. Ein neues Gesetz soll das Anbieten von Unterkünften in Wohngebäuden untersagen.

Am Freitag verabschiedete die Duma einstimmig in erster Lesung eine gerade einmal 14 Worte lange Veränderung im russischen Wohnungsrecht. Sie verbietet die Unterbringung von Hotels oder die Gewährung von hotelartigen Dienstleistungen in Wohnräumen. Punkt.
 

 

Wohnungen sind – im Gegensatz zu Gewerbeflächen – zum Wohnen da. Ein Hotel oder Hostel ist aber ein Gewerbebetrieb – und mithin nicht legal, wenn dafür Räumlichkeiten genutzt werden, die nicht für eine gewerbliche Nutzung freigegeben wurden. Was für die Abgeordneten nach einer sauberen und logischen Lösung eines sich seit langem aufdrängenden Problems aussieht, könnte sich für die Tourismusbranche – vor allem in St. Petersburg – zu einer mittleren Katastrophe auswachsen.

Denn in der alten Zarenmetropole gibt es inzwischen (so genau weiß es niemand) zwischen 800 und 1500 kleiner Beherbergungsbetriebe – die meisten davon in der historischen Innenstadt. Nach Angaben der Stadtverwaltung entfallen 17 Prozent des Petersburger Bettenangebots auf Mini-Hotels und Hostels. Und die Zeitung „Kommersant“ schreibt, dass sich 80 bis 90 Prozent dieser Kleinherbergen in Wohnhäusern befinden.

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Zbigniew Brzeziński: Auf dem Weg zu einer globalen Neuordnung

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von Zbigniew Brzeziński / Übersetzer: Michael Schiffmann via NachDenkSeiten


Während die Ära ihrer globalen Vorherrschaft endet, müssen die Vereinigten Staaten bei der Neuordnung der globalen Machtarchitektur die Führung übernehmen. Fünf grundlegende Wahrheiten hinsichtlich der sich herausbildenden Umverteilung der weltweiten politischen Macht und des gewaltsamen politischen Erwachens im Nahen Osten signalisieren das Heraufziehen einer neuen globalen Umorientierung.

Die erste dieser Wahrheiten ist, dass die Vereinigten Staaten immer noch die politisch, wirtschaftlich und militärisch stärkste Instanz der Welt darstellen, aber dass sie zugleich aufgrund komplexer geopolitischer Veränderung in den regionalen Gleichgewichten nicht mehr die globale imperiale Macht sind. Aber das sind auch alle anderen großen Mächte nicht.

Die zweite Wahrheit ist, dass Russland derzeit die jüngste konvulsive Phase seiner imperialen Auflösung erfährt. In diesem qualvollen Prozess ist es keineswegs endgültig ausgeschlossen, dass Russland – falls es klug agiert – schließlich ein führender europäischer Nationalstaat wird. Derzeit jedoch verprellt es auf sinnlose Art einige der früheren Bestandteile seines einstmals umfangreichen Imperiums nicht nur im islamischen Südwesten, sondern auch in der Ukraine, in Weißrussland und in Georgien, ganz zu schweigen von den baltischen Staaten.

Die dritte Wahrheit ist, dass China in einem ständigen, wenn auch in letzter Zeit verlangsamten Aufstieg als Amerikas letztlich ebenbürtiger Rivale begriffen ist, aber momentan noch sehr darauf achtet, Amerika nicht direkt herauszufordern. Militärisch scheint es mit einer neuen Generation von Waffen einen Durchbruch anzustreben, während es zugleich seine immer noch sehr begrenzte Seemacht auszudehnen sucht.

Die vierte Wahrheit ist, dass Europa heute keine globale Macht ist und es wahrscheinlich auch nicht werden wird. Aber es kann eine konstruktive Rolle spielen, indem es im Hinblick auf transnationale Bedrohungen des globalen Wohlergehens und sogar des Überlebens der Menschheit die Führung übernimmt. Ferner ist Europa politisch und kulturell den wichtigsten US-Interessen im Nahen Osten verbunden und unterstützt sie, und die Standhaftigkeit Europas innerhalb der NATO ist essentiell für eine dauerhafte konstruktive Lösung der russisch-ukrainische Krise.

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Angela Merkels Grauzone: Wie der IS an deutsche Waffen kommt

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von Said Al-Khalaki / voltairenet.org


Seit Oktober 2014 hat Deutschland Irakisch-Kurdistan mit Waffen beliefert. Dies war ein entscheidender Zeitpunkt, der den weiteren Verlauf der deutschen Außenpolitik bestimmte. Unter Druck durch die Vereinigten Staaten hob die deutsche Regierung das Lieferverbot für Waffen und Militärfahrzeuge in kriegsbetroffene Krisengebiete auf. Nach Angaben von deutschen Regierungsbeamten stellte Deutschland fest, dass die Kurden fähig waren, sich gegen die IS-Terroristen zu behaupten. „Die kurdischen Kämpfer stehen in vorderster Linie gegen den ’Islamischen Staat’“, erklärte die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.

Zur gleichen Zeit feierte auch Washington seinen Sieg: Das Weiße Haus hatte erreicht, dass die Deutschen nach der Pfeife der Vereinigten Staaten tanzten. Jedoch ist im Januar diesen Jahres bekannt geworden, dass deutsche Waffen auf Schwarzmärkten im Norden des Irak offen verkauft werden. Berlin forderte die kurdische Führung auf, die Verwendung des gelieferten Waffenarsenals zu belegen. Der Bericht deckte auf, dass ein Teil der Waffen, die von Deutschland an die Kurden geliefert wurden, in die Hände von Terroristen gelangte. Im Syria Media Center konzentrierte man sich auf diesen Punkt und beschloss herauszufinden, auf welchen Wegen das militärische Frachtgut in die irakische Autonome Region Kurdistan geliefert wurde.


Eine sehr wichtige Person (VIP)

Unsere Aktivisten in Erbil fanden heraus, dass Dilshad Barzani (ein Bruder von Masud Barzani, dem Präsidenten von Irakisch-Kurdistan) für die Organisierung der Waffenlieferungen aus Deutschland verantwortlich war. Er lebt schon lange in Deutschland und vertritt in diesem Land jetzt die kurdische Regierung und die Kurdische Demokratische Partei. Die größte kurdische Diaspora Europas mit etwa 1.000.000 Menschen steht faktisch unter seiner Kontrolle. Dilshad Barzani hat enge, auf Vertrauen gegründete Beziehungen zu Angela Merkel und besucht häufig Veranstaltungen der regierenden Christlich-Demokratischen Partei als VIP.

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Oktoberfest-Attentat 1980: Bundesregierung und Verfassungsschutz verweigern Auskünfte

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von Dietmar Henning / wsws.org


Seit über einem Jahr weigert sich das Bundesamt für Verfassungsschutz, Akten zum Bombenattentat auf das Münchener Oktoberfest vor über 35 Jahren herauszugeben.

Am 26. September 1980 starben in München beim schwersten rechtsterroristischen Anschlag der deutschen Nachkriegsgeschichte zwölf Unbeteiligte und der Attentäter Gundolf Köhler, über 200 wurden zum Teil schwer verletzt. Schon damals verschleierten die Ermittlungs- und Geheimdienstbehörden die Hintergründe und Hintermänner des Anschlags.
 

 

Obwohl Indizien und Zeugenaussagen dafür sprachen, dass staatliche Behörden und neonazistische Terrorgruppen involviert waren, legten sie sich sehr schnell auf die Einzeltäterschaft Köhlers fest. Der Generalbundesanwalt stellte die Ermittlungen schon zwei Jahre nach dem Attentat ein.

Der Initiative des Journalisten Ulrich Chaussy und des Opferanwalts Werner Dietrich war es zu verdanken, dass sich die Bundesanwaltschaft Ende 2014 gezwungen sah, das Verfahren wieder aufzunehmen. Im Februar 2015 forderte sie den Verfassungsschutz und den Bundesnachrichtendienst auf, ihre Akten über das Oktoberfest-Attentat und die damalige rechte Szene zu sichten und relevante Akten zur Verfügung zu stellen.

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Bald Ehe von #Verfassungsschutz und #TAGESSCHAU

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Die Verlobung von Dr. Gniffke und Dr. Maaßen

von Ulrich Gellermann, Berlin


Irgendwo über dem schwarzen Meer: Ein rhythmisches „Jallah! Jallah! Jallah!“ erklingt über den Wolken. Es sind die gestählten Männer der Pasdaran, der iranischen Revolutionsgarden, die mit diesen Rufen ihre Rakete antreiben. Denn der Treibstoff iranischer Raketen reicht nie und nimmer, um Ziele in Rumänien zu treffen. Weder die Shahab 3 (Reichweite 1.300 Kilometer) noch die Ghadr-110 (Reichweite 1.800 Kilometer) können die Strecke von Tehran nach Bukarest (2.349 Kilometer) überwinden. Aber dort sollen sie, glaubt man den NATO-Nachrichten, einen Raketenabwehrschild erreichen, der angeblich extra ihretwegen aufgestellt wird. So jedenfalls referiert es die TAGESSCHAU, das deutsche Zentralorgan für NATO-Märchen. Und damit die Nachricht einen Hauch von Wahrheit atmet, müssen jetzt die Jungs von den Pasdaran ran: „Jallah! Jallah! Jallah!

