DIE BÜROKRATIE DES TODES

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Ulrich Gellermann
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DIE BÜROKRATIE DES TODES
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DIE BÜROKRATIE DES TODES

Der Kriegsminister will seine Papiere zurückhaben


Fast monoton wiederholen sich die Meldungen: ". . . registrierte ISAF landesweit 675 Sicherheitsvorfälle. Es handelte sich um 439 Schusswechsel und Gefechte, 138 Sprengstoffanschläge - darunter keine Selbstmordattentate - sowie 96 Vorfälle von indirektem Beschuss (Mörser und Raketen) und zwei sonstige Vorfälle". - Oder: "Insgesamt sind bei den Vorfällen sechs ISAF-Soldaten gefallen; weitere 102 ISAF-Soldaten wurden verwundet."



Nicht nur der Verlust von Menschenleben wird gemeldet: "In den Abendstunden des 25.07.12 stürzte eine Drohne (Kleinfluggerät Zielortung / KZO) aufgrund eines technischen Defekts rund fünf Kilometer nördlich des PRT Kunduz ab. Die sofortige Suche und der Versuch der Bergung des KZO durch die afghanische Polizei (Afghan National Police / ANP) blieben zunächst erfolglos." Auf mehreren tausend Seiten berichtet so - lakonisch, bürokratisch - die Bundeswehr dem deutschen Parlament über die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Diese Papiere wurden von der FUNKE-Verlags-Gruppe (früher WAZ) ins Netz gestellt: (Quelle: Der Westen Rechercheblog)

Der Krieg hat seine Statistik. Afghanische Opfer kommen fast nicht vor. Als sei die deutsche Armee auf dem Mond gelandet. Zwar gibt es immer wieder mal Beschuss oder sonstige Vorfälle, aber der Feind wird in der "Bedrohungslage" versteckt. Und die kennt zum Beispiel die Bedrohungs-Kategorie ERHEBLICH: "Ein Staat, Organisation oder Gruppe verfügt über die Fähigkeit und die Absicht, deutsche oder verbündete Streitkräfte . . . mit direkten oder indirekten Wirkmitteln anzugreifen." Graue Männer an grauen Computern machen Klicks für jeden Toten der Besatzungstruppen. Der Feind hat in diesen als "Vertraulich" eingestuften Listen kein Gesicht. Kein Blut fließt, keine Därme hängen aus der offenen Bauchhöhle heraus. Keine Mutter weint, kein Kind wird zu einer blutigen Kollateral-Masse. Und die Bundeswehr setzt "Wirkmittel" ein - zu ihrer Verteidigung, versteht sich!

Hinter einer kantigen Brille kleine Augen: Dr. Thomas de Maizière guckt durch dich hindurch. Aus der Falle seines Mundes gleichförmige Sätze wie dieser: "Ich bin der Minister, ich trage die Verantwortung." Meliertes Haar, sorgfältig geschnitten, die Frisur sitzt. Kein Blutfleck auf der Krawatte. Ich bin der Minister. Ich trage gern graue Anzüge. Immer korrekt. Ob in Kandahar oder in Berlin. Jetzt klagt er. Nicht über das Leid, das seine Soldaten anrichten. Sondern weil das Urheberrecht verletzt worden sei. Diese Bundeswehrberichte an das Parlament hätten Urheber. Solche, die in den Schreibstuben der Armee Tasten für die Statistik bewegen: "Insgesamt sind bei den Vorfällen neun ISAF-Soldaten gefallen; weitere 65 ISAF-Soldaten wurden verwundet." Vorfall klingt wie Unfall. Und ist doch scheinbar geschützte Lyrik: Der Minister will seine Papiere zurück.

