Für eine Rationalisierung des Diskurses!
► von Gerhard Mersmann / NEUE DEBATTE
Der Rationalismus ist das Ergebnis der Aufklärung. Er führte dazu, den Verstand und die Logik zu den Instrumenten zu machen, die sich mit den Phänomenen der Welt auseinanderzusetzen haben. Davor lagen Jahrhunderte der Finsternis, die vor allem von Glaube und Religion geprägt waren.
► Die Schlüsselschrift
Visionen, Wunschvorstellungen und vor allem Ängste prägten die Erklärungsmuster für die Herausforderungen, vor denen Menschen standen. Macht, das Instrument von Herrschaft, legitimierte sich durch die Bezugnahme auf emotionale Größen. Historisch betrachtet sind alle Debakel der Entwicklung darauf zurückzuführen.
Nicht, dass der Rationalismus dazu geführt hätte, die Menschheit von dieser Last zu befreien. Adornos und Horkheimers „Dialektik der Aufklärung“ war die Schlüsselschrift, die den Beitrag des Rationalismus bei den Zerstörungs- und Vernichtungswerken des Faschismus freilegten.
Wer die Ratio bemüht, um seinen irrationalen Willen durchzusetzen, kann beim industriellen Mord landen. Insofern ist der, ja, der Glaube an die unbedingte heilbringende Wirkung des Rationalismus ein Relikt aus der vor-aufklärerischen Zeit. Der Wille, der hinter allem steht, bedarf einer scharfen Analyse des von Emotionen gereinigten Geistes, um in Bezug auf seine gesellschaftliche Legitimität bewertet zu werden.