Generation Y

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von Manfred Sohn


Eine junge Kollegin von mir sitzt gerade an ihrer Bachelor-Arbeit, die sich mit der „Generation Y“ befaßt – ihrer Generation, deren Mitglieder im Zeitraum von etwa 2000 bis 2015 zu den Teenagern zählte.  

Der Begriff mag wieder so ein Kunstprodukt der Soziologie sein. In der 80er Jahren löste der damalige Professor Thomas Ziehe eine Welle von Büchern und gut dotierten Stellen im akademischen Betrieb aus, die sich fortan intensiv mit dem von ihm deklarierten „Narziß – ein neuer Sozialisations-Typus“ befaßten. Der akademische Betrieb ist in unserer Phase des Kapitalismus zunehmend in der Lage, sich selbst tragende Selbstbeschäftigungs-Themen zu erzeugen, die in abnehmenden Maße für die nichtakademische Welt noch interessant oder gar nützlich sind. Die gegenwärtig viel diskutierte „Generation Y“ jedenfalls sei, – so lernte ich durch die junge Kollegin – (wie es Wikipedia ausdrückt) „vergleichsweise gut ausgebildet, oft mit Fachhochschul- oder Universtitätsabschluß“ ausgestattet und im Internet zu Hause. Die ihr angehörigen Menschen seien aber in hohem Maße illusionslos gegenüber ihren eigenen Zukunftsperspektiven, die sie als von zunehmender Unsicherheit geprägt empfinden. Hohe Qualifikationen, die früher Garant für gesichertes Einkommen galten, koppeln sich von der Frage des späteren materiellen Lebensstandards ab.
 

 

Das ist eine interessante Entwickelung, die ein Schlaglicht auf den gegenwärtigen Stand des Kapitalismus wirft. Der ist zunehmend durch zwei gegenläufige Tendenzen gekennzeichnet.

Zum einen ist er so produktiv, daß die erwachsenen Menschen weltweit im Durchschnitt nur 20 bis höchstens 30 Wochenstunden tätig sein müßten, um sich selbst und alle auf dem Globus lebenden Kinder und Alten mit Wohnraum, Kleidung, Nahrung, Fortbewegungsmitteln und Kulturgütern zu versorgen. Die überschießende Produktivität, die aber eben durch allgemeine Arbeitszeitverkürzung auf alle verteilt wird, fließt so ökonomisch gesprochen in Blasen aller Art. Das sind die Spekulationsblasen, in denen Vermögen als Anspruch auf spätere Leistungen gebildet werden. Das sind auch die akademischen Blasen, in denen, wie erwähnt, Wissenschaftler aller Kategorien aufgeregt, aber zweckfrei in Büchern und Kongressen irrelevante Frage eifrig debattieren.
 

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Frankfurt / Main: Groß-Demo gegen das PKK-Verbot

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Weg mit dem PKK-Verbot! – Verteidigt die Revolution in Rojava!

Groß-Demo gegen das Verbot der PKK: Sa, 29.11.2014 | 15:00 Uhr | Frankfurt/Main

Mehr Infos: savekobane.blogsport.de

Am 29.11.2014 jährt sich das Verbot der PKK in Deutschland. Aus diesem Grund mobilisieren die Gruppen des Internationalistischen Aktionsbündnis Frankfurt (IAB) zu einer überregionalen internationalistischen Demonstration in Frankfurt.

Seit dem 15. September 2014 ist der Kanton Kobanê in Rojava heftigen Angriffen des sog. ,,Islamischen Staats’‘ (IS), einer fundamentalistischen Miliz und ehemaliger Ableger der Al-Quaida, ausgesetzt. Aktuell wird die Stadt von drei Fronten mit schweren Waffen, die der IS u.a. zuvor als Teil der FSA (Freie Syrische Armee) durch den Westen erhalten hat, unter Beschuss gehalten. Doch mit Kobane wird nicht nur eine weitere Stadt in Syrien von den Dschihadisten bedroht, sondern das derzeit einzige revolutionäre und fortschrittliche Gesellschaftsmodell des Nahen und Mittleren Ostens.


Die Revolution in Rojava verteidigen!

Inmitten des Chaos des syrischen Bürgerkriegs hat die Bevölkerung der im Norden Syriens liegenden mehrheitlich kurdisch bewohnten Regionen ein Gesellschaftsmodell der multinationalen, friedlichen Koexistenz aller Völker und Religionen, der demokratischen Selbstverwaltung, des Sozialismus und der Geschlechterbefreiung aufgebaut (,,Demokratischer Konföderalismus’‘). Angesichts des ethnischen und religiösen Terrors der im gesamten ehemaligen Staatsgebiet Syriens tobt, bedeutet dieses Modell in Rojava einen vergleichsweise sicheren Hafen für die terrorisierte Zivilbevölkerung in Syrien. Dieses revolutionäre Gesellschaftsmodell droht nun nicht nur an den Angriffen des IS, sondern auch an der Großmachtpolitik der umliegenden Regionalmächte zu scheitern.
 

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Weg mit dem PKK-Verbot!

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Redaktion Neue Internationale 194


Das Verbot der „Kurdischen Arbeiterpartei“ (PKK) scheint in Deutschland zur Staatsräson zu gehören. Hinzu kommen noch das Verbot zahlreicher kurdischer Vereine, Festnahmen, Anklagen oder gar Abschiebungen von AktivistInnen wegen angeblicher Zugehörigkeit zu dieser „terroristischen Vereinigung“, das Verbot von Symbolen der kurdischen Befreiungsbewegung oder von Sprechchören, die einem „Werben“ für die PKK gleichkommen würden.

Der heroische Einsatz von KämpferInnen der PKK bei der Verteidigung der EzidInnen gegen drohende IS-Massaker hat selbst in der bürgerlichen Presse und bei imperialistischen Kreisen bis hin zu einigen CDU-PolitikerInnen die Frage aufgeworfen, ob dieser skandalöse Akt politischer Unterdrückung noch „zeitgemäß“ wäre.

Solche Überlegungen sind in der deutschen Regierung bisher jedoch ungehört geblieben. Bei aller nunmehr bekundeten „Solidarität“ mit den KurdInnen, sind der deutschen Außenpolitik die geo-strategischen Interessen ihres Landes, der wirtschaftliche und politische Einfluss und die diplomatischen Beziehungen in der Region (insbesondere zur Türkei) allemal wichtiger als die vorgeblichen „humanitären“ Anliegen des „demokratischen“ Imperialismus.
 

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Anti-Jubel zum Fall der Mauer vor 25 Jahren: Die große Toröffnung

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von Harry Popow


Der neunte November. Maueröffnung. Hurra, hurra!! Nicht endenwollender Jubel. Auch nach 25 Jahren Leben in der BRD noch? Für wen? Jubeln solle man, das ist die Freude Jedermanns, vor allem aber derjenigen, die sich raubritterartig einstiges Volkseigentum unter den Nagel rissen. Die haben sogar Mehr-Wert-Grund zum großmäuligen Jubeln. So eine Toröffnung, so ein Einfallstor für´s Kapital. So eine gierige Wiederinbesitznahme von Land, Leuten und Betrieben, von Straßen und Eisenbahnnetzen. Deren Geheimcode: Nie wieder Enteignungen. Nie wieder links. Nie wieder Sozialismus. Der Antikommunismus lässt grüßen. Freie Bahn für Investoren. Grünes Licht für neue Ausbeutung, freies Geleit für Emporkömmlinge, für Karrieristen und Halsabschneider.

 


Wer wollte das? Das ganze Volk der DDR?

Da brüllte jemand eilfertig von jenseits der Staatsgrenze: Blühende Landschaften sollt Ihr haben! Also nun zurück gebläkt, im Chor natürlich: „Deutschland einig Vaterland!“ Wem soll man das verdenken? Da strömten sie in Scharen. Bürgerbewegungen, die nach Veränderungen innerhalb des Bisherigen strebten, versackten und verstummten mit feuchten Lippen in der Schlammflut der Profitmacher-Eliten. Was fiel da bei uns ein? Was hat es gebracht? Teure Wohnungen und Rausschmisse. Die Herrschaft der Immobilien-Spekulanten, größtenteils. Arbeitslosigkeit. Korruption. Zunehmend klaffende Wunden zwischen Oben und Unten. Armut. Egoismus. Obdachlosigkeit. Manipulierte Einäugigkeiten. Geschichtsfälschungen am laufenden Band, besonders, was die Ursachen von Kriegen betrifft. Während des Ukraine-Konfliktes und zuvor bereits drastische Schreie der Deutschen nach einer Vormachtstellung in Europa und in der Welt. Politisches Gebrülle nach Mitspracherecht in der von USA/NATO dirigierten Expansionspolitik. Ein neuer Ritt gen Osten?
 

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Belagerung und Angriffe auf #Kobane halten an

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YPG-Kommandant Xebat:


Krieg in Kobanê geht weiter, deswegen muss die Unterstützung auch weitergehen

 

von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e. V.


Am 55. Tag des Widerstands von Kobanê haben die Kommandanten der YPG, der YPJ und der Peshmerga-Einheiten eine gemeinsame Pressekonferenz in der Stadt abgehalten. Der YPG- Kommandant Dijwar Xebat erklärte hierbei, dass die Kämpfe mit dem Islamischen Staat (IS) weiter in all ihrer Heftigkeit anhalten. Vor allem an der Ostfront werden erbitterte Kämpfe geführt. Man habe den Vorstoß des IS allerdings erfolgreich stoppen und einige Stellungen zurückerobern können. „Es gibt keinen Tag, an dem es keine Kämpfe gibt. Sie haben neue Einheiten hier an die Front gebracht, mit denen sie derzeit angreifen“, berichtete Xebat.
 

 

Im Namen der Peshmerga-Einheiten in Kobanê hielt der Kommandant Amid Ehmet Gerdi eine kurze Rede. Gerdi erklärte, dass er mit seinen Einheiten seit acht Tagen in der Stadt sei und fuhr wie folgt fort: „Schon bald werden wir unserer Bevölkerung die frohe Botschaft von der Befreiung Kobanês verkünden können. Diese Banden haben überall ihre Visiere auf Kurdistan gerichtet und wollen uns vernichten. Aber das werden sie im Traum nicht hinbekommen. Wir kämpfen hier gemeinsam gegen den IS und werden auch gemeinsam diejenigen bald vernichten, die den Terror nach Kurdistan bringen wollen.“ Auf die Frage, ob neue Peshmerga-Einheiten nach Kobanê kommen werden, begegnete Gerdi, dass dies geschehen werde, sobald eine Verstärkung notwendig erscheine.


„Mehr als 3000 Tote in den Reihen der IS“

Auf Nachfrage eines Journalisten, wie viele IS-Mitglieder und wie viele YPG-Kämpferinnen und Kämpfer seit Beginn der Angriffe auf Kobanê gestorben seien, erklärte Xebat, dass sie keine genauen Angaben machen können. Sie gehen davon aus, dass mehr 3000 IS-Kämpfer bislang getötet worden sind. „Die Verluste in unseren eigenen Reihen werden täglich veröffentlicht“, ergänzte der Kommandant der Volksverteidigungseinheiten.
 

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Israel, ein Bollwerk gegen Weltkrieg: Die Zwangslage und China

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von John V. Walsh


Die bedeutenderen Gegner des Imperiums der Vereinigten Staaten von Amerika sind China, Russland und der Iran. China bildet die größte Gefahr für die US-Vorherrschaft, nachdem seine Wirtschaft laut dem "Internationalen Währungsfonds" (IWF) gemessen an der Kaufkraftparität die der USA bereits überholt hat. Dass die militärische Stärke letztendlich eine Funktion der wirtschaftlichen Stärke ist, wissen wir mindestens seit Thukydides.

Die Antwort des Imperiums auf das Anwachsen Chinas ist die „Achse” nach Ostasien, der große Entwurf Barack Obamas und Hillary Clintons, unter Mithilfe ihrer eifrigen Rasputins vom "Center for Strategic and International Studies" (CSIS). Die Achse ist sowohl militärischer als auch wirtschaftlicher Natur, mit Japan als Stellvertreter der USA in der Region und Anker für den gegen China gerichteten "Transpazifische Partnerschaft" -Handelspakt (TPP).

Bis jetzt war die Achse eine Pleite. Diese erfordert die Konzentration militärischer und wirtschaftlicher US-Ressourcen, wobei diese bisher nicht annähernd das erforderliche Niveau erreichen konnte. Das Niveau ist hoch, weil Chinas Wirtschaft sehr stark und dynamisch ist, während die japanische Wirtschaft stagniert, und weil die Vereinigten Staaten die beiderseitige Annäherung Chinas und Russlands beschleunigt haben, indem sie einen antirussischen Staatsstreich in der Ukraine organisierten. Jetzt stehen die USA und Japan in Ostasien nicht nur China, sondern auch Russland gegenüber, das zudem seinen eigenen Konflikt mit Japan bezüglich der Kurilen-Inseln hat, der bis zum Zweiten Weltkrieg zurückreicht.
 

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Brandstifter, Menschlichkeit und Völkerrecht

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von Manfred Sohn


In Max Frischs »Lehrstück ohne Lehre« lädt Herrn Biedermann zwei Brandstifter zu sich ins Haus, die am Ende des Stückes ihn, seine Frau, sein Haus und gleich seine ganze Stadt in einem Flammenmeer untergehen lassen.

In der Eröffnungsszene wird der erste der beiden, der »sehr kräftige« ehemalige Ringer Schmitz, von dem Dienstmädchen Anna mit den Worten angekündigt, da sei ein Hausierer, der aber kein Haarwasser verkaufen wolle, sondern »Menschlichkeit«. Mit diesem Schlüsselwort erhält er Zutritt.

Im weiteren Verlauf lassen die beiden die Hülle fallen und gehen zur Dreistigkeit über, sagen in Szene sechs, sie scherzten nicht, sie seien »Brandstifter«. Biedermann aber glaubt ihnen nicht und reicht Schmitz und seinem Kumpanen, dem Herrn Eisenring, noch die Streichhölzer, um die Lunte anzuzünden.

In unseren Tagen fallen Dreistigkeit und Verlogenheit zeitlich zusammen. Während Bundespräsident Gauck den 75. Jahrestag des Überfalls Hitler-Deutschlands auf Polen auf der Westerplatte »bei Danzig«, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit unverschämter Offenheit und Freude formuliert, abermals zum Anlaß nimmt, zu mehr »Verteidigungsbereitschaft« aufzurufen, also die Streichhölzer zu erbitten, gibt Außenminister Steinmeier den Kumpanen, der unter der Losung »Völkerrecht« Eintritt in den Dachboden sucht, von dem aus er mitzündelt.

Das deutsche Volk steht der Unverschämtheit von Schmitz und Eisenring – also Gauck und Steinmeier – hilflos und im Ergebnis kumpaneihaft gegenüber wie Biedermann, seine Frau Babette und das Dienstmädchen Anna. Die Streichhölzer – die schrittweise Erhöhung des Rüstungsetats um zunächst zwei Prozent – werden nach und nach gereicht werden, und mit dem Zauberwort »Völkerrecht« gelangt heutzutage sogar bei Linken jeder in die Wohnung. Das Wort ist in Mode, nicht nur bei Steinmeier, der es im Stehsatz fast jeder seiner Reden hat.

Ein erster Schritt, um den Brandstiftern den Weg ins Haus zu verwehren, ist es, ihnen mitsamt ihrem Gerede vom »Völkerrecht« die Tür zu weisen.
 

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#DDR 1989: Als die Macht auf der Straße lag

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von Olaf Klenke / MARX21.de


Binnen weniger Wochen fiel im Herbst 1989 ein Regime, das über Jahrzehnte unangreifbar schien. Millionen Menschen nahmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Unser Autor erinnert an die letzten Tage der DDR

Es ist der 11. September 1989. Ungarn öffnet die Grenze zu Österreich. In drei Tagen flüchten 15.000 DDR-Bürgerinnen und -Bürger gen Westen. In Prag und Warschau besetzen tausende Flüchtlinge die westdeutsche Botschaft und erzwingen ihre Ausreise. Es sind vor allem junge Arbeiterinnen und Arbeiter, die dem »Arbeiter- und Bauernstaat« DDR keine Chance mehr geben.

Die Ausreisebewegung erschüttert das SED-Regime in seinen Grundfesten. Stacheldraht und Mauer werden durchlässig. Jeder Ostdeutsche hat Verwandte, Bekannte und Kollegen, die das Land verlassen. Die Parteiführung reagiert mit Lügen und Verachtung. Die staatlichen Zeitungen berichten von angeblichem Kidnapping. Der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker verkündet, er trauere den Geflohenen »keine Träne« nach. Immer mehr Menschen verlangen nach Freiheiten. Nachdem Anfang September tausend Protestierende an der Montagsdemonstration in Leipzig teilnahmen, sind es Ende des Monats bereits 8000. Neben der Forderung »Wir wollen raus« rufen immer mehr Demonstranten die trotzige Losung »Wir bleiben hier« und fordern, die gerade gegründete Oppositionsgruppe »Neues Forum« zuzulassen.
 

 

In der Parteiführung werden Erinnerungen an den Arbeiteraufstand vom Juni 1953 wach, als das Regime nur noch durch sowjetische Panzer zu retten war. Die SED-Spitze reagiert auf die Bewegung mit Unterdrückung und lässt den Protest gewaltsam auflösen. Anfang Oktober liefern sich Demonstrierende in Dresden und anderen Städten Straßenschlachten mit der Polizei. Gleichzeitig warnt die Stasi vor der brodelnden Stimmung in den Betrieben. Es gibt vereinzelte spontane Arbeitskämpfe im Süden der DDR: In Altenberg organisieren 600 Bergarbeiter einen Bummel-Streik um die Wiedereröffnung des Grenzverkehrs über die tschechoslowakische Grenze zu erzwingen.
 

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Internationale Rechts- und Menschenrechtsinstitutionen

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das Versagen in Palästina, Syrien und Irak im Jahr 2014


von John Philpot


Die Bombardierung Syriens und des Irak durch die Vereinigten Staaten von Amerika seit Mitte September 2014 und der israelische Überfall auf Gaza im Juli und August 2014 zeigen einmal mehr die extreme Schwäche des Internationalen Rechts und der internationalen Menschenrechtsorganisationen bei der Verhinderung und Bestrafung dieser illegalen Angriffskriege oder beim Finden von Verhandlungslösungen. Weder internationale Gerichtshöfe noch die unabhängige Untersuchungskommission der Vereinten Nationen für den Gazakonflikt 2014 bieten realistische Lösungen. Ja mehr noch, wir haben gerade gehört, dass der Internationale Strafgerichtshof (ICC) den israelischen Überfall auf die Hilfsflotte für Gaza im Jahr 2010, bei dem zehn Menschen getötet worden sind, nicht untersuchen wird.


Syrien, Irak und Afghanistan

Seit Anfang 2011 war Syrien das Opfer einer massiven Invasion seitens diverser islamischer terroristischer Organisationen, Stellvertreter des Westens – „Söldner“ laut der syrischen Schwester Agnes Mariam de la Croix – unterstützt und finanziert von den Vereinigten Staaten von Amerika, dem Vereinigten Königreich, Frankreich, Türkei, Saudiarabien und Qatar. Bombenangriffe auf zivile Ziele, Terrorisierung und Ermordung von Zivilisten – darunter Enthauptungen – waren an der Tagesordnung. Rund 200.000 wurden getötet, und es gibt fast 2,5 Millionen Flüchtlinge in den Ländern rund um Syrien. Diese gegen die Menschen in Syrien begangenen Verbrechen sollten bestraft werden, aber es gibt keinen gangbaren Weg und keinen politischen Willen.

Die Anklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs, Fatou Bensouda, hat, als sie hätte handeln können, die Augen vor den Leiden Syriens und der syrischen Menschen verschlossen. Die USA, Saudiarabien, Katar und die Türkei erfreuen sich völliger legaler Straflosigkeit, da sie nicht durch das Statut von Rom verpflichtet sind. Es ist aber nicht alles verloren, weil das Statut von Rom Großbritannien und Frankreich in die Pflicht nimmt. Deren Führer können angeklagt werden wegen Unterstützung und Begünstigung von Verbrechen, die in Syrien durch die "Freie Syrische Armee" und die Mehrheit von Jihadisten begangen worden sind, die Gräueltaten verübt haben.
 

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Frieden als Menschenrecht

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von Robert C. Koehler


„Menschen und Völker haben ein Recht auf Frieden.“


Am Anfang war das Wort. OK. Das ist der Anfang, und das sind die Worte, aber sie sind noch nicht angekommen – zumindest nicht offiziell, mit der vollen Kraft ihrer Bedeutung. Es ist unsere Aufgabe, nicht die Gottes, die neue Geschichte darüber zu erschaffen, wer wir sind, und Millionen – Milliarden – von Menschen wünschen inbrünstig, wir könnten das machen. Das Problem ist, dass der schlechteste Teil unserer Natur besser organisiert ist als der beste.

