Lebensleistungsrente ist ein verlogenes Versprechen: Altersarmut steigt dramatisch

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von Sybille Fuchs / wsws.org


Neue Berechnungen und Studien gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren die Altersarmut dramatisch zunehmen wird. Am 12. April meldete der Westdeutsche Rundfunk (WDR), dass fast die Hälfte der Neurentner 2030 trotz lebenslanger Arbeit nur eine Rente auf Hartz-IV-Niveau erhalten wird. Ein Großteil der heute Beschäftigten verdiene zu wenig, um später eine höhere Rente zu bekommen.

Diese düstere Zukunft der künftigen Rentnergeneration ist alles andere als ein unbeabsichtigtes Ergebnis der von der rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder durchgesetzten Rentenreform, wie es Andrea Nahles (SPD) und Sigmar Gabriel (SPD) heute darstellen. Die in ihrer Regierungszeit von 1998 bis 2005 verabschiedeten Hartz-Gesetze dienten der Schaffung eines riesigen Niedriglohnsektors.

Zugleich setzte das Kabinett Schröder mit seinen Ministern Walter Riester (Namensgeber der „Riester-Rente“) und Franz Müntefering die schrittweise Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre sowie die Absenkung des gesetzlichen Rentenniveaus von 47,5 auf nur noch 43,5 Prozent des Durchschnittsverdiensts durch.

Von Unternehmern und neoliberalen Wirtschaftswissenschaftlern werden diese Maßnahmen der SPD-Grünen-Regierung bis heute in den höchsten Tönen gepriesen. Für die Arbeiter bedeuten sie, dass fast die Hälfte der künftigen Rentenempfänger von Altersarmut bedroht ist.

Dank der rot-grünen Hartz-Gesetze hat die Zahl der im Niedriglohnsektor oder in Teilzeit Arbeitenden, die nur wenig in die Rentenversicherung einzahlen können, massiv zugenommen. Dazu kommen diejenigen, die wegen Krankheit, Kindererziehung oder Arbeitslosigkeit eine lückenhafte Erwerbsbiografie haben.

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Die Gauck-Beleidigung: Der schönste und klügste Präsident der Neuzeit

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von Ulrich Gellermann, Berlin

Du Fetzen der neuen Kriegspolitik, Du geschwollener Lumpen des dummen Nationalstolzes, Du Tarnstreifen der Demokratie, Du dünner Anstrich der neuen deutschen Herausforderung, Du Flattermann deutscher Großmanns-Sucht, Du Leichentuch einer friedlichen Bundesrepublik, Du schwarz-rot-goldene Einheitslüge! So oder so ähnlich könnte sich die Rede anhören, für die man bis zu fünf Jahren in den Knast gehen kann.
 

  

Daran erinnerte jüngst die kleine Konfektionsgröße im Amt des Regierungssprechers, Steffen Seibert, als er die Bundesbürger im Auftrag seiner Herrin warnte: Der Paragraph 90 mit 90a Strafgesetzbuch (StGB), der die Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole strafbar nennt, würde keineswegs gestrichen, auch wenn man, gequält-gezwungen, demnächst die Beleidigungs-Handfessel lösen will, die ausländische Staatsvertreter vor ihrer Einstufung als Despoten schützen soll.

Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole, nennt sich der Paragraph, der die „Farben, die Flagge, das Wappen oder die Hymne der Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Länder“ vor Beleidigungen schützen soll. Und tatsächlich verdienen die Farben der Bundesrepublik Deutschland Schutz. Sind sie doch Erbe der Revolution von 1848, jenem kurzen historischen Moment, als das deutsche Bürgertum sich erhob und selbstbewusst Pressefreiheit, Lehrfreiheit sowie Glaubens- und Gewissensfreiheit forderte.

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Oha in Doha: Kein Dämpfer für den Ölpreis

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von Lothar Deeg, Sankt Petersburg


Wochenlang hatte Russland mit nicht gerade einfachen Partnern auf eine Deckelung der Ölförderung hingearbeitet, um den verfallenen Ölpreis zu stützen – doch es wurde nichts draus: Der Ölgipfel von Doha brachte keine Einigung. Nun dürfte der Rubel wieder unter Druck geraten.

Russlands Energieminister Alexander Nowak war bitter enttäuscht. Da hatten die beiden Ölgroßmächte Russland und Saudi-Arabien, so unterschiedlich ihre Ideologien und politischen Interessen – beispielsweise in Syrien – auch sein mögen, in einem mühsamen Prozess 18 ölfördernde Länder an einen Tisch gebracht. Die Idee war, sich zu verpflichten, bis Oktober die Ölförderung nicht über das Niveau von Januar 2016 hochzuschrauben – als der Ölpreis aufgrund des weltweiten Überangebots besonders tief in den Keller gerauscht war. Also eine Beschränkung, keine Einschränkung.

Allein die Ankündigung einer möglichen gemeinsamen Deckelung hatte den Ölpreis wieder hochkommen lassen: Das Barrel Brent erreichte in der letzten Woche wieder Werte um 45 Dollar – nach den winterlichen Tiefstständen deutlich unter 30.


Saudis torpedieren Fördermoratorium

Doch der Verhandlungsmarathon am Wochenende in Doha, der Hauptstadt von Katar, führte zu keinem Ergebnis. Saudi-Arabien, aber auch Katar, die Emirate und Kuwait, bestanden plötzlich wieder darauf, dass auch Iran, ihr Rivale auf der anderen Seite des Persischen Golfs, sich an dieser Selbstverpflichtung beteiligen müsse. Dabei hatten die Saudis zuvor großen Wert darauf gelegt, dass der Iran nicht an den Verhandlungen in Doha teilnehmen dürfe, berichtet heute die Zeitung „Kommersant“. Die Perser hatten allerdings immer durchblicken lassen, dass sie ihre nach dem Ende der Sanktionen gerade wieder steigende Förderung nicht einschränken wollen – zumindest solange nicht, bis sie wieder das Niveau vor den Iran-Sanktionen erreicht hat.

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Der Kampf um die Freihandelsabkommen #TTIP & #CETA in der Entscheidung.

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Die Abkommen können und müssen verhindert werden


von Conrad Schuhler / Vors. Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.


TTIP und CETA – die Entscheidungen stehen bevor

Das Treffen von Bundeskanzlerin Merkel und US-Präsident Obama anlässlich der Eröffnung der Hannover Messe (23. April) dient einem einzigen Zweck: Die TTIP-Verhandlungen so voranzubringen, dass das Abkommen noch in diesem Jahr zustande kommt. Ende Februar 2016 fand die 12. Verhandlungsrunde zu TTIP zwischen der EU und den USA in Brüssel statt. Hierbei war es vor allem um die umstrittenen Themen Investitionsschutz und regulatorische Kooperation gegangen. Die EU-Kommission war durch einen Beschluss des Europäischen Parlaments gezwungen, einen neuen Textvorschlag für den Investitionsschutz auszuarbeiten.
 