 

 

Zwar meldet die TAGESSCHAU auch Zweifel am Sinn des Raketenschirms an, zitiert aber doch noch mal schnell: „Warschau, Bukarest, Berlin, Rom - dem Erdboden gleich gemacht in einem nuklearen Feuersturm, ausgelöst von iranischen Atomraketen. Es waren dererlei Horrorszenarien, die die NATO 2010 bewogen, sich die US-Pläne für eine Raketenabwehr in Mitteleuropa zu eigen zu machen.“ Statt sich einfach mal die iranischen Raketen anzuschauen und nachzumessen und dann einen sauberen Bericht über „Die Lügen der NATO“ zu senden, wird noch nachgeschoben: „Im Baltikum wächst die Sorge über eine russische Intervention“, denn „In den USA und in Europa wächst die Besorgnis über eine aggressive russische Militärpräsenz im baltischen Raum.“ Na klar: Hier liegt der Hase, Pardon, der Russe im Pfeffer. Die Gniffke-TAGESSCHAU-Truppe beliebt, die gefährlichen Spannungen zwischen der NATO und Russland noch anzuheizen. Denn jeder weiß, dass es nicht um iranische Raketen geht. Der Schirm soll die Verteidigungsfähigkeit Russlands schwächen.

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HUMAN RIGHTS WATCH: Flüchtlinge von türkischen Grenzsoldaten erschossen

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von Martin Kreickenbaum / wsws.org


Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch veröffentlichte am Dienstag Augenzeugenberichte, wonach an der türkisch-syrischen Grenze in den Monaten März und April mindestens fünf Menschen von türkischen Grenzsoldaten erschossen oder zu Tode geprügelt wurden, darunter ein 15-jähriger Junge. Vierzehn weitere Personen wurden dem Bericht nach durch Schüsse oder Schläge schwer verletzt.

Die Europäische Union und auch die Bundesregierung haben den Bericht, der die gezielte Tötung von syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen und Schleusern nahelegt, bislang totgeschwiegen. Während sie bei der Frage der Visafreiheit für türkische Staatsbürger auf eine Änderung der türkischen Anti-Terror-Gesetze beharren, lassen sie Präsident Recep Tayyip Erdoğan beim menschenverachtenden Umgang mit Flüchtlingen freie Hand.
 

 

Als die AfD im Januar forderte, dass Grenzschützer auf Flüchtlinge schießen, empörten sich Vertreter der Bundesregierung. Doch der Bericht von Human Rights Watch legt nahe, dass die Türkei den Schießbefehl gegen Flüchtlinge praktisch im Auftrag der EU eingeführt hat.

Human Rights Watch zufolge wurde in der Nacht zum 15. April nahe dem syrischen Grenzort al-Duriya eine Gruppe von sieben Flüchtlingen von türkischen Grenzsoldaten unter Beschuss genommen. Ein 13-jähriger Teenager musste dabei mit ansehen, wie sein 15-jähriger Cousin im Kugelhagel starb.

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Forderung nach NATO-Austritt: „Unbedacht und abenteuerlich“?

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von Sebastian Bahlo


Zu dem Aufruf „Sagt Nein, ächtet Aggressionen, bannt die Weltkriegsgefahr“ („Freidenker“ 3-2015, S. 60, ⇒ Aufruf) wurden in einer Zuschrift Einwände formuliert, die in dem Vorwurf gipfeln, damit würde einem „national befreiten deutschen Imperialismus“ das Wort geredet. Darauf antwortet der Autor.

Ich halte den Aufruf „Sagt Nein, ächtet Aggressionen, bannt die Weltkriegsgefahr“ für eine sehr wichtige fortschrittliche Initiative. Deiner Charakterisierung der NATO ist zuzustimmen, es bleibt darin aber der wichtige Aspekt unerwähnt, dass die NATO den USA dazu dient, die anderen Mitgliedsländer in ihre Aggressionen einzuspannen, ihnen ihre Aggressionspolitik aufzuzwingen. Ferner nutzen die USA ihre militärische Präsenz in anderen NATO-Ländern auch direkt für Kriegshandlungen, die sie an der NATO vorbei durchführen. Über die Rolle Ramsteins, Rhein-Main Air Base, AFRICOM etc. muss ich nichts sagen. Deutschland ist an allen US-Aggressionen unmittelbar beteiligt.

Die Forderung nach einem deutschen NATO-Austritt ist vor diesem Hintergrund für die Friedenskräfte alternativlos. Du weißt genau, dass die „Auflösung der NATO“ ein frommer Wunsch ist, der sich an derzeit 28 Adressaten richtet, von denen 27 im Ausland sind. Die „Auflösung der NATO“ kann man deshalb auch bei jeder Gelegenheit unbekümmert fordern, ohne irgendwo anzuecken, weil jeder weiß, dass diese Forderung eigentlich gar nicht ernst gemeint sein kann, vgl. Gysis „geheimen“ Plausch mit dem US-Botschafter, in dem er frei heraus sagte, die Auflösung der NATO sei etwas so Unrealistisches, dass die USA sich wegen der entsprechenden Forderung im Linken-Programm keine Sorgen machen müssten.

Die Forderung nach einem deutschen NATO-Austritt hat allerdings einen bestimmten Adressaten, den deutschen Gesetzgeber, und sie zeigt auf, dass die „transatlantische Partnerschaft“, d.h. verbrecherische Beteiligung an US-Aggressionen, kein Naturgesetz ist, sondern eine politische Entscheidung. Deshalb behagt diese Forderung nicht jedem, aber deshalb hat sie auch das Potenzial, Menschen zu mobilisieren.

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Übers Sparen und Schuldenmachen: Kein Mensch darf weggespart werden.

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von Eckart Spoo / Zweiwochenschrift Ossietzky


Von unserer frühesten Kindheit an haben alte Leute uns beigebracht: Es muß gespart werden. Die Schwaben, so lernten wir, brachten es im Leben zu was, weil sie sparsam waren. Auch in Preußen galt Sparsamkeit als eine der obersten Tugenden, die vor allem den Armen gepredigt wurde. Sparen bedeutete: nicht zuviel Geld ausgeben, sondern immer brav einen Teil der Einnahmen zurücklegen für größere Anschaffungen oder für schlechtere Zeiten. Die Reichen hoben den moralischen Zeigefinger und ermahnten uns zur Eigenverantwortung. Wer nicht genug sparte, war folglich selbst schuld, wenn er später Armut erlitt.

Der Sparsamkeit eng verwandt war seit jeher die Genügsamkeit. Das arbeitende Volk sollte gefälligst keine Ansprüche stellen, sondern sich mit dem zufrieden geben, was die Herrschaft ihm gnädig gewährte. Die Schotten, unter englischer Herrschaft ausgeraubt und vertrieben, wurden gar noch wegen Geizes verspottet. Am Beispiel der Chinesen, denen angeblich eine Schale Reis pro Tag genügte, war zu lernen, wie billig Arbeitskräfte zu haben und zu halten waren.

Heute bringt Deutschland als Lehrmeister Europas vor allem den Südeuropäern das Sparen bei. Namentlich die Griechen sollen – wie BILD, Welt, Spiegel et cetera ihnen permanent vorhalten – aufhören, das Geld zu verprassen, das ihnen gar nicht zusteht, sondern ihren Gläubigern, unseren Banken. Mit den Sozialleistungen des griechischen Staates muß Schluß sein. Wir verlangen pünktliche Rückzahlung der Schulden, wie es unser gutes Recht ist. Wie kämen wir dazu, auf unsere Ersparnisse zu verzichten, die wir beziehungsweise unsere Banken in Griechenland zinsbringend angelegt haben. Wenn die Griechen nicht in der Lage sind, Zins und Tilgung zu zahlen, müssen sie ihre Wertgegenstände hergeben: Alles, was dem Staat gehört und sich irgendwie verwerten läßt, muß privatisiert werden. Dann können wir, die großen Konzerne, es uns aneignen. So oder ähnlich kommandieren unsere Konzernmedien.

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AfD befiehl, wir folgen Dir: Wie die von der Leyen die Petry macht

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von Ulrich Gellermann, Berlin


Stillgestanden! Rechts um! In den nächsten Krieg: Marsch! Diese Kurzfassung des AfD-Programms in seinem Militärteil hat sich die Kriegsministerin von der Leyen – in ihrer jüngsten Erklärung zur „Verstärkung für die Truppe“ – diensteifrig zu eigen gemacht: „Im Ergebnis benötigt Deutschland Streitkräfte, deren Führung, Stärke und Ausrüstung an den Herausforderungen künftiger Konflikte orientiert ist und höchsten internationalen Standards entspricht.“ So liest es sich bei der CDU-Nachgeburt unter dem Namen AfD.
 

      

Das kann die blutrünstige Ursula natürlich viel eleganter: „Ein Vierteljahrhundert des Schrumpfens der Bundeswehr ist vorbei", verkündete von der Leyen am Dienstag im Bendlerblock. "Es ist Zeit für die Bundeswehr wieder zu wachsen." Und: Sie will hin zu hin „zu einem atmenden Personalkörper“.