Die Worte bilden den Artikel 1 des Entwurfs der UNO-Erklärung über den Frieden. Was mich darauf hinweist, dass sie von Bedeutung sind, ist die Tatsache, dass sie umstritten sind, dass unter den Mitgliedsstaaten „kein Konsens besteht,“ so der Präsident des Menschenrechtsrats, „über das Konzept des Rechts auf Frieden als eines Rechts an sich.“

David Adams, ehemaliger ranghoher Programmexperte der UNESCO, beschreibt die Kontroverse mit etwas größerer Offenheit in seinem 2009 erschienenen Buch "World Peace through the Town Hall" ("Weltfrieden durch das Rathaus", Anm. H.S.: sie PdF-Anhang)):


„In den Vereinten Nationen gabe es 1999 einen bemerkenswerten Moment, als der Entwurf der Friedensresolution, den wir in der UNESCO vorbereitet hatten, während informeller Sitzungen beraten wurde. Der Originalentwurf hatte ein ‚Menschenrecht auf Frieden’ erwähnt. Laut den Notizen eines UNESCO-Beobachters ‚sagte der Delegierte der Vereinigten Staaten von Amerika, dass Frieden nicht in den Rang des Menschenrechts erhoben werden sollte, weil es sonst sehr schwer sein würde, einen Krieg zu beginnen.’ Der Beobachter war so überrascht, dass er den Delegierten der Vereinigten Staaten von Amerika bat, seine Bemerkung zu wiederholen. „Ja,“ sagte dieser, „Frieden sollte nicht in den Rang des Menschenrechts erhoben werden, weil es sonst sehr schwer sein wird, einen Krieg zu beginnen.’“


So stellt sich eine auffallende Wahrheit heraus, eine, über die zu sprechen oder die in Zusammenhang mit nationalen Angelegenheiten zu erwähnen nicht höflich ist: Auf die eine oder andere Weise herrscht der Krieg. Wahlen kommen und gehen, sogar unsere Feinde kommen und gehen, aber Krieg herrscht. Diese Tatsache ist kein Thema für Debatten oder, da sei Gott vor, demokratische Gedankenspiele. Auch die Notwendigkeit und der Wert des Kriegs – oder dessen endlose selbstperpetuierende Mutation – werden nie mit scharfsichtiger Verwunderung in den Massenmedien überlegt. Wir fragen uns nie selbst in einem nationalen Zusammenhang: Was würde es bedeuten, wenn in Frieden zu leben ein Menschenrecht wäre?
 

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#Skandal: MdB Nicole Gohlke verliert Immunität

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Immunitätsausschuss des Bundestages hebt Immunität von MdB Nicole Gohlke auf


Nicole Gohlke, 1975 in München geboren, ist seit September 2009 Mitglied im deutschen Bundestag, gewählt über die Landesliste Bayern und Hochschul- und Wissenschaftspolitische Sprecherin der Linksfraktion.

Der Grund für die Aufhebung ihrer Immunität ist, dass sie bei einer Kundgebung in München vor drei Wochen die Fahne der in Deutschland verbotenen PKK gezeigt hat.

Die Organisation PKK und ihre Nachfolger werden unter anderem von der Türkei, Saudi-Arabien, der EU, das Vereinte Königreich, Australien, Kanada und den USA als terroristische Vereinigung eingestuft. Wichtig zu wissen: Die meisten EU-Mitglieder stufen die PKK nicht selbst als Terrororganisation ein, sondern tun dies über ihre EU-Mitgliedschaft und die damit als verbindlich anerkannte EU-Terrorliste.

Auch die NATO stuft die PKK als terroristisch ein, dabei ist die Geschichte der NATO selbst auch eine Geschichte des Terrors. Terror einzelner Mitgliedstaaten gegen ihre eigene Bevölkerung, Unterstützung terroristischer Organisationen im Ausland und Terrorisierung fremder Völker. Beamte und Offiziere der NATO, die nicht demokratisch gewählt sind, treffen sich regelmäßig hinter verschlossenen Türen und bemühen sich, ständig neue Methoden des Terrors zu erfinden, um Völker gefügig zu machen. Das tun sie nicht aus Bosheit, sondern um ihre Aufgabe zu erfüllen, nämlich das globale kapitalistische System zu schützen und die Interessen des Großkapitals zu verteidigen, wo immer diese von Patrioten, Demokraten, Sozialisten oder Kommunisten bekämpft werden, und sie zu festigen, wo es keinen Widerstand gibt. (siehe Artikel)

Während in Deutschland immer mehr Politiker den Sinn einer Aufrechterhaltung des PKK-Verbots in Frage stellen, ist die Aufhebung der Immunität von Frau Gohlke doch ein sehr beunruhigendes Zeichen. Zugleich stellt dieser Schritt der Behörden nochmals die Absurdität dieses Verbots zur Schau, denn selbst in der Türkei kommt es gegen Abgeordnete im türkischen Parlament, die sich mit der PKK solidarisch zeigen, derzeit nicht zu solchen Schritten.

Hier zunächst der Wortlaut zur Demo, danach die persönliche Erklärung von Frau Gohlke zur Aufhebung ihrer Immunität:
 

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#Kobane: Was steckt alles in diesem Namen?

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von Dr. Kamran Matin, Kurdistan Report 176


Der epische Widerstand von Kobanê gegen den völkermörderischen Angriff des »Islamischen Staates (IS)« geht nun in seinen 30. Tag. Bisher reagierte die Linke im Westen vor allem mit Solidarität. Dennoch scheint sie sich darüber uneins zu sein, wie Kobanê am besten zu unterstützen wäre. Ein großer Teil der Linken schreckte unter Bezug auf antimilitaristische und antiimperialistische Grundprinzipien davor zurück, für die hauptsächlichen VerteidigerInnen der Region, die »Volksverteidigungseinheiten (YPG)« und die »Frauenverteidigungseinheiten (YPJ)«, den militärischen Flügel der »Partei der Demokratischen Einheit (PYD«)1, Waffen- und logistische Hilfe von der US-geführten Anti-IS-Koalition zu fordern. Darüber hinaus haben viele westliche Linke, mit einigen Ausnahmen wie David Graeber, die historische Bedeutung und die politische Transformationskraft eines Erfolges des Widerstands von Kobanê zurückgewiesen.
 

 

Im Anschluss werde ich argumentieren, dass es legitim und gerechtfertigt ist, die westlichen Mächte unter Druck zu setzen, damit sie Waffen- und logistische Unterstützung für die YPG/YPJ bieten, und dass die Linke in der Schlacht um Kobanê vor der einmaligen Gelegenheit steht, zugunsten eines egalitären Projektes der radikalen Demokratie mit dem Potential für Auswirkungen auf den gesamten Mittleren Osten zu einer wichtigen Veränderung des regionalen Kräfteverhältnisses beizutragen.


Kobanê, die KurdInnen und der Westen

Im Hinblick auf das Problem vieler Linker mit der Idee von der westlichen Militärhilfe für die YPG/YPJ ist es für mich ein wichtiger Punkt, im Voraus klarzustellen, dass die KurdInnen wiederholt erklärt haben, dass sie weder von den westlichen Koalitionskräften noch von der Türkei eine direkte Intervention wünschen. Sie haben wiederholt erklärt, dass sie nur panzerbrechende Waffen, Munition und die Öffnung eines Korridors für Kämpferinnen und Kämpfer, Nahrung und Medizin nach Kobanê brauchen. Dieses Ersuchen fand seinen Widerhall beim UN-Sondergesandten für Syrien, Staffan de Mistura, er warnte vor einer Wiederholung des Schicksals von Srebrenica in Kobanê, wenn kein humanitärer Korridor errichtet wird.
 

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#Kriegsverbrechen: Israel zeigte kaltschnäuzige Gleichgültigkeit

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Amnesty-Bericht gibt Details an über Attacken gegen zivile Wohnungen


von Jason Ditz / AI-Bericht


Ein neuer Bericht von Amnesty International zieht unangenehme Aufmerksamkeit auf die massive Anzahl von getöteten Zivilisten im Krieg, den Israel im Sommer gegen den Gazastreifen geführt hat, und sagt, dass das israelische Militär angesichts der in dem Konflikt getöteten Zivilisten „kaltschnäuzige Gleichgültigkeit“ gezeigt hat.


Der Amnesty-Bericht behandelte vorrangig acht spezifische Fälle von israelischen Angriffen gegen zivile Wohngebäude, Schläge, welche 104 Zivilisten töteten, darunter 62 Kinder. Amnesty kam zu dem Schluss, dass Israel sich mit den Attacken unverschämt wissentlich über Internationales Recht hinweggesetzt hat.

Israelische Regierungsvertreter griffen den Bericht heftig an, und das Militär behauptete, dass die Angriffe „kontrolliert verlaufen“ sind und dass es keine Beweise für irgendein Fehlverhalten bei irgendeinem Angriff gibt. Das Außenministerium beanstandete, dass der Bericht auf die Angriffe gegen Wohngebäude in Gaza sich nicht mehr um von Hamas gegen Israel begangene Kriegsverbrechen drehte, indem es Amnesty beschuldigte, „als Propagandawerkzeug für Hamas“ zu dienen.

Im Verlauf des 50 Tage dauernden Kriegs wurden 73 Israelis getötet, sechs von ihnen Zivilisten. Nahezu 2.200 Palästinenser, der überwiegende Teil davon Zivilisten, wurden ebenfalls getötet, unter ihnen über 500 Kinder.
    
Jason Ditz
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  Nachfolgend der Pressetext von Amnesty International zum 50-seitigen Bericht, dieser ist hier als -Anhang beigefügt !

 

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#Deutschland schuldet #NS-Opfern Entschädigung

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Interview von To Xwni (Athen, GR) mit Ulla Jelpke, MdB


Interview mit griechischer Onlinezeitschrift: "Die Bundesregierung zögert nicht, von Griechenland die Rückzahlung von Schulden zu fordern, auch wenn das bedeutet, die griechische Bevölkerung in regelrechte Armut zu stürzen, aber sie weigert sich, ihre eigenen Schulden zu bezahlen. Das ist offensichtlich verlogen und zynisch."

In der griechischen Internetzeitschrift To Xwni, einem bewegungsorientieren linken Medium, habe ich ein längeres Interview zur Frage der Entschädigung für griechische NS-Opfer gegeben. Das Interview wurde auf Englisch gegeben, hier eine (eigene) deutsche Übersetzung.

To Xwni: Europastaatsminister Michael Roth erklärte neulich, die Frage der Reparationen sei unter juristischen Gesichtspunkten endgültig geklärt. Das ist dieselbe Position, die die Berliner Regierung schon mehrfach vertreten hat. Die Linke scheint da eine andere Meinung zu haben, wenn wir die Anfragen ihrer Parlamentsfraktion betrachten. Trifft das zu?


Ulla.J.: Die Fraktion DIE LINKE hat zahlreiche sogenannte Kleine Anfragen ins Parlament eingebracht, die sich mit der Frage der Reparationen für die Verbrechen beschäftigen, die die Nazis während des Zweiten Weltkrieges begangen haben. In diesen Anfragen halten wir fest, dass eine Menge Opfer bis heute keine Entschädigung erhalten haben, und wir verlangen, sie in die bestehenden Entschädigungsregelungen einzubeziehen. Dabei erwähnen wir insbesondere griechische Opfer, vor allem den Distomo-Fall, italienische Opfer (die Opfer von Massenerschießungen, die sich 1944 und 1945 in Norditalien ereignet haben, und die Zwangsarbeiter, die sog. Italienischen Militärinternierten), jüdische Ghettoarbeiter, Opfer des sogenannten Euthanasieprogramms, und sowjetische Kriegsgefangene (weil die Umstände ihrer Gefangenschaft KZ-ähnlich waren).

In unseren Anfragen fordern wir für alle, die unter Nazi-Gräueltaten gelitten haben, oder deren Angehörige ein Recht auf Entschädigung. Die Argumentation der Bundesregierung empfinden wir als ausgesprochen zynisch. Jahrelang hat sie den Opfern gesagt, sie sollten warten, bis Deutschland eien Friedensvertrag mit der früheren Anti-Hitler-Koalition geschlossen habe, und als dies 1990 in Form des Zwei-plus-Vier-Vertrages geschah, behauptete die Regierung, es sei „zu spät“ für jedwede Forderungen: Es wäre „ohne jede Präzedenz“, 65 Jahre nach einem Krieg Reparationen zu verlangen. Ich sage: Die Naziverbrechen waren „ohne jede Präzedenz“, und die deutsche Regierung hätte die Entschädigungen schon lange vor 1990 zahlen sollen.

Die Bundesregierung meint, der
Zwei-plus-Vier-Vertrag befreie Deutschland von seiner Pflicht, jegliche Reparationen zu zahlen. Der Bundesgerichtshof teilt diese Meinung leider. Aber Griechenland hat, wie auch Italien, den Vertrag nicht unterzeichnet, diese Länder haben in der Charta von Paris 1990 lediglich Kenntnis von ihm genommen. Die Rechtslage ist damit keineswegs so eindeutig wie die deutsche Regierung uns glauben machen will. Umso klarer sollte die politische und moralische Position sein: Deutschland muss seine Verbrechen wiedergutmachen, soweit das möglich ist, und zurückzahlen, was es geplündert hat.

 

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Ukraine: Die andere Wahl

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von Kai Ehlers


Am Sonntag, dem 2.November 2014 wurde im Osten der Ukraine gewählt, nachdem eine Woche vorher die von Kiew durchgeführte Westwahl über die Bühne gegangen ist. Viele Aspekte sind zu beleuchten, um eine Vorstellung zu gewinnen, worauf die ganze Situation hinausläuft. Betrachten wir zunächst die Ergebnisse, bevor wir die Hintergründe  sortieren.

Obwohl weiter geschossen wurde, wurde gewählt. Das von den Veranstaltern der Wahl anvisierte Ziel wurde erreicht: Die Führungsspitzen der bisher nicht anerkannten Volksrepubliken, die Republikchefs Alexander Sachartchenko in Donezk und Igor Plotnizki in Lugansk sowie ihre Volksräte in ihren bisher informellen, nur aus den Kämpfen hervorgegangenen Funktionen, wurden mit erkennbarem Zuspruch der Bevölkerung bestätigt. Sachartchenko mit ca. 80%, Plotznizki mit ca. 65%. Auch die Parlamente von Donezk und Lugansk wurden legitimiert. Große Auswahl zwischen Parteien gab es nicht. Nicht alle Parteien durften teilnehmen. Zur Wahl standen keine Programme, sondern Personen. Praktisch diente die Wahl der Festigung der entstandenen Machtstrukturen in den Gebieten Donezk und Lugansk.
 

 

Es ist, darf man sagen, eine Legitimation der besonderen Art, nämlich ein Zuspruch durch jene Menschen, die trotz fortdauernder Kämpfe, trotz Bombardierungen, trotz der damit verbundenen Chaotisierung, Brutalisierung und sogar kriminellen Bedrohung des Alltags in ihren Wohnorten Donezk, Lugansk und Umgebung geblieben sind. Nicht wenige sind sogar gerade deswegen geblieben. Mit dieser Abstimmung zeigen sie, dass sie nicht bereit sind, sich dem von Kiew ausgehenden Druck zu beugen.

Nicht bei wenigen nahm das am Wahltag die etwas holzschnitzartige Form eines „Widerstandes gegen die Faschisten“ an. Das zeugt nicht unbedingt von viel Differenzierung in der Wahlpropaganda und auch nicht innerhalb Bevölkerung; nichtsdestoweniger kennzeichnet es die Grundmotivation der zu dieser Wahl gehenden Menschen. Eindeutiger könnte das Signal nicht sein. Es zeigt unmissverständlich, wo die Mehrheit der Menschen in diesen beiden Wahlgebieten sich zuhause fühlt – mit Sicherheit NICHT in einer von Kiew dominierten Ukraine. Alles andere ist nicht so eindeutig: „heim nach Russland“, in die Autonomie oder in die Selbstständigkeit.
 

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Anti-IS-Koalition: Zwangsgemeinschaft oder eine neue Freundschaft?

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von Mako Qoçgirî  – Civaka Azad


„So schrecklich es auch ist, in Echtzeit das Geschehen in Kobanê zu verfolgen, so wichtig ist es, einen Schritt zurückzutreten und das strategische Ziel zu verstehen.“ US Außenminister John Kerry, 08.10.2014

Während Kobanê weiter umkämpft bleibt und die Verteidigungseinheiten YPG und YPJ weiterhin Hügel um Hügel, Straße um Straße und Haus um Haus in einem erbitterten Verteidigungskampf mit den Angreifern des sog. Islamischen Staates (IS) stehen, gehen auch die Luftschläge der Anti-IS-Koalition auf Stellungen des IS weiter. Die erste Waffenhilfe der internationalen Koalition erreichte mittlerweile die VerteidigerInnen der Stadt. Eine für viele gewöhnungsbedürftige Kooperation im Kampf gegen den IS. Und so wirft die Unterstützung für die KämpferInnen von Kobanê bei vielen Menschen außerhalb der Region Fragezeichen in ihren Köpfen auf.
 

 

Der türkische Staatspräsident Erdoğan erklärte, dass Waffenhilfen für die Partei der Demokratischen Einheit PYD (eigentlich müsste es Volksverteidigungseinheiten YPG heißen, aber die türkische Regierung beharrt darauf, dass es die PYD ist, die die Waffen erhalten habe, weil sie so die YPG aus Rojava als Parteimilizen einer Partei, nämlich der PYD, darstellen kann, um so den Kämpferinnen und Kämpfern der YPG die Legitimität abzusprechen) falsch seien, weil die PYD dasselbe wie die PKK sei und die PKK im Endeffekt nichts anderes als der IS sei. In Deutschland wiederum wirft die neue Konstellation in der Region und die internationale Unterstützung für die Verteidigung von Kobanê die Frage auf, ob eine Aufteilung in “gute Kurden” (KDP, PUK usw.), die man unterstützen sollte, und “schlechte Kurden” (PKK, PYD usw.), die man ignorieren oder ihre Unterstützer hierzulande unter Generalverdacht stellen muss, noch aufrechtzuerhalten ist.


Hintergründe für die Luftangriffe und Waffenlieferungen

Auf diese Debatten will ich an dieser Stelle eigentlich nicht so sehr eingehen. Ich möchte an dieser Stelle auf ein anderes Fragezeichen eingehen, welches die derzeitige Situation in den Köpfen von scheinbar nicht wenigen Menschen erzeugt: Und zwar, ob jetzt die kurdische Freiheitsbewegung – also diejenigen organisierten kurdischen Kräfte, die die Idee des Demokratischen Konföderalismus vertreten [1], aufgrund der derzeitigen Situation in Kobanê zum Partner der USA bzw. des Westens in der Region geworden ist?

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#Gauck: Besoffene sagen die Wahrheit

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Wie ein Bundespräsident über die Thüringen-Wahl quatscht

 

von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Tach allerseits! Ich bin, hicks, ich bin, hicks, der Bundespräser, äh, der Bunspräsi, also hicks, der Mann ganz weit oben. Schön, ich habe einen über den Durst, habe ich. Und als mich der hicks, der Deppen-Dings im Fernsehen gefragt hat, was das denn soll, dass die Links-SEDler jetzt unser schönes Thüringen besetzen und so nen Linken, den Rammel-Dings zum Minisser-Präsedent machen wollen (beginnt die Thüringen-Hymne zu singen): `Thüringen, holdes Land, wo meine Wiege stand / Frühling ist überall, Freude und Lust´, also da bin ich aus der gewachsenen deutschen Verantwortung, jawoll, bin ich dagegen! Aber wie! Natürlich respektu-iere ich die Wahlentscheidung von diesen Thüringern, hab ich ja dem Deppen-Dings schon gesagt. Aber wenn die doch SED wählen?! Das dürfen die doch nicht, oder?

Kommse mir nich von wegen der Bundespräser steht über alle Dinger, oder so, über alle Parteien, total neutral. Hahh, hat doch das Gericht für Verfassung, hicks, ganz klar über meine Verfassung gesagt: `Wie der Bunspräser seine Aufgaben erfüllt, das entscheidet er ja wohl immer noch selber, grunz-sätzlich!´ In Vertraun: Den Rammel-Dings kann ich nicht leiden! Heißt auch noch Bodo. Der Einschleicher. Kommt aussm Westen, schleicht sich in´n Osten ein und streicht die Roten schwarz-rot-gold an. Und der Rot-Anteil? Größer als alles andere! Und wenn so einer Einigkeit un Recht un Freiheit singt, ja glaubnse der meint Freiheit? Ne, ne, der meint Recht und so. So einer, hab ich dem Deppen-Dings gesagt, so einer iss ja nicht weit weg von der Unterdrückung der Menschen, wo damals die SED und heute die Wagenkecht plant, das iss ja wie Blockwahlen, wenn der Thüringer als solcher demnächs unter dem Rot-Rot-Grünen-Unrechtsblock ächzt.

