Recht auf Beleidigen oder Prinzip Verantwortung?
Gedanken zum Charlie-Hebdo-Massaker
► von Saral Sarkar, Köln
Die Mörder der Charlie-Hebdo-Karikaturisten bekamen ihre verdiente Strafe. Nach dem gesunden Volksempfinden ist es schon in Ordnung, dass sie von den Sicherheitskräften getötet wurden. Von ihrem eigenen Standpunkt sowie vom Standpunkt ihrer Geistesgenossen aus gesehen, waren die Mörder höchst erfolgreich. Sie konnten nicht nur die Beleidigung ihres Propheten rächen – für sie eine große Sache – sondern starben auch als Märtyrer, was sie wohl selbst wollten.
Die ermordeten Karikaturisten aber starben nicht als Märtyrer. Sie wollten nicht sterben. Sie hatten Polizeischutz beantragt und bekommen. Der Chefredakteur hatte zwar einmal gesagt, er würde lieber aufrecht stehend sterben als kniend leben. Aber das bezeugt eher seinen Starrsinn. Denn das, wofür er und seine Kollegen starben – nämlich das Recht, Prophet Mohammed und Millionen Muslime zu beleidigen – ist wahrlich keine große Sache.
Wie soll man zum Beispiel jemand, der wissentlich und mutwillig auf einem Minenfeld Fußball spielen will, anders charakterisieren als mit dem Wort „Starrkopf“? Fußball spielen kann man doch auch auf einem anderen Feld. Oder ging es ihnen etwa um eine ernsthafte und wichtige politische Sache? Etwa um Kritik an religiösen Aberglauben oder um Kritik an der Stellung der Frau im Islam? Außerdem kann man doch den Islam oder Religion überhaupt auch auf anderen Wegen kritisieren, die nicht geradewegs auf ein Minenfeld führen!
Es ist ja spätestens seit 2005 bekannt, als die dänische Zeitung Jyllands-Posten ihre Mohammed-Karikaturen veröffentlichte, wie wütend die muslimischen Massen weltweit auf solche Sachen reagieren. Seit jener Zeit wissen alle, dass besonders beleidigende Mohammed-Karikaturen gläubige Muslime zutiefst verletzen und dass einige von ihnen bereit sind, die Beleidigung ihres Propheten auf mörderische und selbstmörderische Weise zu rächen.