 

Das EU-Parlament hatte die TTIP-Entwürfe im Juni 2015 mit 436 Ja- gegen 241 Nein-Stimmen grundsätzlich unterstützt, aber verlangt, „das ISDS-System durch ein neues System zu ersetzen“. Bei der Frage der „regulatorischen Kooperation“ ging es vor allem um das sogenannte „right to regulate“, das Recht der einzelnen Länder, selbst wirtschaftspolitische und soziale Regeln zu verabschieden und sich nicht den Beschlüssen eines TTIP-Rates unterwerfen zu müssen. Die EU-Kommission und die deutsche Regierung drückten sofort ihre Freude über „Fortschritte“ in diesen Fragen aus. Ganz davon abgesehen, dass die Vorschläge der EU-Seite völlig ungenügend sind, so sind sie auch ohne jede bindende Wirkung. Die US-Seite lehnt sie in Bausch und Bogen ab. Nun wird großes Theater geboten, um die zunehmend kritische Öffentlichkeit mit Lügen und Tricks in wichtigen Fragen ruhig zu stellen.

In Berlin waren am 10.10.2015 über 250.000 Menschen unter dem Motto „TTIP und CETA stoppen! Für einen gerechten Welthandel!“ auf die Straße gegangen. Dies hatte den TTIP-Strategen mehr Kopfzerbrechen bereitet als zuvor alle wissenschaftlichen Arbeiten und Symposien zusammen. Dazu kommen die 3,4 Millionen Unterschriften der Stopp-TIPP-Initiative in den EU-Ländern. Die Menschen sind in stürmischer Bewegung gegen die geplanten Abkommen, sowohl in Europa wie in den USA. Der TTIP-Fahrplan der Obama-Regierung sieht vor, zunächst das TPP, das Transpazifische Partnerschaftsabkommen – zwölf pazifische Länder, von Chile über die USA bis Vietnam (40 % des Weltsozialprodukts) – durchzusetzen, um sich dann mit ganzer Kraft dem TTIP-Projekt zuzuwenden. TPP wäre der Türöffner für TTIP.

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Ausgeträumt? Demokratie & Internet - isw-report 105

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von Thomas Gebel, Thomas Hagenhofer und Kerem Schamberger


Seit den Anschlägen von Paris am 13.11.2015 und der durch die herrschende Politik und die Medienberichterstattung geschürten Massenhysterie erfolgen verstärkte Angriffe auf demokratische Rechte in den Staaten der EU. Dies hat auch Auswirkungen auf alle Bereiche des Internet. Geheimdienste und Kommentatoren in den USA erdreisten sich, dem Whistleblower Edward Snowden eine Mitschuld an den Anschlägen zuzuweisen.

Ein Verbot von sicherer Internetkommunikation durch Verschlüsselungstechnologien wird wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Die so genannten Anti-Terror-Gesetze, die im nächsten Jahr in Deutschland auslaufen sollten, werden nochmals verlängert, die Geheimdienste werden mit zusätzlichem Personal ausgestattet.

Noch ist nicht absehbar, ob wir es mit einer vorübergehenden Welle von Angriffen oder mit einer neuen Qualität der Beschneidung bürgerlicher Rechte zu tun haben. Die in diesem Heft dargestellte Tendenz, die demokratischen Potenziale des Internets in ihr Gegenteil zu verkehren, wird in jedem Fall gestärkt.

Im ersten Teil des Heftes beschreiben wir die Entstehung und Entwicklung des Internets. Dabei gehen wir insbesondere auf die Monopolbildung durch Google, Facebook und Co. ein. In den darauf folgenden Kapiteln wird der Mythos vom „Mitmachweb“ durch Social Media diskutiert und die wichtigsten heute bekannten Überwachungsprojekte der Geheimdienste dargestellt. Anschließend beleuchten wir die partizipativen Potenziale des Internets. Zum Schluss werden einige Eckpunkte für eine demokratische Entwicklung formuliert.

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Sicherheitsleistungen entmündigen Flüchtlinge

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von MdB Ulla Jelpke

„Die Bundespolizei hat im vergangenen Jahr 349.438,97 Euro von Flüchtlingen eingezogen, um die Kosten für Sozialleistungen, aber auch für etwaige Abschiebungen abzudecken. Dieses Vorgehen halte ich für äußerst problematisch“, erklärt die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke, zur Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion. Jelpke weiter:

„Bei der Einziehung der sogenannten Sicherheitsleistungen handelt es sich faktisch um umfangreiche Beschlagnahmungsaktionen. Die Flüchtlinge müssen nicht nur fast ihr gesamtes Bargeld abgeben, es kann ihnen vielmehr auch jegliches sonstige Vermögen abgenommen werden, wie etwa Schmuck oder Telekommunikationsgeräte.
 


Es spricht nichts dagegen, dass die wenigen Vermögenden unter den Flüchtlingen zu ihrer Versorgung beitragen – sie kommen ja in der Regel auch hierher, um selbstbestimmt zu leben. Das wird aber gerade verhindert, wenn man ihnen nur einen Selbstbehalt von wenigen hundert Euro lässt. Das halte ich unverhältnismäßig und integrationshemmend. Ihre Bedürftigkeit wird auf diese Weise erst hergestellt. Und die Kosten für eine Abschiebung schon dann einzuziehen, wenn noch nicht einmal über das Asylgesuch entschieden ist, ist aus meiner Sicht extrem fragwürdig.“

Nachfolgend die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke, Katrin Kunert, Harald Petzold (Havelland), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. Die nachfolgende Drucksache enthält zusätzlich – in grünen Schriftzeichen – den Fragetext.

Ulla Jelpke, www.ulla-jelpke.de/


 Drucksache 18/7735 – 17.03.2016


Einziehung von Geld und Wertsachen (Sicherheitsleistungen) von Asylsuchenden


Vorbemerkung der Fragesteller

Die Behörden von Bund und Ländern können von Asylsuchenden Sicherheitsleistungen einbehalten, um die Kosten von Abschiebungen (§ 66 Absatz 5 des Aufenthaltsgesetzes – AufenthG) oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (§ 7a AsylbLG) zu decken.

Aus Sicht der Fragesteller sind die gesetzlichen Regelungen unverhältnismäßig. Zwar spricht nichts dagegen, dass die – mutmaßlich sehr wenigen – Wohlhabenderen unter den Flüchtlingen ihre Lebensführung in Deutschland selbst finanzieren. Allerdings wird ihnen die Möglichkeit eigenbestimmter Lebensführung genommen, wenn ihnen die Barmittel oder Vermögenswerte von Anfang an abgenommen werden. Sie erhalten nicht die Chance, unabhängig von Sozialleistungen zu leben, sondern durch diese Beschlagnahmungen („Sicherheitsleistungen“) wird vielmehr ihre sofortige Hilfsbedürftigkeit hergestellt.

Auch die Kosten für etwaige Zurückführungen oder Abschiebungen können schon zu einem Zeitpunkt als Sicherheitsleistung einbehalten werden, zu dem überhaupt noch keine vollziehbare Ausreiseaufforderung vorliegt.

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Wladimir #Putin und François #Hollande: Zwei Staatsoberhäupter vor ihren Mitbürgern

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von Thierry Meyssan / voltairenet.org


Obwohl die wirtschaftliche Situation von Russland viel schwieriger ist als die von Frankreich, haben die russischen Zuschauer die Sendung ’Live mit Wladimir Putin’ gelobt, während die Franzosen die "Bürgerlichen Dialoge mit François Hollande" gemieden haben. Die beiden Programme hatten Zuschauerzahlen, die mit dem Anhang, die diese zwei Persönlichkeiten genießen, übereinstimmen. Für Thierry Meyssan, im Gegensatz zu der Vulgata der Kommunikations-Berater, bestrafen die Zuschauer und Wähler nicht die schlechten Wirtschaftsindikatoren. Sie entscheiden sich für die Fähigkeit ihrer Führer, den Vorsitz des Landes einzunehmen, oder es nur einfach zu verwalten.
 