Ja, röchelt sie denn die Bundeswehr? Na klar: sie pfeift aus dem letzten Loch. Denn sie ist mit ein paar Tausend Soldaten in vielen Ländern unterwegs, um dem deutschen Export zu neuen Höhen zu verhelfen: Die Feldgrauen treiben sich inzwischen in Syrien herum, in Afghanistan, im Kosovo, im Irak, in Mali und auf allerlei Weltmeeren. Sogar dem Waffenbruder Türkei muss die überforderte Bundeswehr aushelfen. Wie soll man da zum Atmen kommen? Die stolze deutsche Armee jappst nur noch. Da kann es nicht ausbleiben, dass mehr als 100 deutsche Tote auf der Verlustliste der Auslandseinsätze stehen. Ziegenhirten werden nicht mitgezählt. Seit 2002 sinkt die Zahl der verletzten Soldaten nicht mehr unter 5.000 noch atmende Körper jährlich.

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« Die Nacht zum TAG » (Nuit debout), ein Alptraum

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von Thierry Meyssan / voltairenet.org


Die Bewegung "Nuit debout" (Nachts wach), die sich gerade in Frankreich, aber auch in Spanien und Deutschland begründet hat, ist bestrebt das Gesetzesvorhaben der franz. Arbeitsministerin Myriam El Khomri, zur Reform des Arbeitsrechtes zu blockieren und im großen und Ganzen gegen den Neoliberalismus zu kämpfen. Thierry Meyssan deckt hohle und inkohärente Diskussionen auf. Er enttarnt die expliziten Beziehungen der Truppe von Gene Sharp, den Organisatoren der Manipulationen, welche bereits im Auftrag des CIA farbige Revolutionen und den Arabischen Frühling organisiert hat.

Die Pariser Presse erstarrt in Bewunderung vor der Geburt einer politischen Bewegung "Nuit debout" (Nachts wach!). Hunderte Menschen versammeln sich auf den großen Plätzen der wichtigsten französischen Städte um zu diskutieren und die Welt zu erneuern.
 

 

Diese "spontane" Bewegung hat sich in wenigen Tagen organisiert. Sie verfügt bereits über zwei Internet-Sites (https://nuitdebout.fr/), ein Radio (http://mixlr.com/radiodebout/) und ein Web-TV-Sender. In Paris, Place de la République, wurden 21 Kommissionen aufgestelt, wie in einem "inventaire à la Prévert" [1]: künstlerische Belebung, Klima, Kantine, Erstellung eines Manifestes, Zeichnung "debout", Garten des Wissens, Demonstrationen, Lagerplätze, Demokratie, Wissenschaft "debout", Generalstreik, Erziehung, Wirtschaft, Feminismus, LGBTI+, TV "debout", leerer Stimmzettel, Transparenz, Francafrique, Ambulanz, Kommunikation. Genau innerhalb dieses Gewäsch’s soll sich die Zukunft des Landes abspielen.

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Deutschland - #Kuba: Für gute zwischenstaatliche Beziehungen

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Besuch des kubanischen Außenministers Bruno Rodríguez Parrilla

vom 8. bis 10. Mai 2016


von MdB Wolfgang Gehrcke


Nach den Besuchen des deutschen Außenministers Frank-Walter Steinmeier (Juli 2015) und des deutschen Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel (Januar 2016) in Kuba weilte nun der kubanische Außenminister Bruno Rodríguez Parrilla zu einem offiziellen Besuch in der Bundesrepublik Deutschland. Dieser Besuch war ein vorläufiger Höhepunkt in der Neuordnung der Beziehungen der Bundesrepublik zu Kuba. Deutschland hatte im Jahr 2003 die Beziehungen zu dem sozialistischen Land auf Eis gelegt. Ein schon unterschriftsreifes Kulturabkommen wurde damals nicht abgeschlossen, und die Bundesrepublik boykottierte z.B. die Internationale Buchmesse in Havanna, zu der sie als Ehrengastland eingeladen war. Erst ab 2006/2007 gab es von deutscher Seite wieder zaghafte Signale in Richtung Kuba, die Beziehungen wieder verbessern zu wollen.

 

 

Größtes Hindernis für ein gutes Verhältnis beider Länder war und ist der „Gemeinsame Standpunkt“ der Europäischen Union gegenüber Kuba. In diesem 1996 von allen EU-Mitgliedsstaaten beschlossenen Papier verlangt die EU als Bedingung für bessere Beziehungen zu Kuba einen Systemwechsel in dem sozialistischen Land. Deutschland war lange Zeit einer der stärksten Verfechter dieser Politik. Dieses unhaltbare, politisch motivierte Positionspapier entstand in einer Zeit, als sich Kuba durch den Wegfall der Hilfe der sozialistischen Länder eine der schwersten Krisen seiner Geschichte durchlebte.

Kuba aber hat diese entbehrungsreiche Zeit bewältigt und konnte sich im Zuge der politischen Veränderungen in Lateinamerika ab 1999 und durch das Entstehen neuer Staatenbündnisse aus einer jahrzehntelangen politischen Isolation befreien. Mehr noch: Kuba hat durch diese Veränderung der politischen Rahmenbedingungen auch neue internationale Partner gewonnen.

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Die ’Nuit Debout’ -Bewegung in Paris: Reise zum Ende der Nacht

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von Gearoid O’Colmain / voltairenet.org


Gearóid Ó Colmáin besuchte den Place de la République in Paris um sich die "Nuit debout" -Bewegung anzusehen. Zu seiner Enttäuschung war, was als ein Bürgergespräch dargestellt wurde, eine Sternfahrt von Linken. Hier, weit ab davon, im Kapitalismus "die höchste Stufe des Imperialismus" zu entdecken, beklagen wir die Lügen eines dicken Bosses, aber nicht ein Wort, welches sich mit der Finanzialisierung der Wirtschaft auseinandersetzt und eine Siegesfeier für Staatsstreiche nach Aufbau des "Arabischen Frühlings". Aber auch die Begleitumstände der Gründung und ihr Film mussten Federn lassen.
 

 

In seiner Novelle "Reise zum Ende der Nacht" beschreibt Louis-Ferdinand Céline die Soldaten, welche im ersten Weltkrieg gestorben sind, provozierend als "Idioten". Der französische Autor bezog sich auf die Tatsache, dass die Soldaten ihr Leben gelassen hatten für eine Sache, die nicht die Ihre war - ein sinnloses Abschlachten von Armen zum Nutzen der Reichen. In vielen treffenden Reflektionen des Buches, zur Lage der Menschen, beschreibt Celine, wie in den modernen Zeiten die Straße zum Ort der Träume geworden ist. "Was macht man am häufigsten auf der Straße? Man träumt. Das ist einer der meditativsten Orte unserer Epoche, das ist unser moderner Kultraum, die Straße - was wir am häufigsten tun auf der Straße, wir träumen. Es ist der meditativste Platz unserer Zeit, es ist unser moderner Kultraum."

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Staatsterror in der #Türkei: #Erdoğan terrorisiert die Türken.

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Deutsche Justiz macht brav Männchen


von Ulrich Gellermann, Berlin


Hallo? Ist da jemand? Im Kanzleramt, im Außenministerium? Selbst der Regierungssprecher schweigt: Dumpf, bleich, geduckt. Auf die Verschärfung des türkischen Terror-Kurses gegen die eigene Bevölkerung kein deutsches Echo. Krampfhaft schaut das öffentliche Berlin in eine andere Richtung, nur nicht dahin blicken, wo der türkischen Präsident in die Gegend brüllt: „Wir gehen unseren Weg, ihr geht Euren“. Wir bringen unsere Leute um, wir bringen sie ins Gefängnis, wir machen die ganze Türkei zum Erdoğan-Lager.
 

 

Während aus Berlin immer noch kein Ton zu hören ist, werden mit den türkischen Journalisten Can Dündar und Erdem Gül jene guten Leute hinter Gittern gebracht, denen die Weltöffentlichkeit den Beweis für Erdoğans Terror-Sympathie verdankt: Sie hatten in der Zeitung „Cumhuriyet“ die Waffenlieferungen der Türkei an syrische Terroristen aufgedeckt. Fast 100 Journalisten sitzen in der Türkei zur Zeit in Gefängnissen. Nicht selten wegen der Artikel 6 und 7 des türkischen „Anti-Terror-Gesetzes“, nach dem eine schlichte Berichterstattung über einen Terroranschlag bereits zum Tatbestand des Gesetzes erklärt werden kann. Und die Erdoğan-Clique macht vom juristischen Spielraum eifrig Gebrauch.

In braver Kumpanei mit Erdoğan hat in Deutschland eine Serie von Prozessen gegen Kurden begonnen. Und immer geht es um angeblichen Terrorismus: Seit dem 29. April steht in Celle der kurdische Politiker Mustafa Çelik vor Gericht, nach dem deutschen § 129b StGB (Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland) versteht sich. Der angeklagte Mann soll unter anderem Busse für Demonstrationen angemietet haben. In Hamburg will man Bedrettin Kayak nachweisen, dass er Kader der PKK sei, und die ist nun mal in Deutschland verboten. Warum auch immer.