Wie? Das Volk hat gewählt? Was weiß das Volk schon von solche Dinge, häh? Das Volk bin ich! Und ich hab dem Deppen, äh - warum heißt der bloß so komisch, muss ja auch nich sein, werde mich beschwern bei denen von der Anstalt - dem jedenfalls hab ich gesagt, hab ich: Iss denn die Partei wo diesen Rammel-Dings zum Chef von unsern Thüringen machen will, iss die denn wech von den SED-Vorstellungen? Stelln se sich mal vor: Wenn dieser rote Block morgen am Tag wieder alles enteignet? Da hatten wir das unterdrückte DDR-Volk schon grünzlich von seinen roten Betrieben befreit, in den freien Westen übergeführt, und nun? Da hat der freie Westen als größten neuen Thüringer Betrieb die Zeitarbeitsfirma "Randstadt" aufgebaut", und das soll jetz alles umsonst gewesen sein? Dass werde ich ssu verhindern wissen! Hicks.

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#Edward Snowden: Die globale Überwachung. (GLENN GREENWALD)

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Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen.

 

Buchempfehlung v. Helmut Schnug / ausführliche Rezension von Harry Popow

 

Autor:  Glenn Greenwald

Verlag:  Droemer – zur Verlagsseite

ISBN:  978-3-426-27635-8

Hardcover, 348 Seiten, 19,99 €, auch als eBook erhältlich. ISBN 978-3-426-42516-9

lm Juni 2013 veröffentlichte Glenn Greenwald die ersten NSA-Dokumente aus dem Archiv des Whistleblowers ­Edward Snowden. Seitdem werden immer bedrohlichere Details des globalen Spionagesystems der amerikanischen Geheimdienste aufgedeckt.

Nun bringt Greenwald anhand einer Fülle von exklusiven, nie zuvor publizierten Geheimdokumenten das ganze Ausmaß der Massenüberwachung ans Licht. Alles und jeder wird ausgespäht, die Bevölkerung steht unter Kollektivverdacht. Meinungsfreiheit wird im Namen der Sicherheit unterdrückt, und es gibt keine Privatsphäre mehr – nirgends.

Der 6. Juni 2013 markiert nichts weniger als eine Zeitenwende – den Übergang vom freien Internet zum totalitären. Im Guardian deckte der Jurist und Journalist Glenn Greenwald auf, was der Ex-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden ihm anvertraut hat. Die amerikanische Sicherheitsbehörde NSA überwacht und speichert weltweit jede Form der digitalen Kommunikation.

Die Daten-Server von Google, Yahoo, Microsoft und Facebook werden gegen Bezahlung systematisch abgesaugt. Alle Verschlüsselungstechniken können umgangen werden. Der globale Finanztransfer ist voll einsehbar.

Und: Snowdens Dokumente belegen auch, dass die deutsche Regierung hierüber informiert war. Detailliert analysiert Greenwald die Hintergründe des NSA-Skandals und die Folgen für uns alle. Die totale Überwachung ist längst Realität. Es gibt keine Privatsphäre mehr. Die Grundrechte werden im Namen der Sicherheit eingeschränkt. Dieses Buch ist der spektakuläre Höhe- und Schlusspunkt der Snowden-Enthüllungen.

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#Japan: Abschaffung der pazifistischen Verfassung?

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Premierminister Shinzo Abes anhaltende Militarisierungskampagne


von Saul Takahashi


Die Bemühungen des japanischen Premierministers Shinzō Abe, die pazifistische Verfassung Japans zu ändern, hat im Ausland viel Aufmerksamkeit erregt. Diese Aufmerksamkeit ist durchaus angebracht, und es ist zu hoffen, dass sie anhalten wird. Wie auch immer, die meisten Medien im Ausland bringen nicht richtig hinüber, wie dramatisch und wie schnell die öffentliche Debatte in Japan in die falsche Richtung geht. Abe hat im Wesentlichen allen Aspekten des japanischen Pazifismus den Krieg erklärt, und die Folgen können nur katastrophal sein – für das Land und für die Welt.

Ein Beitrag im einflussreichen japanischen Wochenmagazin Bungei Shunju anfangs September zeigt, wie dramatisch die öffentliche Debatte in Japan sich in den letzten Jahren geändert hat. Ruka Miura, ein junger konservativer Akademiker mit engen Beziehungen zu der gegenwärtigen Regierung, argumentiert offen für eine Rückkehr zur Wehrpflicht in Japan, indem er behauptet, dass „die Aufteilung der Kosten an Blut“ den einzigen Weg darstellt, um Demokratie und Pazifismus zu verbinden.

Verblüffenderweise präsentiert Miura Israel als ein gutes Beispiel, wo ein „höheres Niveau der Demokratie“ gewährleistet, dass die Bürgerschaft, die mit der Realität des Krieges wohl vertraut ist, pazifistische Bewegungen anführt. Klarerweise hat Miura nichts vom letzten israelischen Überfall auf Gaza mitgekriegt, wo brutale Attacken, die über 2.100 Palästinenser (von denen mindestens 70% laut der UNO am Kampf nicht beteiligte zivile Opfer sind) getötet haben, von orgiastischen Mobs in ganz Israel unterstützt wurden, die „Tod den Arabern“ brüllten und Antikriegsdemonstrationen attackierten. Auf der anderen Seite ist der Hinweis auf Israel als glänzendes Beispiel für Demokratie bezeichnend für das Klima in der derzeitigen Regierung – der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu hat Japan im Mai 2014 besucht und er und Abe haben vereinbart, die „Verteidigungs“-Beziehungen zu stärken.
 

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#Kindesmissbrauch im Namen von Religion

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Beginn, Auswirkungen, Ursachen, Lösungen

 

von Rudolf Kuhr


Die Tatsache des Mißbrauchs von Kindern weltweit im Namen von Religion ist allgemein noch kaum bewußt. Entweder viel zu groß oder aber viel zu verdeckt sind meist die Auswirkungen dieser Problematik, als daß man sich allgemein mit ihren Ursachen befassen würde. Und viel zu sehr sind viele verantwortlich am Mißbrauch Mitwirkende persönlich durch ihr eigenes Schicksal in der Sache verstrickt, so gehört der Mißbrauch allgemein noch immer (unbewußt) zur Normalität.


Beginn des religiösen Kindesmißbrauchs

Dieser beginnt mit der Erziehung von Kindern zu einer bestimmten religiösen Glaubensrichtung. Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Es geht nicht um das beispielhafte persönliche Vorleben durch religiös orientierte Erzieher, nicht um diese indirekte Form der Erziehung zu einem ethisch einwandfreien Verhalten. Es geht beim Mißbrauch um die direkte Anleitung zum Glauben an bestimmte religiöse Objekte und zum Praktizieren von religiösen Kulten und Ritualen im Dienst von Institutionen. Und es geht um konfessionelle Festlegungen wie Kindes-Taufe, Religions- bzw. Konfessions- Unterricht und ähnliches. Als besonders verhängnisvoll sei hier neben der psychischen die in manchen Kulturräumen praktizierte irreparable körperliche Beschneidung von Kindern beiderlei Geschlechts genannt.
 

 

Religiöser Mißbrauch von Kindern beginnt mit jedem Versuch, Kinder in eine festgelegte Glaubensrichtung zu lenken, weil damit die - inzwischen durch internationale Menschenrechte garantierte - freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit erschwert bzw. verhindert wird. Vor allem wird die eigentlich beabsichtigte religiöse (rückbindende) Heilung der Kinder vom natürlichen Getrenntsein von ihrer Mitwelt durch zu frühen Einsatz von geistigen Heilmitteln (Drogen) be- oder gar verhindert. Wie im medizinischen, so können auch im religiösen Bereich durch zu frühes Verabreichen oder Überdosieren von Heilmitteln die Bildung von eigenen Abwehrkräften erschwert oder verhindert und eine oft lebenslange Abhängigkeit von diesen Heilmitteln herbeigeführt werden. (Siehe hierzu auch die Texte auf meiner Webseite 'Religion', 'Frieden, Demokratie und Religion' und 'Gedanken über das Heil' oder z.B. auch das Buch 'Tilmann Moser: Gottesvergiftung')
 

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Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft: Im Zweifel für Täter, gegen Opfer

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von Ulla Jelpke


Ein wichtiger Gradmesser für den Stand der Aufarbeitung der NS-Herrschaft ist die Frage der Entschädigung. Die Bundesregierung selbst gibt sich exzellente Noten: »Alle Bundesregierungen seit 1949 waren sich ihrer Verantwortung gegenüber Opfern der NS-Gewaltherrschaft bewußt und haben sich nach Kräften und mit Erfolg bemüht, für das von den Nationalsozialisten begangene Unrecht zu entschädigen«, teilte sie im März 2012 auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion mit. Für eine solche Selbstzufriedenheit gibt es keinerlei Anlaß.

Gerne verweist die Bundesregierung auf das Bundesentschädigungsgesetz (BEG), das eine »Wiedergutmachung« auf individueller Ebene regelte. Es blieb aber beschränkt auf NS-Verfolgte, die ihren Wohnsitz im (früheren) Reichsgebiet hatten – eine Einschränkung, die beim besten Willen nicht der räumlichen Dimension des NS-Terrors entspricht. Leistungen gibt es zudem nur für »NS-typisches« Unrecht, etwa »aus Gründen politischer Gegnerschaft oder aus Gründen der Rasse, des Glaubens oder der Weltanschauung«. Im Behördenalltag der 1950er Jahre waren damit Zehntausende NS-Opfer ausgeschlossen: Sinti und Roma etwa, die das KZ überlebt hatten, bekamen zu hören, daß »Delikte« wie Landstreicherei oder »asoziales Verhalten« ja in jedem Fall bestrafenswert seien, mit Faschismus habe das nichts zu tun. In der Kontinuität antiziganistischer Ressentiments waren sich BRD und DDR, leider, einig. Auch Homosexuelle, Zwangssterilisierte, Opfer der Wehrmachtsjustiz und so weiter wurden aus dem BEG ausgeschlossen.

Seit den 1980er Jahren hat sich diese Sicht zwar geändert – aber zu spät: Anträge nach dem BEG konnten nur bis 1969 gestellt werden. Danach gab es allenfalls noch »Härteleistungen«, die bis vor wenigen Jahren von einer wirtschaftlichen Notlage abhängig gemacht wurden. Maximal gibt es eine Einmalzahlung von knapp 2500 Euro oder Monatsleistungen von maximal 291 Euro (bis vor wenigen Jahren nur 120 Euro) – für ein von den Nazis verpfuschtes Leben gewiß mehr Symbolik als reale Wiedergutmachung. Von mehreren zehntausend in Gefängnisse und KZ eingesperrten »Asozialen« haben nach Angaben der Bundesregierung lediglich 205 eine »Härteleistung« erhalten.
 

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#Ukraine: Westwahl erfolgt – Problem gelöst?

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von Kai Ehlers


Gut Die vorgezogenen Wahlen zum Kiewer Parlament vom 26.10.2014 lassen ein interessantes Déjà-vu aufkommen. Erinnern wir uns: 1991, die Sowjetunion wurde aufgelöst. Francis Fukuyama schrieb, das Ende der Geschichte sei gekommen, Demokratie habe sich als Ordnungsmodell endgültig durchgesetzt. In ähnlicher Manier erklären die westlichen Regierenden und die regierungstreuen Medien heute, in den soeben in der Ukraine durchgeführten Wahlen habe die Ukraine und mit ihr der Westen heute die „Abkehr vom autoritären russischen Modell besiegelt“.

Tatsächlich kam Geschichte mit dem Zusammenbruch der bipolaren Nachkriegsordnung 1991 erst wieder richtig in Bewegung; Fukuyama musste sich sehr bald korrigieren. Nach vorübergehendem Siegestaumel der „einzig verbliebenen Weltmacht“, [siehe PdF-Anhang!] wie der wichtigste Strategie der USA, Zbigniew Brzeziński den von Fukuyama so frenetisch begrüßten Sieger des Kalten Krieges, die USA, seinerzeit nannte, haben wir es inzwischen mit einer erheblich veränderten Weltlage zu tun. Ihre Haupttendenzen lassen sich, will man nicht nur platt von einer Krise globalen Kapitalismus sprechen, unter drei Aspekten beschreiben:


1. als Leben im nachsowjetischen Trauma, in dem es darum geht, eine neue soziale Utopie zu finden, nachdem die realsozialistische in die Krise gekommen ist und das neo-liberale Versprechen auf Glück, Wohlstand und Menschenrechte sich statt als Alternative zunehmend als Fortsetzung der Krise in kapitalistischer Form entpuppt. So brennt heute die Frage: Wie wollen wir leben?

2. als Zusammenprall einer Krise des Nationalstaates mit einer aus dem Zerfall des Sowjetimperiums zugleich resultierenden nachholenden Nationalisierung, die um das Maß radikaler verläuft, um das sie gegenüber den antikolonialen Befreiungsbewegungen des 20. Jahrhunderts später die Weltbühne betritt.

3. als Übergang aus der vorübergehenden unipolaren Vorherrschaft der USA, die ihren Anspruch auf die Rolle des Weltpolizisten nicht mehr halten können, in eine Welt kooperativer, gleichberechtigter Beziehungen neu herangereifter globaler Großregionen.


In der Ukraine haben sich diese drei Tendenzen im Laufe der letzten Jahre zu einem geostrategischen Kampffeld zwischen Ost und West, zwischen Heute und Morgen, im letzten Jahr auch zwischen Krieg und Frieden verdichtet.
 

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#Solidarität mit den Menschen in den Flüchtlingscamps in Suruc

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Der unerschütterliche Wille der „Misérables“ des Nahen- und Mittleren Ostens


von Murat Bay, Fotojournalist


„Wir versuchen hier eine Solidaritätskultur, ein Leben basierend auf Beteiligung aufzubauen“


Der Alltag von Kobanê ist vom anhaltenden Krieg geprägt, der viele Leben zerstört hat. Zehntausende Menschen haben ihre Kinder, ihre Häuser, ihre Heimat und ihren gesamten Besitz hinter sich gelassen und lediglich mit ihrem Schmerz auf den Schultern Zuflucht in Pirsus (Suruç) gesucht. Nicht lange zuvor, noch vor einigen Wochen, sind diese Menschen in Kobanê ihren alltäglichen Pflichten wie Schule und Arbeit frei nachgegangen, jetzt sitzen sie in Flüchtlingscamps fest und sorgen sich um ihre Zukunft.

Die drei Flüchtlingscamps am Eingang der Stadt erreichten schon bald ihre Kapazitätsgrenzen, sodass sich nun ein weiteres im Aufbau befindet. Sie wurden nach den Herkunftsorten der Flüchtlinge benannt. Demnach heißt ein Camp „Rojava Flüchtlingscamp“ und beherbergt etwa 2100 Flüchtlinge.
 

 

Als ich das Camp betrete begrüßt mich Dilan. Seit Tagen versucht sie durch ehrenamtliche Arbeit das Leben der Flüchtlinge zu erleichtern. Die Müdigkeit steht ihr ins Gesicht geschrieben. Noch bevor ich meine erste Frage stellen kann, hocken wir auf dem Boden und beobachten Kinder und Frauen, die mit ihren leeren Schüsseln in der Essensschlange stehen. Dilan bricht als erste das Schweigen und sagt: „Sie können ihr neues Leben nicht akzeptieren, also so etwas wie Essensschlangen, das Lagerleben usw.. Sie haben den erlebten Schock noch nicht überwunden. Sie haben sich an diese Situation nicht gewöhnen können und haben daher Schwierigkeiten, sich zu artikulieren. Das beeinträchtigt sogar die Kommunikation untereinander. Die meisten wissen, dass ihre Häuser zerstört wurden und fürchten vor einen ungewissen Zukunft“.


Der erste Pfeffersprayeinsatz der Türkei gegen die Menschen aus Kobanê

„Insbesondere die Kinder sind auf Hilfe angewiesen“ bemerkt Dilan und fährt fort: „Die Kinder müssen die Rolle von Erwachsenen einnehmen. Die meisten von ihnen sind in Rojava zur Schule gegangen und können das Ausmass der Tragödie, die sie erlebt haben, nicht einschätzen“. Dilan betont, dass das Leben dieser Kinder geraubt wurde und fügt hinzu: „Vielleicht können wir etwas tun, das diese Lücke ansatzweise schließt, sie brauchen Raum, um ihre Fähigkeiten zu entfalten.“

Die Flüchtlinge waren schon während der Flucht mit großen Problemen konfrontiert. Beispielsweise hat das türkische Militär die Flüchtlinge beim Passieren der türkischen Grenze erbarmungslos angegriffen. Da die meisten Flüchtlinge nie einen Pfeffersprayeinsatz miterlebt hatten, dachten sie zunächst, es handle sich um einen Giftgasanschlag und dass die Menschen, die von dem Gas ohnmächtig wurden, gestorben sind.
 

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#Georg Soros: Wer die Welt destabilisiert

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von Evelyn Hecht-Galinski


Am 25. Oktober war ich in Karlsruhe auf einer sogenannten Mahnwache, meine Rede dort finden Sie in dieser Ausgabe liebe Leser. Dort waren einige hundert engagierte Bürger versammelt um zu demonstrieren für – ja für was eigentlich? Ich weiß, wofür ich dort stand: für Gerechtigkeit für die Palästinenser und für Gerechtigkeit der Berichterstattung gegenüber uns Bürgern. Denn was sich die “Medien-Trolle” und ihre Einpeitscher leisten, wird wahrlich immer dreister!

Besonders zum Aufregen war ein Gastartikel in der FAZ, unter “Fremde Federn” von George Soros, einem wie ich meine, der gefährlichsten Stippenzieher und Spekulanten in der heutigen Zeit, der es in der Hand hat, die Welt zu destabilisieren. Was Soros in der FAZ an Hetze und schrecklichen Mutmaßungen loslassen durfte, verschlägt einem fast die Sprache, einfach unfassbar!

Soros erdreistet sich, über die EU herzuziehen und weist dabei auf die Finanzkrise von 2008 hin. Seitdem wäre die EU vom rechten Weg abgekommen. Ja, warum und wodurch kommt die EU denn vom rechten Weg ab? Durch “Zocker-Spekulanten” wie z.B. George Soros! Was dieser Soros an Hetzattacken gegen Russland und Putin loslässt, grenzt an Volksverhetzung. Er vermischt IS und Obamas Politik und kommt dann wieder auf die Ukraine, deren Zusammenbruch einen enormen Verlust für die NATO, die EU und die Vereinigten Staaten bedeuten würde! Ja natürlich, wahrscheinlich und vor allen Dingen auch ein enormer Verlust für “Zocker-Spekulant Soros”; wer weiß, für wen und wie viel dieser Spekulant in der Ukraine bereits investiert hat? Auch um die baltischen Staaten macht er sich verständlicherweise große Sorgen, wahrscheinlich hat er dort noch größere “Zocker-Investitionen” getätigt!

Soros irrt gewaltig, wenn er schreibt, dass der “russische Angriff” auf die Ukraine auch ein indirekter Angriff auf Europa sei, die EU das aber noch nicht begriffen habe. Hoffentlich bleibt das so, Mr. Soros, kann man sich da nur wünschen. Dann fährt er noch schlimmer fort und fordert die EU dazu auf, die Sparpolitik aufzugeben und alle verfügbaren Ressourcen für die Verteidigung einzusetzen, auch wenn das zeitweilig zu Haushaltsdefiziten führt! Im nächsten Atemzug lobt er Kanzlerin Merkel, die sich aufgrund der von “Russland ausgehenden Bedrohung” als “echte Europäerin” erwiesen habe, indem sie sich als die stärkste Befürworterin von Sanktionen gegen Russland bewiesen hätte. Aber dann bekommt auch Merkel ihr Fett weg, indem Soros ihr vorwirft, die deutsche Sparpolitik in Hinblick auf die Wahlerfolge der AfD weiter zu verfolgen und meint dazu, dass ihr die Unterstützung der Ukraine noch wichtiger sein sollte als alles andere! Was für ein vergiftetes Lob!
 