 

Am 14. April 2016 antworteten die Präsidenten Wladimir Putin und François Hollande im Fernsehen, jeder in seinem Land, auf die Fragen ihrer Mitbürger[1]. In beiden Fällen war es eine reine Kommunikations-Übung, keine Neuheit sollte bekannt gegeben werden.


Ein europäisches Format

In erster Linie, diese Art von Programm entwickelt sich seit einigen Jahren auf dem europäischen Kontinent, existiert aber nicht in anderen Ländern, wie in den USA.

Wenn Präsident Barack Obama sich auch manchmal gestattet, auf Fragen von Mitbürgern bei öffentlichen Veranstaltungen zu antworten, bleibt dies eine Ausnahme und könnte auf keinen Fall während eines ganzen Abends im Fernsehen organisiert werden. Um seine Nähe mit seinem Volk zu zeigen, geht er am liebsten, umschwärmt von unzähligen Fotografen, mit Familie in ein Fast-Food-Restaurant Pizza essen. Sobald er im Weißen Haus eingerichtet ist, schuldet der US-Präsident niemandem Rechenschaft, weder dem Kongress (außer bei Verbrechen die seine Entlassung rechtfertigen), noch seinen Wählern. Dagegen gibt es in Europa eine lange Tradition, an den Staatschef Anfragen zu richten. Dieser darf nicht den direkten Kontakt mit dem Volk scheuen. So ist es üblich, dass ein europäischer Staatsmann ein Bad in der Menge nimmt, während der Präsident der Vereinigten Staaten, von zahlreichen Leibwächtern umgeben, nur in einem gepanzerten Wagen fährt.

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Warum der sinkende Ölpreis die Kriegsgefahr erhöht

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von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“


Am Wochenende trafen sich in der katarischen Hauptstadt Doha die Vertreter von 18 Ölförderländern der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), um über eine Begrenzung der Fördermengen zu sprechen. Eine solche Begrenzung hätte einen Anstieg des Ölpreises bedeutet, der seit Mitte 2014 mehr als zwei Drittel seines Wertes verloren hat. Doch die Konferenz wurde ergebnislos vertagt, was den Ölpreis erneut unter Druck setzt.


Ölproduzenten kämpfen an zwei Fronten

Die Ölproduzenten haben derzeit mit zwei großen Problemen zu kämpfen. Auf der einen Seite dümpelt die Nachfrage wegen der weltweiten wirtschaftlichen Stagnation vor sich hin, so dass ein gewaltiges Überangebot entstanden ist. Die Öllager sind randvoll, vor vielen Häfen bilden sich immer längere Schlangen von Öltankern, die ihre Ladungen nicht löschen können. Auf der anderen Seite werden derzeit weltweit Höchstmengen gefördert. In Iran, nach Saudi-Arabien der größte Ölförderer im Nahen Osten, läuft die Produktion nach der Aufhebung der Sanktionen heiß. Aber auch alle übrigen Länder fördern bis zum Anschlag, um ihren Anteil an dem heftig umkämpften Markt zu behaupten.
 

 

Der gegenwärtig niedrige Ölpreis von knapp unter 40 US-Dollar beschert vielen dabei enorme Verluste. Venezuela z.B. nahm 2013 noch 42 Mrd. US-Dollar für seine Ölexporte ein, 2015 nur noch 12 Mrd. US-Dollar. Nigeria, Angola und Aserbaidschan haben bereits angekündigt, dass sie in naher Zukunft auf Notfallkredite zurückgreifen müssen. Russland hat seinen Reservefonds wegen des niedrigen Ölpreises im Jahr 2015 halbiert und wird ihn bei bleibendem Preisniveau bis Ende 2016 aufgebraucht haben.

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Nazi-Sprech in Polen: "Russland größere Gefahr als der IS"

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von Ulrich Gellermann, Berlin


Durchgeknallt? Reif für die Anstalt? Polens Außenminister Witold Waszczykowski meint was er sagt: "Russland größere Gefahr als der IS“. Und die TAGESSCHAU referiert den Wahnsinns-Spruch tatsächlich und erklärt ihn auch noch: „Spätestens seit der Annexion der Krim sind viele osteuropäische Staaten ernsthaft besorgt über die russische Politik. Polens Außenminister wählte nun einen besonders krassen Vergleich, um damit zugleich eine starke NATO-Präsenz zu fordern: Russland sei gefährlicher als der IS“. Aha. Die Russen schneiden Köpfe ab, besetzen Länder in Ost-Europa, zwingen die polnischen Katholiken unter das religiöse Joch der orthodoxen Kirche und sind verantwortlich für Tausende Tote? Nichts von alledem. Aber demnächst soll der NATO-Russland-Rat wieder tagen. Das wäre ein kleiner Schritt zur Normalisierung der NATO-Russland-Verhältnisse. Das aber erträgt die polnische Regierung nicht.
 

 

Wer bei Verstand ist, der wird die neue polnische Regierung für die „größere Gefahr“ halten: „Wir wollen lediglich unseren Staat von einigen Krankheiten heilen, damit er wieder genesen kann“, erfährt man von Witold Waszczykowski, wenn er die Kritik an den aktuellen polnischen Verhältnissen zurückweist. Die Vorgängerregierung habe einen „neuen Mix von Kulturen und Rassen“ verursacht. Das ist Nazi-Sprech. Die Nazis erklärten ihre Gegner auch gern als „krank“. Und ihr Menschenbild war durchtränkt von jener „Rassen-Hygiene“, die immer nach dieser oder jener Rasse schnüffelte, um eine Mischung für krankhaft zu erklären.

Es ist genau dieser Rassismus, der in die polnische Russenphobie mündet und zum bösartigen Russland-IS-Vergleich führt.

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Piräus – Chinas Tor nach Europa

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von Fred Schmid c/o Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.


China beginnt künftig in Athen-Piräus. Die staatseigene chinesische Reederei COSCO (China Ocean Shipping (Group) Company) übernimmt einen 67-Prozent-Anteil an Griechenlands größtem Hafen Piräus für die kommenden 36 Jahre. Der Vertrag dazu wurde am 8. April 2016 in Athen unterzeichnet. COSCO zahlt zunächst 280,5 Millionen Euro für einen 51-Prozent-Anteil an der bislang mehrheitlich griechisch-staatlichen Hafengesellschaft OLP (Piraeus Port Authority). Die Übertragung der Aktien soll im Juni erfolgen. Weitere 16 Prozent erhält die viertgrößte Reederei der Welt in fünf Jahren für 88 Millionen Euro. Davor muss sie allerdings versprochene Investitionen im Hafen im Umfang von 350 Millionen Euro nachweisen. Auch Hafenbetreiber aus Dänemark, den Philippinen, aus den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) hatten sich an der Ausschreibung beteiligt.
 

