Die EU auf der Flucht: Die geschminkte Leiche zappelt noch.

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Ulrich Gellermann
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Die EU auf der Flucht: Die geschminkte Leiche zappelt noch.
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Die EU auf der Flucht

Die geschminkte Leiche zappelt noch

Jeden Tag, an dem in Griechenland ein unsinniges Programm zur Sanierung der Gläubiger und zur Knechtung der Griechen abgewickelt wird, ist das Scheitern der Europäischen Union sichtbarer. Und an jedem Tag, an dem Flüchtlinge aus dem Nahen Osten sich auf den Weg in die EU machen, wird dieses Scheitern bekräftigt. In Griechenland stirbt die ohnehin kranke Idee, mit immer mehr sozialen Kürzungen ein Land wirtschaftlich gesunden zu lassen. Und an den Grenzen westeuropäischer Länder stirbt die Schimäre von einer europäischen Einheit über die gemeinsame Anbetung des Marktes hinaus. Der Tod der EU ist lange schon eingeläutet, doch wird der sieche, zappelnde Körper immer gut geschminkt.
 

Schon als die USA in Afghanistan 2001 unter der falsche Flagge der Terrorbekämpfung ihren Feldzug begannen, schlossen sich die Länder der Europäischen Union und ihre Satelliten mehrheitlich einem "friedenserzwingenden" Gefecht an, das bis heute nur den weiteren Krieg erzwingt. Dass die EU damals, eindeutig wie selten zuvor, ihre selbstständige Außenpolitik zu Grabe trug, fiel nicht weiter auf.

Als im Jahr 2003 die USA von grausiger, imperialer Gier getrieben, den Irak mit Krieg überzogen, waren erneut Staaten wie Lettland, Estland, Litauen, Polen, Tschechien und Ungarn dabei. Mit der Zerstörung des Iraks schossen sich die osteuropäischen Kombattanten ihre Freikarte zum wenig später erfolgten Eintritt in die EU. Dass es ausgerechnet die Regierungen dieser Länder sind, die heute ihre Grenzen vor den Flüchtlingen schließen, ist kein Zufall. Wer eine Reisefreiheit anhimmelt, die sich in diesen Ländern nur reiche Leute und Arbeitsemigranten leisten können, der nimmt sich gern die Freiheit die lästigen Reisenden aus der Kriegs-Not zurückzuweisen.
 


 

Afghanistan: Gesamtopferzahl der Koalition (USA, GB und Andere) nach Jahr und Monat: 3.520 Soldaten (inkl. 54 Deutscher)

 
Year Jan Feb Mar Apr May Jun Jul Aug Sep Oct Nov Dec Total
2001 0 0 0 0 0 0 0 0 0 3 5 4 12
2002 10 13 15 10 1 3 0 3 1 5 1 8 70
2003 4 7 12 2 3 7 2 4 2 6 8 1 58
2004 11 2 3 3 9 5 2 4 4 8 7 2 60
2005 2 3 6 19 4 29 2 33 12 10 7 4 131
2006 1 17 13 5 17 22 19 29 38 17 9 4 191
2007 2 18 10 20 25 24 29 34 24 15 22 9 232
2008 14 7 20 14 23 46 30 46 37 19 12 27 295
2009 25 25 28 14 27 38 76 77 70 74 32 35 521
2010 43 53 39 34 51 103 88 79 57 65 58 41 711
2011 32 38 39 51 56 66 53 82 53 42 27 27 566
2012 35 24 39 40 45 39 46 52 27 24 17 14 402
2013 8 1 16 16 26 27 14 13 13 10 4 13 161
2014 7 10 3 9 4 12 9 5 6 3 3 4 75
2015 0 1 0 1 1 2 0 3 3 10 0 6 27
2016 3 0 0 0 2 1 0 2 0       8

Quelle:  http://www.icasualties.org

 

Irak: Gesamtopferzahl der Koalition (USA, GB und Andere) nach Jahr und Monat: 4.822 Soldaten

 

Year Jan Feb Mar Apr May Jun Jul Aug Sep Oct Nov Dec Total
2003 0 0 92 80 42 36 49 43 33 47 110 48 580
2004 52 23 52 140 84 50 58 75 87 68 141 76 906
2005 127 60 39 52 88 83 58 85 52 99 86 68 897
2006 64 58 34 82 79 63 46 66 77 111 78 115 873
2007 86 85 82 117 131 108 89 88 70 40 40 25 961
2008 40 30 40 52 21 31 13 23 25 14 17 16 322
2009 16 18 9 19 25 15 8 7 10 9 11 3 150
2010 6 6 7 8 6 8 4 3 7 2 2 1 60
2011 6 3 2 11 2 15 5 0 4 4 2 0 54
2012 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1
2013 - - - - - - - - - - - - -
2014 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 1 0 3
2015 0 0 1 1 1 1 0 0 2 1 1 0 8
2016 0 0 1 3 3               7

 

Quelle:  http://www.icasualties.org

In beiden Angriffskriegen bisher 8.342 getötete Soldaten. (aktualisiert am 06.10.2016!). Von den zehntausenden leicht und schwerst Verletzten, den vielen für ihr Leben lang psychisch traumatisierten Soldaten spricht keiner. Und von den hunderttausenden zivilen Opfern erst recht niemand. Für sie gibt es nicht mal eine Statistik. Kollateralschaden eben - who cares? (ADMIN H.S.)
 


