Allahs Krieger im Westen – wie gefährlich sind radikale Muslime?

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Allahs Krieger im Westen – wie gefährlich sind radikale Muslime?
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Allahs Krieger im Westen – wie gefährlich sind radikale Muslime?


So lautete das Thema in einer beim TV-Sender DAS ERSTE am Mittwoch, 29.5.13, um 22.45 Uhr ausgestrahlten Talkrunde mit Moderatorin Anne Will.

"Nach den Attentaten von Boston und London" – so heißt es auf der Webseite des Senders - "gab es am vergangenen Wochenende auch eine Terrorwarnung für Deutschland. In Solingen läuft eine Serie von Prozessen gegen deutsche Salafisten, und auch beim versuchten Bombenanschlag am Bonner Hauptbahnhof scheint ein salafistischer Hintergrund zu bestehen. Bundesinnenminister Friedrich hat nun eine gesetzliche Neuregelung zur Ausweisung von Hasspredigern initiiert. Kann man Extremismus so verhindern und wie gefährlich sind radikale Muslime für unser Land?"

Die Gäste:

  • Joachim Herrmann (CSU), bayerischer Innenminister
  • Thomas Oppermann (SPD), Innenpolitiker, Mitglied im Kompetenzteam von Peer Steinbrück
  • Necla Kelek, Publizistin und Islam-Kritikerin
  • Asiem El Difraoui, Islam-Experte
  • Nora Illi, Frauenbeauftragte des Islamischen Zentralrats Schweiz

Im Internet regte sich vor, während und nach der Sendung zum Teil heftiger Protest gegen die Sendung, der sich in Beleidigungen, Beschuldigungen, Drohungen, aber auch in Ironie und Sarkasmus äußerte. Die Islamwissenschaftlerin Caroline Neumüller, eine progressive deutsche Muslima, welche ihren Glauben im Hier und Jetzt interpretiert und frei von Angst und Dogmen praktiziert, hat einen Offenen Brief verfasst, den sie heute an die Anne Will-Redaktion schicken möchte. Hier der Wortlaut:
 



An die ARD-Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren,

sehr geehrte Frau Will,

hiermit werden der Unmut, der Ärger und die Enttäuschung aller MitbürgerInnen, die an einem soliden und freundschaftlichen Miteinander Interesse haben, kundgetan, dass Sie sich dazu entschieden haben am heutigen Abend Ihre Sendung mit dem Titel „Allahs Krieger im Westen – wie gefährlich sind radikale Muslime“ zu moderieren und auszustrahlen.

Es gibt mehrere Gründe, weshalb dieser Unmut zu Recht geäußert werden muss:

Der wichtigste Grund überhaupt besteht darin, dass absolutes Unverständnis vorherrscht, warum man an solch einem wichtigen Tag wie heute eine solche Sendung ausstrahlt. Wie kann man in seinem „Klappentext“ schreiben, dass zurzeit in Solingen eine Serie von Prozessen gegen deutsche Salafisten läuft, wenn doch gleichzeitig HEUTE der 20. Jahrestag des Mordes an 5 türkischen Frauen und Mädchen (auch in Solingen), welcher aus fremdenfeindlichen und rassistischen Gründen stattfand, ist? In Solingen trauert eine Mutter um ihre fünf Kinder und betet zu Gott, dass Er den Mördern vergibt.

Wäre es nicht eindeutig die Priorität gewesen, sich heute dem Thema ‚Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland’ zu widmen, der Opfer zu gedenken, sich mit den Hinterbliebenen auseinanderzusetzen und sich ihrer zu widmen und ihnen Ihren Respekt und Ihre Achtung zu zollen?

Es fällt schwer die richtigen Worte zu finden ohne ausfallend zu werden, liebe ARD-Redaktion und liebe Frau Will, denn der Eindruck, den Ihr Sender und Ihre Sendung dem Publikum und breiten Masse mit dieser Aktion bietet, lässt darauf schließen, dass Sie sich kaum Gedanken um die Menschen machen, sondern sich nur auf die Einschaltquoten verlassen wollen. Eigentlich müssten Sie sich für diese Aktion wirklich schämen, denn es zeigt, dass Sie sich keine intensiven Gedanken darüber gemacht haben oder machen, wie man mit Menschen umgeht, denen diese Leiden zugefügt worden sind. Vielleicht haben Sie es selbst nie erlebt, aber hier geht es nicht um Macht oder Geld, oder Einschaltquoten, sondern darum Menschlichkeit, Interesse an seinen MitbürgerInnen (ob mit oder ohne Migrationshintergrund), Nächstenliebe, Nachbarschaft und ein gutes Miteinander zu demonstrieren.