Cosco-China-Ocean

 

COSCO hat mit Piräus Großes vor: Es will Piräus „zu einem der führenden Häfen Europas ausbauen“, versprach COSCO-Chef Xu Lirong, zum größten Containerhafen im Mittelmeerraum. Er soll zur Drehscheibe für den Containerverkehr zwischen Asien und Europa, aber auch für Nahost und Russland werden. Diese Option erscheint angesichts der günstigen geostrategischen Lage des Hafens durchaus realistisch. Es ist der dem Suezkanal am nächsten gelegene europäische Hafen. Chinesische Exporte können dadurch 7 bis 11 Tage schneller nach Mitteleuropa gelangen. Zudem hat er den Vorteil, als natürlicher Tiefwasserhafen Containerschiffe aller Größen aufnehmen zu können. Konzerne wie Hewlett Packard (HP), Sony, Huawei und und der chinesische Mobilfunkhersteller ZTE schlagen bereits jetzt einen Großteil ihrer aus Asien kommenden Frachten in Piräus um.

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„Islamischer Staat“ – eine Herausforderung zur geistigen Erneuerung

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von Kai Ehlers, Hamburg


Eine Herausforderung ist die Frage nach dem Charakter und der Rolle des „IS“ selbstverständlich schon deshalb, weil sie kaum einzugrenzen ist. Zu viele Worte lassen eher noch mehr Verwirrung entstehen als die Realität des „IS“ selbst. Skizziert seien hier daher nur einige Hauptpunkte, die für eine eingehende Klärung unerlässlich sind.


Also zum Thema:

Der heutige Terrorismus ist selbstverständlich nicht mit Bomben aus der Welt zu schaffen. Bomben gegen den „Islamischen Staat“ können den „IS“ als ein Symptom des Terrorismus eindämmen, zur Wurzel des Phänomens dringen sie nicht vor. Erforderlich ist eine vorurteilslose Diagnose, eine Differenzierung der Spuren, die im Terrorismus zusammenkommen. Monokausale Begründungen müssen vermieden werden – um auf diese Weise vielleicht zu einer – ebenfalls zu differenzierenden – globalen Therapie dieses Übels zu kommen.


1. Die islamische Spur:


Auch wenn klar ist, das „Islamischer Staat“ und Islam nicht identisch sind, selbst wenn klar ist, dass es den Islam nicht gibt, sondern diverse Konfessionen im Lauf der Geschichte ebenso wie heute, muss doch genau hingehört werden, wie der „IS“ sich aus dem Koran herleitet. Dazu dürfte es angebracht sein, den Koran in einer authentischen Übersetzung selbst einmal anzuschauen und sich die Begründungen der “IS“-Ideologen, wie auch der aus dem Islam kommenden wie auch zugelaufenen Mitglieder anzuhören – und ihre Motive ernst zu nehmen, statt sie ängstlich beiseite zu schieben.

Aus dieser Wahrnehmung sticht – abgesehen von allen Unstimmigkeiten und brutalen Verkürzungen – zumindest ein Stichwort als besonders bemerkenswert hervor, dass nahezu in jeder Sure des Koran auftaucht – gleich, wie es dann interpretiert wird, nämlich: der Koran versteht sich als letzte Warnung zur Offenbarung des wahren, des einen Gottes zurückzukehren, dessen Botschaft durch Judentum und Christentum verfälscht, vergessen und verraten worden sei. Er ist der apokalyptische Zeigefinger: Wer die Warnung nicht hören will, fällt der ewigen Verdammnis anheim.

Die Dogmatisierung dieses Zeigefingers führt unmittelbar in den „IS“.

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Die USA halten Banksanktionen gegen den #Iran aufrecht

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von Paul-Martin Foss


Ungeachtet der Aufhebung der internationalen Sanktionen gegen den Iran früher in diesem Jahr beabsichtigt die US-Regierung, iranischen Unternehmen den Zugang zum US-Finanzsystem weiterhin vorzuenthalten. Das zeigt auf, wie das Finanzsystem nicht als marktorientiertes System betrachtet wird, in dem private Unternehmen die Freiheit haben, zu tun was sie wollen, sondern als ein Werkzeug der Bundesregierung, das benutzt wird, um die politischen Ziele der Bundesregierung durchzusetzen.

Für die Banken ist das eine zweischneidige Sache. Einerseits haben US-Banken den Anordnungen der Bundesregierung zu gehorchen, egal wie streng diese sind. Andererseits profitieren sie weiterhin von den hohen Eintrittsbarrieren, die Konkurrenten draußen halten, wie auch von staatlichen Unterstützungen wie Einlagensicherung und Zugang zu Diskontfenster und Rettungseinrichtungen der Federal Reserve.

Diese anhaltende Weigerung, den Iranern Zugang zum US-Finanzsystem zu gestatten, trägt jedoch genausoviel bei, den Handel der USA im Ausland zu beeinträchtigen, wie es die iranische Industrie schädigt. Nicht einmal auf Dollarbasis abgeschlossene Handelsgeschäfte konnten über europäische Filialen von US-Banken abgewickelt werden, sondern mussten vollständig über europäische Banken laufen. Das ist natürlich schädlich für US-Banken, die schlecht wegkommen beim potentiellen Geschäft mit iranischen Firmen.

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#Volkswagen: erst skrupellos betrogen, dann schamlos abkassieren

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Die Gier der VW-Oligarchen

 


von Dietmar Henning / wsws.org


Der Streit um die Millionen-Boni für die superreiche Vorstandselite bei Volkswagen zeigt exemplarisch, wie die Führung des Autokonzerns auf den Abgasbetrug und die damit verbunden massiven Verluste und zu erwartenden Strafzahlungen reagiert: Nicht der Vorstand und die Kapitaleigner, sondern die Beschäftigten und ihre Familien sollen für die Krise bezahlen.

Dieselbe kriminelle Energie mit der der Abgasbetrug begangen und Millionen Käufer getäuscht wurden, richtet sich jetzt gegen die Beschäftigten. Um ihre Profite und Millionen-Einkommen zu verteidigen, bereiten sie massive Sparprogramme, Arbeitsplatzabbau und Rationalisierungsmaßnahmen vor.

Hinter der aggressiven Verteidigung der Vorstandseinkommen in Millionenhöhe, von denen die Boni nur einen kleinen Teil ausmachen, steht die Entschlossenheit einer herrschenden Klasse, ihre Profite und Privilegien unter allen Umständen zu verteidigen.


Ein Blick auf die Fakten ist aufschlussreich:

Martin Winterkorn stand seit 2007 an der VW-Spitze. Während dieser Zeit wurden die Vorstandseinkommen systematisch erhöht. 2014 erhielt er als Vorstandsvorsitzender 16 Millionen Euro. Das sind 1,3 Mio. im Monat. Später wurde bekannt, dass er bereits im Frühjahr 2014 über die Manipulation der Diesel-Abgaswerte informiert worden sei. In Medienberichten hieß es, ein entsprechender Vermerk an den damaligen Konzernchef sei aufgetaucht.

Im September letzten Jahres trat Winterkorn als VW-Chef zurück, verlangte aber die Erfüllung seines Vertrages, der bis Ende 2016 läuft. Bis dahin bezieht der Ex-VW-Chef, der für die größte Krise der Unternehmensgeschichte verantwortlich ist, weiterhin sein Gehalt plus Sonderzahlungen. Da sich letztere unter anderem aus den Ergebnissen der Vorjahre zusammensetzen, kommt Winterkorn laut Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung auf eine Summe von mehreren Millionen Euro. Dazu kommen Rentenansprüche im Umfang von 28 Millionen Euro.

Ein anderes Beispiel für die Bereicherungsorgie im VW-Vorstand ist Ex-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch.