Der britische Premierminister David Cameron hat jetzt die Aufnahme von „mehreren tausend“ syrischen Flüchtlingen in Großbritannien angekündigt. Man will sie geradezu persönlich aus UN-Camps an der syrischen Grenze abholen und nach England bringen. Gälte das Verursacherprinzip, dann müsste Großbritannien fast so viele irakische und afghanische Flüchtlinge aufnehmen wie die USA. Denn in den Kriegen Nordamerikas stellten die Briten immer brav das zweitgrösste Truppenkontingent – nach der US-Armee versteht sich. Aber da die USA gar keine Flüchtlinge aus den von ihr verursachten Kriegen aufnehmen, müssen die Briten anscheinend auch weniger als vergleichbare europäische Nationen übernehmen. Bisher waren es ganze 216 Vertriebene aus dem syrischen Krieg.

Bis 2019, sagt die schlaue Arbeitsministerin Andrea Nahles, werden allein die Flüchtlinge in Deutschland neun Milliarden Euro kosten. Da rechnet sie die sogenannten "Sozialkosten" zusammen. Weder will sie damit rechnen, dass mancher Flüchtling Arbeit findet, noch damit, dass er in seine Heimat zurückkehrt. Offenkundig hat niemand Lust, die Kosten der Flüchtlingsrettung an den Kosten der Bankenrettung zu messen: Rund 600 Milliarden Euro wandten die EU-Staaten allein 2008/2009 zur Stabilisierung der Banken auf. In der Eurokrise. 2010 kaufte die Europäische Zentralbank im Rahmen ihres "Securities Markets Programme" nochmal für 210 Milliarden Euro Anleihen auf dem Finanzmarkt. Dafür könnten viele Flüchtlinge mühelos gerettet werden. Was in der Rechnerei immer fehlt: Die Pro-Kopf-Rüstungskosten zur Herstellung eines Flüchtlings. Billig ist das nicht.

"Wenn wir wollen, können wir schnell handeln" verkündet EU-Parlamentspräsident Martin Schulz in Vorbereitung eines EU-Flüchtling-Gipfels. Dort werden die EU-Staaten Quoten aushandeln. Polen und Balten wird man zwingen, ein paar Alibi-Flüchtlinge aufzunehmen. Und der begabte Herr Schulz weiß auch schon wie: "Solidarität ist keine Einbahnstraße", meint er. Denn die mittel- und osteuropäischen Staaten verlangten nun mal, dass auf ihre besondere Bedrohungslage in der Nähe zu Russland Rücksicht genommen werde. "Dann müssen diese Länder aber auch – im Rahmen ihrer Leistungsfähigkeit – Solidarleistungen bei anderen europäischen Herausforderungen erbringen." So geht EU-Solidarität immer längs der Kriege: Die Flüchtenden aus den aktuellen Kriegen werden gegen die aus den potentiellen aufgerechnet. Die Kriege in Afghanistan, Syrien und dem Irak sind noch nicht beendet, da plant die Europäische Union schon für den nächsten an der Ostflanke der NATO.

Auch parfümierte Leichen stinken.

Ulrich Gellermann, Berlin



► Quelle:  RATIONALGALERIE > Artikel



Bild- und Grafikquellen:

1. EUROPÄISCHE UNION (EU): Garantiert freie Auswahl bei normierter EU-Qualität. Grafikbearbeitung: Wilfried Kahrs / QPress.de..

2. Angela Merkel: "Keine Toleranz gegenüber denen, die die Würde anderer Menschen infrage stellen." Der Deutsche Rüstungsexport bezeichnet den Außenhandel von Unternehmen und Konsortien aus der Bundesrepublik Deutschland mit Rüstungsgütern und Kriegswaffen. Deutschland ist laut SIPRI-Studie für den Zeitraum von 2010-2014 weltweit nach den USA (31 Prozent), Russische Föderation (27 Prozent) und China (?) der viertgrößte Waffenexporteur mit 5 Prozent Weltmarktanteil, gefolgt von Frankreich mit ebenfalls 5 Prozent. Grafikbearbeitung: Wilfried Kahrs / QPress..

3.  NATO - wir bomben nur für den Frieden. Grafikbearbeitung: Wilfried Kahrs / QPress.