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Die Schamlosen: VW-Vorstand kassiert 63 Millionen Euro

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von Dietmar Henning / wsws.org


Trotz Milliardenverlust und Abgasskandal haben die Vorstandsmitglieder des Volkswagen-Konzerns 2015 mehr Geld kassiert als im Jahr davor. Die neun Mitglieder des Vorstands steckten zusammen 63,2 Millionen Euro ein. 2014 waren es noch 54 Millionen gewesen.

Die Vergütungen des Vorstands werden vom Aufsichtsrat abgesegnet, in dem die Vertreter des Betriebsrats, der IG Metall und der SPD-geführten Landesregierung die Mehrheit haben.

Sie stiegen, obwohl die Vorstandsmitglieder die Verantwortung für den Abgasskandal tragen, der tausende Arbeitsplätze gefährdet, und obwohl VW das Jahr 2015 mit einem Verlust von 1,6 Milliarden Euro abschloss. Grund für den Verlust waren Rücklagen von 16 Milliarden Euro wegen des Abgasbetrugs. 2014, das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte, hatte VW noch mit einem Rekordgewinn von 12,7 Milliarden Euro abgeschlossen.

Die exorbitanten Gehälter der Vorstandsmitglieder entwickeln sich offensichtlich völlig unabhängig von der Auswirkung ihrer Tätigkeit, obwohl die variablen Teile ihrer Vergütung sich angeblich am Konzerngewinn orientieren.

Der langjährige VW-Chef Martin Winterkorn, der im September 2015 wegen der Abgasmanipulationen zurücktreten musste, erhielt für seine letzten neun Monate im Amt gut 7,3 Millionen Euro. Außerdem stehen im Ruhestandsbezüge im Wert von knapp 30 Millionen Euro zu. Winterkorn galt mehrere Jahre lang als bestbezahlter Manager Deutschlands.

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Wer bezahlt den Atomausstieg?

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Die gigantischen Kosten des billigen Atomstroms


von Franz Garnreiter / isw (Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.)


Schön langsam, viel zu langsam, steigt Deutschland aus der Atomenergie aus. Die jahrzehntelang verdrängten Ausstiegskosten werfen heute ein neues Schlaglicht auf den unermüdlich bis heute als besonders billig propagierten Atomstrom.


Der gesetzliche Rahmen

Das Atomgesetz ( Gesetzestext) legte von Anfang an fest, dass die AKW-Betreiber für den AKW-Rückbau und alle Entsorgungskosten aufzukommen haben. Um das zu finanzieren, wurden von Anfang an pro erzeugte kWh Atomstrom Rückstellungen gebildet: das sind Gelder, von denen man weiß, dass man sie künftig mal flüssig verfügbar haben muss, um anfallende Kosten zu bezahlen. So haben auch etwa VW und Deutsche Bank Milliarden rückgestellt, um die Entschädigungssummen aus der Abgas-Betrugsaffäre bzw. aus den Hunderten Straf- und Zivilprozessen wegen krimineller Machenschaften zu finanzieren.
 

 

Die AKW-Konzerne – Eon, RWE, Vattenfall, EnBW – haben bisher rund 38 Mrd. € (Stand 2014) für den Atomausstieg rückgestellt. Viele Jahrzehnte lang kümmerten sich die Regierungen nicht darum, ob diese Rückstellungen reichen und im Bedarfsfall auch wirklich liquide sind, also verfügbar. In den letzten Jahren ist es mit den Atomkonzernen wirtschaftlich allerdings massiv bergab gegangen. Mit allen Tricks und Hebeln und Lobbyaktivitäten versuchen sie, ihr überkommenes extrem umweltversauendes Geschäftsmodell gegen jeden Ansatz einer etwas klimaschonenderen Stromwirtschaft in Stellung zu bringen (vgl. isw-report 99, 2014). Das daraus resultierende Missmanagement, das Versagen, die Trends der Zeit Richtung regenerative Energien aufzunehmen, hat allein den Börsenwert von Eon und RWE von rund 150 Mrd. € in 2008 auf heute etwa 25 Mrd. € reduziert – dies in einer Zeit eines allgemeinen Anstiegs der Aktienkurse.

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Pressefreiheit für wenige - Meinungsfreiheit für alle

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von Ulrich Gellermann, Berlin


Pressefreiheit ist, wenn die einen was sagen und die anderen zuhören. An das nette Märchen von der Meinungsfreiheit, im Artikel 5 des Grundgesetzes garantiert, glauben immer weniger Menschen: Nur ein Drittel der repräsentativ Befragten einer aktuellen Studie des Bayerischen Rundfunks (BR) hält die deutschen Nachrichtenmedien für unabhängig. Rund 60 Prozent weiß auch, von wem die Medien gelenkt sind: Sie sehen Regierung und Wirtschaft gleichauf bei der Beherrschung der Medien. Weil das Mißtrauen in der Bevölkerung tief sitzt, wird seit einiger Zeit kräftig am Bild der Medien gemalt: Vorgeblich enthüllen die wesentlichen Medien neuerdings alles mögliche. Nichts über sich selbst, versteht sich. Aber den bösen Buben in Panama zum Beispiel, denen geht es jetzt an den weißen Kriminalitätskragen.
 

 

Wer dann hinter den gigantische Vorhang von „400 Journalisten von mehr als 100 Medienorganisationen in rund 80 Ländern“ blickt, die enthüllt und enthüllt und enthüllt haben sollen, der findet „John Doe“. Den geheimen Hacker, den Menschen, der die Daten besorgt hat, die dann später durch eine Überfülle von Journalisten gelesen, ausgewertet und vor allem präsentiert wurden. Aber es sind in Wahrheit die Julian Assanges, die Edward Snowdens und die vielen anonymen Helden des Cyberspace, die dem armen Medienkonsumenten manchmal einen Zipfel zur Lüftung der Herrschaftsgeheimnisse in die Hand geben. – Es seien die „wirtschaftlichen Zwänge“, das politische Kalkül und der Lobbyismus, meinen die Befragten der BR-Studie, die der Meinungsfreiheit im Wege stehen.

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TTIP - CETA - TiSA: Drei geplante Abkommen mit höchstem Gefahrenpotential

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von Helmut Schnug / Thilo Bode


Im Kritischen Netzwerk wurden seit Jahren regelmäßig die Gefahren der geplanten Abkommen wie dem "Transatlantic Trade and Investment Partnership" (TTIP, früher Trans-Atlantic Free Trade Agreement, TAFTA) in vielen kritisch-reflektierenden Artikeln thematisiert, z. B. hier und hier und hier. Auch das sogenannte "Comprehensive Economic and Trade Agreement", kurz CETA (dt. Umfassendes Wirtschafts- und Handelsabkommen, auch als Canada–EU Trade Agreement gelesen) ist ein geplantes europäisch-kanadisches Freihandelsabkommen, daß von uns immer wieder kritisch beleuchtet wurde.

Noch immer weitgehend unbekannt hierzulande: TiSA. Das Trade in Services Agreement (TiSA; deutsch Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen) ist eine in Verhandlung befindliche Sammlung von Vereinbarungen in Form eines völkerrechtlichen Vertrags zwischen 23 Parteien einschließlich der USA und der Europäischen Union. Das TiSA-Abkommen soll weltweit Dienstleistungen liberalisieren. Die 50 Staaten, die über TiSA verhandeln, exportieren weltweit zwei Drittel aller Dienstleistungen, wozu Branchen wie Verkehr, Finanzen, Bildung oder Gesundheit zählen. TiSA [hier]

Gebt bitte einfach die Abkürzungen TTIP, CETA, TiSA (mit kleinem i) oder Freihandelsabkommen in das kleine Textfeld "Seite durchsuchen" oben rechts ein und ihr erhaltet eine Vielzahl informativer Artikel -  allesamt von handverlesen ausgesuchten Autoren verfasst.

Lange Zeit wurden und werden die Vertragsbedingungen zu TTIP, CETA und TiSA im Geheimen ausgehandelt; nur eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Personen weltweit bekam Zugang zu den Schriften. Bundestagsabgeordnete z.B. konnten die Unterlagen bisher nur unter strengen Auflagen in einem Leseraum im Bundeswirtschaftsministerium einsehen. Sie dürfen allerdings mit niemandem über die Inhalte reden. Originaldokumente oder Kopien durften nicht in die Öffentlichkeit. Transparenz und Demokratie = Fehlanzeige.

Die meisten Leitmedien und die Mehrzahl ihrer willfährigen Medienhuren Journalisten erwiesen sich einmal mehr als systemtreue, embeddede Vasallen mit festgezurrtem Maulkorb. Die Unterstützung des transatlantischen Bündnisses und die Solidarität in der sogenannten "freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika" [sic!] wird von großen Medien- und Verlagsanstalten aufoktroyiert - wer nicht spurt, fliegt. Nachrichtenagenturen wie AFP, AP, ddp, dpa, REUTERS etc. liefern das Material für die zu veröffentlichte Meinung. Kritische Aufarbeitung unerwünscht.