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Die türkische Herrenrasse

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von Thierry Meyssan / voltairenet.org


Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat wiederholt die Möglichkeit heraufbeschworen, einem Zehntel seiner Bevölkerung die türkische Staatsbürgerschaft zu rauben. Weit entfernt davon, nur eine Sonntagsrede zu sein, handelt es sich hierbei um die Umsetzung der Herrenrassen-Theorie der Millî Görüş, einer islamistischen Organisation, deren einer Führer er war und die er behauptet verlassen zu haben. Eine derartige Option umgesetzt, würde zu einem neuen regionalen Krieg führen.

Nach internationalem Recht hat jeder Mensch das Recht auf den Schutz eines Staates. Indessen gibt es weltweit ungefähr 10 Millionen Staatenlose, darunter 4,5 Millionen Palästinenser, 1 Million burmesische Muslime, 700.000 Flüchtlinge aus Burkina Faso in der Elfenbeinküste, 500.000 Thais und 270.000 Russen in Litauen. Nach dem Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, António Guterres [seine Amtszeit endete am 31. Dezember 2015], "kann die Staatenlosigkeit ein Leben ohne Erziehung, noch Gesundtheitsvorsorge oder ordungsgemäße Beschäftigung, ein Leben ohne Bewegungsfreiheit, ohne Hoffnung oder Zukunftsperspektive zur Folge haben".

Indem sich Recep Tayyip Erdoğan zu einer Herrenrassen-Ideologie bekennt, öffnet er den Weg zur Staatenlosigkeit eines jeden türkischen Staatsangehörigen, der nicht türkisch-völkischer Abstammung wäre, aber auch türkisch-stämmigen Völkern, die diese unterstützen.

Im Juli letzten Jahres hatte er vorsätzlich den Bürgerkrieg wieder entfacht, indem er das Gebot der Gleichheit für Alle in Frage gestellt hatte. Er hat Militäroperationen in die Wege geleitet, in diversen kurdischen Orten Ausgangssperren verhängt, christliche Kirchen beschlagnahmt und definitiv "5000 Terroristen neutralisiert" (sic).

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Reallöhne steigen wieder – Einkommensungleichheit auch

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von Fred Schmid c/o Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.


Zu Beginn dieser Woche gingen die Tarifverhandlungen für 2,1 Millionen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes (Bund und Kommunen) in die zweite Runde. Die Gewerkschaft Ver.di fordert unter anderem eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um sechs Prozent. „Viel zu hoch!“ konterte Innenminister De Maizière, der Verhandlungsführer des Bundes.

Die Erhöhung der Diäten der Abgeordneten des Bundestages in den Jahren 2014 und 2015 um insgesamt 10,1 Prozent ( = 830 Euro) dagegen ging für ihn in Ordnung. Als Minister bekommt er zwar nur die halben Abgeordneten-Diäten, aber zusammen mit seinem – ebenfalls erhöhten – Ministergehalt kommt er inzwischen auf satte 20.000 Euro monatlich. Ver.di begründet die Forderung unter anderem mit einem Nachholbedarf im Vergleich zur Gesamtwirtschaft. Seit 2000 seien die Tariflöhne beim Staat um 37 Prozent gestiegen, in der Gesamtwirtschaft dagegen um mehr als 41 Prozent. Insgesamt hat die Lohnungleichheit in der deutschen Wirtschaft in den vergangenen Jahren stark zugenommen, wie auch folgende Analyse deutlich macht.

Von 2001 bis 2009 mussten die Arbeitnehmer in Deutschland in sieben Jahre Reallohnsenkungen hinnehmen, u.a. wegen Hartz-IV und dem dadurch geschaffenen Niedriglohnsektor und wegen der Finanzkrise 2008/09: insgesamt ein Minus von 5 Prozent pro Beschäftigten und von 3,4 Prozent in der Reallohnsumme. Erst ab 2010 ging es mit den realen Nettoverdiensten wieder langsam aufwärts. Im vergangenen Jahr stieg der Reallohn pro Beschäftigten im Durchschnitt um 2,1%, der zweithöchste Anstieg seit der Jahrtausendwende. Die Reallohnsumme und damit die Kaufkraft der Arbeitnehmer nahm sogar um 3,3% zu – Rekord!

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Abgereichertes Uran: der drohende Holocaust im Irak

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Depleted Uranium (DU): the Imminent Holocaust in Iraq


von Dr. Ludwig Watzal, Bonn


In den GEZ-Medien und fast allen Konzernmedien wird massiv Zensur ausgeübt. Auch darin wird die BRD der DDR immer ähnlicher. Was den hochdotierten Meinungskommissaren nicht in ihre Vorstellung von "Meinungsfreiheit" passt, wird von den Zensoren medial vernichtet. Ein kritischer Blick auf Vorgänge, die die Verbrechen der USA und ihrer Alliierten (Vasallen) betreffen, fallen der Nichtberichterstattung anheim, wie zum Beispiel das Thema des Einsatzes von Uranmunition.
 

 

2001 war die Behandlung dieses Themas in "Der Spiegel" noch möglich, als Sigismund von Ilsemann einen hervorragenden Artikel zum Thema unter der Schlagzeile "Tödlicher Staub" noch veröffentlichen konnte. Heute scheint dies schier unmöglich zu sein, da der Spiegel ebenfalls auf den von der Merkel-Regierung vorgegebenen Regierungskurs in Sachen politisch-korrekter Berichterstattung in Sachen Merkel und EU eingeschwenkt ist.

Es gibt heutzutage kaum noch seriöse wissenschaftliche Stimmen, die die tödlichen Gefahren für die Menschen und die Umwelt durch den Einsatz von Uranmunition in Kampfgebieten in Frage stellen, sieht man einmal von den bezahlten Lobbyisten und den Profiteuren der Industrie des Todes ab, die die verheerenden Auswirkungen beschönigen und manchmal schlichtweg leugnen.

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Ein Exkurs in die jüngere US-Geschichte. Fragen der Wahlmöglichkeit

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Andrew J. Bacevich - Stephen Kinzer


Präsident Barack Obama verdankt seine Wahl im Jahr 2008 zum großen Teil der tiefen Sehnsucht unter den Bürgern nach einer neuen Außenpolitik in der Folge des katastrophalen Irakkriegs. Wenn er jedoch das Weiße Haus im kommenden Jahr verlässt, wird diese Politik wie bei seinem Einzug überwiegend mit dem bewaffneten Konflikt im Mittleren Osten befasst sein.

Das ist kein neuer Zustand. In seinen Tanner-Vorlesungen, die er vor kurzem am "Bowen H. McCoy Family Center for Ethics in Society" der Stanford University hielt, und in seinem neuen Buch "America´s War for the Greater Middle East" stellt der Armeeoberst im Ruhestand und Wissenschaftler für Internationale Beziehungen Andrew J. Bacevich die heutigen Engagements in den Zusammenhang eines Jahrzehnte langen Strebens nach Beherrschung der muslimischen und arabischen Welt durch die Vereinigten Staaten von Amerika.
 

 

Der Journalist Stephen Kinzer begleitete Bacevich bei seinem Exkurs in die Geschichte. Warum und wie wurden die Vereinigten Staaten von Amerika auf den Mittleren Osten fixiert? Warum war das Land bereit, dort soviel Blut – eigenes und fremdes – zu vergießen? Und haben wir etwas daraus gelernt?

Die Herausgeber (des Boston Review)

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Stephen Kinzer: Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren die Vereinigten Staaten wiederholt an Interventionen im Mittleren Osten beteiligt. Sie sehen diese als Teil eines langen kontinuierlichen Prozesses. Warum glauben Sie, dass diese Sichtweise korrekt und aufschlussreich ist?