Hiermit käme man zum zweiten Grund des Unmutes:

Wenn man schon zum Thema „Extremer Islamismus“ eine Sendung moderiert und ausstrahlt, sollten dann nicht auch in der Sendung in dem Thema bewanderte, kompetente und respektierte Persönlichkeiten einladen werden? Es geht schließlich um viel mehr als nur um eine Talkshow, in der ein Thema von allen Seiten (wenn möglich) beleuchtet und auseinander genommen wird. Es ist schließlich kein Kaffeeklatsch, sondern sollte doch bildend für den Zuschauer sein. Wenn man die Gäste des heutigen Abends genauer unter die Lupe nimmt, so wird man sehr schnell feststellen, dass diese sehr selektiv ausgesucht und eingeladen worden sind. Das ist bei diesem Thema leider so üblich, weil man als Fernsehsender mit der Konkurrenz mithalten will und bestimmte Gäste einen „Reiz“ ausüben und für Einschaltquoten sorgen. Dazu kann man aber leider nicht applaudieren, ganz im Gegenteil.

Es sind immer wieder die gleichen Gäste, welche eingeladen werden. Viele befürchten (zu Recht), dass dies geschieht, um ein gewisses Bild des Islams bzw. der MuslimInnen in Deutschland zu (re-)präsentieren, was aber ein absoluter Trugschluss ist, denn keine der geladenen Gäste – zumindest in dieser Sendung – repräsentiert die Mehrheit der MuslimInnen in unserem Land:

In diesem Falle handelt es sich insbesondere um Frau Necla Kelek und Frau Nora Illi, zwei Musliminnen welche nicht unterschiedlicher sein könnten:

- Kelek ist bekannt dafür, dass sie den Islam wie auch die MuslimInnen permanent kritisiert. Was genau weiß Kelek eigentlich über ihre eigene Religion? Hat sie sich jemals mit ihr im Guten und in ihrem Inneren auseinandergesetzt oder ist sie – so demonstriert sie es zumindest öffentlich – nur darauf hinaus Menschen aus ihrem islamischen Umfeld „retten zu wollen“? Als Soziologin kann Kelek schwerlich über theologische Strukturen im Islam referieren, es sei denn sie hat sich wissenschaftlich und religiös damit befasst und könnte diese auch nachweisen. Bisher hat man diese Beweise nicht lesen dürfen. Somit kann man in dieser Sendung von Kelek nur erwarten, dass sie möglicherweise „fröhlich hetzen“ wird und dabei sicherlich von mindestens einem weiteren Sendungsgast Unterstützung erhalten wird.

- Illi ist in Deutschland kaum bis gar nicht bekannt. Nora Illi ist nur denen bekannt, die sich mit dem Thema auch außerhalb Deutschlands befassen und auseinandersetzen. Es gibt viele MuslimInnen, welche sie unterstützen, aber ganz konkret formuliert: Warum laden Sie eine muslimische Konvertitin aus der Schweiz ein, welche schon Ende 2012 bei Ihrer Kollegin Frau Maischberger im Niqab auftrat? Der Sinn und Zweck dieser Einladung erschließt sich mir nicht. Gegen Frau Illi ist erst einmal nichts persönlich Negatives zu sagen, denn ich kenne diese Frau nicht. Sie kann ihren Glauben auch so ausleben, wie sie möchte, solange sie damit glücklich ist und mit ihrer Praxis andere in ihrer Lebensweise nicht beeinträchtigt. Ihre Kleidung und ihre Glaubenspraxis ist einer traditionellen islamischen Richtung zuzuordnen, welche auf Qur’an und Sunnah basiert. So mancher wird heute denken, dass Frau Illi eine Salafistin ist. Warum? Weil Sie es so eingefädelt haben, dass genau das letztendlich propagiert wird und in den Köpfen der Menschen bestehen bleibt. Ich glaube nicht, dass Frau Illi jener Bezeichnung zugeordnet werden kann, nichtsdestotrotz war und ist es völlig verständnislos für fast jeden, warum gerade sie, die nicht einmal in Deutschland, sondern in der Schweiz wohnt, also mit diesen „deutschen Problem“ nichts zu tun hat, eingeladen wird.

- Zu Joachim Hermann kann nur wenig gesagt werden, denn viele ZuschauerInnen werden ihn nicht kennen, aber es ist vorauszusehen, dass Hermann und Kelek sich eventuell gut verstehen werden.

- Zu Asiem El Difraoui kann auch nicht viel gesagt werden, denn auch dieser ist kaum bekannt. Die meisten ZuschauerInnen werden von ihm nicht gehört haben. Und nicht jeder kann sich als Islam-Experte auszeichnen. Diese Titulierungen sind oft äußerst gewagt, aber vielleicht lassen wir uns eines Besseren belehren.

- Thomas Oppermann ist für einige, die sich für die Politik interessieren und Nachrichten schauen, insoweit bekannt, indem er im Kompetenzteam von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück arbeit. Mehr wissen viele über diesen Mann aber auch nicht. Was kann er zu diesem Thema beitragen, dass man etwas aus der Situation machen oder verbessern kann?

Was den meisten von uns, die sich über diese Situation beschweren, aufs Mindeste sehr unbehagt und auch sehr befremdlich erscheint, ist die Tatsache, dass in Sendungen mit diesen, aber auch ähnlichen Themen, die interkulturelle, die interreligiöse sowie auch die soziale Kompetenz fehlt. Warum werden bei Ihnen keine Persönlichkeiten eingeladen, die einen zeitgemäßen, moderaten oder traditionellen Islam praktizieren, sich aber auch mit der Theologie dessen beschäftigt haben bzw. beschäftigen und in ihrem Thema dazu beitragen können die Situation zu entschärfen und Lösungen zu finden? Es gibt viele kompetente Menschen – IslamwissenschaftlerInnen (muslimisch wie nichtmuslimisch), muslimische TheologInnen, KulturwissenschaftlerInnen, oder einfach engagierte MuslimInnen (traditionell wie progressiv) – die Ihre Sendungen zu diesen Themen eher bereichern würden als die „Stereotypen“, welche immer wieder eingeladen werden, um ein bestimmtes Islam-/Muslimbild zu formulieren und verstärkt in den dann verstörten Köpfen unserer MitbürgerInnen zu hinterlassen.

Die Mehrheit der MitbürgerInnen – egal ob muslimisch oder nicht – weiß, wie der Islam/ die MuslimInnen von der nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft gesehen wird, dass es eine Entwicklung einer Ablehnung des Islams und den MuslimInnen gibt und diese zunimmt.

Sie müssen sich fragen, was Sie mit diesen Themen und insbesondere mit der Besetzung der Gäste in Ihren Sendungen bezwecken wollen:

Wollen Sie bilden oder ein Feindbild schüren und weiter ausbauen?

Wollen Sie bilden, dann sollten Sie sich schleunigst darüber Gedanken machen, wie Sie in Zukunft mit diesen Themen umgehen, wen Sie einladen und was Sie aus diesen Sendungen als Ergebnis für die ZuschauerInnen (die u.a. Ihre NachbarInnen, Familie, FreundInnen, ArbeitskollegInnen, Bekannten, und Fremde sind) mitnehmen und demonstrieren wollen.

Wollen Sie das Feindbild Islam/ Muslime weiter schüren und ausbauen, dann sind Sie auf einem guten Wege dahin.

Es ist aber nicht Sinn und Zweck Ihrer Sendungen ein Feindbild noch zu intensivieren, was Sie allerdings mit Ihren Titeln und Ihren Gästen provozieren. Es gibt hierzulande viele intellektuelle MuslimInnen mit und ohne Migrationshintergrund, welche sich hier zuhause fühlen, welche mehr als Ihre derzeitigen (muslimischen) Gäste ein Sprachrohr für die muslimische Gemeinschaft in Deutschland sind bzw. sein können. Diese engagierten Menschen müssen Sie einladen und eine Stimme geben; nicht denen, die Hass schüren, sich muslimfeindlich präsentieren, oder denen, die den Glauben auf puristische Weise leben und damit den Zuschauer in den Glauben bringen, so sei der Islam. So ist er nämlich nicht.

Extreme auf beiden Seiten zu präsentieren ist ein lukratives Geschäft, denn es sorgt für die nötigen Einschaltquoten, aber kommen Sie von diesem Trip mal runter und lernen Sie Menschen kennen, die den goldenen Mittelweg nehmen und etwas präsentieren, was die Mehrheit der MuslimInnen repräsentiert. Wenn dann noch die fachliche Kompetenz dieser Gäste stimmt, dann kommt aus der Talkshow nicht nur ein Schwall von Worten, sondern es werden im Nachhinein auch Taten geschehen, um unsere Gesellschaft zu verbessern und in Einklang zu bringen, und um einen Glauben zu präsentieren, zu leben und zu praktizieren, dass jeder Mensch davon profitiert anstatt Angst haben zu müssen.

Letztendlich muss Ihnen klar werden, dass Sie Ihre Einstellungen gegenüber diesen brenzligen Themen sensibilisieren müssen, und das funktioniert nur, indem Sie sich öffnen, kein Feindbild schüren und Gäste einladen, die Lösungen für diese Probleme finden können.

Vielleicht mögen Sie Stellung zu obigen Gründen nehmen. Darüber würden sich die MitbürgerInnen sicherlich freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Caroline Neumüller

_______________

Frau Neumüller, wohnhaft in Bremen, ist seit Oktober 2007 zum Islam konvertiert. Sie ist Dr. der Philosophie in Islamwissenschaften, IAIS, Exeter, Großbritannien und spricht Deutsch, Englisch, Arabisch (Grundkenntnisse) und Türkisch (Anfängerin).

zu ihrem Blog – weiter 
 




Frau Anne Wiesmann aus Buchhorst schreibt dazu auf ihrem Blog Anisah:

"Zynisch und geschmacklos: Solingen und Anne Will - eine Herausforderung für uns Muslime

20 Jahre Solingen. 20 Jahre sind sie nun tot, die unschuldigen Menschen, deren einziges "Verbrechen" war, dass sie aus einem anderen Land kommen. 20 Jahre lang war niemand da, der sich entschuldigt hätte. 20 Jahre leben die Opfer nun mit dem Schmerz, dass ihre Familienangehörigen ohne jeden Sinn ermordet wurden. Und alles, was der ARD einfällt, ist eine Sendung über Gotteskrieger?

Der einzige wirkliche Bericht zum Thema kommt nachts, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wundert das jemanden? Das kann und ich denke, das soll man als gezielte Provokation verstehen. Die Biedermänner schaffen die rechte Stimmung, die Brandstifter zündeln. Vieles zu dem, was man dazu sagen könnte, hat Caroline Neumueller schon geschrieben. Geduld zu zeigen fällt da schwer - und doch sind wir Muslime genau dazu aufgerufen. Zum Hass aufzustacheln ist genau das, was solche Anwürfe erzielen sollen.

Bewundernswert, wie
Mevlüde Genç damit umgeht - so sollten wir es alle tun".

 

"Ich trage eben keinen Hass in mir. Wenn man es genau nimmt, hasse ich genau vier Menschen auf dieser Welt. Nämlich die vier, die mein Haus angezündet haben. Alle anderen Menschen verdienen Respekt und Liebe. Und die bekommen sie von mir. Es sind doch nicht alle Deutschen schlecht, weil vier von ihnen mein Haus und mein Leben verbrennen. Nein, wir müssen respektvoll miteinander umgehen, sonst macht das doch alles keinen Sinn."

 

Mevlüde Genç

Mutter von Gürsün (27) und Hatice (18)

Großmutter von Hülya (9) und Saime (4)

Tante von Gülüstan (12)

 



"Erst stirbt das Recht, dann stirbt der Mensch"

Von Heribert Prantl – veröffentlicht in der Süddeutschen am 29.05.2013

"Die fünf Morde von Solingen sind 20 Jahre her. Sie waren der Höhepunkt einer Gewaltserie gegen Ausländer und geschahen in einem Klima, als selbst FDP und SPD auf den Anti-Asyl-Kurs der Union einschwenkten. Schon damals zeigten sich grobe Ermittlungsfehler, und auch ein V-Mann spielte eine Rolle in Solingen.[..]

[..]Zwanzig Jahre später wird immer noch über die doppelte Staatsbürgerschaft gestritten: Mit 23 Jahren müssen sich nach geltendem Recht junge Menschen mit ausländischen Wurzeln entscheiden, ob sie den deutschen oder den ausländischen Pass zurückgeben. Das verkennt die Bedeutung der Staatsbürgerschaft. Sie ist ein Integrationsturbo. Der Integrationsgipfel, zu dem Kanzlerin Merkel am Dienstag in Berlin geladen hatte, wäre eigentlich der geeignete Ort gewesen, diesen Turbo laufen zu lassen. Aber Merkel besteht noch immer darauf, den Integrationsturbo abzuschalten, wenn die jungen Leute 23 Jahre alt sind. Ist das der Gipfel?[..]"


bitte den kompletten Artikel lesen - weiter
 

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Elias Davidsson
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Verbunden: 22.02.2013 - 18:05
Kein islamistischer Terrorismus - Brief an Anne Will


Sehr geehrte Frau Will,

gestern habe ich Ihre Sendung zum Thema „Allahs Krieger im Westen – wie gefährlich sind radikale Muslime“ gesehen und fühle mich als Forscher und Autor im Bereich des Völkerrechts und Terrorismus gezwungen, einige Zeilen an Sie zu richten. Ich komme aus einem jüdischen Elternhaus; meine Eltern stammen aus Deutschland und konnten sich Gott sei Dank vor dem Dritten Reich in Sicherheit bringen.
 
Ich selbst bin in Palästina geboren und kenne daher aus eigener Erfahrung eine gemischte Gesellschaft, in der Juden, Christen und Muslime friedlich zusammenlebten. Sensibel für Antisemitismus reagiere ich daher empfindlich auch auf die andere Seite dieser Medaille, die Islamophobie, und wenn heutzutage die Muslime verleumdet werden und Terrorismus mit dem Islam verknüpft wird. Schon im Titel Ihrer Sendung ist eine Schmähung des Islam erkennbar, denn völlig falsch ist es, von „Allahs Kriegern“ zu sprechen, denn Allah/Gott befehligt schließlich keine "Soldaten", die Bundeswehr dagegen sehr viele. Solche sensationslüsternen Titel, die dem Feindbild „Islam“ Vorschub leisten, sollten Sie, liebe Frau Will, unterlassen.

Darüber hinaus möchte ich Ihnen eine ganz einfache Frage stellen: Wie viele deutsche Bürger kamen bis heute durch sog. „Allahs Krieger“ ums Leben? Sie müssen nicht lange suchen, Frau Will, denn die Zahl ist gleich null, und deshalb finden Sie auch nirgends eine Statistik. Auch weltweit ist Terrorismus, so schrecklich der Verlust von Menschenleben auch ist, eine völlig übertriebene Bedrohung, die dazu dient, die weltweiten Kriege zu rechtfertigen. Terror ist im Vergleich zum Krieg wie ein Nadelstich zu einer Verstümmelung. Jeden Tag sterben mehr Kinder weltweit an vermeidbaren Krankheiten, nur darüber redet keiner – denn davon fühlt sich die so aufgeklärte westliche „Werte“gemeinschaft nicht bedroht.
 
Dass es in Deutschland keinen „islamistischen Terrorismus“ gibt, liegt ganz einfach daran, dass Muslime, wie alle anderen auch, hier friedlich leben, lernen, arbeiten, eine Familie haben und das Leben genießen wollen. Auch jene, die über die deutsche Außenpolitik gegenüber arabischen Ländern sehr empört sind, gehen höchstens auf Demos oder unterschreiben Petitionen. Diese Binsenwahrheit sollten Sie einmal zur Sprache bringen, nämlich dass die Muslime hier in Deutschland eine sehr friedliche Minderheit darstellen, und dass die Behauptung, es bestünde hier eine terroristische Gefahr durch Muslime, einfach nicht stimmt. Muslime in Deutschland sind Opfer, keine Täter. Das muss gesagt werden. Als Jude muss ich heute die Würde der Muslime gegen Vorurteile schützen. Und das sollte jeder anständiger Mensch auch tun.

Mit freundlichen Grüßen,

Elias Davidsson

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