Die US-Staatsverschuldung steht kurz vor dem Supergau.

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Verbunden: 16.10.2010 - 23:42
Die US-Staatsverschuldung steht kurz vor dem Supergau.
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Amerikas monetäre 17 Teratonnen-Bombe ist scharf


Keine Testmöglichkeit mehr


Washington: Kann man das Problem schöner überlagern als mit einem zünftigen Krieg? Derzeit schielt alles, wie das Kaninchen auf die Schlange, ganz gebannt nach Nahost und wartet auf die ersten schönen Live-Bilder von den US-sinnlos-Vergeltungsschlägen gegen Syrien. Es soll dem Diktator Assad dort frommen, wenn man Infrastruktur und Menschen zusammenbombt. Damit ist der Fokus fern ab der Heimat. Wenn die heimische Bombe womöglich hochgeht, sind krachende Detonationen in fernen Landen eine feine Ablenkung. Wen interessiert schon die anstehende Implosion des Finanzmarktes?

Anlass für die heutige Erwähnung der „monetären A-Bombe“ („A“ für Amerika), ist der wenig beachtete Umstand, dass die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen dieser Tage wieder einmal an der 3-Prozent-Marke rüttelte und selbige vermutlich in Kürze endgültig nach oben durchbrechen könnte. Ein Grund dafür ist der anhaltende Ausstieg vieler Anleger aus diesen Papierchen. Einer der Gründe mag auch die bislang schwache Rendite sein und wir wissen, „Gier essen Seele auf“ … versucht man den Ausstieg mit höheren Zinsen zu bremsen, was am Ende den Vorgang beschleunigt.

Das das FED (Federal Reserve System, das Zentralbank-System der USA) schon schon seit geraumer Zeit die Anleihen aller Couleur vom Markt kauft, um wegen zu schlapper Nachfrage einen Crash zu vermeiden. Ist ja nicht wirklich neu. Da machen wir heute zur Lockerung einmal kleine Dreisätze mit der US-Staatsverschuldung, den steigenden Zinsen für US-Anleihen und dem verfügbaren Haushalt der USA. Wollen doch mal sehen, wo wir da landen. Zum Einstieg eine der bekannten Grafiken, die aber nicht vollständig ist. Die Staatsverschuldung der USA wird in diesem Jahr mit Sicherheit noch die 17 Billionen Dollar Marke reißen, das ist absehbar. Wer sich für weitere Details zum US-Haushalt interessiert, ist mit der englischsprachigen Wikipedia Seite zum US Staatshaushalt gut beraten.

Der Staat hat derzeit rund 2,9 Billionen Einnahmen pro Jahr, die Ausgaben liegen allerdings weit über 3 Billionen Euro. Aber das permanente Defizit soll uns mal gar nicht jucken, es erhöht ja lediglich die Staatsverschuldung außer der Reihe. Nehmen wir mal die 10-jährigen Anleihen mit jetzt 3 Prozent Rendite als Maßstab, dann kosten die Schulden jetzt jährlich rund 510 Milliarden Dollar. Das ist dann etwas mehr als 1/6 der jährlichen Einnahmen. Passend dazu haben wir für alle Leser mit kurzem Gedächtnis eine schöne Statistik ausgebuddelt die den Rendite-Verlauf der 10-jährigen Papiere abbildet. Viele jüngere Menschen können sich das gar nicht richtig vorstellen. Aber tatsächlich, in den 80er Jahren musste der amerikanische Staat schon mal fast 16 Prozent dafür auf den Tisch legen. Dies allerdings bei einer Staatsverschuldung von deutlich unter 2 Billionen Dollar.

Wären also die 16 Prozent heute fällig, so würden von den 2,9 Billionen jährlichen Einnahmen in etwa 2,7 Billionen nur für Zinsen draufgehen. Oh weh, ob das wohl gutgehen kann? Sicher nicht, weil ja allein das Militär schon für überlebenswichtige Aufgaben derzeit knapp 700 Milliarden Dollar pro Jahr braucht. Da erübrigt es sich, jetzt noch über Lebensmittelmarken für die Bevölkerung nachdenken zu wollen, die aktuell pro Jahr mit knapp 90 Milliarden Dollar zu Buche schlagen. Aber welcher Mensch braucht in der Krise noch was zu fressen? Eine Knarre ist das Mittel der Wahl, um im Bedarfsfall die Krise zu erschießen.

Ok, Ernst beiseite. Jetzt kann jeder mal alleine nachrechnen, wie sich jeder Prozentpunkt Rendite für Staatsanleihen auf den Haushalt der USA auswirkt. Bei 5,88 Prozent jedenfalls ist beim aktuellen Schuldenstand dann ziemlich exakt 1 Billion Dollar (also etwas mehr als 1/3 des Etats) nur für Zinsen fällig. Es ist nicht abwegig anzunehmen, dass derlei Renditen wieder erreichbar sind. Andere Staaten mit einer Verschuldungsquote von über 100 Prozent machen es ja schon vor.

Will sagen, der Mechanismus ist bereits voll im Gang, was durch die Tatsache belegt wird, dass die USA nicht aus dem jährlichen Budgetdefizit rauskommen und Obama das Zeugs dazu hat, unangefochtener Schuldenkönig des Planeten Erde zu werden. Wenn etwas in den USA nachhaltig ist, dann dieses ewige Budget-Defizit und die steigende Staatsverschuldung. Die Einnahmen wollen einfach nicht so wachsen wie die Ausgaben und diese offenbar auch gar nicht mehr überholen.

Statt nun all zu angestrengt nach Syrien zu blicken, ist es eine echte Empfehlung, ab und an mal auf die drei hier angesprochenen Eckwerte zu schauen, sprich auf die „A-Bombe“, deren Zündmechanismus schon unübersehbar lodert. Echte Kriege sind da eine feine Ablenkung und werden gerne zu einem echten Wirtschafts- und Umsatzhype aufgebombt. Die hier vorgelegte Größenordnung könnte allerdings einen Dritten Weltkrieg erforderlich machen. Mit ein paar Bömbchen auf Syrien wird dieses Thema nicht zu erledigen sein. Das kaputte System muss sich für den allfälligen Neustart wieder die Füße freisprengen. Eine Testmöglichkeit für den Sprengsatz gibt es nicht, nur einen Live-Versuch.

Wilfried Kahrs


 

Bildnachweis: Historische Rendite 10-jährige US-Staatsanleihen von Markt-Daten.de

 

► Quelle:   dieser Beitrag erschien erstmals auf meinem Blog  qpress.de > Artikel

   die 4/2 Wahrheiten

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Helmut S. - ADMIN
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Verbunden: 21.09.2010 - 20:20
Ernst Winkler: Theorie der natürlichen Wirtschaftsordnung


"Der Krieg ist die großzügigste und wirkungsvollste ‘Reinigungskrise zur Beseitigung der Überinvestition’, die es gibt. Er eröffnet gewaltige Möglichkeiten neuer zusätzlicher Kapitalinvestitionen und sorgt für gründlichen Verbrauch und Verschleiß der angesammelten Vorräte an Waren und Kapitalien, wesentlich rascher und durchgreifender, als es in den gewöhnlichen Depressionsperioden auch bei stärkster künstlicher Nachhilfe möglich ist. So ist ... der Krieg das beste Mittel, um die endgültige Katastrophe des ganzen kapitalistischen Wirtschaftssystems immer wieder hinauszuschieben."

Ernst Winkler, Theorie der natürlichen Wirtschaftsordnung, 1952

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