Andrew J. Bacevich: Wenn wir diese einzelnen Aktionen, Kampagnen und Operationen als Einzelereignisse betrachten, dann können wir nicht nur nicht bewerten, wie sie zueinander in Verbindung stehen, sondern auch das Ausmaß, in dem die Politik der Vereinigten Staaten von Amerika in dem, was ich als Größeren Mittleren Osten bezeichne, ein episches Scheitern bewirkt hat.

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Frieden mit Russland - Verständigung in Europa

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Nein zu Faschismus und Krieg


von MdB Wolfgang Gehrcke


Vor 75 Jahren, am 22. Juni 1941 überfiel das faschistische Deutschland die Sowjetunion. 153 Divisionen der Wehrmacht mit 3 Millionen Soldaten fielen über das Land her. Hinzu kamen Soldaten der mit Hitler-Deutschland verbundenen Staaten Rumänien, Ungarn, Finnland, der Slowakei und Italien. Knapp vier Jahre kämpfte die Rote Armee gemeinsam mit den anderen Alliierten und dem antifaschistischen Widerstand in ganz Europa gegen diese Barbarei. Die Sowjetunion trug die Hauptlast bei der Zerschlagung des Faschismus. 27 Millionen Sowjetbürger wurden Opfer des Vernichtungskrieges. 14 Millionen Zivilisten, darunter 2 Millionen sowjetische Juden, überlebten die faschistische Barbarei ebenso wenig, wie 2 Millionen sowjetische Kriegsgefangene.

8 von 10 in Sowjetrussland am Ende des 1. Weltkrieges geborene Männer wurden Opfer des Krieges. Allein die Blockade von Leningrad kostete über 1 Million Menschen das Leben. In Belo-Russland wurden 628 Dörfer dem Erdboden gleichgemacht und die Einwohner bestialisch ermordet. Die Wehrmacht hinterließ 2 Millionen Quadratkilometer verbrannte Erde.
 

 

Im „Hungerplan“ des faschistischen Deutschlands und im Generalplan Ost wurde der Hungertod von Millionen Menschen einkalkuliert. Der Politik der verbrannten Erde fielen 6 Millionen Gebäude zum Opfer; 25 Millionen Menschen wurden obdachlos. 31.850 Betriebe, in denen 4 Millionen Beschäftige einen Arbeitsplatz hatten und 98.000 Kolchosen wurden gänzlich oder teilweise zerstört, ebenso ungezählte Schulen, Lehranstalten und Kultureinrichtungen.

Aus dieser finstersten Zeit deutscher Verbrechen in Europa gibt es nur eine Lehre: Nie wieder Faschismus.Nie wieder Krieg.

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Konflikt der Staaten Armenien und Aserbaidschan um die Region Bergkarabach

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von Jo Menschenfreund / Justin Raimondo


Sofort nach Beginn der Angriffe Aserbaidschans hatte ich in einem separaten Artikel auf den Konflikt in Bergkarabach und seine Hintergründe hingewiesen. Inzwischen hat der kritische Journalist Justin Raimondo[1] am 04. April eine tiefer gehende Analyse bei antiwar.com veröffentlicht, die ich dem deutschsprachigen Leser nicht vorenthalten will. Und nachdem auch die ersten Granaten Aserbaidschans auf das Gebiet des Iran fielen, erscheint eine schleichende Erweiterung des Krieges immer wahrscheinlicher.

__________________


"... Am letzten Donnerstag traf der US-Außenminister John Kerry den Diktator Aserbaidschans, Ilham Aliyev, in Washington, und rief zu einer "abschließenden Lösung"  des Jahrzehnte alten Konfliktes in der umkämpften Provinz Bergkarabach auf. Das erste Opfer war ein 12-jähriger armenischer Junge.

Natürlich behauptet Aserbaidschan, angegriffen worden zu sein, aber das erscheint unglaubwürdig. Die Fronlinien in dem erneut hochkochenden Konflikt waren relativ stabil, nachdem der post-sowjetische Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan mit dem Sieg Armeniens und der de facto Unabhängigkeit der früheren armenischen Region Bergkarabach beendet worden war. Die Bewohner von Bergkarabach hatten keinen Grund, den Kampf zu erneuern, waren sie doch bereits im Besitz der von ihnen beanspruchten Region. Es erscheint eher mehr als Zufall, dass die Feindseligkeiten unmittelbar nach der absurden Aussage von Außenminister Kerry aufflammten.

Absurd ist die Aussage, weil die "Krise" bereits gelöst ist. Heute ist Bergkarabach ein unabhängiger Staat, trotz der Weigerung der USA, dies anzuerkennen [weshalb natürlich auch die Bundesrepublik Deutschland Bergkarabach nicht anerkennt,]. Das Land lebt in diesem Status seit 1994, als die letzten Truppen Aserbaidschans aus dem Gebiet vertrieben worden waren. Dass der US-Außenminister es für notwendig hält, an dieser Stelle zu intervenieren, scheint, gelinde gesagt, höchst verdächtig. Hatte Kerry dem Diktator Aserbaidschans grünes Licht gegeben?

Das wäre nicht überraschend. Schließlich hatten die USA Aserbaidschan immer und in jeder Angelegenheit unterstützt, unabhängig davon, wer Präsident im Weißen Haus war. Washingtons Gründe sind zweigestaltig: Geopolitik und Geld, nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge.

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Neuer Krisenherd: Armenien weigerte sich NATO Mitglied zu werden

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von Jo Menschenfreund


Armenien weigerte sich, NATO-Mitglied zu werden, und schon wird das Land in einen Krieg verwickelt. Wie eine NATO-Seite am 10. März 2016 schreibt, bemüht sich das Militärbündnis intensiv darum, in Armenien Fuß zu fassen, offensichtlich, um die Einkreisung Russlands zu vervollständigen. Allerdings sind diese Bemühungen seit 20 Jahren ohne durchschlagenden Erfolg. Wie eine andere NATO-Seite, DIE ZEIT, schreibt: "Belarus, Armenien und Aserbaidschan flirten lieber mit Russland" ... Und nun greift Aserbaidschan plötzlich aus heiterem Himmel die sich für unabhängig erklärte Provinz Bergkarabach an, für dessen Sicherheit Armenien in einem eingefrorenen post-sowjetischen Konflikt dort Militär stationiert hat.
 

Karte zum Konflikt um Bergkarabach

   Armenisch besetztes Gebiet Aserbaidschans .   Bergkarabach

 

Zum Angreifer, Aserbaidschan, schreibt Wikipedia:


"... In der geopolitischen Analyse Zbigniew Brzezinskis in seinem grundlegenden Werk "Die einzige Weltmacht" ist Aserbaidschan ein geopolitischer Dreh- und Angelpunkt von entscheidender Bedeutung: "Es ist gewissermaßen der Korken in der Flasche, die die Schätze des Kaspischen Beckens und Zentralasiens enthält." An seiner Unabhängigkeit entscheidet sich die Unabhängigkeit der zentralasiatischen Staaten und die Verfügungsgewalt über seine Ölvorkommen. Als unabhängiges Land, das durch eigene Pipelines mit dem Westen verbunden ist, wird es zum "Einfallstor" zu den zentralasiatischen Republiken. "Fast wie im Fall der Ukraine ist auch die Zukunft Aserbaidschans und Zentralasiens für das Wohl und Wehe Russlands bestimmend.... "


Russland versteht sich als Schutzmacht Armeniens, während Aserbaidschan mit der NATO mehr als flirtet und einen baldigen Beitritt begrüßen würde. Die Situation ähnelt jener, als der frühere Präsident von Georgien, Micheil Saakaschwili, am 8. August 2008 um 0:53 Ortszeit Südossetien mit Mörser und Artillerie angriff, und dann mit massivem Militärmaterial in das Gebiet der Region eindrang, die sich, wie Bergkarabach, für unabhängig erklärt hatte. Damals hatte Saakaschwili auf die Unterstützung der NATO gezählt,  die zur Friedenssicherung Soldaten in Südossetien stationiert hatte, sich dann aber schlussendlich doch aus direkten Kämpfen gegen Russland heraushielt.