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#Israel verwandelt Gaza in ein Hochsicherheitsgefängnis

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von Jonathan Cook


Es ist erstaunlich, dass der Wiederaufbau von Gaza, das entsprechend den ausdrücklichen Zielen einer als „Dahiya“ bekannten israelischen Militärdoktrin in die Steinzeit bombardiert wurde, zwei Monate nach dem Ende der Kämpfe erst vorläufig begonnen hat. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden 100.000 Wohnungen zerstört oder beschädigt, wodurch 600.000 Palästinenser – nahezu ein Drittel der Bevölkerung von Gaza – obdachlos gemacht wurden oder dringend humanitärer Hilfe bedürfen.

Straßen, Schulen und das Kraftwerk, das die Trinkwasser- und Abwassersysteme mit elektrischem Strom versorgt, liegen in Trümmern. Die Hilfsagentur Oxfam warnt, dass es bei dem derzeitigen Tempo 50 Jahre dauern könnte, um Gaza neu aufzubauen.

Wo sonst in der Welt außerhalb der palästinensischen Territorien würde die internationale Gemeinschaft untätig zuschauen, wie so viele Menschen leiden – nicht aufgrund einer zufälligen Laune Gottes, sondern von Mitmenschen beabsichtigt?

Der Grund für die Verzögerung sind wie immer Israels „Sicherheitsbedürfnisse.” Gaza kann neu aufgebaut werden, aber nur entsprechend den präzisen Vorgaben, die israelische Regierungsvertreter festgesetzt haben.

Das hatten wir schon. Vor zwölf Jahren mitten unter der Zweiten Intifada rollten israelische Bulldozers in das Lager Jenin in der West Bank. Israel hatte gerade die größte Anzahl von Soldaten in einer einzigen Schlacht verloren, als sich die Armee durch ein Gewirr von engen Gassen kämpfte. In Szenen, die die Welt schockierten, machte Israel hunderte von Häusern zu Schutt.
 

 

Während die Bewohner in Zelten lebten, bestand Israel auf den Bedingungen des Wiederaufbaus des Lagers Jenin. Die Gassen, die dem Widerstand der Palästinenser bei seinen Angriffen zugute gekommen waren, mussten verschwinden. An ihrer Stelle wurden Straßen gebaut, die breit genug waren, damit israelische Panzer darauf patrouillieren konnten. Kurz gesagt, sowohl die humanitären Bedürfnisse der Palästinenser als auch ihr im Internationalen Recht verbrieftes Recht, sich gegen ihren Unterdrücker zu verteidigen, wurden über Bord geworfen, um Israels Verlangen zu befriedigen, die Durchführung seiner Besetzung effizienter zu gestalten.
 

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Die Welt verändern in Zeiten des Krieges.

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Wer soll das tun?   Welche Theorie ist dazu nötig?

 von Jürgen Meier , Hildesheim

„Es ist an der Zeit!“ Kriege zu beenden. Es ist an der Zeit Kriege zu verhindern! Auch uns haben sie schon genauso belogen, wie die Menschen, die voller Hass im Taumel zweier Weltkriege im Franzosen oder im Russen den Feind alles Menschlichen erkennen sollten. Deshalb ist es an der Zeit sich die letzte Liederstrophe von Hannes Wader noch einmal genau anzuhören:


Es blieb nur das Kreuz als die einzige Spur

Von deinem Leben, doch hör' meinen Schwur

Für den Frieden zu kämpfen und wachsam zu sein:

Fällt die Menschheit noch einmal auf Lügen herein

Dann kann es geschehen, dass bald niemand mehr lebt

Niemand, der die Milliarden von Toten begräbt

Doch längst finden sich mehr und mehr Menschen bereit

Diesen Krieg zu verhindern, es ist an der Zeit

Wer die Welt der Kriege beenden und verhindern will, muss nicht nur wissen warum sie überhaupt in einem Zeitalter entstehen können, in denen eigentlich alles im Überfluss vorhanden ist, sondern muss in erster Linie eine sinnliche Fähigkeit für das menschliche Leben entwickeln können. Die Kunst der Lieder, Bilder und Theater kann hier nützlich sein. Das wusste Erich Fromm, der mit den Möglichkeiten des Psychoanalytikers diese Erkenntnis differenzierte. Er stützte sich in vielen seiner Aufsätze auf die theoretischen Erkenntnisse von Karl Marx, der in seinen Frühschriften notierte, das die Menschen leidensfähig sein müssten. Es muss weh tun, wenn wir sehen, wie gelogen und gemetzelt wird. Was schmerzt, wollen wir abschaffen. Wir müssen also sinnlich spüren können, wie unmenschlich und kulturlos es ist, wenn der Mensch im anderen Menschen, wenn ein Volk im anderen Volk, nur die Konkurrenten sieht, die liquidiert werden sollen, um das eigene Interesse, die eigene Rasse, Nation, Religion oder Kultur gegen sogenannte Barbaren oder Antidemokraten zu verteidigen.

Der Mensch ist, so Marx, ein allseitig, mit fünf Sinnen ausgestattetes Wesen, das als Gattungswesen teleologisch die gegenständliche Welt durch Arbeit zu einer menschlichen Welt mit hoher Kultur gestalten kann.

Es gibt nur die eine Menschheit und die menschlichen Verhältnisse eines jeden Menschen zur Welt, hergestellt durch "Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen, Denken, Anschauen, Empfinden, Wollen, Tätigsein, Lieben, kurz, (mit) allen Organen seiner Individualität. (Sie) sind in ihrem gegenständlichen Verhalten oder in ihrem Verhalten zum Gegenstand die Aneignung desselben.“ Fromm zieht daraus die Schlussfolgerung: Indem sich der Mensch „mittels seiner Kräfte mit der gegenständlichen Welt in Beziehung setzt, wird die Außenwelt für den Menschen wirklich“ Der Mensch muss sich in Beziehung setzen zum Gattungsleben. Wir eignen uns die Welt sinnlich, denkend und handelnd als gesellschaftliche Wesen an. Durch Arbeit in der uns äußeren und mit der uns eigenen Natur werden wir Subjekt des gesellschaftlichen Seins.

Unser Sehen, Hören, Riechen, Fühlen, Denken und Wollen kann und wird aber mit immer größerer Perfektion manipuliert. Wir werden, wie Fromm sagt, verdinglichte Menschen, die sich als Objekte und Instrumente des Marktes zu Marketingcharakteren verstümmeln. Als Objekte des Marktes hören sie auf, sich als Subjekte ihrer Geschichte zu begreifen. „Dieser Charaktertyp,“ so Fromm, „ist historisch gesehen eine neue Erscheinung, denn er ist das Produkt eines voll entwickelten Kapitalismus, in dessen Mittelpunkt der Markt steht...und dessen Prinzip es ist, durch günstigen Tauschhandel einen möglichst hohen Profit zu erzielen.“ Das „der moderne Kapitalist den Arbeiter `anstellt´...zum Zwecke des Profits“ der Profit also eine Kategorie des gesellschaftlichen Seins des Kapitalismus ist, war Fromm natürlich bewusst, dennoch bezieht er hier den Begriff Profit auf den „neuen Menschentyp“, den er auch den „kybernetischen Menschen“ nennt, der durch den scheinbaren Sachzwang des weltweiten Konkurrenzkampfes der Monopole entsteht.

Der moderne Mensch besitze „hervorragende Intelligenz, aber seine Vernunft degeneriert immer mehr.“ Unser Verhalten zur gegenständlichen Welt ist von diesem Blick der Rivalität beeinflusst. Ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Wir gebrauchen unsere Intelligenz häufig um Neid, Ehrgeiz, Geiz und Habgier als Selbstbewusstsein zu kaschieren. Der Blick auf die Konkurrenzschlachten der Kapitale vermittelt bei der Mehrheit der Menschen, die als Lohn-und Gehaltssklaven abhängig sind, Angst. Diese Angst verhindert zusätzlich die Entwicklung des Menschen hin zur Entfaltung und Kultivierung all seiner individuellen Organe. Davon sind wir alle betroffen. Auch die kritischen Geister, die genau wissen, warum der Kapitalismus gesetzmäßig Kriege hervorbringt, um u.a. die Überakkumulation, bzw. den tendenziellen Fall der Profitrate letztlich durch Zerstörung aufhalten zu wollen, um nach der Zerstörung neue „Wirtschaftswunder“ schaffen zu können.
 

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Nach der Kiewer Wahl: Stimme aus dem Donbass

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Interview mit Boris Litwinow, Vors. des Obersten Sowjet der „Donezker Volksrepublik“ (DNR)


kommentiert und übersetzt von KAI EHLERS, PAWEL KANNYGIN (Donezk)


Nach der vorgezogenen Parlamentswahl im Westen der Ukraine haben die bisher nicht anerkannten Volksrepubliken Donezk (DNR) und Lugansk (LNR) für den 2. November ihrerseits zur Wahl aufgerufen. Von ihr versprechen sie sich eine demokratische Legitimation. Inhaltliche Positionen zu diesen Wahlen sind bisher im Westen kaum bekannt geworden. Vor Kurzem erschien ein Interview mit einem Mitglied der Führung der DNR, Boris Litwinow, in der russischen Nowaja Gazeta, das einen interessanten Einblick in die Situation gibt, die jetzt zwischen Kiew und dem Donbass entstanden ist, sowie über den politischen Stand der Donezker Führung.

Litwinow ist zurzeit der zweite Mann der DNR nach dem offiziell als ihr Premier auftretenden Alexander Sachartschenko. In Sachartschenkos Kompetenz liegen die Fragen des Krieges, aktuell auch die Waffenstillstands- bzw. Friedensverhandlungen zwischen den Konfliktparteien in Minsk; in Litwinows Kompetenz liegt, wie er in dem Gespräch erklärt, der „Aufbau des friedlichen Lebens“. Das betrifft wesentlich die für die Wahl jetzt wichtigen Fragen. Litwinow ist Autor der Deklaration zur Souveränität der DNR, Urheber ihrer Verfassung und ihrer Gesetze. Er leitet zurzeit den noch nicht gewählten Obersten Sowjet der Republik.  In der Zeit vor Bildung der DNR leitete Litwinow die Parteizelle der Kommunisten der Kirowsker Region von Donezk. Vor Kurzem gründete er die Kommunistische Partei der DNR.

Litwinow gehört offensichtlich zu den Vertretern der Donbasser Republik, die sich aktiv für die Stabilisierung des Status quo zwischen Kiew und Donbass einsetzen. Genaueres dazu geht aus dem Gespräch hervor. Das soll hier nicht vorweggenommen und auch nicht eingegrenzt werden. Begleitend sei lediglich angemerkt, dass Litwinow als Urheber der Verfassung und als Vorsitzender des Obersten Sowjet zwar eine wichtige Stimme hat, als langjähriger Funktionär der Kommunistischen Partei aber auch in seiner neuen Rolle als wieder erwachter Revolutionär ein paar hausbackene Positionen mit sich schleppt, die nicht unbedingt von allen aktiven Teilen der Donbasser Aufständischen geteilt werden.

Eher dürfte es um die von Litwinow vertretenen Positionen nach den Wahlen vom 2. November spiegelbildlich zu den Auseinandersetzungen um die von Kiew durchgeführten Wahlen auch im Osten heftige Zusammenstöße geben. Hier wie dort wird es dabei um die Frage gehen, ob die radikalen Kräfte der jeweiligen Seiten eine Parlamentarisierung der Konflikte der Ukraine und einen die chaotischen Verhältnisse stabilisierenden Dialog akzeptieren, oder ob sie den Konflikt auf eigene Faust weiterführen.
 

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#Islamischer Staat (IS) - Obama hatte die Terrormiliz bisher unterschätzt

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von Wolfgang Blaschka


US-Präsident Barack Obama hat ein Problem: Sein Nahostkriegs-Puzzle gerät parziell aus den Fugen. Die Fronten purzeln durcheinander, die Allianzen bröckeln. Der NATO-Partner Türkei treibt seine eigene schmutzige Politik gegen die Kurden, um sich de facto auf Seiten des Islamischen Gottesstaats zu positionieren, der nach kemalistisch säkularem Staatsverständnis eigentlich nicht mehr sein soll. Ist das noch zu glauben:

  • Rückt der "südöstliche Eckpfeiler" von den "westlichen Werten" ab, um abtrünnig auf eigene Rechnung seine längst überwunden geglaubten osmanischen Ambitionen mit Annexionen von Teilen Syriens zu verfolgen?
  • Ist diese Art verdeckter "Ost-Erweiterung" noch hilfreich für die NATO?
  • Soll die seit 2003 Terrormiliz IS etwa integriert oder bekämpft werden?

Irgendwann stößt das komplexe Verbündungsgewirr des Imperiums an Grenzen. Nun wird umdisponiert.

Mit einem lapidaren Satz wird die bisherige Päppelungspolitik gegenüber den Anti-Assad-Kräften über den Haufen geworfen: "Wir haben die IS unterschätzt". Soso! Damit ist der Offenbarungseid der US-Außenpolitik eines Jahrzehnts auch schon abgetan. Nicht der Rede wert, es kann ja mal passieren, dass man sich verrechnet hat. Ein Kalifat passt also doch nicht so recht in die erlauchte Runde der "westlichen Staatengemeinschaft". Aha! Jetzt muss die aus dem Ruder gelaufene Terror-Truppe aber mit Stumpf und Stiel ausgerupft werden. So ist es Usus mit IS, so war es die Gepflogenheit mit den Taliban. Terror und Gegenterror geben sich im fliegenden Wechsel die Klinke in die Hand. Wer oder was gestern noch als "nützlich" erschien im außenpolitischen Kalkül, wird heute als gefährlich erkannt. Als wäre das nicht von vornherein absehbar gewesen.

Im selben Atemzug wird eine weltweite Allianz "gegen den Terror" (gegen wen denn sonst?!) beschworen, ausgerechnet mit den Staaten zusammen, aus denen die IS bisher finanziert wurde. Katar und Saudi-Arabien bombardieren nun plötzlich die Ziehsöhne ihrer reichen Scheichs, Seite an Seite mit der US-Air Force. Der Emir von Katar gibt sich religiös desinteressiert, dafür handelsmäßig aufgeschlossen. Eine formelle Vereinbarung mit dem bösen Iran gibt es zwar nicht, doch sähe man es nicht ungern, wenn der nun auch auf Seiten der schiitischen Irak-Regierung mithelfen würde, die Kalifat-Kämpfer zurückzuschlagen.
 

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Mehr Waffen für mehr Krieg

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von Eckart Spoo / Mitherausgeber der Zweiwochenschrift Ossietzky


Im Spätsommer 2014 – kaum hatte ein australischer Historiker die Schuld am ersten Weltkrieg gleichmäßig auf alle europäischen Mächte verteilt, die nämlich in gemeinsamem Tiefschlaf in den Ersten Weltkrieg hineingeraten seien (wer schläft, sündigt bekanntlich nicht) – fühlten sich Politiker der regierenden Parteien in Berlin erquickt und ermutigt, endlich wieder offen und ehrlich Waffen in Spannungsgebiete zu liefern. Bis dahin hatten sie alle Sorgen darüber, daß Deutschland zum drittgrößten Waffenexporteur der Welt aufgestiegen war, mit der Zusicherung beschwichtigt: Deutschland habe sich verpflichtet, keine Waffen in Spannungsgebiete zu liefern, und dabei bleibe es. Das hatte irgendwie plausibel geklungen. Viele glaubten es, weil sie es glauben wollten.

Aber nun gilt der schöne Grundsatz nicht mehr. Stattdessen setzen sich die verständlichen marktwirtschaftlichen Interessen der deutschen Rüstungsfabrikanten durch. Aus deren Sicht ist es allemal wünschenswert, daß ihnen möglichst viele Staaten möglichst viele Waffen abkaufen. Wenn sich aus diesem Geschäft ein saftiger Gewinn ziehen läßt, möchten sie nicht bescheiden hinter anderen Anbietern zurückstehen. Sie wollen vielmehr stolz darauf sein dürfen, daß sich alle erdenklichen ethnischen oder religiösen Bewegungen aus der ganzen Welt für die vorzüglichen Waffen »Made in Germany« interessieren.

Aus nationaler Verantwortung muß unsere Regierung darauf bedacht sein, daß nicht etwa ausländische, sondern deutsche Firmen das große Geschäft machen. Und die IG Metall kann aus beschäftigungspolitischen Gründen kaum anderer Meinung sein; das gilt vor allem für die Betriebsräte der Rüstungsunternehmen. Aus Verantwortung für die Arbeitsplätze muß der Waffenexport immer wieder angekurbelt und verstärkt werden. Sagen wir es frei heraus: Die ganze deutsche Volksgemeinschaft kann nur hoffen, daß in möglichst vielen, möglichst heftigen, möglichst langdauernden Kriegen möglichst viele deutsche Waffen gebraucht und verbraucht und dann durch neue, möglichst noch viel teurere ersetzt werden. Kann es ein besseres Konjunktur- und Wachstumsprogramm geben?
 

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Vietnamkrieg: Jeden Monat ein My Lai

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von Robert C. Koehler


Wenn jemand fragt, „Warum macht ihr das mit einem Gook, warum tut ihr das Menschen an?“, dann ist deine Antwort: „Was denn, das sind nur Gooks, das sind keine Menschen. Es macht keinen Unterschied, was du mit denen machst, sie sind nicht menschlich.“[Anm.: H.S.: Gooks = abfälliger Ausdruck, Schlitzaugen]

„Und das steckt in dir drinnen,“ bezeugte Korporal John Geymann fast 44 Jahre danach bei der Winter Soldier-Untersuchung in Detroit, die von "Vietnam Veterans Against the War" (VVAW -  "Vietnamveteranen gegen den Krieg") organisiert wurde. „Das wird dir ins Hirn gedrückt von dem Zeitpunkt, in dem du im Ausbildungslager aufwachst bis zum Zeitpunkt, in dem du als Zivilist aufwachst.“

Der Eckpfeiler des Kriegs ist Entmenschlichung. Das war die Lektion von Vietnam, von der "Operation Ranch Hand" (dem Abwurf von 70 Millionen Liter Herbiziden, darunter Agent Orange, auf die Dschungel Vietnams) bis zu Mỹ Lai und zur Bombardierung von Kambodscha. Und die Winter Soldier-Untersuchung begann, den Entmenschlichungsprozess zu einer Sache des öffentlichen Wissens zu machen.
 

 

Es war ein atemberaubender und bahnbrechender Moment in der Geschichte des Kriegs. Dennoch taucht das drei Tage dauernde Hearing, in dem 109 Vietnamveteranen und 16 Zivilisten über die Realität der amerikanischen Operationen in Vietnam aussagten, nicht in der „interaktiven Zeitskala“ der vom Verteidigungsministerium gesponserten Website auf, die entsprechend Präsident Obamas Ankündigung an den 50. Jahrestag des Kriegs erinnern soll.

Das überrascht natürlich nicht. Der auf ungeschickte Weise nicht definierte, feige Standpunkt der Website, wie auch die Erklärung des Präsidenten – „sie kämpften sich voran durch Dschungel und Reisfelder, Hitze und Monsun, und kämpften heroisch, um die Ideale zu schützen, die uns Amerikanern teuer sind“ – dienen der „Verniedlichung“ des grauenhaften Kriegs, wischen den Schleim ab, drehen das öffentliche Gewissen um in einen Zustand der bedingungslosen Bewunderung aller militärischen Operationen der Vereinigten Staaten von Amerika und verbannen das „Vietnamsyndrom“ aus der nationalen Identität.
 

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#USA: Wie man einen Krieg beginnt und ein Weltreich verliert

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von Dmitry Orlov


Vor eineinhalb Jahren schrieb ich einen Aufsatz über die Sichtweise, die sich die Vereinigten Staaten von Amerika in Hinblick auf Russland ausgesucht haben, mit dem Titel: "Das Bild des Feindes". Ich lebte damals in Russland, und nachdem ich die amerikanische antirussische Rhetorik und die russische Gegenreaktion beobachte hatte, machte ich einige Beobachtungen, die zur damaligen Zeit wichtig schienen. Es stellt sich heraus, dass ich einen wichtigen Trend erkennen konnte, aber wenn man von der raschen Entwicklung seit damals ausgeht, dann sind diese Beobachtungen leider schon ziemlich veraltet, und sollen daher hier auf den neuesten Stand gebracht werden.

Damals ging es noch nicht um so bedeutende Dinge. Es gab viel Lärm um einen Herrn namens Magnitsky, einen zwielichtigen Anwalt, der verhaftet worden war und in der Untersuchungshaft starb. Er vertrat einige größere westliche Halunken, die natürlich nie gefasst wurden. Die Amerikaner beliebten das als Menschenrechtsverletzung zu behandeln und reagierten mit dem sogenannten „Magnitsky Act“ (Magnitsky-Gesetz), das bestimmte russische Individuen, die als Menschenrechtsverletzer bezeichnet wurden, mit Sanktionen belegte. Russische Gesetzgeber antworteten mit dem „Dima Yakovlev Law“, benannt nach einem russischen Waisenkind, das von Amerikanern adoptiert worden war, die seinen Tod verursachten, indem sie es neun Stunden lang in einem versperrten Auto allein ließen. Dieses Gesetz verbot, dass amerikanische Waisenkinderkiller-Unholde je wieder russische Waisen adoptieren durften. Das alles entwickelte sich zu einem dummen kleinen Melodrama.  