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Tschüs, Bin Laden – dreimal tot hält besser

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von Wilfried Kahrs / QPress.de


Bankfurt: Zur Einstimmung sollte man vielleicht wissen, dass Osama bin Laden nach Angaben pakistanischer Geheimdienste bereits im Jahre 2002 verstarb, weil er in seinem künstlich angelegten Höhlenkomplex von Tora-Bora wohl kein Dialysegerät zur Verfügung hatte. Das ließen die Amerikaner aber so nicht gelten. Sie mussten wegen der ihm zugesprochenen Planung der Terroranschläge vom 11. September 2001 noch Vergeltung an ihm üben und töteten ihn dann am 02. Mai 2011 unter ganz obskuren Umständen in Abbottabad / Pakistan. Auch von den ausführenden Mitgliedern der Spezialeinheit DEVGRU (Navy SEAL Team 6)  leben heute nicht mehr sonderlich viele der Elitesoldaten. Seinen vorerst dritten und womöglich letzten Tod stirbt Osama bin Laden gerade in Frankfurt am Main, auf Geheiß der Europäischen Zentralbank (EZB).

Natürlich hat neben den USA auch die EZB inzwischen sehr gute Gründe, Osama bin Laden verrecken zu lassen, gilt er doch immer noch (vielleicht auch fälschlicherweise) als der Urvater des modernen Terrors. Aber bleiben wir ehrlich. Auch wenn die EZB ihn final aus dem Verkehr zieht, wird das vermutlich wenig am Terror ändern. Nichtmal an dessen Finanzierung mit Bargeld. Denn der 500-Euro-Schein ist es, der in Spanien den liebevollen Beinamen “Osama bin Laden” trägt. Es wird viel über ihn geredet, aber kaum bekommt ihn wirklich zu Gesicht. Welche Ehre, wie man in einem FAZ-Artikel mit dem Titel "Tschüs, Bin Laden!" nachlesen kann. ( Artikel bei FAZ•NET). Nun soll nun also er von der EZB abserviert wird! Gedruckt werden schon seit 2014 keine 500-Euro-Scheine mehr, allerdings sollen die restlichen Banknoten laut Beschluss des EZB-Rats noch bis Ende 2018 ausgegeben werden. Osamas Ende scheint besiegelt.

Dies sicherlich nicht gänzlich ohne Grund. Angeblich ist der 500-Euro-Schein das beliebteste Wert-Aufbewahrungsmittel für Terrorknete. Darüber hinaus auch der Liebling aller Kriminellen, der Mafia, der Bestechungsgeld-Empfänger, aber auch all der harmlosen und unbescholtenen Bürger®, die sich eingedenk der bösartigen Null-Zins-Politik der EZB wieder auf das traditionelle Homebanking rückbesinnen, also ihre Scheinchen lieber unter der Matraze oder im Sparstrumpf deponieren.

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Die "Alternative für Deutschland" (AfD) gibt sich ein Programm

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von Peter Schwarz / wsws.org


Drei Jahre nach ihrer Gründung hat sich die Alternative für Deutschland (AfD) am Wochenende ein Parteiprogramm gegeben. Über 2000 Mitglieder stimmten auf einem Bundesparteitag in Stuttgart über das Programm und mehrere hundert Änderungsanträge ab.

Die Partei, die mittlerweile im Europaparlament und in acht Landtagen sitzt, hat in den drei Jahren ihrer Existenz eine rasche Entwicklung durchlaufen. Auf dem Höhepunkt der Griechenlandkrise als Anti-Euro-Partei entstanden, schrieb sie sich im vergangenen Jahr die Abwehr von Flüchtlingen auf die Fahne. Nun hat sie den Antiislamismus zu ihrem Markenzeichen gemacht.
 

 

Der Antiislamismus spielt im Programm der AfD eine ähnliche Rolle wie der Antisemitismus bei den konservativen und rechtsextremen Parteien des Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Er dient dazu, soziale Unzufriedenheit auf eine Minderheit (damals die Juden, heute Muslime) abzulenken, Rassismus und Nationalismus zu schüren sowie erzkonservative und militaristische Ziele zu verfolgen.

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Ein Hektar pro Kopf: Kostenlose Landnahme im Fernen Osten angeschoben

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von Lothar Deeg, Sankt Petersburg


Wochenlang russischen Fernen Osten soll jeder Interessent kostenlos einen Hektar Land bekommen können – sofern er russischer Staatsbürger ist. Ab 1. Juni werden die ersten Parzellen vergeben.


Far Eastern Federal DistrictEin Hektar Land für jedermann, kostenlos vom Staat zugeteilt – mit dieser großzügigen Maßnahme möchte Russland seinen unterbevölkerten Fernost-Provinzen „jenseits von Sibirien“ einen Entwicklungsschub geben. Das Gesetz über die Landverteilung wurde jetzt von Präsident Wladimir Putin unterzeichnet.


Ein Mensch pro Quadratkilometer

Ungenutztes Land gibt es in den Fernostgebieten mehr als genug: Auf einer Fläche von 6,3 Mio. Quadratkilometern (zum Vergleich: Das Gebiet aller EU-Staaten zusammen umfasst nur 4,3 Mio. Quadratkilometer) leben dort nur 6,2 Mio. Menschen – wobei es 1991, am Ende der Sowjetzeit, noch etwa 8 Mio. waren. Für Russland ist die Unterbevölkerung des Fernen Ostens (auf 36 Prozent der Landesfläche Russlands leben nur 5 Prozent der Gesamtbevölkerung) auch ein strategisches Problem: Allein in der benachbarten chinesischen Provinz Heilongjiang leben 38 Mio. Menschen.


Ausländer kommen nicht zum Zug

Chinesen wie auch andere Ausländer bleiben bei der Landverteilung deshalb ausgeschlossen. Zunächst sollen nur russische Staatsbürger, die bereits in den Fernostgebieten (Jakutien, Amurgebiet, Chabarowsk, Jüdisches Autonomes Gebiet, Magadan, Tschukotka, Kamtschatka, Sachalin und Primorje) leben, in den Genuss der kostenlosen Landnahme kommen. Allerdings werden anfangs auch nur einzelne Gemeinden im Rahmen von Pilotprojekten Ländereien zur Verfügung stellen – ein Problem ist die mangelhafte Kataster-Erfassung vieler potentiell nutzbarer Areale.

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FRANZ WITSCH: Der Fall #Merkel & #Sloterdijk

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. . . . oder gibt es ein intellektuelles Lumpenproletariat?


Liebe FreundeInnen des politischen Engagements,

Wir wissen so viel wie nie zuvor über die Welt, in der wir leben. Aber uns über sie verständigen können wir nicht mehr ( Artikel b. TELEPOLIS v. Stefan Schulz, ehemaliger FAZ-Journalist).

Mittlerweile ist unstrittig, dass Frau Merkel sich gegenüber dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan regelrecht erniedrigt ( Artikel b. TELEPOLIS v. Florian R.), ein Vorgang, der zusätzlich seine übelriechende Note dadurch gewinnt, dass Erdoğan gönnerhaft ein regierungsamtliches Lob für Frau Merkel übrig hat, habe sie doch richtig gehandelt: den Weg für ein Strafgerichts-Verfahren gegen ZDF-Satiriker Jan Böhmermann freigemacht.

In dieses Lob stimmte die veröffentlichte Meinung nicht uneingeschränkt ein. Lob äußerten u.a. SZ, B.Z. und Kölner Stadt-Anzeiger, dazu der eine und andere öffentlich-rechtliche Kommentar. Man wolle, so lässt sich die Zustimmung zusammenfassen, die Prüfung des Falls Böhmermann, wie es sich für einen Rechtsstaat mit Gewaltenteilung gehört, den Gerichten überlassen.

Dabei scheren sich Medien und Regierung einen Dreck um den Rechtsstaat. Gelegenheiten, sich zu kümmern, ließ man haufenweise ungenutzt, u.a. was die zahllosen US-Drohnenmorde betrifft, die regelmäßig – bis heute – am Rechtsstaat vorbei erfolgen und von der Bundesregierung seit Jahren unterstützt werden.

Im Fall Böhmermann fällt Medien und Politik plötzlich – weil das Kleingeld nicht mehr stimmt – ein, dass wir in einem Rechtsstaat leben. Dieser verlange angeblich die ausdrückliche Ermächtigung der Bundesregierung, gegen Herrn Böhmermann strafrechtlich wegen Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes vorzugehen, um eine Vorverurteilung Böhmermanns zu vermeiden. Schließlich müsse man es den Gerichten überlassen, über Schuld oder Unschuld zu befinden. Die Ermächtigung nicht zu erteilen, hieße, ihn für unschuldig zu erklären. Das sei allein Sache eines Gerichts.

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Proteste gegen den Parteitag der #AfD in Stuttgart

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Für eine solidarische und weltoffene Zukunft!


von Siegfried Buttenmüller


30 April begann auf dem Stuttgarter Messegelände der Eröffnungstag des bis zum 1. Mai dauernden 5. Bundesparteitags der selbsternannten "Alternative für Deutschland", (AfD). Dagegen regte sich erfreulicherweise verschiedener Widerstand. Für diese Aktionen war bundesweit mobilisiert worden, auch aus Hamburg, Berlin, München, Mannheim usw. waren Gruppen angereist. Natürlich ist die Metropolregion Stuttgart selbst einer der größten Ballungsräume und hätte eigentlich schon von sich aus ein großes Potential zur Mobilisierung. Vor diesem Hintergrund nehmen sich die Proteste in Größe und Wirkung allerdings sehr bescheiden aus.
 