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Die Ukraine bricht zusammen, Europäer sind der US-Interventionen überdrüssig

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von Ron Paul


Am Sonntag trat der ukrainische Premierminister [Arsenij Petrowytsch Jazenjuk] zurück, vier Tage, nachdem die Niederländer gegen einen Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union stimmten. Gemeinsam betrachtet sind diese beiden Ereignisse klare Signale, dass der von den Vereinigten Staaten von Amerika unterstützte Staatsstreich in der Ukraine diesem Land nicht Freiheit und Demokratie gebracht hat. Sie lassen auch eine tiefer gehende Unzufriedenheit unter den Europäern über Washingtons Hang zum Intervenieren erkennen.

Laut den Regierungen der USA und der Europäischen Union – und unhinterfragt von den Massenmedien berichtet – erhoben sich die Menschen der Ukraine im Jahr 2014, um die Ketten einer korrupten Regierung in der Gesäßtasche Moskaus abzuwerfen und endlich ins prowestliche Lager überzuwechseln. Laut diesen Leuten hatten Regierungsleute der USA, die Kuchen verteilten und sogar auf die Bühne in Kiew stiegen, um die Menschen aufzufordern, ihre Regierung zu stürzen, nicht das Geringste mit dem Staatsstreich zu tun.

Als die Staatssekretärin im Außenministerium Victoria Nuland auf Video aufgenommen wurde, als sie damit angab, dass die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika fünf Milliarden Dollar ausgegeben hat, um in der Ukraine „die Demokratie zu fördern,“ hatte das nichts zu tun mit dem Sturz der Regierung Janukowytsch. Als Nuland aufgenommen wurde, wie sie dem US-Botschafter in Kiew mitteilte, dass Jazenjuk der von den USA ausgesuchte Premierminister ist, war das keine Einmischung der USA in die inneren Angelegenheiten der Ukraine. Tatsächlich stellen es die Neokonservativen als eine „Verschwörungstheorie“ hin, wenn man die Meinung vertritt, dass Washington irgendwas mit dem Sturz der Regierung zu tun hatte.

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GRÜNE und LINKE schweigen sich zum TTIP-Inhalt aus

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Diäten auf dem Konto, keinen Arsch in der Hose

von Ulrich Gellermann, Berlin


„Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages . . . sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.“ Applaus, Applaus, nur unterbrochen von der Lachmaschine, die bei billigen Comedy-Sendungen das Publikum ersetzt. Die Neuformulierung des Artikel 38 des Grundgesetzes müsste heißen: „Die Abgeordneten sind von den Deutschen gewählt. Doch deren Interessen sind völlig uninteressant. Weisungen erhalten die Abgeordneten aus den USA und der EU. Ihr Gewissen kommt täglich in die Reinigung.“

Sie kriechen dahin, die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, in den Leseraum, in dem das TTIP-Abkommen [hier und hier] ausliegt. Gucken rein. Gehen raus und schweigen. Manche protestieren sogar: „Ja, aber!“ Doch schon seit Wochen informieren sie ihre Wähler nicht darüber, was sie in den Papieren lesen. Weil sie sich an das verordnete Schweigen halten. Bei den VOLKS-Parteien (Lachmaschine!!) CDU und SPD ist das selbstverständlich. Sie finden das Unterwerfungsabkommen ja mehrheitlich gut. Warum sollten sie über ihre eigene Schande reden? Aber da gab es doch eine Opposition in Berlin. Eine richtig oppositionelle Opposition, oder?

Im Bundestag hatten die GRÜNEN noch energisch verlangt: „Dass es in TTIP zu keinem `Demokratie-Outsourcing´, also einem privilegierten Zugang für Lobbyisten zu den Beratungen über Regulierungsvorhaben kommen dürfe.“ Jetzt jammern sie: „Abgeordnete stehen im Leseraum permanent unter Aufsicht, dürfen keine Abschriften machen und mit niemandem, außer den anderen Zugangsberechtigten, darüber sprechen. Wie sollen wir so die Bürgerinnen und Bürger besser über TTIP informieren?“ Jetzt haben sie den „privilegierten Zugang“ und haben sich selbst outgesourct, ihre schweigende Verantwortung in die schmutzigen Hände der EU-USA-Bürokratie gegeben.

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#Daten-Leak Panama Papers: Steckt am Ende #Russland selbst dahinter?

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von Michael Barth


Allmählich wird es wirr. Platzt da eine Bombe oder sind es doch wieder nur haltlose Gerüchte? Wir staunten jedenfalls nicht schlecht, als uns diese Kehrtwende in den „Panama Papers“ zu Ohren kam. Sollten die Enthüllungen gar von Russland selbst initiiert worden sein?

Sah es doch zunächst danach aus, dass Russlands Präsident Putin Opfer einer schmutzigen Medienkampagne werden sollte, indem sein Konterfei dazu benutzt wurde, das Land zu diskreditieren. Plötzlich dreht die Brookings Institution, eine von vielen, aber auch eine der maßgeblichen Denkfabriken der Vereinigten Staaten für Wirtschaft und Außenpolitik, den Spieß um. Putin selbst habe mittels seines Geheimdienstes die Papiere selbst geleakt, um westliche Staatsführer bloß zu stellen und sich selbst eine weiße Weste zu verpassen. In der Tat stünde russischen Hackerexperten die Möglichkeit zur Verfügung, an solch sensible Daten zu kommen.
 

 

Losgetreten hat diesen Stein der Russland-Experte des Instituts, Clifford G. Gaddy. Der Wirtschaftswissenschaftler und Autor mehrerer Bücher über die Ökonomie Russlands hat die „Panama Papers“ analysiert und scheint sich seiner Sache sicher. Er vertritt die Ansicht, dass die Dokumente, in denen weder der russische Staatsmann, noch die Vertreter aus den USA sowie vieler westlicher Staaten auftauchen, von Russland manipuliert worden sind, bevor sie den Journalisten übergeben wurden.

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Wohnungseinbrüche und andere Steigerungsraten

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von  Egon W. Kreutzer


Erschreckend, wenn im Grunde auch nicht überraschend, hören wir heute, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche im wiedervereinigten Deutschland im letzten Jahr um rund 10 Prozent gestiegen ist.  Einhundertsiebenundsechzigtausendundeinhundertsechsunddreißig (167.136) Mal wurde die Polizei im letzten Jahr gerufen um einen Wohnungseinbruch für die Versicherung zu protokollieren.
 
