Die echten Gefühle bleiben heute auf der Strecke
Sie werden zum großen Teil künstlich geschaffen
► von Thomas Eblen
Als Fiatgeld bezeichnet man ein Zahlungsmittel, das aus dem Nichts geschaffen wird. An diesem Prinzip gab es viel Kritik. Doch wie steht es mit den Gefühlen, die über Kino, Fernsehen, die Zeitung und andere Medien auf uns einströmen? Sind diese Gefühle nicht auch aus dem Nichts geschaffen, um uns, die Empfänger, zu manipulieren?
Für eine genauere Betrachtung muss man zwei Sphären unterscheiden, jene der persönlichen Begegnung und die der virtuellen Sphäre. Der Bildschirm ist es, von dem all die Gefühle in unsere Herzen strömen, ohne dass wir uns bewusst sind, was diese mit uns machen.
Echte Gefühle sind keine Wissenschaft, die man lehren oder erlernen kann. Schon gar nicht kann man sie standardisieren, weil sie unmittelbar wirken. Sie haben ihren Nährboden in der unmittelbaren Nähe anderer Menschen. Die Gefühle aus der virtuellen Welt zerstören dagegen diese Nähe. Dazu nachfolgend einige meiner Gedanken.
Paul Virilio (* 4. Januar 1932 in Paris; † 10. September 2018 ebenda), ein französischer Architekt, Essayist und Kritiker der Mediengesellschaft, schrieb in seinem Essayband "Fluchtgeschwindigkeit" [>Rezension], der 1995 in deutscher Sprache erschien, schon von zwei Welten: