Unser täglich Fleisch: eine Augenzeugin berichtet

von Peter Frey / Peds Ansichten

Das Maß an Achtung vor dem Leben spiegelt sich auch in unserer Art und Weise der Ernährung. 

Die neue Steak-Saison, in der sich – wie jedes Jahr – beim Feiern im Freien Fleisch eingeworfen wird, bis man kaum noch atmen kann, hat bereits wieder Fahrt aufgenommen. Auch ich aß und esse Fleisch, doch seit einigen Jahren mit einem anderen inneren Blick und folgerichtig in einer stark verminderten Dosierung. Der authentische Blick in den Betrieb eines Schlachthofes macht uns vielleicht deutlicher, auf welche niedrige Schwelle unsere Achtung vor dem Leben gefallen ist.

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Einfach, weil wir uns damit abfinden, die industrielle Fleischverarbeitung aus unserer Wahrnehmung auszublenden. Dieses Ausblenden und andererseits Hinwenden zu virtuellen Realitäten, die uns als Konsumenten in jeder Hinsicht angeboten werden, lässt uns abstumpfen. Möglicherweise regt der folgende Augenzeugenbericht Zeitgenossen zum Nachdenken an, was wir wie essen (a1).

„Eine Woche von dreien ist nun auch schon rum auf dem Schlachthof. Verging auch wirklich recht schnell. Wobei du zeitig aufstehst und nachmittags dann knülle eigentlich nur noch „abhängst“, nachdem du mit Hündchen Flocke draußen warst und dir was zu essen gemacht hast. Spätestens 22 Uhr fallen dir dann die Augen zu (und bald wieder auf, das Durchschlafen ist hier eine Katastrophe: Jede Nacht sind Mücken zu Gast, sogar von so hässlicher Natur, dass sie dir in die Fußsohlen stechen…).

Gegen kurz nach fünf Uhr klingelt dann der Wecker. Montag ging es zunächst ins Veterinäramt in der nahe gelegenen Kreisstadt, wo wir von einem Amtstierarzt eine kleine Einführung bekommen haben und uns ein bisschen was über Arbeitsschutz angehört haben, zum Beispiel am Treibgang ganz außen an der Wand laufen, nicht, dass uns die Rinder mal mit ihren Hörnern oder mit Tritten erwischen und so weiter.

Wenig später wurden wir aber schon in den wenige Kilometer entfernten Schlachthof geschickt. „Wir“ sind Nicki und ich. Haben ja zufällig zur gleichen Zeit am gleichen Ort dieses Praktikum gewählt.

Schon allein im Eingangsbereich des Gebäudes riecht es sehr gewöhnungsbedürftig: Alt, abgestanden, fleischig, angesengt… nichts für empfindliche Nasen!

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