Was für einen Unterschied eineinhalb Jahre ausgemacht haben! Die Ukraine, die sich damals noch im gleichen stetigen Prozess des Zusammenbruchs befand, der bis in die Anfänge ihrer Unabhängigkeit vor zwei Jahrzehnten zurückreicht, ist jetzt

  • ein wahrlich gescheiterter Staat,
  • mit ihrer Wirtschaft im freien Fall,
  • einer Region, die sich verabschiedet hat und weiteren zwei, die sich in offener Rebellion befinden,
  • mit einem großen Teil des Landes, das durch von Oligarchen finanzierte Todesschwadrone terrorisiert wird,
  • und mit einigen von den Amerikanern erkorenen Marionetten, die nominell die Macht haben, aber in ihren Stiefeln davor zittern, was als nächstes kommen wird.

Syrien und Irak, in denen es damals geköchelt hat, stehen jetzt im vollen Krieg, mit großen Teilen von beiden unter Kontrolle des Islamischen Kalifats, welches mit Hilfe der Vereinigten Staaten von Amerika gebildet und mit in den USA hergestellten Waffen im Wege des Iraks ausgerüstet worden war. Das Nach-Gaddafi-Libyen scheint an der Einrichtung eines eigenen Islamischen Kalifats zu arbeiten. Vor diesem Hintergrund eines profunden Scheiterns ihrer Außenpolitik sahen die Vereinigten Staaten sich veranlasst, Russland zu beschuldigen, Soldaten an der „Türschwelle der NATO“ zu haben, als hätte das nichts mit der Tatsache zu tun, dass die NATO nach Osten bis an die Grenzen Russlands expandiert ist. Es überrascht nicht, dass die Beziehungen zwischen den USA und Russland jetzt an einem Punkt angelangt sind, wo die Russen es angebracht fanden, eine scharfe Warnung abzugeben: weitere Erpressungsversuche des Westens könnten zu atomarer Konfrontation führen.  
 

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#Erich Kästner - Hommage zum 40. Todestag (29. Juli)

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von Christian Baron / MARX21.de


Erich Kästner (* 23. Februar 1899 in Dresden; † 29. Juli 1974 in München) wird heutzutage fast nur noch als harmloser Kinderbuchautor wahrgenommen. Doch in fast all seinen Werken kommt auch sein politisches Engagement für Frieden und Gerechtigkeit zum Vorschein.

Er stand direkt daneben. Fassungslos und »sehr bleich«, wie ein Polizeiwachtmeister später berichtete. Damals, im Mai 1933, als die Nazi-Studentenschaft die Werke vieler als »undeutsch« titulierter Autorinnen und Autoren unter infernalischem Triumphgeheul des faschistischen Mobs in den lichterloh brennenden Scheiterhaufen auf dem Platz vor der Berliner Staatsoper warf. Neben Büchern von Marx, Brecht, Seghers oder Luxemburg befanden sich auch sein Roman »Fabian« und seine Gedichtbände darunter. Ganz unscheinbar weilte dieser freundliche kleine Herr mit tief ins Gesicht gezogenem Hut in der tobenden Menge, beobachtete angewidert das primitive Spektakel und entfernte sich erst dann rasant, als eine Frau ihn erblickte und – mehr verwundert als denunzierend – lautstark ausrief: »Da ist ja der Erich Kästner!«

Ja, der Erich Kästner hat sich, anders als die allermeisten seiner verfemten Kollegen, nicht aus dem Staub gemacht nach der unheilvollen Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Er arrangierte sich mit dem erdrückenden Terror, ohne ihm jemals zu dienen. Und doch wurde ihm sein Verbleib im Lande nachher immer wieder barsch zum Vorwurf gemacht; bis hin zu der schneidenden Annahme, der lediglich stille Widerstand des im NS-Regime verbotenen Literaten sei eine Bestätigung für dessen immerzu unpolitische Haltung gewesen. So zumindest will es bis heute die bundesrepublikanische Erzählung, die Kästner nur mehr als Schöpfer netter Kindergeschichtchen und als bloßen Märchenonkel in der »Hall of Fame« des deutschen Dichtertums duldet. Wie so häufig liegt aber auch hier ein hegemonialer Narrativ weit jenseits der Wahrheit.

Tatsächlich hatte Kästner einen privaten Grund, der ihn im sogenannten Dritten Reich hielt, dafür aber einen wirklich guten: sein »liebes Muttchen«. Zu Ida Kästner pflegte der Autor zeitlebens ein derart inniges Verhältnis, dass sein Biograf Klaus Kordon daraus sogar Kästners dauerhafte Bindungsprobleme mit allen »Frauen, die nicht seine Mutter sind«, ableitet. Kästner selbst hat dies in seinen charmanten Kindheitserinnerungen »Als ich ein kleiner Junge war« bestätigt. Er wäre wohl an seinen Schuldgefühlen zerbrochen, hätte er die betagte Dame nicht in diesen zwölf furchtbaren Jahren bestmöglich unterstützt, sondern bei dem weitgehend mittellosen Vater in Dresden zurückgelassen.
 

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#Hongkong: Zwei „Systeme“ - eine Diktatur

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von Peter Main / arbeitermacht.de


Solch massive Proteste wie aktuell hat Hongkong seitdem die britische Verwaltung 1967 Demonstrationen niedergeschlagen hat, nicht mehr erlebt. Zehntausende Protestierende, die v.a. das Recht fordern, die politischen Repräsentanten ihres Gebietes frei wählen zu können, wurden mit Polizeiknüppeln, Tränengas und Pfefferspray überzogen.

Wenn die Stadtverwaltung unter Leung Chun-ying nun dachte, den DemonstrantInnen, angeführt von StudentInnen und SchülerInnen, damit eine Lehre erteilen zu können, lag sie damit aber völlig falsch. Ein paar Stunden nach den ersten Polizeiattacken strömten weitere Tausende auf die Straße, um gegen die Brutalität zu protestieren und die Freilassung der studentischen FührerInnen aus dem Polizeigewahrsam zu fordern.
 

 

Diese Antwort unterstreicht die Mobilisierungskraft solcher elementar demokratischen Forderungen und zugleich, dass die massiven Proteste eine grundsätzliche Bedrohung nicht nur für die Stadt-, sondern auch für die Zentralregierung in Peking darstellt.

Die Proteste in Hongkong dauern nun schon mehrere Wochen an. Täglich kommt es zu Zusammenstößen zwischen AktivistInnen und der Polizei. Lt. den lokalen Medien gab es erneut mindestens zwei Dutzend Verletzte. Korrespondenten berichteten, dass einige Demonstranten schwere Kopfverletzungen erlitten hätten, als Polizisten auf sie einschlugen. Die Protest-Bewegung hat mehrere Camps aufgebaut und Barrikaden errichtet, die inzwischen zum Teil gewaltsam von der Polizei geräumt wurden.

Im Vordergrund steht die Wahl einer neuen Stadtverwaltung 2017. Entsprechend dem Grundgesetz, das zwischen der chinesischen Führung und der Thatcher-Regierung ausgekungelt worden war, gilt formell, dass die Wahl der Mitglieder der Legislative und des Oberhaupts letztlich durch allgemeines Wahlrecht erfolgen soll. Doch Peking verweigert die freie Nominierung der Kandidaten.
 

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#Merkel und die Führer der NATO-Ost-Erschleichung

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von Evelyn Hecht-Galinski / Kommentar vom Hochblauen


Auffallend war das mehr als bezeichnende Foto von Merkel in allen Zeitungen am Samstag, wo sie mit gestreckten Finger gen Putin zeigt und ihm, wie es scheint, die Richtung weisen will. Dazu noch die entstellenden Texte gegen Putin und da war mir endgültig klar: ich bin ein Putin- und Russland -Versteher!

Erneut strotzte die deutsche Medienlandschaft vor negativen Unterstellungen gegen Putin. Ja, musste die Kanzlerin doch tatsächlich „zweimal“ auf Putin warten in Mailand. Und ja, hatte eine Mitarbeiterin einer russischen Nachrichtenagentur nicht völlig recht mit der Feststellung, dass Putin eine Militärparade vorziehe, anstatt mit Frau Merkel zu sprechen? Waren nicht die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus in Belgrad ein wichtiger Grund für Putin, verspätet in Mailand zum 10. ASEAN-Gipfel in Mailand einzutreffen?
 

 

War Putin nicht früh genug zur Stelle, um sich einseitige Vorwürfe und Erpressungsversuche der Führer der NATO-Ost-Erschleichung anhören zu müssen? Ist es nicht mehr als empörend, wenn einem russischen Staatschef als Repräsentant eines Landes, dem Deutschland soviel Leid zugefügt hat, mit solcher Hetze und Missachtung begegnet wird? Es scheint mir, als ob sich hier erneut eine Allianz der alten Verbündeten wieder zusammenfindet. Ja, die Ukraine und Deutschland haben schon einmal so gut „harmoniert“! Eine objektive Beurteilung der Lage ist leider nicht mehr gewollt, alles läuft darauf aus, Russland in die Knie zu zwingen!

Allerdings einigten sich Putin und Poroschenko, also Russland und die Ukraine, auf dem ASEAN-Gipfel auf einen vorläufigen Preis von 385 USD pro tausend Kubikmeter russisches Erdgas. Damit ist die Lieferung an die Ukraine bis März gesichert, doch braucht die Ukraine internationale Hilfe, um diese Lieferungen zu bezahlen. Immerhin belaufen sich die Schulden der Ukraine für frühere Gaslieferungen auf bis jetzt 4,5 Milliarden USD, die jetzt auf uns Steuerzahler zukommen! (1) Damit sind wir alle in der Haftung für die Ukraine, die uns ja so „am Herzen liegt“!
 

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Ukraine – steht etwas zur Wahl?

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von Kai Ehlers


Gut ein Jahr nach dem Eintritt der Ukraine in ihre Maidan-Turbulenzen soll nun mit einer vorgezogenen Parlamentswahl neue Legitimität hergestellt werden, während trotz vereinbarter Waffenruhe gleichzeitig weiter Krieg geführt wird. Was steht zur Wahl? Machen wir es kurz, ohne uns in Einzelheiten zu verlieren.
 
Ungeachtet der verwirrenden Vielzahl von Parteien, Wahlblöcken und Einzelkandidaten, die jetzt antreten, manche Quellen sprechen von 150 Gruppierungen, steht unterm Strich faktisch nur eins zur Wahl: die  „Anti Terror Operation“ gegen die Aufständischen im Süden und Osten des Landes fortzuführen oder den Dialog um mögliche Formen der Autonomie mit ihnen aufzunehmen. Die sozialpolitischen Fragen werden davon in den Hintergrund gedrängt. Die Positionen der einen oder der anderen Seite werden dabei weniger von Programmen als von Personen repräsentiert.   

Für die Aufnahme des Dialoges steht inzwischen Poroschenko, der seinen „Friedensplan“, mit dem er von seiner anfänglichen harten Linie abrückte, zum Wahlprogramm erhoben hat. Kernstücke darin sind sein Zugeständnis einer vorübergehenden Teilautonomie für die aufständischen Gebiete im Osten, eine Teilamnestie für Aufständischen, ein Versprechen auf Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur des Landes und Gespräche zur Verständigung mit Russland. Vitali Klitschko hat sich Poroschenko angeschlossen, zusammen bilden sie den „Block Poroschenko“. Dieses Lager kann damit rechnen als stärkste Kraft, wohl aber nicht als Mehrheit, aus der Wahl hervorzugehen.

Die zur Fortsetzung des Bürgerkriegs entschlossene Fraktion wird angeführt von dem jetzigen Ministerpräsidenten Jazenjuk. Die von ihm speziell für die jetzigen Wahlen gegründete „Volksfront“ agitiert für eine Intensivierung der „antiterroristischen Aktion“ gegen die Aufständischen bis hin zur Rückeroberung der Krim. Poroschenko wird von ihm als Verräter der nationalen Einheit angegriffen. Unter Umgehung bestehender Wahlrechtsvorschriften hat Jazenjuk die Wahllisten seiner Partei für die Kandidatur der bekanntesten Führer der nationalistischen Milizen und der Nationalgarde geöffnet, zum Beispiel auch für den Kommandeur der offen faschistischen ASOV-Milizen, Andriy Biletsky. Im Fahrwasser Jazenjuks folgen als nationalistische Populisten Julia Timoschenko, der für seine nationalistische Gewaltpropaganda bekannte Oleg Ljaschko und andere im Westen weniger bekannte Gestalten bis hin zu den offenen Rechten Oleg Tjagnibog und dem  Führer des Rechten Sektors, Dmitri Jarosch.
 

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Libyens Zustand vor und nach dem NATO-Überfall

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Von Afrikas reichstem Staat unter Gaddafi zu einem gescheiterten Staat nach dem Überfall der NATO


von Garikai Chengu


In dieser Woche liegt der dritte Jahrestag der vom Westen unterstützten Ermordung von Libyens ehemaligem Präsidenten Muammar al-Gaddafi und des Sturzes einer der größten Nationen Afrikas.

1967 übernahm Colonel al-Gaddafi eines der ärmsten Länder Afrikas, zu dem Zeitpunkt, als er ermordet wurde, hatte al-Gaddafi Libyen zum reichsten Land Afrikas gemacht. Libyen hatte das höchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und die höchste Lebenserwartung auf dem Kontinent. Es lebten weniger Menschen unter der Armutsgrenze als in den Niederlanden.

Nach dem Überfall der NATO vor drei Jahren ist Libyen jetzt ein gescheiterter Staat und seine Wirtschaft liegt in Scherben. Während der Regierung die Kontrolle entgleitet und zu den Milizkämpfern übergeht, ist die Erdölproduktion so gut wie zum Erliegen gekommen. Die Milizen, die nach lokalen, regionalen, Stammes- oder Religionskriterien variieren oder einfach kriminell sind, die Libyen seit dem Überfall der NATO geplagt haben, haben sich kürzlich zu zwei sich gegenseitig bekämpfenden Fraktionen zusammengetan. Libyen besitzt jetzt zwei Regierungen, jede mit ihrem eigenem Premierminister, Parlament und Armee.

Auf der einen Seite übernahmen im Westen des Landes islamistische Milizen die Kontrolle über die Hauptstadt Tripolis und andere Städte und errichteten ihre eigene Regierung, nachdem sie ein Parlament davongejagt hatten, das im Sommer gewählt worden war.

Auf der anderen Seite regiert im Osten des Landes die „rechtmäßige” Regierung, die von antiislamistischen Politikern dominiert ist, die 1.200 km entfernt in Tobruk im Exil sitzen, gar nichts mehr.
 

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#Mammographie – Flächendeckende Gesundheitsvorsorge?

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von Marie-Luise Volk


Wenn frau das 50. Lebensjahr erreicht hat, fällt sie unter das „Mammographie-Screening-Programm“. Ulla Schmidt, ehemalige Gesundheitsministerin, führte ab 1.1.2004 ein, dass alle gesetzlich versicherten Frauen zwischen 50 – 70 Jahren im Abstand von 2 Jahren „in den Genuss“ des Mammographie-Screenings kommen können.

Abdem 50. Lebensjahr bekommt frau eine Einladung zur sogenannten „Vorsorge“. Der Termin für das für sie „zuständige“ Röntgeninstitut ist bei der Einladung gleich vereinbart. Mit angehängt bei der Einladung kann auch noch ein Fragebogen sein, der folgende Daten erfasst:

  • Screening-Identifikationsnummer (Screening-ID)
  • Datum der Screening-Untersuchung
  • Persönliche Angaben wie Geburtsdatum, Geburtsort, Anschrift etc.
  • Angaben zum Frauenarzt/Frauenärztin
  • Angaben zum Hausarzt/Hausärztin
  • Angaben zu früheren Mammographie-Aufnahmen

Die Zusammenarbeit zwischen Behörden und Röntgeninstitut klappt wie am Schnürchen. Sind die Daten einmal erfasst, kann Frau nicht kontrollieren, wie damit umgegangen wird.

Um Mammographie-Screening durchführen zu können, wurde im Jahr 2003 die Röntgenverordnung geändert. Bis dahin galt, dass „indikationsloses Röntgen“ den Straftatbestand der Körperverletzung darstellte. Massenhaftes Mammographie-Screening musste also erst einmal in Einklang mit der Röntgenverordnung gebracht werden. Über diese Hintergründe erfährt frau nichts.
 

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#Venezuela für zwei Jahre im Weltsicherheitsrat der UNO

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Von Kerstin Sack / amerika21.de


New York. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat mit 181 von 182 Stimmen Venezuela als nichtständiges Mitglied für zwei Jahre in den Weltsicherheitsrat gewählt. Zehn Länder waren während der Abstimmung am vergangenen Donnerstag nicht anwesend.

Venezuela feiert die Wahl als großen Triumph gegen Versuche von Seiten der USA, dies zu verhindern. Präsident Nicolás Maduro zeigte sich begeistert und dankte allen, die zu dem Erfolg beigetragen haben. Das Land erhielt im Vorfeld die einstimmige Unterstützung der südamerikanischen und karibischen Staaten sowie der Gruppe der Blockfreien Staaten. Der verstorbene Präsident Hugo Chávez hatte 2007 die Kandidatur Venezuelas für den UN-Sicherheitsrat vorgeschlagen. Lange Zeit gab es jedoch zwischen den lateinamerikanischen Ländern keine Einigung für diese Kandidatur. Diese wurde schließlich im Juli dieses Jahres erreicht. Venezuela tritt die Nachfolge von Argentinien am 1. Januar 2015 für zwei Jahre an.

Anfang diesen Jahres hatte sich Lateinamerika auf dem zweiten Gipfel der Gemeinschaft lateinamerikanischer und karibischer Staaten (CELAC) in Havanna unter Anwesenheit von 33 Staats- und Regierungschefs der Region zur "Friedenszone" erklärt, die Konflikte ohne Waffen und ohne äußere Einmischung lösen will. Der politische Analyst Ernesto Wong erklärte gegenüber dem Nachrichtensender Telesur: "Diese Vision der 'Friedenszone' trägt Venezuela jetzt in die Welt, in der es die Vision der USA gibt, die von einer Sache sprechen und dabei töten, bombardiern und in Länder einmarschieren."
 

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Das wahre Geheimnis der biologischen Waffen des Irak

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von Eric S. Margolis


In den 1990er Jahren pflegten Journalisten zu scherzen: „Natürlich wissen wir, dass der Irak chemische Waffen besitzt. Wir haben ja die Lieferscheine, mit denen wir es beweisen können!“

Es stellte sich heraus, dass der Scherz exakt der Wahrheit entsprach.

Als ich 1990 über den Irak berichtete – gerade vor der ersten massiven Bombenkampagne der Vereinigten Staaten von Amerika – fand ich heraus, dass die USA und Britannien insgeheim für den Irak ein Arsenal von biologischen Waffen aufgebaut hatten, bestimmt für den Einsatz gegen den Iran im acht Jahre dauernden Krieg des Irak gegen den Iran. Und das, während die USA und Britannien mit atemberaubender Scheinheiligkeit gegen die angeblichen Gefahren der WMDs (Weapons of Mass Destruction – Waffen der Massenvernichtung) des Irak schäumten, welche nie existiert haben. Einige Jahre später hielten die beiden führenden Apostel des Angriffs gegen den Irak, George W. Bush und Tony Blair, Standpauken gegen Saddam Husseins Waffenprogramme, wobei sie sich hüteten, den großen Beitrag westlicher Unterstützung für den irakischen Führer zu erwähnen.

Letzte Woche brachte die viel gelesene „New York Times“ einen mehrseitigen Bericht unter dem Titel: „Stillgelegte chemische Waffen und geheimgehaltene Verluste im Irak.“

Die New York Times spielte eine entscheidende Rolle beim Hineintreiben der Vereinigten Staaten von Amerika in zwei Kriege gegen den Irak. Amerikas führende Zeitung ist endlich konfrontiert mit einem Teil der hässlichen Wahrheit über die nichtexistierenden Waffen der Massenvernichtung des Irak, dem von den USA benutzten Vorwand, den Irak zu bombardieren und dann zu besetzen. Vielleicht versucht sie ihren schmutzigen Ruf wiedergutzumachen oder zu reinigen.
 