Meist ist der Krieg in Afghanistan Gegenstand der Berichterstattung. Aber auch andere "Operationen" tauchen auf: "Beteiligung der Bundeswehr an Operationen gegen den internationalen Terrorismus: Operation ACTIVE ENDEAVOUR (OAE)." Man operiert im Kosovo, "sichert" den Luftraum über dem Baltikum und Island, als sei dort jederzeit ein Krieg zu erwarten. Man ist mit Fregatten und U-Booten im Mittelmeer auf der Jagd nach "Terroristen". Man ist vor der libanesischen Küste fast so zu Hause wie vor der somalischen. Man verteidigt mit Raketen die Grenze der Türkei zu Syrien, als wäre die Türkei bedroht. Man fliegt nach Mali oder in den Südsudan. Und auf den Papieren wiederholt sich, wie ein gestempeltes Mantra, der Spruch: WIR. DIENEN. DEUTSCHLAND. Das sind drei Lügen auf drei Worte verteilt. Ihr seid nicht wir, ihr seid nur ihr. Ihr dient nicht, ihr herrscht über Länder und Regionen, von denen ihr nicht angegriffen worden seid. Und ihr seid nicht Deutschland. Ihr seid nur seine Fratze. Deshalb will der Kriegsminister die Papiere zurück, damit nicht jeder seine Fresse unverhüllt erkennen kann.

Ulrich Gellermann

 



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Peter Weber
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Verbunden: 23.09.2010 - 20:09
Der seelenlose Karriererist


Der seelenlose Karriererist de Maizière

 

Die Webseite der Veröffentlicher der Afghanistan-Papiere, der Funke-Gruppe, beginnt wie folgt:

„Jahrelang wurde der deutschen Öffentlichkeit der Krieg in Afghanistan als Friedenmission verkauft. Tatsächlich aber sind die deutschen Soldaten in Afghanistan mitten in einem Krieg, der kaum noch zu gewinnen ist. Dabei riskieren sie ihr Leben im Auftrag des deutschen Bundestages für einen korrupten Staat, dessen Herrscher in Drogenmachenschaften verwickelt sind.

Wir veröffentlichen hier einige tausend Seiten aus den Einsatzberichten der Bundeswehr. Diese so genannten „Unterrichtungen des Parlamentes“ sind „VS – nur für den Dienstgebrauch“ gestempelt. Das ist die niedrigste von vier Geheimhaltungsstufen der Bundesrepublik. Sie beschreiben alle Einsätze der Bundeswehr in der ganzen Welt - vor allem in Afghanistan.

Die Berichte wurden uns zugespielt; sie liegen teilweise nur in schlechter Qualität vor – deswegen brauchen wir Ihre Hilfe.“


Die Situation ist ansatzweise genau wie in den USA, die gegen das Wikileaking und dessen Protagonisten vorgehen. Nicht die aufgedeckten Verbrechen an der Menschheit werden verurteilt – nein , weit gefehlt, diejenigen, die ihrer Pflicht als kritische und wachsame Bürger erfüllen, werden angeklagt. Das erinnert mich an die mittelalterliche Praxis, dem Boten, der eine schlechte Nachricht überbringt, zum Dank den Garaus zu machen.

Die Tradition der neudeutschen Kriegsminister findet 2002 mit dem Zitat des damaligen SPD-Verteidigungsministers Peter Struck „Deutschland wird am Hindukusch verteidigt“ seinen vorläufigen Höhepunkt. Die US-Vasallen an der Spitze des deutschen „Verteidigungs“-Ministeriums gaben sich seitdem die Klinke in die Hand. De Maizière ist der vorläufig letzte der prinzipientreuen Bürokraten und Schreibtischtäter auf diesem Posten, die ungerührt menschlicher Schicksale ihren untertänigsten Dienst gegenüber ihren kapitalkräftigen Herren von hierzulande und aus Übersee ableisten. Wenn sie den Mund bewegen, habe ich den Eindruck, sondern sie nur vorgefertigte Sätze wie von einer ferngesteuerten Sprechpuppe ab, die ohne erkennbare emotionale Mimik operiert.