 

Verschiedene Organisationen und Bündnisse hatten mit verschiedenen Aktionen und Zielen in die Region Stuttgart gerufen, darunter die Kampagne  „Nationalismus ist keine Alternative". Sie rief dazu auf, den „AfD Parteitag zu verhindern". Dementsprechend wurde versucht, den Verkehr auf der Autobahn A8 und der Bundesstraße 27 zu stören. Außerdem versuchte man über die Felder von hinten an das Tagungsgebäude bei der Messe Stuttgart heranzukommen, musste beides jedoch aus Sicherheitsgründen aufgeben, um sich und andere nicht zu gefährden.

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Erinnern Sie sich an die Golan-Höhen?

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von Eric Margolis


Im Arabisch-Israelischen Krieg 1973 überraschten die syrischen Streitkräfte Israel und stießen rasch vor an den Rand der steilen Golanhöhen, die von Israel im (Sechstage-)Krieg 1967 eingenommen worden waren. Es sah so aus, als würden syrische Panzer und Infanterie den Golan zurückerobern und dann in das israelische Galiläa vordringen.

Sowjetische Überwachungssatelliten beobachteten, dass Israel seine atomar bestückten Jericho-Raketen mit 500 km Reichweite aus geschützten Höhlen auf die Startrampen brachte. Gleichzeitig wurde Israel dabei beobachtet, wie es Atombomben in seine von den Vereinigten Staaten von Amerika zur Verfügung gestellten F-4-Kampfbomber auf der Luftwaffenbasis Tel Nof lud.

Im Glauben, dass Israel dabei war, Atomwaffen gegen Syrien und Ägypten einzusetzen, setzte Moskau beide massiv unter Druck, ihre vorstoßenden Kräfte zurückzuhalten. Damaskus, bereits in Reichweite der israelischen Artillerie auf dem Golan, orderte seine bewaffneten Kräfte auf dem Golan einzuhalten und ermöglichte Israel, mächtige Gegenangriffe zu führen und die strategischen Höhen wieder einzunehmen.

1981 annektierte Israel formell den 1.500 km² großen Teil des Golan, den es besetzt hielt. Dieser illegale Anschluss wurde von den Vereinten Nationen, den Vereinigten Staaten von Amerika und von den europäischen Mächten verurteilt. [⇒ Resolution Nr. 497] Aber Israel behielt sich den Golan und verpflanzte 50.000 Bewohner in rund 41 subventionierte Siedlungen.

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#Bundesnachrichtendienst und die Staats-Sicherheit des Dr. #Schäuble

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Der Mann mit dem Koffer bringt seinen Vertrauten in Stellung


von Ulrich Gellermann, Berlin


Aus dem Finanzministerium kommt der neue Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND). Ob er den Dienst privatisieren soll? Denn Privatisierung war bisher der Job von Ministerialdirektor Bruno Kahl, dem engen Vertrauten von Wolfgang Schäuble, dem Mann mit dem Koffer. Bruno Kahl hat Stallgeruch. Seit 35 Jahren ist der Bundeswehr-Reserveoffizier bei Übungen zuständig für die Beurteilung der Feindlage, der Nachrichtengewinnung und der Feind-Aufklärung. Schon als Schäubles Büroleiter, zu dessen Innenminister-Zeiten, bastelte Kahl an Geheimdienstkonzepten. Der gerichtsnotorische Dr. Schäuble, auferstanden aus der CDU-Spendenaffäre, heimlicher Reservekanzler und unheimlicher Sicherheitsdirigent der CDU wird eher nicht privatisieren wollen. Geht es um die „Dienste“, ist Schäuble der Mann für die Staats-Sicherheit.

 

 

Immer noch schwärt die Aufklärung der Nazi-Vergangenheit des BND: Er wurde von Reinhard Gehlen, Generalmajor der Wehrmacht, Abteilung Fremde Heere Ost (FHO) und einer Gruppe von SS-Leute mit dem Wohlwollen des US-Geheimdienstes gegründet. Rechtzeitig, bevor eine unabhängige Kommission sich mit der Geschichte des Dienstes genauer befasste, wurden 2007 jede Menge Dokumente vernichtet, die den Bezug zur NS-Zeit hätten detaillieren können. Auch die „Stay-behind-Affäre“ – die Aufdeckung der BND-Kontakte zur NATO-Gladio-Geheimorganisation – wurde bisher ebenso wenig aufgeklärt, wie die Beziehungen des BND zum Münchener Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980. Und immer noch dräut die Schäuble-Warnung vor einem Untersuchungsausschuss zu den Aktivitäten des Bundesnachrichtendienstes im Irak: Ein solches Gremium würde sich "nicht um die Sicherheit, sondern um die Sicherheitsbehörden kümmern und so wichtige Kräfte binden“.

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#Integrationsgesetz: Ein Gesetz, das diesen Namen nicht verdient.

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von Claus Schreer / Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus


So beurteilte Heribert Prantl am 15. April in der Süddeutschen Zeitung die Eckpunkte des geplanten „Integrationsgesetzes“ für Flüchtlinge, auf die sich die Spitzen der Regierungskoalition, Merkel, Seehofer und Gabriel einen Tag vorher verständigt hatten. Der Gesetzentwurf soll Ende Mai von der Bundesregierung beschlossen werden. Die Steilvorlage dazu hatte die bayerische CSU-Regierung mit dem Entwurf eines bayerischen Integrationsgesetzes geliefert, einem Regelwerk von Pflichten und Sanktionen für alle Zugewanderten, bis hin zur Verpflichtung zur „unabdingbaren Achtung der Leitkultur“.
 

 

Zentraler Kern der von der Regierungskoalition in Berlin verkündeten Eckpunkte ist die totale Kontrolle der Flüchtlinge mit der Androhung von Leistungskürzungen wenn sie das Misstrauen des „Asylmissbrauchs“, das ihnen unterstellt wird, nicht entkräften können.

Deutschland wolle keine „Integrationssimulanten“, erklärte SPD-Chef Sigmar Gabriel auf der Pressekonferenz der GroKo zu den Eckpunkten (SZ, 15.04.2016). „Integrationssimulanten“, mit diesem ungeheuerlichen Vorwurf soll die Diskriminierung und der vorgesehene Katalog von Sanktionen gegen Asylsuchende gerechtfertigt werden. Und: Den Rechtsextremisten von PEGIDA, AfD und Co liefert Gabriel eine neue Wortschöpfung für ihre rassistische Hetzpropaganda.

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Erdogan im Erdowahn: Der Unterschied zwischen Schmähung und Schmäh

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von Wolfgang Blaschka, München

Jan Böhmermann hat es versucht zu verdeutlichen, doch scheint es ihm nicht wirklich gelungen: Den Unterschied zwischen Kritik und Schmähkritik zu verdeutlichen ist intellektuell halbwegs anspruchsvoll. Der Kurdenschlächter hat es nicht kapiert und gibt sich beleidigt. Ein Despot fühlt sich gekränkt. Der notorische Unterdrücker der Meinungs- und Pressefreiheit klagt.

Der Verächter selbst der Justiz im eigenen Lande nimmt für sich das deutsche historische Relikt des Majestätsbeleidigungs-Paragrafen im Strafgesetz, den verstaubten § 103 StGB in Anspruch, um sich an einem Kabarettisten zu rächen, der ihm zunächst vorhielt, die Presse zu gängeln und missliebige Journalisten einzusperren, die über heimliche Waffenlieferungen seines Geheimdienstes an IS-Terroristen berichtet hatten, der Demonstrationen mit Wasserwerfern und Tränengas auseinanderknüppeln lässt, dessen Gattin generell Frauen im Harem gut aufgehoben wähnt, der die kurdische Bevölkerung im Osten seines Landes bombardiert, aushungern und massakrieren lässt, der gezielt die Islamisierung der Türkei befördert und vorantreibt.
 

 

Seine von ihm mitgegründete Partei "Adalet ve Kalkınma Partisi" (kurz AKP oder AK Parti) träumt von einer Renaissance osmanischer Verhältnisse. Zu denen gehörte ein bis heute uneingestandener Völkermord an Armeniern samt deutsch-kaiserlicher Komplizenschaft zu Anfang des letzten Jahrhunderts. Der kam in dem Lied "Erdo-wie, Erdo-wo, Erdo-Wahn" noch nicht einmal vor. Weil er nicht in die Amtszeit Erdoğans fiel, sondern in die des letzten Sultans, des sprichwörtlich "kranken Mannes am Bosporus".
 
Dagegen konnte er nichts einwenden, dazu steht er wohl auch. Denn dafür steht Recep Tayyip Erdoğan tatsächlich auch ein: Eine klare Kante von harter Hand gegen jegliche grundsätzliche Opposition, speziell gegen Linke und Kurden. Die Liste seiner Vergehen an der Menschlichkeit und seiner Verbrechen ist so lang wie sein ohne Baugenehmigung ins Naturschutzgebiet gepflanzter Palast überdimensioniert groß ist. Sein Größenwahn wurde ins unermessliche gesteigert durch die Hofierung durch die Europäische Union.