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#Rojava soll leben - Angriff auf die kurdische Befreiungsbewegung

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Redaktion Schattenblick im Gespräch mit Michael Knapp


Michael Knapp ist Historiker und in der Kampagne Tatort Kurdistan aktiv. Anläßlich der akuten Notlage, der die mehrheitlich kurdische Enklave Rojava im Norden Syriens durch die Angriffe des Islamischen Staates (IS) ausgesetzt ist, beantwortete er dem Schattenblick einige Fragen zu den Hintergründen der brisanten Situation.


Schattenblick (SB): Michael, wie ist es zu deinem schon seit 16 Jahren währenden Engagement in der Kurdenfrage gekommen?

 

Michael Knapp (MK): Es begann mit der einfachen Überlegung: Wenn Deutschland Waffen in die Türkei exportiert, die dann in einem blutigen Krieg gegen die kurdische Bevölkerung eingesetzt werden, ist es unsere Verantwortung, etwas dagegen zu tun. Mit der Zeit ist mir klargeworden, welches fortschrittliche Projekt die kurdische Freiheitsbewegung in der Region verfolgt. Neben radikaldemokratischen Ansätzen gehört vor allem die Frauenbefreiung dazu. Was dort entwickelt wird, könnte durchaus ein Beispiel für gelebte Demokratie sein, die man weder in Europa noch weltweit in vergleichbarer Form findet. Die linken Bewegungen in Europa könnten davon durchaus lernen.

Innerhalb der Kampagne Tatort Kurdistan hatten wir uns schon vorher sehr intensiv mit dem basisdemokratischen System in Nordkurdistan auseinandergesetzt und über das, was dort auf türkischem Staatsgebiet realisiert wurde, verschiedene Artikel verfaßt. Wir waren auch mit einer Forschungsdelegation in der Region und konnten uns von den Strukturen, die dort aufgebaut werden, mit eigenen Augen überzeugen. Leider werden diese aufgrund der hohen Repression des türkischen Staates immer wieder zerschlagen.

An Rojava hat uns vor allem interessiert, daß dort praktisch unter Kriegsbedingungen ein befreites Gebiet geschaffen wurde, in dem ein System der demokratischen Autonomie umgesetzt wird. Dieses Projekt einer Radikaldemokratie wird von allen Seiten angegriffen. Dieser Tage schauen wir mit Sorge auf den Kanton Kobanê, gegen den sowohl die Türkei als auch ISIS Krieg führen.


Schattenblick (SB): Gibt es deiner Kenntnis nach noch andere Formen demokratischer Selbstorganisation in dieser Region?


Michael Knapp (MK): Die Entwicklungen in Rojava sind beispiellos im Mittleren Osten. Möglicherweise ließen sich Ansätze der Zapatistas in Chiapas damit vergleichen, aber in Rojava haben wir es wirklich mit der gesellschaftlichen Institutionalisierung einer radikalen Demokratie zu tun. Dieses Rätesystem basiert auf dem Grundgedanken einer Kommune bzw. auf einem Zusammenschluß von etwa 20 Haushalten. Auf dieser Ebene werden alle Entscheidungen, die für diese zentrale Einheit relevant und möglich sind, getroffen. Die einzelnen Räte stellen, natürlich imperativ mandatiert, die nächste Stufe im Rätesystem. Jeder dieser Räte ist zu 40 Prozent geschlechterquotiert. Bevor diese Geschlechterquote nicht erreicht ist, sind die Räte nicht entscheidungsfähig. Darüber hinaus gibt es autonome Frauenstrukturen, die in der Region die revolutionäre Bewegung anführen und dadurch die Gesellschaft ganz grundsätzlich verändern.
 

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Land ohne Menschen?

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Zur Idee ungenutzten Landes in Afrika am Beispiel Tansanias

 

von Mag. Andreas Exner, Graz/A


„Dieses Land ist ungenutzt, ungenutzt, ungenutzt“, hört man den Vertreter der staatlichen Entwicklungsagentur im tansanischen Rufiji-Delta sagen. Nachgerade unwirsch reagiert er auf die Nachfrage der Reporterin von CNN. Im Rufiji-Delta leben doch viele Bäuerinnen und Bauern, sagt diese. Doch die tansanische Entwicklungsbehörde will Investoren holen. Sie sollen die Landwirtschaft entwickeln, den Ertrag steigern. Das alles wäre nur zum Besten, versichert der Vertreter.
 

 

Dieser Ausschnitt eines Interviews ist bezeichnend für die gegenwärtige Debatte um Biofuels, offshore-Farming und die afrikanische Landwirtschaft. Das Schlagwort vom „Landraub“ oder des „Land Grabbing“ kennen viele. Doch kaum bekannt sind manche Hintergründe, die dabei eine Rolle spielen. So eben auch die Frage des ungenutzten Landes. Selbst unter Expertinnen und Experten ist das Unwisssen, ist die Unsicherheit dazu momentan noch groß. Doch wird das häufig nicht unbedingt kenntlich gemacht.
 

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#Gauck und die Grünen: Ein Unglück kommt selten allein

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von Evelyn Hecht-Galinski / Kommentar vom Hochblauen


Gauck war am 9. Oktober in Leipzig beim Festakt "25 Jahre friedliche Revolution" wieder voll und ganz in seinem Element, der pastoralen Besserwisserei und Einstimmung der gesamtdeutschen Bevölkerung auf eine Art der Mitverantwortung, wie er sie sich für uns vorstellt. Wieder einmal benutzte er diesen Tag, um uns auf die veränderte Lage in der Welt, in der wir mehr “Außenpolitische Verantwortung” zu übernehmen hätten, einzustimmen und mahnte die entschiedene Verteidigung der eigenen Werte an. Was er darunter versteht, hat er uns ja schon bei vielen Anlässen vorgetragen und seine Werte scheinen mir mehr als fragwürdig und nicht die meinen!
 

 

Erneut missbrauchte er diesen Tag, um seine diesmal verstecktere Kritik an Russland loszuwerden. Er lobte die Maidan-Bewegung in Kiew und die Protestler in Hongkong, ein Vergleich der mir mehr als fragwürdig erscheint, und wies darauf hin, dass am Rande Europas Normen des Völkerrechts missachtet und militärische Mittel eingesetzt werden. Diese Sätze hätten gut auf die Völkerrechtsverbrechen, den Völkermord in Gaza und die ewige militärisch geschützte Besatzung durch den “Jüdischen Staat” gepasst. Den meinte Präsident Gauck natürlich nicht, sondern er dachte natürlich an seinen Lieblingsfeind Russland! Gauck, schaffte es wieder, sein vergiftetes Verhältnis zu Russland “dezent” einzubauen. In seiner “Rede zur Demokratie”, musste er allerdings zugeben, dass er sich damals im Stich gelassen gefühlt hatte, als viele mutige DDR Bürger diesem Staat den Rücken kehrten, darunter auch mehrere seiner Kinder. [Texte der Rede siehe PdF-Anhang!]

Was ist also von diesem Mann zu halten, der heute von vielen als großer und aufrechter Dissident gesehen wird? Gar nichts! Gauck ist ein Mann mit vielen Facetten, aber so geprägt durch Elternhaus und Vergangenheit ist er mit seinem unbändigen Russenhass ein Unglück für uns alle!
 

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#Islamischer Staat (IS), türkische Hizbullah und andere mafiöse Strukturen

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Kontrabanden der heutigen Zeit


Eine Bewertung von Michael Knapp, Historiker, Kurdistan Solidaritätskomitee Berlin


Mit den Angriffen auf Kobanê und den damit zusammenhängenden Massenaufständen vor allem der kurdischen Bevölkerung in der Türkei und Nordkurdistans rückt eine längst aufgelöst geglaubte parastaatliche Organisation mit schwersten Übergriffen, bis hin zu Morden, wieder ins Bewusstsein: Die „Hizbullah“, eine Gruppe, über die selbst Nahostkorrespondenten Kenntnisse zu fehlen scheinen. Bei ihr handelt es sich nicht um eine Filiale der schiitischen Hisbollah aus dem Iran, sondern um ein eigenes Produkt der türkischen Aufstandsbekämpfung.
 

 

Das Wort Hizbullah entspricht dabei in etwa dem Begriff „Soldaten Allahs“. Aufgrund ihrer engen Verstrickung mit dem türkischen Staat wird sie vor allem von kurdischen AktivistInnen als Hizbul-Kontra bezeichnet – eine Anspielung auf ihre Rolle im Rahmen der Counterinsurgency, der Aufstandsbekämpfung. Neben dem Geheimdienst JITEM war die Hizbullah eines der Hauptmittel gegen den kurdischen Freiheitskampf und operierte vor allem in den Regionen Amed (Diyarbakir) und Êlih (Batman). Während diese Gruppe bereits seit den 1970er Jahren existiert, ist sie als Organisation des tiefen Staates der Türkei vor allem in den 1990er Jahren zu schrecklicher Berühmtheit gelangt. Die Praxis der Hizbullah ähnelt der des IS. Auf der Hochzeit des Hizbollahterrors wurden systematisch Menschen entführt, zerstückelt, enthauptet, zu Tode gefoltert und Bombenanschläge durchgeführt.[1] Ihr erklärtes Ziel war die Errichtung eines islamischen Staates, angelehnt an den Iran.[2]
 

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Der Krieg um die Köpfe

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von Georg Rammer


Erinnerung als subjektive Wahrheit ist Teil der Identität. Beim staatlichen Gedenken geht es aber nicht um historische Wahrheitssuche. Die Erinnerung soll gelenkt und geformt werden, damit sie aktuellen Ideologien und politischen Zielen dienen kann. Die Erinnerungspolitik verrät viel über die Interessen der Elite. Diese kämpft – in Staat, Parteien oder Interessengruppen – um Köpfe. Das strategische Ziel ist Deutungshoheit. Die Elite weiß: Die Bedeutung historischer Ereignisse ergibt sich durch den Kontext, in den die Erinnerung gestellt wird.

Zahlreiche Institutionen arbeiten daran, vergangenen oder aktuellen Ereignissen durch einen ganz bestimmten Kontext eine Bedeutung zu geben, die den Interessen der Elite entspricht. Das, was früher mit dem bösen Wort »Gehirnwäsche« belegt wurde, heißt heute PR, Kommunikation oder »Framing«.

Beispiel Bertelsmann-Stiftung. Sie vermittelt Regierenden und Volksparteien immer wieder Handreichungen, um deren »politische Reformkommunikation« zu verbessern. Wählerwirksame Kommunikationsstrategien stellen für die Volksparteien als »markt-, also wählerorientierte politische Verkaufsorganisationen« (Ulrich Sarcinelli) eine Überlebensfrage dar. Politische Agitation und Suggestion, genannt Kommunikation, müsse mentale »frames« und unbewußte Vorstellungen berücksichtigen, Begriffe besetzen, politische Sachverhalte personalisieren; sie müsse in einer positiven Rhetorik Zielvisionen entwickeln und paßgenau Zielgruppen ansprechen. Und: Sie muß durch effektive »Narrative« Vertrauen gewinnen – eine wichtige politische Ressource.

Bundespräsident Gauck beherrscht diese Kunst und betätigt sich unablässig als Geschichtenerzähler, um die deutsche Politik in einen neuen Sinnzusammenhang zu stellen. Er will der Bevölkerung immer wieder den Mythos von Freiheit und Verantwortung, vom Kampf für Demokratie und Menschenrechte eintrichtern. Sein Vor-Vorgänger Köhler hatte die falsche Geschichte erzählt, als er kriegerische Ambitionen Deutschlands in den Zusammenhang »wirtschaftliche Interessen« stellte. Die Strafe folgte auf dem Fuße.
 

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Terror-Asyl: "SS-Trupp" malträtiert Flüchtlinge

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von Wolfgang Blaschka, München


Die Empörung über die rassistischen Übergriffe des Wachpersonals in Flüchtlingsunterkünften von Nordrhein-Westfalen ist noch kaum verklungen, da weiß die Boulevard-Zeitung mit den großen Buchstaben zu vermelden, wie leid es den aus dem Ruder gelaufenen Wachmännern tut, ihre Stiefel auf den Hals eines am Boden liegenden, gefesselten Asylsuchenden gestellt, ihn geschlagen und gedemütigt zu haben - den einen acht Stunden lang im "Problemzimmer" ohne Toilette eingesperrt und gequält, einen anderen unter Androhung von Schlägen dazu genötigt zu haben, sich auf eine Matratze mit Erbrochenem zu legen und Ruhe zu geben.

"Das war eine dumme Idee von uns, ich schäme mich", flötet der dreißigjährige Markus H. mit dem "Ruhm-und Ehre"-Tattoo auf dem linken Unterarm, wobei nicht so recht klar wird, was genau er damit meint. Vielleicht das selbstgemachte Foto, das ihn überführt hat? Auch den Nazispruch, mit dem er sich im Internet zur Schau stellte, verflucht er inzwischen: "Ich bin kein Rassist. Schon gar kein Nazi, ich höre Helene Fischer". Peinlich für die Mainstream-Sängerin! Jetzt will er das Tattoo wegmachen lassen. Gegen seinen Musik-Geschmack dürfte das kaum helfen. Es sei ein Fehler gewesen. Natürlich schon auch das mit dem Stiefeln: "Es tut mir leid. Schämen ist kein Ausdruck für das, was ich empfinde", will er gleich tags darauf dem misshandelten Marokkaner (22) zu verstehen gegeben haben.

Ob der das verstanden hat? Schwere Jugend, Türsteher-Karriere und so. Üppiges Vorstrafen-Register, drei Ermittlungsverfahren, eigentlich polizeibekannt, und dennoch auf die vom Bürgerkrieg traumatisierten, schutzsuchenden Flüchtlinge losgelassen von der Firma mit dem kuschelig klingenden Namen "European Homecare". Als wäre das ein rühriger, einfühlsamer Pflegedienst mit geschultem Personal. Nichts da! Sie nahmen jeden, der für wenig Geld keinerlei Qualifikation mitbrachte: Zunächst vier Mann für 700 Personen, dann sechs, so war der Personalschlüssel.

In Auftrag gegeben hatte das der Staat, das Bundesland NRW, und dann wurde der Auftrag an Subunternehmer weitervermittelt. Je billiger, desto effizienter. Auf Eignung überprüft wurde niemand für den Dienst in der aufgegebenen Liegenschaft des Bundes. Die ehemalige Siegerland-Kaserne in Siegen-Burbach muss für die dort Einquartierten die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln gewesen sein: Nazi-Terror statt IS-Bedrohung.
 

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Der dritte Irak-Krieg

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Über den Krieg gegen die Organisation "Islamischer Staat" u. Veränderungen in der globalen US-Strategie


Von Ignacio Ramonet / Übersetzung: Malte Daniljuk - amerika21.de

 

Am vergangenen 11. September – ein mehr als symbolisches Datum – richtete sich Präsident Barack Obama an die Nation, um seine neue Militärstrategie gegen den Islamischen Staat (IS) anzukündigen, der seiner Ansicht nach eine "Gefahr für den gesamten Mittleren Osten" darstellt. Obama erklärte, dass die amerikanischen Streitkräfte den IS angreifen werden, "wo auch immer sie sich befinden", Syrien inbegriffen.1


Die neue Strategie besteht darin, "systematische" Luftangriffe gegen die Dschihadisten2 zu fliegen, und die Zahl der in den Irak geschickten amerikanischen Militärspezialisten zu erhöhen, um die irakischen Truppen in Fragen von militärischer Ausbildung, bei den Nachrichtendiensten und mit technischer Ausrüstung zu unterstützen.
 

 

Obama fügte hinzu, dass die US-Armee sich nicht an Bodenoffensiven gegen den IS beteiligen werde und dass Washington nicht die Absicht habe, den Kampf gegen die Dschihadisten "allein" zu führen. "Der Einsatz amerikanischer Streitkräfte", erklärte er, "könnte einen den Krieg entscheidenden Unterschied ausmachen. Aber wir können für die Iraker nicht das erledigen, was sie selbst tun müssen, genau so wenig, wie wir den Platz der arabischen Verbündeten einnehmen können, um die Sicherheit in ihrer Region zu gewährleisten."

Barack Obama, der im Jahr 2008 als Kritiker des Einmarsches in den Irak gewählt wurde, eines Kriegs, den sein Vorgänger George W. Bush im Jahr 2003 angeordnet hatte, sagte, er werde keine Bodentruppen zurück in dieses Land schicken. Und, in einem typischen Beispiel der Freudschen Verleugnung, erklärte er: "Als Oberbefehlshaber werde ich nicht zulassen, dass die Vereinigten Staaten erneut in einen Krieg im Irak verwickelt werden." Das würde bedeuten, dass ein dritter Irak-Krieg begonnen hat.
 

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#Solidarität mit Kobane! Nein zur Intervention des Westens!

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von Redaktion marx21


Der Kampf zwischen dem sogenannten Islamischen Staat und den kurdischen Volksverteidigungskräften um die Stadt Kobane an der syrisch-türkischen Grenze spitzt sich dramatisch zu. Viele hoffen jetzt auf militärische Hilfe des Westens. Doch US-Luftbombardements werden die Kurden nicht retten.

Seit Anfang August bombardieren die US-Armee und ihre Verbündeten den Irak, seit Ende September auch Syrien. Das erklärte Ziel, die Miliz »Islamischer Staat« (IS) aufzuhalten, wurde nicht erreicht. Im Irak hat der IS den Belagerungsring um die Stadt Amerli aufgeben müssen und die Kontrolle über den Mosul-Staudamm verloren. Dafür konnten IS-Milizen Bodengewinne in Richtung iranische Grenze erzielen. In Syrien rückten sie in die kurdische Enklave Kobane vor, eroberten zahlreiche Dörfer und zwangen geschätzte 160.000 Menschen zur Flucht über die türkische Grenze. Zwei Monate nach Beginn der Bombenkampagne muss Pentagon-Sprecher John Kirby einräumen, dass die Luftangriffe der USA Kobane nicht vor dem Fall retten können.
 

 

Der Grund für dieses Scheitern ist einfach. Ein kurdischer Kämpfer erklärte, dass die US-Bomber zwar einige Ziele zerstören würden, aber der IS habe »einfach zu viele Kämpfer«. Sie lösen ihre festen Verbände auf und gruppieren sich in der Nacht neu, und konnten so in die ersten Stadtviertel vorstoßen. Dies verdeutlicht: Über Sieg und Niederlage im Krieg entscheidet nicht die bloße militärische Stärke. Es handelt sich um eine soziale Frage. Die US-Luftbombardements haben den IS politisch gestärkt. Denn zahlreiche Syrer, die in den vom Assad-Regime befreiten Gebieten leben, fühlen sich durch sie bedroht. Journalist Edward Dark zitierte Mitte September einen Bewohner der Stadt Al-Bab in der Provinz Aleppo: »Wir sind eine Woche lang durch die Luftangriffe des Assad-Regimes absolut terrorisiert worden. Nun kommen die Amerikaner und wollen uns ebenfalls bombardieren. Warum will uns jeder umbringen?«

Die US-Luftbombardements haben in Syrien allein in der ersten Woche mindestens 22 Zivilisten getötet und die Getreidespeicher der Stadt Manbidsch in der Provinz Aleppo zerstört. In derselben Woche konnte der IS in der Provinz mehr als 200 neue Kämpfer gewinnen.
 

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#Erdogan: nachträgliche Kriegserklärung des türkischen Staatspräsidenten

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von Mako Qocgiri / Mitarbeiter von Civaka Azad


Gestern Abend [10.10.] wandte sich der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan aufgrund der anhaltenden Proteste in der Türkei und in Nordkurdistan und den nicht abreißenden Todesmeldungen aus dem ganzen Land an seine Nation. Wer versöhnliche Worte des türkischen Präsidenten erwartete, um die Lage im Land zu beruhigen, der wurde bitter enttäuscht. Stattdessen kamen einem bei den Worten Erdoğans Erinnerungen an seine mittlerweile achteinhalb Jahre alte Rede hoch. Damals war der jetzige Staatspräsident noch Ministerpräsident und im Norden Kurdistans herrschte abermals ein Volksaufstand, nachdem 14 Guerillakräften der HPG durch das türkische Militär unter Einsatz von chemischen Waffen ermordet worden waren. Erdoğans Worte vom März 2006 hatten den Charakter eines Befehls an seine Sicherheitskräfte: “Egal ob es sich dabei um Frauen oder auch Kinder handelt, das notwendige wird getan.” Nach dieser Rede trafen die Todesmeldungen ein. Und wie Erdoğan es prophezeit hatte, waren unter den insgesamt in den Folgetagen 13 getöteten Menschen auch ein 3-, ein 7-, ein 8- und ein 9-jähriges Kind.