Heute möchte ich einmal dem Werdegang der vorsitzenden grauen Maus im Bundesverteidigungsministerium Raum widmen. Aus dem Lebenslauf dieses gefühlslosen Karriereristen läßt sich vieles über seine Gesinnung ablesen. Zunächst seine Herkunft, denn der Stall, aus dem man kommt, ist oft bezeichnend: Thomas de Maizière ist der Sohn der Künstlerin Eva de Maizière und des ehemaligen Generalinspekteurs der Bundeswehr Ulrich de Maizière. Sein älterer Bruder Andreas de Maizière ist Bankmanager. Darüber hinaus ist er ein Vetter des CDU-Politikers Lothar de Maizière, des letzten Ministerpräsidenten der DDR. Nachfolgend liste ich nun die Stationen von de Maizières Laufbahn ohne detaillierte Jahresangaben auf:

  • Abitur
  • Wehrdienst
  • Abschluß als Reserveoffiziersanwärter
  • Fähnrich, Leutnant, Oberleutnant der Reserve
  • pflichteifrige Absolvierung von mehreren Lehrgängen an der Schule für Nachrichtenwesen der Bundeswehr
  • Jurastudium
  • Mitglied des Ringes Christlicher Studenten (RCDS)
  • Mitarbeiter von Regierenden Bürgermeistern in Berlin
  • Promotion
  • Funktion in leitenden Positionen der Berliner CDU
  • Absolvierung des „Young Leader Program“ des „American Council on Germany“ (Partner der Atlantik-Brücke)
  • Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages
  • Honorarprofessor für Staatsrecht an der TU Dresden
  • Mitglied im Sächsischen Landtag
  • Staatssekretär in Mecklenburg-Vorpommern
  • Leiter der Staatskanzlei von MV und später Sachsen
  • sächsischer Staatsminister für Finanzen
  • sächsischer Staatsminister für Justiz
  • sächsischer Staatsminister des Inneren
  • Bundesminister für besondere Aufgaben
  • Chef des Bundeskanzleramtes
  • Bundesminister des Inneren unter Merkel
  • Bundesminister für Verteidigung seit dem 3.3.2011 als Nachfolger von Guttenberg

Was ist der nächste Sprung in seiner Karriereleiter? Er ist prädestiniert auf lukrative Positionen in Wirtschaft oder erzkonservativen Verbänden.

Noch ein Wort zur Atlantik-Brücke und ihren Mitgliedern und seiner Unterorganisation, den „Young Leaders“. Hier handelt es sich um das Who-is-Who der deutschen politischen, wirtschaftlichen und medialen Prominenz mit Schwerpunkt auf liberal-konservativer bis reaktionärer Gesinnung. Dort sitzen genau die Leute, die der unverbrüchlichen deutsch-amerikanischen Freundschaft die Stange halten. Sie sind es, die den festen Kitt der transatlantischen Nibelungentreue bilden, koste es was es wolle und ungeachtet der Realität. Es sind die Spießgesellen des US-amerikanischen industriell-militärischen Komplexes, denn sie unterstützen jegliche wirtschaftliche, politische oder militärische Torheit und Schweinerei der US-Eliten. Die Tatsache, daß de Maizière – natürlich auch wie sein Vorgänger Guttenberg – Mitglied in diesem elitären Zirkel ist, spricht Bände (gegen de Maizière). Die Atlantik-Brücke bildet eine ideale Ergänzung im gleichen Geiste zu den Bilderbergern, die auf globaler Ebene angesiedelt ist.

Auch seine Angehörigkeit zum RCDS sowie seine Funktion in der evangelischen Kirche zeigen in Verbindung mit seinen politischen Taten krass, wessen Geistes dieser Mann ist: christliche Attitüde und Handeln fernab von Humanität. Sein militärisches Engagement und sein Offiziersrang sprechen ebenfalls Bände. De Maizière hat in seinem ganzen Leben noch kein einziges Mal eine „vernünftige“ Arbeit verrichtet. Er war und ist Funktionär, Bürokrat und ein karrieregeiler Berufspolitiker aus Fleisch und Blut. Wie will man von einem solche Menschen Realitätsbezug, Einfühlungsvermögen mit dem Schicksal einfacher Bürger oder soziale Intelligenz verlangen? Hopfen und Malz verloren!

 

MfG Peter A. Weber

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