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Oh wie nah ist Panama! Deutschland, ein Paradies für Steuerflüchtige

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von Wolfgang Blaschka, München


Panama-City boomt, als wäre es Dubai. In leeren Büroetagen residieren Firmen, die nicht einmal mehr die altmodischen Briefkästen benötigen, um Millionen- und Milliardensummen zu akquirieren und profitabel zu verwalten. Sie brauchen nur irgendeine Adresse. Die gibt es massenhaft zu mieten, mit bester wenn auch ungenutzter Aussicht. Aus den Straßenschluchten ragen die Wolkenkratzer, als wollten sie dem Rest der Welt signalisieren: Selber schuld, wenn anderswo Steuern erhoben werden. Seht her: Wir hier kriegen den Kanal gar nicht voll genug. Wir können Ihre Fantastilliarden gern noch mit hereinschleusen. Fett schwimmt eben nun mal oben, der Rest kann getrost absaufen. Noch vor wenigen Jahrzehnten war Panama nur für den überseeischen Welthandel international von Interesse, wegen billiger Flagge und Schifffahrtsstraße. Nun wird es zunehmend auch für den unterirdisch elektronisch abgewickelten Geldverkehr interessant. Dabei liegt es noch nicht mal ganz vorn in der Rangliste der weltweit begehrtesten Steuerschlupflöcher.
 

 

Da haben die Schweiz (immer noch unangefochten auf Platz 1), Hongkong (Rang 2) und die USA (an dritter Stelle) mehr zu bieten. Delaware beispielsweise zieht deutlich dickere Fluchtgelder an als der kleine Landbrücken-Staat weiter südlich. Deshalb stehen wohl auch so wenige US-Amerikaner auf der Liste, die kürzlich publik wurde. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah?! Die USA sind für ihre nun wirklich nicht wenigen Multimillionäre und Milliardäre ein sicherer Hafen. Gefolgt von Singapur (4.) und den Cayman Islands (5.). Panama kommt noch lange nicht. Da ist Deutschland davor! Genau: Direkt nach dem Libanon (Platz 7) folgt die Bundesrepublik auf dem 8. Platz der Weltrangliste, noch vor Bahrain (9.). Wer hätte das gedacht?! Alles soweit legal: Eine Vermögenssteuer gibt es hier nicht. Ist ein Gewinn erst einmal versteuert, wird er dem unantastbaren Vermögen einverleibt. Noch zu Kohls Zeiten war das anders. Diesen komfortablen Zustand verdanken die Reichen immerhin der SPD und den Grünen. Und die CSU sträubt sich aktuell vehement gegen eine einschneidende Reform der großzügigen, weil bescheidenen Erbschaftssteuer.
 

 

Auf der in Düsseldorf beklagt eine wohlsituierte Dame mit rotgepuderten Wangen, sie finde es nur traurig, dass sie mit nunmehr 76 Jahren nicht mehr soviel Geld ausgeben könne wie sie gebunkert habe. Natürlich besitze sie mehrere Konten, auch im Ausland. Vielleicht ist ihr darüber die Übersicht verloren gegangen und zudem jeder Anflug von Vorsicht, sich vor laufender Kamera so ganz nebenbei als Steuerhinterzieherin zu outen. Distinguierte Herren prahlen unverhohlen, dass sie ihr Barvermögen gut untergebracht hätten. Die Reporter kommen aus dem Staunen kaum heraus. Steuerflucht gilt in gespickten Kreisen offenbar als regelrechter Sport, nicht nur als unvermeidliches Kavaliersdelikt. Man hält nicht mehr hinterm Berg, was man zu verbergen hat. Man fühlt sich sicher in der Zurschaustellung seines Großvermögens. Die Bourgeoisie ist richtig unverschämt geworden seit den Zeiten des Neoliberalismus.

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Merkel in der Kampfzone: Zusammenrücken mit Erdogan & Co.

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von Ulrich Gellermann, Berlin


Rührende Bilder von der Kanzlerin und von Mädchen mit Blumen. Die hohe Frau zerschneidet – gemeinsam mit dem türkischen Premier-Minister Ahmet Davutoğlu – ein rotes Band. Im türkischen Gaziantep. In einem Flüchtlingslager. Keine 100 Kilometer vom syrischen Aleppo entfernt. Kann sie den tödlichen Lärm aus der Kampfzone hören?

Erneut fordert Frau Merkel die Einrichtung von Flugverbotszonen in Syrien nahe der türkischen Grenze. Das fordert auch die Türkei, deren Armee immer mal auf syrisches Gebiet schießt. Die auch gern auf syrischem Gebiet bombt. Die den IS (Daesh) unterstützt. Die eine Teilnahme kurdischer Syrer bei den Genfer Friedensverhandlungen verhindert.
 

 

An der türkisch-syrischen Grenze säuselt die Kanzlerin. In Genf – dort wo eine kleine Hoffnung auf Frieden und eine geringe Hoffnung auf das Ende der Flucht besteht – torpedieren derweil ihre Bündnispartner den Friedensprozess. Hochtrabend nennt sich eine Sammlung von syrischen Oppositionsgruppen das „Hohe Verhandlungskomitee“ (HNC). Diese Sammlung, zu der auch die Terroristen der Ahrar al-Scham-Miliz gehören, verlässt den Verhandlungstisch während Merkel gerade ihr Türkei-Bündnis in Gaziantep mit Begrüßungstransparenten wie diesem umwinden lässt: "Wir sind stolz auf unsere Kanzlerin Frau Angela Merkel und unseren Ministerpräsidenten Herrn Ahmet Davutoğlu."

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26. April 1986 - die #Atomkatastrophe von #Tschernobyl

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30 Jahre Vertuschen, Verschleiern, Verharmlosen


von Ron Augustin, Berlin


Schlicht dvadsat schest, den Sechsundzwanzigsten, nennen die Leute im Dreieck Kiew-Moskau-Minsk die Katastrophe, die am 26. April 1986 mit einer Kette von Explosionen im Kernkraftwerk von Tschernobyl begann. Der Versuch, einen der vier Reaktoren für eine Testreihe unter Wartungsbedingungen herunterzufahren, war außer Kontrolle geraten und hatte zur Explosion des Reaktorkerns geführt. Dabei wurden der 1200 Tonnen schwere Deckel und das Dach des Reaktors in die Luft geschleudert, Wolken aus radioaktiven Gasen und Teilchen kilometerhoch in die Atmosphäre getrieben, und etwa ein Viertel des zerstörten Kernbrennstoffs in die Umgebung verstreut.
 

 

Die Graphitstäbe im Kern fingen sofort Feuer. Durch die große Hitze der zwei Wochen andauernden Brände gelangten hoch radioaktive Stoffe wie Iod und Cäsium in Lufthöhen von bis zu neun Kilometern. Da der Wind sich in diesem Zeitraum mehrmals drehte, verbreiteten sich die radioaktiven Wolken in den ersten drei Tagen Richtung Skandinavien, dann zwei Tage ostwärts über Moskau, bevor sie sich nach Süden und Westen über Mittelmeer und Nordsee zerstreuten. Wind und Regen sorgten dafür, dass große Teile Europas unterschiedlich stark kontaminiert wurden.

Obwohl den sowjetischen Behörden immer wieder vorgeworfen wird, dass sie erst nach drei Tagen mit den ersten Informationen rausrückten, wurden Politik und Medien im Westen von einem Gewirr aus blindem Alarm, Beschwichtigung, Desinformation und Kompetenzstreit beherrscht. Nachdem schon in den ersten Tagen in Bayern und Baden-Württemberg wesentlich erhöhte Strahlendosen gemessen worden waren, ließ die Bundesregierung ihren stellvertretenden Sprecher Norbert Schäfer verlautbaren, „dass eine Gefahr für die Bundesrepublik Deutschland nicht besteht und auch nicht eintreten wird.“ In der ersten Bundestagssitzung zu dem Unfall, am 14.5.1986, wandte Kanzler Kohl sich „entschieden gegen das Schüren von Katastrophenstimmung“.

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Der Krieg gegen die Welt: #Washington findet überall Feinde

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von Philip Giraldi


Kriegsminister Ashton Carter macht sich Sorgen um Amerikas Haltung. Nein, nicht darum, dass der Rücken gerade und die Knie ordentlich beisammengehalten werden. Es hat damit zu tun, wieviele Feinde es da draußen gibt, die die Vereinigten Staaten bedrohen, und was wir, global gesagt, tun müssen, um sie dazu zu bringen, Onkel zu schreien. Ash erörterte seine Ansichten in einem „Hearing über Haltung“ vor dem Komitee für die bewaffneten Streitkräfte des Senats am 17. März, was zu einem Vorgang gehört, der darauf hinausläuft, dem Pentagon noch mehr Geld für das Fiskaljahr 2017 zu geben, $582,7 Milliarden, um genau zu sein.
 

Ich respektiere Ash zumindest ein bisschen, weil er in Yale Geschichte des Mittelalters studiert hat, obwohl er offensichtlich den Hundertjährigen Krieg und die Rosenkriege vergessen hat. Beide verwüsteten Sieger und Verlierer gleichermaßen, eine nützliche Lektion für diejenigen, die sich Gedanken machen über das, was die USA in den letzten fünfzehn Jahren getrieben haben.