Die gestrigen Worte des türkischen Präsidenten lauten nun unter anderem: “Unsere Polizei und unser Militär werden das Notwendige unternehmen. Ein großer Staat wird sich gewaltsamen Protesten nicht ergeben. Ich sage es offen, sowohl nach innen und außen, wir sind es, die unsere Politik bestimmen. Kein anderes Land der Welt kann diese bestimmen“, oder auch “als Staat haben wir derzeit mit all unseren Institutionen die Entschlossenheit, alles Notwendige zu unternehmen. Koste es was es wolle. Wir werden auf die Weise, die von denen verstanden wird, voranschreiten.”
 

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Ebola - Update

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von Paul Craig Roberts


Eine Reihe von Lesern haben Berichte darüber gelesen, dass die CIA in Westafrika gerade vor dem Ebola-Ausbruch besonders aktiv war, andere haben Berichte gelesen, nach denen der neue Ebola-Stamm eine zur Waffe umgemodelte Version ist, die auch über Luft und Oberflächenkontakt verbreitet wird. Einige Leser verlangen von mir, dass ich diese Berichte bestätige oder widerlege, andere wollen wissen, ob das Eine Prozent oder die Bilderberger damit begonnen haben, die überzählige Bevölkerung auszurotten.

Die einzigen Leute, die in der Lage wären, diese Fragen zu beantworten, wären die Verantwortlichen selbst, falls ein derartiges Komplott tatsächlich existiert. Sogar dann würde die Warnung wahrscheinlich ignoriert oder diskreditiert. William Binney, ein Spitzenbeamter der NSA, informierte uns vor Jahren über die illegale und verfassungswidrige Bespitzelung durch die NSA, aber nichts wurde diesbezüglich unternommen. Edward Snowden sagte es uns wieder, und die Reaktion darauf war, dass er zum russischen oder chinesischen Spion erklärt wurde. Der Kongress hat keine aussagekräftige Untersuchung durchgeführt. Keine Köpfe sind gerollt. Die Medienhuren attackieren Snowden, nicht die NSA. Und so weiter.

Obwohl ich die Fragen nicht beantworten kann, kann ich wichtige Schlussfolgerungen aus der Tatsache ziehen, dass so viele sie stellen. Es ist ganz klar, dass die US-Regierung in großen Bereichen der amerikanischen Bevölkerung wie auch im Ausland an Glaubwürdigkeit verloren hat. In zunehmendem Ausmaß glauben Amerikaner nicht ihrer Regierung oder den Medien, die für die Regierung lügen. Das ist auch der Grund dafür, dass die Print- und TV-Medien sich im Abstieg befinden, was es der CIA leichter macht, die Medien zu kaufen, damit diese ihren Agenden dienen.  

Wo sollen wir anfangen? Bei Clintons Lügen über Serbien und Kosovo? George W. Bushs Lügen über Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen? Obamas Lügen über Gaddafi und den Einsatz von chemischen Waffen durch Assad? Bei den Lügen über die iranischen Atomwaffen? Obamas Lügen über die Ukraine? Bei der Dämonisierung Putins?

Oder sollen wir weiter zurückgehen zu den offiziellen Lügen über Präsident John F. Kennedys Ermordung? Oder Martin Luther Kings Ermordung? Den Golf von Tonkin? Die USS Liberty? Pearl Harbor? „Denkt an die Maine“?
 

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Afrika bleibt Afrika?

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Oder: Kann es eine alternative afrikanische Modernisierung geben?

von Mag. Andreas Exner, Graz/A


Afrika wird gewohnheitsmäßig mit menschlichem Elend assoziiert. Die Bilder von lächelnden Massai vor den Kameras von Touristinnen in Tansania, oder der von Reichtum zeugenden Wolkenkratzer in Südafrika können daran wenig ändern.

Und tatsächlich scheint die Realität den dominierenden Bildern Recht zu geben. Diese Realität besteht – nicht nur für die öffentliche Wahrnehmung – aus wiederkehrenden Kriegen, Hungerkatastrophen, Krankheiten wie neuerdings die Seuche Ebola, aus Regierungen, die als notorisch korrupt gelten und einer allgemeinen „Rückständigkeit“. Ja, schlimmer noch, von Afrika nimmt man in der Regel überhaupt nur Notiz im Fall einer besonders spektakulären Katastrophe – und selbst dann nur marginal.

Der katastrophisch geprägten medialen Wahrnehmung scheint eine Leere auf der Ebene von wissenschaftlichen Diskursen zu entsprechen. Zwar betätigt sich eine beachtliche Zahl von NGOs und Hilfsprojekten auf dem Kontinent. Und es gibt eine Reihe verdienstvoller Forschungen zu Afrika. Doch prägnante politische Analysen sind insgesamt gesehen rar, selbst in der Linken. Für diese erweist sich China, erweisen sich Frankreich, Griechenland oder die USA als weitaus interessanter. Auch Südamerika steht hoch im Kurs. Anders als Afrika ist Südamerika auch Zielgebiet vieler Reisen politisch aktiver Menschen. Soziale Bewegungen dort werden intensiv studiert und gelten als ein Vorbild für Europa. Mitunter werden sogar ganze Konzepte hierher importiert, nicht zuletzt das der Solidarischen Ökonomie, das hierzulande breit rezipiert wird.

Doch was ist bei all dem mit Afrika? Kaum einem politisch aktiven Menschen würde es einfallen, sich mit dem immer noch nur allzu „dunklen“ Kontinent in anderer Absicht zu beschäftigen als zu „helfen“. Von einem Import irgendeiner Bewegungserrungenschaft aus Afrika hörte man noch nicht. Kaum jemand in Europa dürfte auf die Idee kommen, von Afrika lernen zu wollen. Das würde seltsam wirken, geradezu absurd.
 

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Ach, Demokratie! – Die »Marke Demokratie«

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von Georg Rammer

 

Es ist erstaunlich, wie viele Menschen als Selbstverständlichkeit akzeptiert haben, daß wir in demokratischen Verhältnissen leben. Wir können ja wählen gehen und ein unabhängiges Gericht anrufen. Wir haben viele Rechte und Freiheiten, um die uns Menschen in manchen Ländern beneiden. Allerdings: Formale Regeln garantieren noch keine Demokratie. Die Grenze der Rechte und Freiheiten im Land des Grundgesetzes liegt offensichtlich exakt da, wo Macht- und Besitzverhältnisse berührt sind – wo es also spannend wird, wenn es um das Funktionieren der Demokratie geht.geht.

Dabei sind die allen demokratischen Grundregeln hohnsprechenden und manchmal auch menschenfeindlichen Machenschaften bekannt, etwa die tödlichen Produktionsbedingungen in armen Ländern für unseren Konsum oder Landraub oder Spekulation mit Nahrungsmitteln. Bekannt ist auch die personelle Verflechtung zwischen Politik und Wirtschaft: Kaum hat ein Politiker die Gesetze zugunsten der Versicherungswirtschaft (oder anderer Branchen) durchgesetzt, wechselt er in die Führung des begünstigten Versicherungskonzerns. Zahllose Gesetze, die von Lobbyisten der Banken und Konzerne formuliert werden. Heimliche Verhandlungen zwischen Regierung und Finanzbranche, mit den Spitzen der »systemrelevanten« Banken; allein der Lobbyist von Goldman Sachs hatte in den letzten Jahren 50 Termine mit Regierungsvertretern. Mit Steuergeldern werden reiche Gläubiger geschützt, nirgends müssen sie ihre Spekulationsverluste selbst tragen.
 

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Joschka Fischers Kriegserklärung an Russland

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Von Peter Schwarz - wsws.org/de


Der ehemalige deutsche Außenminister Joschka Fischer (Die Grünen) hat am Montag einen Gastkommentar in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht, der einer Kriegerklärung an Russland gleichkommt. Fischer erklärt darin den Anschluss der Ukraine an die Europäische Union zur Schicksalsfrage Europas.

„Die unfreiwillige Rückkehr der Ukraine in Russlands Einflusssphäre würde das militärisch erzwungene Ende der europäischen Staatenordnung nach dem Kalten Krieg bedeuten“, schreibt Fischer. Die „Unabhängigkeit der Ukraine“ – unter der Fischer die Eingliederung der Ukraine in den Einflussbereich der EU versteht – sei „der Eckstein der postsowjetischen Staaten- und Friedensordnung in Osteuropa. Wenn dieser tragende Pfeiler wegbricht, wird das für die Sicherheit des gesamten Kontinents dramatische Konsequenzen nach sich ziehen.“
 

 

Russland wirft Fischer vor, es habe „gegen die Ukraine einen nichterklärten Krieg eröffnet“ und verfolge das Ziel, „jegliche politische und vor allem wirtschaftliche Stabilisierung des Landes dauerhaft zu verhindern“.

Aus dem Munde eines Mannes, der sieben Jahre lang für die deutsche Diplomatie verantwortlich war, sind diese Worte unmissverständlich. Wenn von der „Unabhängigkeit der Ukraine“ die Staaten- und Friedensordnung Europas abhängt und Russland der Ukraine faktisch den Krieg erklärt hat, muss der EU jedes Mittel recht sein, um Russland in die Schranken zu weisen.
 

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Strategiewechsel: NATO rüstet für Kalten Krieg 2.0

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Von Uli Cremer


Auf ihrem Gipfel im walisischen Cardiff hat die NATO Anfang September 2014 einen Strategiewechsel Richtung Kalter Krieg 2.0 vollzogen und diesen auch mit entsprechenden militärischen Maßnahmen unterfüttert, u.a. durch den Beschluss, eine „Sehr Schnelle Eingreiftruppe Ost“ aufzustellen. Dass nicht auch noch die NATO-Russland-Grundakte [Anm. H.S. zur NATO-Seite] aus dem Jahre 1997 aufgekündigt wurde, ändert an der Grundsatzentscheidung nichts. Ab sofort gilt Russland als Gegner im Kalten Krieg 2.0, der als eröffnet gelten kann.


Die NATO: Putin ist Schuld!

Die Verantwortung für die Eskalation und das Ende der 25jährigen Ära des „Gemeinsamen Hauses Europa“ wird von westlicher Politik und westlichen Medien Russland bzw. dem russischen Präsidenten Putin angelastet. Grundsätzlich wird moniert, Russland betreibe Geopolitik und die sei heutzutage im 21.Jahrhundert „out“. Dass die NATO, die EU bzw. einzelne Mitgliedsstaaten natürlich auch selbst Geopolitik betreiben und ihre eigenen Einflusssphären zu arrondieren suchen, wird geleugnet. Eine Ausnahme ist John J. Mearsheimer, [s. Foto] Politikwissenschaftler an der University of Chicago, der in der außenpolitischen US-Zeitschrift "Foreign Affairs" die Geschichte andersherum erzählt:


»Die Hauptschuld an der Krise tragen die USA und ihre europäischen Verbündeten. An der Wurzel des Konflikts liegt die NATO-Osterweiterung, Kernpunkt einer umfassenden Strategie, die Ukraine aus der russischen Einflusssphäre zu holen und in den Westen einzubinden. Dazu kamen die EU-Osterweiterung und die Unterstützung der Demokratiebewegung in der Ukraine durch den Westen, beginnend mit der Orangenen Revolution 2004. Seit Mitte der 1990er Jahre lehnen russische Staatschefs eine NATO-Osterweiterung entschieden ab, und in den vergangenen Jahren haben sie unmissverständlich klargemacht, dass sie einer Umwandlung ihres strategisch wichtigen Nachbarn in eine Bastion des Westens nicht untätig zusehen würden. Das Fass zum Überlaufen brachte der unrechtmäßige Sturz des demokratisch gewählten pro-russischen Präsidenten der Ukraine; Putin sprach zu Recht von einem „Staatsstreich“. Als Reaktion darauf annektierte er die Halbinsel Krim, auf der, wie er befürchtete, die Einrichtung einer NATO-Marinebasis geplant war, und betrieb die Destabilisierung der Ukraine, um sie von einer Annäherung an den Westen abzubringen… Immerhin war der Westen, wie Putin nicht müde wurde zu betonen, in den Hinterhof Russlands vorgedrungen und hatte dessen strategische Kerninteressen bedroht.«[1]
 

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Faschismus ist tabu

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von Eckart Spoo / Mitherausgeber der Zweiwochenschrift Ossietzky


Der Faschismus ist tabu. Er darf nicht erwähnt werden. Wenn ich das Wort ausspreche, wenden sich die dem gesellschaftlichen Konsens verpflichteten Politiker, Publizisten und Professoren schweigend ab und schnell einem anderen Thema zu. Sie leugnen den Faschismus und meinen, daß ihn dann kaum noch jemand wahrnehmen kann – womit sie leider nicht Unrecht haben.

Ich beobachte das seit langem. Zum Beispiel erinnere ich mich, daß in der Adenauer-Ära die Militärdiktaturen in Portugal und Spanien offiziell nie als das benannt wurden, was sie waren: faschistische Terror-Regime. Vielmehr schätzte man sie als Verbündete gegen alles, was links ist. Darum durfte Portugal auch der NATO angehören. Und als 1967 in Griechenland faschistische Obristen putschten, handelten sie gemäß dem NATO-Plan »Prometheus«.

In der Bundesrepublik Deutschland begannen sich damals Gewalttaten von Neonazis zu häufen. Nachrichten darüber trug ich in dem Pressedienst information rechts zusammen. Die Gewalttäter, so versicherte die Polizei jedesmal, seien Einzeltäter. In Wahrheit handelte es sich großenteils um organisierte Kriminalität. Beteiligt waren V-Leute eines Geheimdienstes, der nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch die Polizei irreführte – nicht erst im Fall der Mörder- und Räuberbande »Nationalsozialistischer Untergrund« (NSU). Oft behaupteten die sogenannten Sicherheitsbehörden frech, die von ihnen nicht gefaßten Täter seien in der Linken zu suchen. All das bewirkte Verunsicherung – ganz im Sinne der Neonazis. Viele Kommunal- und Landesbehörden schwiegen über Terrorakte, die daher in Kriminalstatistiken nicht vorkamen. Sie begründeten es mit ihrer Sorge um das Ansehen des Landes oder der Gemeinde, Investoren könnten abspringen.
 

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Aachener Friedenspreis 2014: Preisträger CodePink und Lebenslaute

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Vorstellung der Preisträger und Laudatio von Prof. Dr. Gabriele Krone-Schmalz


Zunächst eine kurze Vorstellung der Preisträger:


Was ist CODEPINK?

CODEPINK ist eine von Frauen initiierte Graswurzelbewegung für Frieden und soziale Gerechtigkeit, die sich zum Ziel gesetzt hat, die US-finanzierten Kriege und Besatzungen zu beenden, den globalen Militarismus zu bekämpfen und die bisher für Rüstung und Kriegszwecke eingesetzten (US-amerikanischen) Finanzmittel stattdessen in Gesundheit, Bildung, „Green Jobs“ usw. zu investieren.


Medea Benjamin, Jodie Evans, Diane Wilson und etwa 100 andere Frauen gründeten CODEPINK am 2. Oktober 2002, dem Geburtstag Mahatma Gandhis, und begannen am 17. November 2002 eine 4-monatige Mahnwache vor dem Weißen Haus, um gegen den Afghanistankrieg und den drohenden Irakkrieg zu protestieren. Diese Mahnwache gipfelte am 8. März 2003, dem Internationalen Frauentag, in verschiedenen Aktionen, Kundgebungen und einem Marsch auf das Weiße Haus, wobei an die Rolle von Frauen als weltweite Friedensstifterinnen erinnert wurde. Rund 10.000 Menschen beteiligten sich an diesem Tag, an dem schließlich 25 Frauen, darunter CODEPINK-Aktivistinnen, verhaftet wurden, weil sie es gewagt hatten, mit ihren Protestplakaten bis zu den Toren des Weißen Hauses vorzudringen. Solche und ähnliche Aktionen und Demonstrationen werden seither bis zum heutigen Tag fortgesetzt.

Seit 2002 ist CODEPINK bekannt durch den unermüdlichen Protest gegen und die Auseinandersetzung mit den Kriegstreibern, ob in den Hallen und Sitzungssälen des US-Kongresses, den nationalen Versammlungen sowohl der Republikaner und als auch der Demokraten, mit George Bushs Spendensammler, bei öffentlichen Veranstaltungen von Karl Rove, Condoleezza Rice, Donald Rumsfeld, Hillary Clinton und anderen, sowie im Repräsentantenhaus.
 

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Offener Brief an Merkel von langjährigen Mitarbeitern der US-Geheimdienste

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Ehemaliger NSA-Direktor und ehemalige Mitarbeiter der US Geheimdienste schreiben offenen Brief an Merkel, um einen Großkrieg durch die Entwicklung in der Ukraine zu verhindern


Alarmiert durch die antirussische Hysterie in Washington und die Aussicht eines neuen kalten Krieges hat eine Gruppe von amerikanischen ehemaligen Mitarbeitern der Geheimdienste den ungewöhnlichen Schritt unternommen, den folgenden Brief vom 30. August an die deutsche Bundeskanzlerin Merkel zu schreiben, in dem die Zuverlässigkeit von Berichten in ukrainischen und amerikanischen Medien in Zweifel gezogen wird.


Memorandum an: Angela Merkel, Kanzlerin von Deutschland

Von: Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS)

Betreff: Ukraine and NATO

 

Wir, die Unterzeichnenden, sind langjährigen Mitarbeiter der US-Geheimdienste. Wir unternehmen diesen ungewöhnlichen Schritt, Ihnen diesen offenen Brief zu schreiben, um Sie vor dem NATO-Gipfel am 4. und 5. September über unsere Sichtweise zu unterrichten.

Sie sollten beispielsweise wissen, dass die Anschuldigungen einer großen russischen “Invasion” der Ukraine offensichtlich nicht durch zuverlässige Quellen bestätigt werden können. Die vorgelegten Berichte scheinen stattdessen dieselbe zweifelhafte, politisch beeinflusste Qualität zu haben wie die gefälschten Berichte, mit denen vor 12 Jahren der von den USA geführte Angriff auf den Irak gerechtfertigt werden sollte. Damals wurden keine glaubwürdigen Beweise für Massenvernichtungswaffen im Irak vorgelegt. Heute werden keine glaubwürdigen Beweise für eine russische Invasion vorgelegt. Vor 12 Jahren war der damalige Kanzler Schröder sich der Zweifelhaftigkeit der angeblichen Beweise für Massenvernichtungswaffen im Irak bewusst und er verweigerte die Teilnahme am Angriff auf den Irak. Unserer Meinung nach sollten Sie den Beschuldigungen seitens des US-Außenministerium und der NATO-Vertreter über eine russische Invasion der Ukraine skeptisch gegenüberstehen.

Präsident Obama versuchte gestern, die Rhetorik seiner führenden Diplomaten und der Massenmedien abzuschwächen, indem er öffentlich die neuesten Aktivitäten in der Ukraine als “Fortsetzung dessen, was seit Monaten abläuft, nicht wirklich eine Veränderung” beschrieb.

Obama hat jedoch nur wenig Kontrolle über die politischen Entscheider in seiner Verwaltung – die leider wenig von der Geschichte verstehen, nur wenig vom Krieg wissen und antirussische Beschimpfungen mit Politik verwechseln. Vor einem Jahr haben militaristische Beamte des Außenministeriums und ihre Freunde bei den Medien Obama fast soweit gebracht, dass er einen großen Angriff auf Syrien gestartet hätte, und wieder stellte sich heraus, dass die Berichte zur Begründung mindestens zweifelhaft waren.

Besonders wegen der zunehmenden Wichtigkeit und der offensichtlichen Verwendung von unserer Ansicht nach fadenscheinigen Geheimdienstberichten als Entscheidungsgrundlage glauben wir, dass sich die Gefahr eines Ausdehnens von Feindseligkeiten über die Grenzen der Ukraine hinaus in den letzten paar Tagen beträchtlich vergrößert hat. Noch wichtiger ist aber, dass wir glauben, dass diese Entwicklung verhindert werden kann, abhängig vom Grad der besonnenen Skepsis, die Sie und andere europäische Führer zum NATO-Gipfel in der nächsten Woche mitbringen.
 

