Die Vergewaltigung der deutschen Sprache durch Medien und Politik

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Peter Weber
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Verbunden: 23.09.2010 - 20:09
Die Vergewaltigung der deutschen Sprache durch Medien und Politik
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Die Sprache wird zunehmend missbraucht, in dem Wörter und Begriffe ihre historische angestammten Bedeutungen genommen werden und sie entweder zur Unkenntlichkeit umgedeutet werden oder zur Beliebigkeit verurteilt werden. So wird Sprache einmal wieder zum Mittel der Propaganda zugunsten von Eliten und dient der einseitigen Ökonomisierung der Gesellschaft. In diesem Zusammenhang kennen wir die Begriffe „Neusprech“ im Orwellschen Sinne und „Euphemismen“. Zur Vertiefung der Thematik und als Grundlage zur weiteren Diskursen empfehle ich folgende Beitrage:

 

Der Euphemismus

Der Euphemismus bezeichnet ein Wort oder eine Formulierung, welcher einen Sachverhalt verschleiernd und beschönigend darzustellen versucht. Wie z.B. »heimkehren« für »sterben« oder »Umbau« statt »Abbau«. In George Orwells Dystopie Roman »1984« wurde diese Technik der Sprachmanipulation  bis zur Spitze getrieben. So wurde das öffentliche »Folterzentrum« als »Liebesministerium« und das »Kriegsministerium« als »Friedensministerium« bezeichnet. Euphemismen gehören im politischen Sprachgebrauch auch heute noch zum Alltag.

In der Politik stehen Euphemismen weniger für das Einhalten gesellschaftlich wirkender Tabuthemen, sondern vielmehr für taktische Überlegungen bei unbequemen Themen. Sie sind eine bewusste sprachliche Strategie im Dienste politischer Interessen. Unwillkommene Aspekte des eigenen politischen Handelns sollen, wenn möglich, verborgen werden. Die angestrebte Wirkung bei politischen Euphemismen ist also vielmehr eine Reaktion passiver Art: Zustimmung, Akzeptanz und Befürwortung. Da sie beschönigend immer in Bezug auf eine bestimmte Sichtweise und Weltanschauung sind, sind Euphemismen hochgradig ideologisch. Euphemismen können in verschiedenen Formen auftreten:

 

1. Als vage und mehrdeutige Ausdrucksformen (z.B. »unsere Situation erfordert es«).

2. Als ideologische Mehrsinnigkeit ohne die politische Situation genauer darzustellen (z.B. »die Sachlage«, »die Umstände«).

3. Als eindeutige Beschönigungen (wie z.B. »Verteidigungsminister« statt »Kriegsminister«).

4. Als eine Verallgemeinerung um spezifische Details zu verschleiern (z.B. »Waffen« statt »Atombomben«).

5. Abkürzungen oder absichtliches weglassen von Wörtern (von »Schuld«, »Verantwortung« oder »Wiedergutmachung« der Banken spricht z.B. kaum jemand).

 

In Zeiten der Finanzkrise bekommen wir wieder jedemenge Euphemismen um die Ohren geknallt, welche die wirkliche Dramatik der Situation beschönigen und verharmlosen sollen. Da wären z.B. die »Rettungsschirme« oder »Rettungspakete« für Banken und Unternehmen. Nicht verharmlosend ausgedrückt, sind es Milliarden Euro Geschenke für selbstverschuldetes Verhalten der Banken. Auch die Formulierung der »notleidenden Banken« verdrehen und verschleiern die Ursachen der Weltwirtschaftskrise. Es wird suggeriert, als seien die Banken die Opfer und nicht die Täter. Das Konzept der »Bad Bank«, welches in den Medien zurzeit oft diskutiert wird, ist auch eine eindeutige Beschönigung der Situation. Schließlich soll bei diesem Vorhaben der Staat für die wertlosen Papiere, auch »Schrottpapiere« bzw. »giftigen Papiere« genannt, aufkommen und nicht die Banken die dafür verantwortlich sind.

 

entnommen dem Blog Zeitgeist