Ash jedoch, der bezeichnenderweise kein Veteran und für den Krieg eine Abstraktion ist, die belebt werden muss durch Zählen und Aufhäufen ausreichender Mengen von Bohnen, denkt dass mehr immer besser ist, wenn es darum geht, schicke Spielzeuge zu bekommen. Da sein vorgeschlagenes Budget der Marine ein paar Unterseeboote der Ohio-Klasse bescheren wird, muss die Air Force ihre eigenen strategischen Bomber bekommen, damit sich niemand benachteiligt fühlt. Warten wir ab, bis die Rechnung von der Army kommt.

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Lebensleistungsrente ist ein verlogenes Versprechen: Altersarmut steigt dramatisch

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von Sybille Fuchs / wsws.org


Neue Berechnungen und Studien gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren die Altersarmut dramatisch zunehmen wird. Am 12. April meldete der Westdeutsche Rundfunk (WDR), dass fast die Hälfte der Neurentner 2030 trotz lebenslanger Arbeit nur eine Rente auf Hartz-IV-Niveau erhalten wird. Ein Großteil der heute Beschäftigten verdiene zu wenig, um später eine höhere Rente zu bekommen.

Diese düstere Zukunft der künftigen Rentnergeneration ist alles andere als ein unbeabsichtigtes Ergebnis der von der rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder durchgesetzten Rentenreform, wie es Andrea Nahles (SPD) und Sigmar Gabriel (SPD) heute darstellen. Die in ihrer Regierungszeit von 1998 bis 2005 verabschiedeten Hartz-Gesetze dienten der Schaffung eines riesigen Niedriglohnsektors.

Zugleich setzte das Kabinett Schröder mit seinen Ministern Walter Riester (Namensgeber der „Riester-Rente“) und Franz Müntefering die schrittweise Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre sowie die Absenkung des gesetzlichen Rentenniveaus von 47,5 auf nur noch 43,5 Prozent des Durchschnittsverdiensts durch.

Von Unternehmern und neoliberalen Wirtschaftswissenschaftlern werden diese Maßnahmen der SPD-Grünen-Regierung bis heute in den höchsten Tönen gepriesen. Für die Arbeiter bedeuten sie, dass fast die Hälfte der künftigen Rentenempfänger von Altersarmut bedroht ist.

Dank der rot-grünen Hartz-Gesetze hat die Zahl der im Niedriglohnsektor oder in Teilzeit Arbeitenden, die nur wenig in die Rentenversicherung einzahlen können, massiv zugenommen. Dazu kommen diejenigen, die wegen Krankheit, Kindererziehung oder Arbeitslosigkeit eine lückenhafte Erwerbsbiografie haben.

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Die Gauck-Beleidigung: Der schönste und klügste Präsident der Neuzeit

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von Ulrich Gellermann, Berlin

Du Fetzen der neuen Kriegspolitik, Du geschwollener Lumpen des dummen Nationalstolzes, Du Tarnstreifen der Demokratie, Du dünner Anstrich der neuen deutschen Herausforderung, Du Flattermann deutscher Großmanns-Sucht, Du Leichentuch einer friedlichen Bundesrepublik, Du schwarz-rot-goldene Einheitslüge! So oder so ähnlich könnte sich die Rede anhören, für die man bis zu fünf Jahren in den Knast gehen kann.
 

  

Daran erinnerte jüngst die kleine Konfektionsgröße im Amt des Regierungssprechers, Steffen Seibert, als er die Bundesbürger im Auftrag seiner Herrin warnte: Der Paragraph 90 mit 90a Strafgesetzbuch (StGB), der die Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole strafbar nennt, würde keineswegs gestrichen, auch wenn man, gequält-gezwungen, demnächst die Beleidigungs-Handfessel lösen will, die ausländische Staatsvertreter vor ihrer Einstufung als Despoten schützen soll.

Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole, nennt sich der Paragraph, der die „Farben, die Flagge, das Wappen oder die Hymne der Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Länder“ vor Beleidigungen schützen soll. Und tatsächlich verdienen die Farben der Bundesrepublik Deutschland Schutz. Sind sie doch Erbe der Revolution von 1848, jenem kurzen historischen Moment, als das deutsche Bürgertum sich erhob und selbstbewusst Pressefreiheit, Lehrfreiheit sowie Glaubens- und Gewissensfreiheit forderte.

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Oha in Doha: Kein Dämpfer für den Ölpreis

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von Lothar Deeg, Sankt Petersburg


Wochenlang hatte Russland mit nicht gerade einfachen Partnern auf eine Deckelung der Ölförderung hingearbeitet, um den verfallenen Ölpreis zu stützen – doch es wurde nichts draus: Der Ölgipfel von Doha brachte keine Einigung. Nun dürfte der Rubel wieder unter Druck geraten.

Russlands Energieminister Alexander Nowak war bitter enttäuscht. Da hatten die beiden Ölgroßmächte Russland und Saudi-Arabien, so unterschiedlich ihre Ideologien und politischen Interessen – beispielsweise in Syrien – auch sein mögen, in einem mühsamen Prozess 18 ölfördernde Länder an einen Tisch gebracht. Die Idee war, sich zu verpflichten, bis Oktober die Ölförderung nicht über das Niveau von Januar 2016 hochzuschrauben – als der Ölpreis aufgrund des weltweiten Überangebots besonders tief in den Keller gerauscht war. Also eine Beschränkung, keine Einschränkung.

Allein die Ankündigung einer möglichen gemeinsamen Deckelung hatte den Ölpreis wieder hochkommen lassen: Das Barrel Brent erreichte in der letzten Woche wieder Werte um 45 Dollar – nach den winterlichen Tiefstständen deutlich unter 30.


Saudis torpedieren Fördermoratorium

Doch der Verhandlungsmarathon am Wochenende in Doha, der Hauptstadt von Katar, führte zu keinem Ergebnis. Saudi-Arabien, aber auch Katar, die Emirate und Kuwait, bestanden plötzlich wieder darauf, dass auch Iran, ihr Rivale auf der anderen Seite des Persischen Golfs, sich an dieser Selbstverpflichtung beteiligen müsse. Dabei hatten die Saudis zuvor großen Wert darauf gelegt, dass der Iran nicht an den Verhandlungen in Doha teilnehmen dürfe, berichtet heute die Zeitung „Kommersant“. Die Perser hatten allerdings immer durchblicken lassen, dass sie ihre nach dem Ende der Sanktionen gerade wieder steigende Förderung nicht einschränken wollen – zumindest solange nicht, bis sie wieder das Niveau vor den Iran-Sanktionen erreicht hat.

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Der Kampf um die Freihandelsabkommen #TTIP & #CETA in der Entscheidung.

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Die Abkommen können und müssen verhindert werden


von Conrad Schuhler / Vors. Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.


TTIP und CETA – die Entscheidungen stehen bevor

Das Treffen von Bundeskanzlerin Merkel und US-Präsident Obama anlässlich der Eröffnung der Hannover Messe (23. April) dient einem einzigen Zweck: Die TTIP-Verhandlungen so voranzubringen, dass das Abkommen noch in diesem Jahr zustande kommt. Ende Februar 2016 fand die 12. Verhandlungsrunde zu TTIP zwischen der EU und den USA in Brüssel statt. Hierbei war es vor allem um die umstrittenen Themen Investitionsschutz und regulatorische Kooperation gegangen. Die EU-Kommission war durch einen Beschluss des Europäischen Parlaments gezwungen, einen neuen Textvorschlag für den Investitionsschutz auszuarbeiten.
 

 

Das EU-Parlament hatte die TTIP-Entwürfe im Juni 2015 mit 436 Ja- gegen 241 Nein-Stimmen grundsätzlich unterstützt, aber verlangt, „das ISDS-System durch ein neues System zu ersetzen“. Bei der Frage der „regulatorischen Kooperation“ ging es vor allem um das sogenannte „right to regulate“, das Recht der einzelnen Länder, selbst wirtschaftspolitische und soziale Regeln zu verabschieden und sich nicht den Beschlüssen eines TTIP-Rates unterwerfen zu müssen. Die EU-Kommission und die deutsche Regierung drückten sofort ihre Freude über „Fortschritte“ in diesen Fragen aus. Ganz davon abgesehen, dass die Vorschläge der EU-Seite völlig ungenügend sind, so sind sie auch ohne jede bindende Wirkung. Die US-Seite lehnt sie in Bausch und Bogen ab. Nun wird großes Theater geboten, um die zunehmend kritische Öffentlichkeit mit Lügen und Tricks in wichtigen Fragen ruhig zu stellen.

In Berlin waren am 10.10.2015 über 250.000 Menschen unter dem Motto „TTIP und CETA stoppen! Für einen gerechten Welthandel!“ auf die Straße gegangen. Dies hatte den TTIP-Strategen mehr Kopfzerbrechen bereitet als zuvor alle wissenschaftlichen Arbeiten und Symposien zusammen. Dazu kommen die 3,4 Millionen Unterschriften der Stopp-TIPP-Initiative in den EU-Ländern. Die Menschen sind in stürmischer Bewegung gegen die geplanten Abkommen, sowohl in Europa wie in den USA. Der TTIP-Fahrplan der Obama-Regierung sieht vor, zunächst das TPP, das Transpazifische Partnerschaftsabkommen – zwölf pazifische Länder, von Chile über die USA bis Vietnam (40 % des Weltsozialprodukts) – durchzusetzen, um sich dann mit ganzer Kraft dem TTIP-Projekt zuzuwenden. TPP wäre der Türöffner für TTIP.

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