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Oktoberfest-Attentat 1980

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Mahnmal angepisst: Wie man als "ehemaliger" Nazi die Opfer verhöhnt

von Wolfgang Blaschka, München


34 Jahre nach dem Oktoberfest-Attentat, fast zur gleichen Zeit, als damals die Bombe explodierte, uriniert ein junger Kerl schamlos gegen das Mahnmal zum Gedenken an die Opfer der Gräueltat. Nun ist das nichts besonderes auf der Wiesn, dass Besoffene ihre Notdurft in aller Öffentlichkeit an allen möglichen und unmöglichen Orte verrichten. Doch an diesem Tag ist es schon etwas anderes als sonst. Entsprechend wütend sind die Reaktionen der Umstehenden: Sie umringen im Pulk den Mahnmalschänder, halten ihn entschlossen fest und übergeben ihn der Polizei. Auf dem Boden liegen im Kreis um die Stele die Namen der Verletzten und Getöteten, nun besudelt; Kränze sind aufgestellt, und Diskussionstrauben umstehen das Rund. Manche in stillem Gedenken, manche irritiert fragend, ratlos, nichtsahnend, doch die meisten halbwegs respektvoll bei aller Betrunkenheit. Nur Wenige trampeln im Suff gedankenlos torkelnd über die Nelken und Rosen, die da niedergelegt sind, auch einige künstliche aus der Schießbude. Unübersehbar ist an diesem Tag die Erinnerung an 1980. Ebenfalls ein Freitag.

 

 

Damals am 26. September ließ militärischer Sprengstoff eine Splitterbombe detonieren, direkt am Haupteingang der Wiesn, gegen 22.19 Uhr, kurz vor Schluss in den meisten Bierzelten. Es war das verheerendste Attentat in der deutschen Nachkriegs-Geschichte, bis heute noch immer nicht umfassend aufgeklärt. Franz Josef Strauß kandidierte damals als Bundeskanzler, und wusste bereits 3 Stunden danach auf einer improvisierten Pressekonferenz am Tatort zu verkünden, wer es war: Die Linken als Terroristen, so versuchte er den Schock für seine Law-and-Order-Politik zu instrumentalisieren. Den Innenminister Gerhart Baum (FDP) forderte er sogleich zum Rücktritt auf. Es sollte offenbar ein Klima der Angst und Verunsicherung erzeugt werden, das in der Endphase des Bundestagswahlkampfs den Ruf nach dem "starken Mann" aus dem Süden beflügeln hätte können. Daraus wurde bekanntlich nichts. Was dennoch gelang, war die Vorgabe der Ermittlungsrichtung an die bayerischen Behörden: Wenn schon ein rechter Hintergrund der Tat offenkundig und nicht zu vertuschen war, dann wenigstens durfte es kein organisierter sein, allenfalls das blutige Werk eines durchgeknallten Einzelnen. Die CSU-Staatsregierung hatte sich bis dahin strikt geweigert, die Nazi-Wehrsportgruppe Hoffmann zu verbieten, deren Ex-Mitglied in den Terroranschlag verwickelt war.
 

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Obamas 'Krieg gegen Ebola'!

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. . . oder Krieg für Öl?

Der Einsatz von 3.000 Soldaten in afrikanischen ‚Ebola’-Gebieten, die rein zufällig Erdöl nach China exportieren

von F. William Engdahl


Barack-Obama-Nobel-Peace-Prize-Kriegsverbrecher-Massenmoerder-Massenmord-Drohnenkiller-Kritisches-Netzwerk-Drohnenmoerder-Todesliste-war-criminalFür einen Präsidenten mit Friedensnobelpreis scheint Barack Obama entschlossen zu sein, in die Geschichtebücher als der Präsident einzugehen, unter dem eine der aggressivsten Serien von Kriegen geführt wurde, die je von einer kriegerischen Washingtoner Administration geführt worden sind. Nicht einmal George Bush und Dick Cheney können ihm das Wasser reichen.

Noch ehe die Tinte auf seinem Nobelpreiszettel trocken war, kündigte Obama als erstes die afghanische „Aufstockung” an und schickte weitere 30.000 Militärs der Vereinigten Staaten von Amerika in diesen zerstörten Teil der Erde. Dann kam Obamas Krieg gegen Libyens al-Gaddafi, rasch gefolgt von seinem Krieg mit dem Ziel, Syriens Bashar al-Assad zu stürzen.

Bald danach kam Obamas „Krieg für Demokratie in der Ukraine“, allerdings besser bezeichnet als Obamas Versuch, Russland zu einer neuen kriegerische Auseinandersetzung mit der NATO zu provozieren, indem er eine Horde von ukrainischen Oligarchen, Kriminellen und ausgemachten Neonazis in Kiew unterstützte. Im Juli dieses Jahres drängte Obamas Administration den Präsidenten, einen neuen Anlauf zu unternehmen, Syrien zurück in die Steinzeit zu bombardieren, angeblich um IS zu vernichten, eine verrückte jihadistische sunnitische Sekte, von der es hieß, dass sie ein gemeinsames Unternehmen der CIA und des israelischen Geheimdiensts ist.
 

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Bedingt einsatzfähig: Droht eine neue SPIEGEL-Affäre?

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von Wolfgang Blaschka, München


Was Viele immer nicht glauben wollen: Die Bundeswehr ist doch nicht so unbedingt einsatzfreudig wie man ihr gemeinhin unterstellt. Das sickert nun aus dem Kriegsministerium durch. Gezielt werden Informationen gestreut, die den SPIEGEL-Herausgeber Rudolf Augstein und seine Chefredaktion in den 60-er Jahren noch in den Knast gebracht haben. Er hatte getitelt: "Bedingt abwehrbereit?" (⇒ Artikel DER SPIEGEL 41/1962).

Das Hamburger Nachrichtenmagazin barmte damals staatstragend besorgt um den Bestand der alten Bundesrepublik, wo doch "der Russe" minütlich im Kalten Krieg losschlagen konnte. Noch ehe ein ausgeschlafener Ostagent am Montag mit ungeputzten Zähnen zum Kiosk geeilt wäre, hätte die Rote Armee davon schon Wind bekommen und hätte die kritische Situation schamlos ausgenutzt. Im Osten geht die Sonne bekanntlich früher auf, und die wochenenderschöpften und vom Sonnenaufgang geblendeten Wehrpflichtigen hätten nicht einmal mehr pünktlich zu Dienstbeginn ihre Kasernen erreicht ohne vom geballten Feindfeuer des "Warschauer Pakts" gepackt zu werden.

Franz Josef Strauß ließ da als Bundesverteidigungsminister nichts anbrennen, und sorgte von Spanien aus für die sofortige Verhaftung der Geheimnis-, ja Hochverräter. Kurz darauf kostete ihn seine Anmaßung wider die Pressefreiheit sein Amt, und der SPIEGEL hatte dafür seinen guten Ruf als Enthüllungsblatt, den er schon längst nicht mehr verdient. Damals handelte es sich um kriegsuntaugliche Rüstungsbeschaffungs-Programme, heute um irreparabel veraltetes Gerät, das aber auch nicht einmal zum Friedensbruch taugt. So hat ein Bundeswehr-Kampfhubschrauber vom Typ Eurocopter Tiger auf dem heimischen Truppenübungsplatz Grafenwöhr in der Oberpfalz einfach so mir nichts, dir nichts seinen Waffenträger mit Panzerabwehrraketen verloren. Rumms! (⇒ Artikel FOCUS ONLINE) Nur weil kein Gefechtskopf montiert war, blieb der Schaden am Boden gering. Es war auch kein Panzer zum Abwehren da.
 

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Netanyahu: Untersuchungen über Angriffe auf UNO-Einrichtungen

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Beschuldigt Ban, zu „emotional” wegen der zivilen Toten zu sein

von Jason Ditz


Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu führte laut israelischen Regierungsvertretern am Dienstag abend einen erregten Wortwechsel mit UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon über die geplante UNO-Untersuchung der israelischen Angriffe auf UNO-Anlagen im Gazastreifen.

Netanyahu hatte von Ban verlangt, die Untersuchung der Angriffe unbefristet aufzuschieben und zu warten, bis Israel seine eigenen Untersuchungsergebnisse herausgibt. Er beschuldigte Ban, Israel zu „diskriminieren“, weil er überhaupt die Angriffe auf die mit Zivilisten gefüllten UNO-Anlagen untersuchen will.
 

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Israelische Regierungsvertreter sagten, dass Ban „sehr emotional” wurde wegen der Tötung von Zivilisten und auf das israelische Problem nicht einging, eine eigene Untersuchung der Angriffe durchzuführen, sondern sagte, dass UNO-Anlagen gegenüber Attacken immun sein sollten.

Israel hat in seinem Krieg gegen den Gazastreifen im Sommer mehrere UNO-Anlagen angegriffen, hauptsächlich Schulen, die als Unterkünfte für Zivilisten benützt wurden, die durch die israelische Invasion gezwungen worden waren, ihre Wohnungen zu verlassen. Die Angriffe wurden kritisiert, aber Israel hat betont, dass die Angriffe entweder ein Fehler oder gerechtfertigte Selbstverteidigung waren.
 

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Obama macht Clapper zum Sündenbock

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von Andrew P. Napolitano


Als Präsident Obama früher in dieser Woche die Entstehung des Islamischen Staates bzw. IS im Irak dem Versagen der US-Geheimdienste zuschrieb, indem er direkt den Generaldirektor der Nationalen Geheimdienste General James Clapper (s. Foto) benannte und beschuldigte, versuchte er, Kritik an seiner eigenen Inkompetenz abzuwenden. Er sprach über die Tatsache, dass IS direkt unter seiner eigenen und des Generals Nase die Kontrolle über nahezu die Hälfte des irakischen Territoriums errungen hat. Das ist der Irak, den die Vereinigten Staaten von Amerika angeblich aus den Klauen eines Diktators befreit, als regionale militärische Macht gestärkt und als neueste Demokratie des Mittleren Ostens als Ergebnis unserer Invasion 2003 und unserer nachfolgenden zehnjährigen Okkupation aufgebaut haben.

Viele, die damals den Krieg unterstützt haben, kommen jetzt drauf, dass wir in diesen hineintheatert wurden durch eine betrügerische und kurzsichtige Bush-Administration, die darauf aus war, von der Verantwortung für das Scheitern ihrer Geheimdienste am 9/11 abzulenken, für den im Gegensatz zur japanischen Invasion von Pearl Harbor kein einziger Mensch in der Bundesregierung für irgend etwas zur Verantwortung gezogen worden ist. Aber das ist ein Thema für ein anderes Mal.
 

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Provozierter „Konfessionskrieg“ als Machtinstrument

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Schlachtfeld Irak und Syrien: Die Menschen im Mittleren Osten sind auf der Suche nach einem Leben jenseits von Religiosität, Nationalismus, Dogmatismus, Fanatismus, Macht und kapitalistischer Ausbeutung


von Devris Çimen, Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e. V.


Syrien und in den letzten Monaten auch der Irak sowie der gesamte „konfliktreiche“ Mittlere Osten befinden sich in einer krisenhaften Übergangsphase. Momentan erleben wir dort eine weite Teile der Region betreffende „provozierte“ Eskalation. Gruppen von Sunniten und Schiiten intensivieren jeweils ihre Machtpolitik und forcieren auf unterschiedliche Weise gewaltförmige Auseinandersetzungen. In diesem Rahmen werden auch Menschen anderer Religionsgruppen, Ethnien oder politischer Meinung terrorisiert, verfolgt, vergewaltigt oder massakriert. Millionen von Menschen wurden zur Flucht getrieben.

Die êzîdischen Kurden in Sengal (Sindschar) sind die letzten Opfer auf diesem systematisch provozierten Schlachtfeld. Davor waren bereits die Turkmenen in Tal Afar, davor die Christen und Schabak-Kurden in Mûsil (Mosul), davor Kurden, Araber und Suryoye aus verschiedenen Städten in Syrien von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch die fanatischen Dschihadisten der Gruppe Islamischer Staat in Irak und Syrien (ISIS), neuerdings nur noch Islamischer Staat (IS), einen der aggressivsten und menschenverachtendsten künstlich erzeugten Akteur in der Region, betroffen.
 

 

Genau betrachtet geht es in den Auseinandersetzungen nicht, wie gern in den Medien behauptet wird, um den Streit zwischen Religionsgruppen oder konfessionelle Unterschiede, sondern um die Ausweitung von Macht in allen Lebensbereichen der Menschen. In erster Linie handelt es sich um einen Verteilungskrieg, der von internationalen Mächten und Akteuren in der Region zur Durchsetzung wirtschaftlicher, politischer und strategischer Interessen und zur Sicherung des Zugriffs auf Ressourcen geführt wird. Es geht um die Neuordnung des Mittleren Ostens – und diese Neuordnung hat auch Auswirkungen auf die gesamte Weltordnung. Die Verletzung von Freiheitsrechten, die Aushebelung demokratischer Standards, die Verletzung der Menschenwürde und von Frauenrechten, die Ausbeutung von Ressourcen und die Instrumentalisierung der Forderungen von Menschen in demokratischen Aufständen sind bei dieser Neuordnung einkalkuliert und untrennbar miteinander verbunden.

Und es geht gegen die Errungenschaften der Revolution in Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien), ein Beispiel eines demokratischen Lösungsmodells für die gesellschaftlichen Probleme, das in der Region bisher einmalig ist. Das System des „Demokratischen Konföderalismus“ gibt der Gesellschaft die Möglichkeit, auf basisdemokratischer Ebene mit selbstverwalteten Strukturen ihre Belange selbst in die Hand zu nehmen. Somit entwickelt sich die Region zu einem eigenständigen Subjekt in Unabhängigkeit von anderen Großmächten.
 

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Weltmacht IWF – Chronik eines Raubzugs (ERNST WOLFF)

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Buchempfehlung von Klaus Madersbacher und Helmut Schnug

 

Autor:  Ernst Wolff

Verlag:  Tectum Wissenschaftsverlag, 35037 Marburg – zur Verlagsseite

ISBN-13:  978-3-8288-3329-6

234 Seiten, Klappenbroschur, 17,95 €


Er erpresst Staaten. Er plündert Kontinente. Er hat Generationen von Menschen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft genommen und ist dabei zur mächtigsten Finanzorganisation der Welt aufgestiegen: Die Geschichte des Internationalen Währungsfonds gleicht einem modernen Kreuzzug gegen die arbeitende Bevölkerung auf fünf Kontinenten.

In seinem bis zur letzten Seite fesselnden Buch schildert der Journalist Ernst Wolff, welche dramatischen Folgen die Politik des IWF für die globale Gesellschaft und seit Eintreten der Eurokrise auch für Europa und Deutschland hat. Denn die Vergabe von Krediten durch den IWF hat die Erzwingung neoliberaler Reformen zur Folge: Auf der einen Seite fördert diese Praxis Hunger, Armut, Seuchen und Kriege, auf der anderen begünstigt sie eine winzige Gruppe von Ultrareichen, deren Vermögen derzeit ins Unermessliche wächst – alles im Namen der Stabilisierung des Finanzsystems.

Weltmacht IWF

  • porträtiert die dunkle Seite einer Weltorganisation
  • zeigt, wie die globale Finanzpolitik die Existenzen von Menschen bedroht
  • ist ein schonungsloses, aufrüttelndes Buch

Ernst Wolff, 1950 geboren, wuchs in Südostasien auf, ging in Deutschland zur Schule und studierte in den USA. Er arbeitete in diversen Berufen, u.a. als Journalist, Dolmetscher und Drehbuchautor. Die Wechselbeziehung von Wirtschaft und Politik, mit der er sich seit vier Jahrzehnten beschäftigt, ist für ihn gegenwärtig von höchster Bedeutung: "Die Finanzkrise von 2008 und die Eurokrise waren nur die ersten Vorboten eines aufziehenden globalen Finanz-Tsunamis, in dem der IWF und seine Verbündeten auch in Deutschland zu Maßnahmen greifen werden, die wir uns heute noch nicht vorstellen können."

Dieses Buch ist den Menschen in Afrika, Asien und Südamerika gewidmet, die es nicht lesen können, weil die Politik des IWF ihnen den Besuch einer Schule verwehrt hat.
 

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Mutter Russland: Eine trügerische Beute

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von John Kozy

 

Peter Iljitsch Tschaikowskys Overtüre aus dem Jahr 1812 sollte eine ständige Erinnerung an das sein, was denen passiert, die Pläne gegen Mutter Russland schmieden. Nachdem er die Armeen des Zaren in Nahkämpfen geschlagen hatte, erreichte Napoleon Moskau. Anstatt sich zu ergeben, brannten die Russen es nieder! Napoleon errang keinen Sieg. Dieser Vaterländische Krieg des Jahres 1812 begann am 24. Juni, als Napoleons Grande Armée den Fluss Memel überschritt. Der offizielle politische Vorwand für den Krieg war die Beseitigung der russischen Bedrohung Polens.

Napoleon nannte diese Kampagne sogar den Zweiten Polnischen Krieg, um sich bei den Polen anzubiedern und einen politischen Vorwand für seine Aktionen zu schaffen. Sie sehen also, dass auch Napoleon eine falsche Flagge in seinem Tornister trug. Politiker allerorten haben keine Bedenken, ihre wahren Motive mit Lügen zu verdecken, sie sind alle aus demselben Stoff geschnitten.
 

 

Nun wollen Amerikaner und ihre westlichen Alliierten die Ukraine vor diesen selben Russen retten. Glauben Sie das nicht. Die Ukrainer haben seit dem 9. Jahrhundert mit und neben Russen gelebt. Sie haben nicht nur überlebt, sie haben ihre Identität sehr wohl bewahrt. Was der Westen wirklich will, ist etwas anderes, in der Tat etwas ganz anderes!

Im Mittelalter wurde die Kiewer Rus zum Zentrum der ostslawischen Kultur. Aus ihr entsprangen sowohl Russland als auch die Ukraine. Im 13. Jahrhundert wurde der geografische Teil Osteuropas, der Ukraine genannt wurde, von einer Reihe von westlichen Ländern aufgeteilt und beherrscht. Im 17. Jahrhundert entstand eine ukrainische Kosakenrepublik, aber sonst blieb die Ukraine aufgeteilt, bis die Sowjetunion sie im 20. Jahrhundert in einer Sowjetrepublik vereinigte. Erst 1991 wurde sie zu einem unabhängigen Land.
 

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Eine kurze Geschichte der Hamas

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Die Hamas wird von westlichen Medien gerne in Nähe der Nazis gerückt. Doch mit Antisemitismus ist der Aufstieg der Islamisten nicht zu erklären – durch die israelische Politik schon.

 

Eine Analyse von Paul Grasse und Stefan Ziefle


Der Ausbruch der Intifada im Dezember 1987 hat vieles verändert. Es war der erste allgemeine Aufstand der Bevölkerung in den von Israel seit 1967 besetzten Gebieten. Zum ersten Mal war der Kampf gegen die Besatzung nicht beschränkt auf bewaffnete Gruppen wie die Fatah von Jassir Arafat. Die Bewegung erfasste jede und jeden. Volkskomitees wurden zur Koordinierung der Proteste gegründet, Hunderttausende beteiligten sich an Demos und Blockaden, die palästinensischen Arbeiter in Israel streikten. Die alten Konflikte zwischen den verschiedenen palästinensischen Strömungen gerieten in den Hintergrund.



Die Gründung der Hamas

In dieser Stimmung befanden die Führer des Ablegers der ägyptischen Moslembrüder in Gaza (der 1979 von Israel anerkannten al-Mujamma al-Islami), dass es an der Zeit für einen Strategiewechsel war. Bis dahin war ihre Politik auf die „Islamisierung“ der Gesellschaft durch Erziehungsarbeit und Wohlfahrt ausgerichtet – diese Innenorientierung war es, die sie unter „Jihad“ („Heiliger Krieg“) verstanden.
 

 

Damit verbunden war das Argument, dass der inneren Befreiung durch den Glauben irgendwann auch die äußere Befreiung von der Besatzung folgen würde. Aber die Stimmung des Aufstandes erfasste auch die Mitglieder der Mujamma und die Organisation erkannte, dass sie jeglichen Einfluss verlieren würde, wenn sie sich nicht anpasste. So würde ein politischer Arm gegründet: die Hamas.

Der Name ist ein Akronym für das arabische Ḥarakat al-Muqāwamah al-ʾIslāmiyyah, was Islamische Widerstandsbewegung bedeutet. Die Hamas lehnte die weltlichen palästinensischen Parteien unter dem Dach der PLO ab und betonten die Religion. In ihrer Sprache wurde der nationale Konflikt zu einem religiösen, einem zwischen Muslimen und Juden. Damit brach Hamas absichtlich mit den Traditionen des palästinensischen Widerstandes, um sich von der PLO abzusetzen. Dadurch bekam der Widerstand gegen Besatzung in der Diktion der Hamas einen anti-jüdischen Charakter, der in der Gründungscharta zum Beispiel durch Bezugnahme auf das antisemitische Machwerk der russischen Geheimpolizei die „Protokolle der Weisen von Zion“ deutlich wird. Aber anders als die Antisemiten in Europa hat die Hamas keinen Sündenbock konstruiert, sondern den Fehler gemacht, den viele Unterdrückte in der Welt machen: die Propaganda ihres Gegners für bare Münze zu nehmen.
 

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