Schon vor dem offiziellen Bekanntwerden dieser Zahl haben sich die Abgeordneten des Deutschen Bundestages ihre Bezüge erhöht. Es gibt allerdings monatlich nur zweihundertfünfundvierzig Euro mehr pro Volksvertreter, ein Betrag, der durch die (wegen der steigenden Einbruchszahlen unvermeidliche) Anhebung der Prämien für die Hausratsversicherung längst wieder aufgezehrt werden wird. Ein Jammer!
 

 

Wäre es nicht wichtig, die Ursachen für die Steigerung der Einbruchskriminalität zu erforschen und einen unerbittlichen Kampf gegen diese mit Brecheisen und Dietrich operierenden Terrorbanden zu führen, die überall, wo sie auftreten, nur Verwüstung und in Tränen aufgelöste Hausfrauen und andere Hinterbliebene des geliebten Hausrats hinterlassen?
 
Wo bleibt die entsprechende Gesetzesinitiative, die Aufrüstung von Spezialeinheiten zur Einbruchsbekämpfung? Wann endlich werden die Einbrecherdatenbanken der Länder mit den Einbrecherdatenbanken des Bundes, der EU und der NATO zusammengelegt?
 
Wo bleibt die Forderung nach der lückenlosen Wohnraumüberwachung mit mindestens zwei Videokameras pro Zimmer in jeder Wohnung?

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Die Kunst des Krieges: Wer bedroht uns wirklich?

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von Manlio Dinucci / voltairenet.org


Die NATO ist nicht eine militärische Allianz souveräner Staaten, sondern ein Pakt, welcher die Beziehungen zwischen einem Lehnsherren uns seinen Vasallen festschreibt. Eine derartige Organisation verletzt somit, durch sich selbst, die Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen, genauso wie dies die Konferenz von Bandung 1955 unterstrichen hat. Und da es keinen Gegner gibt, der in der Lage wäre diese Situation zu rechtfertigen, übernimmt die NATO die Aufgabe ihn zu erfinden...

Was tun um einen Krieg zu rechtfertigen, wenn es keinen Gegner gibt, der uns bedroht? Das ist ganz einfach, es genügt ihn zu erfinden oder selber herzustellen. So lehrt es uns General Philip Breedlove, europäischer Oberkommandierender der USA, der seinen Marschallstab des alliierten Oberkommandos in Europa an einen anderen US-General übergeben wird.

In seiner letzten Anhörung im Pentagon, kündigt er an, daß "im Osten, Europa ein aufstrebendes und aggressives Russland hat, welches langfristig eine wesentliche Bedrohung darstellt". Er verkehrt so die Wirklichkeit in ihr Gegenteil: Der neue Kalte Krieg in Europa, im Widerspruch zu den Interessen Russlands, wurde herbeigeführt durch den Putsch auf dem Maidan, geplant von USA und NATO, die fortfährt die Spannungen zu nähren, um die zunehmende Stationierung ihrer Streitkräfte in Ost-Europa zu rechtfertigen.

In der Ukraine wurde, zum Training, eine gemeinsame, multinationale Kommandostruktur, der regulären Truppen und der Neo-Nazi Batallione der Nationalgarde "bis zum Jahr 2020" eingerichtet, die von hunderten von Instrukteuren der 173sten US-Division, überstellt von Vicenza (Venetien) betreut werden, flankiert von Briten und Kanadiern. Das europäische Kommando der USA, unterstreicht Breedlove, arbeitet mit den Alliierten zusammen, um "Russland daran zu hindern, sich, wenn nötig, auf den Konflikt vorzubereiten".

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Weltweite Rüstungsausgaben 2015 gestiegen

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von Thomas Gaist / wsws.org


Laut einem Bericht des internationalen "Stockholmer Friedensforschungsinstituts" (SIPRI) vom Dienstag sind die Ausgaben für Waffen und andere Rüstungsgüter im Jahr 2015 um mehr als ein Prozent gestiegen. Hierbei handelt es sich um den ersten Anstieg der Gesamtsumme der staatlichen Rüstungsausgaben weltweit seit 2011.

Die Gesamtsumme der Rüstungskosten erreichte 2015 laut SIPRI 1.676 Milliarden Dollar, d.h. fast 1,7 Billionen Dollar. Dies entspricht 2,3 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts.
 

 

Die USA sind weiterhin der weltweit führende Geldgeber des Militarismus. Sie haben laut SIPRI fast 600 Milliarden Dollar für Rüstungsgüter ausgegeben. Wenn man den „Schattenetat“ des Pentagon, die „Notfallgelder“ für die Kriege im Irak und Afghanistan und andere verborgene Ausgaben berücksichtigen würde, so würde sich die tatsächliche Zahl laut dem "Center for International Policy" (CIP) auf bis zu eine Billion Dollar belaufen.

Die chinesische Regierung betrieb im letzten Jahr mit 215 Milliarden Dollar weiterhin die zweitgrößte Kriegsmaschinerie der Welt. Die Militärausgaben der Staaten in Asien und Ozeanien sind um 5,4 Prozent gestiegen. Die treibende Kraft dahinter war der Kriegskurs der USA gegen China, der zur Militarisierung der ganzen Asien-Pazifik-Region geführt hat. Eine Koalition von Verbündeten der USA in der Region, u.a. die Philippinen, Vietnam, Indonesien und Japan, erhöhen die Waffenexporte der USA.

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Embargo gegen Russland: Österreich schert aus

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von Michael Barth / russland.ru


Die meisten haben die Nase wegen den Sanktionen gestrichen voll, hüben wie drüben. Doch anders als Beispielsweise in Deutschland, wo die Erzeuger zwar schimpfen wie die Rohrspatzen, die Regierung jedoch zu keinerlei Einlenken zu bewegen ist, denken die Nachbarn in Österreich offenbar bereits an eine Beendigung der Wirtschaftsboykotte gegen Russland.

Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer schickte sich denn auch schleunigst an, den Kreml zu besuchen, um gemeinsam mit der russischen Regierung eine baldige Lösung zur Beendigung der Probleme zu finden. „Für uns ist es eine große Ehre, Sie als einen der renommiertesten und eigenständigsten Politiker in Europa hier begrüßen zu können, und ich möchte auch betonen, dass es für die jetzigen Verhältnisse in Europa eine Seltenheit ist“, so der Vorsitzende der russischen Staatsduma Sergej Naryschkin einleitend an Fischer gerichtet.
 

 

Denn, und da sind sich beide einig, einen Gefallen tut sich damit keine der Parteien. Deshalb hob der Duma-Chef gleich an: „Wir verstehen Ihren Besuch als ein Zeichen für den Willen, den konstruktiven Dialog mit Russland fortzusetzen. Die Beziehungen zwischen unseren Ländern bleiben trotz dieser schwierigen Zeit nachhaltig freundschaftlich und ehrenvoll. Darin sehe Ihr großes persönliches Verdienst.“ Im Anschluss des Austauschs der Höflichkeiten ging es dann an den praktischen Teil des Besuchs.

Wien drängt auf Lösungen

Schon beizeiten will Wien die notwendigen Formalitäten erledigt haben, so dass bei einer Beendigung der Sanktionen österreichische Produzenten schnellstmöglich ihre Russlandgeschäfte wieder aufnehmen können. Man scheint sich seiner Sache sicher. Deshalb verabredeten sich der Wirtschaftsdelegierte Österreichs in Moskau, Dietmar Fellner, mit Jewgeni Nepoklonow, dem Vizechef der russischen Agrar-Aufsichtsbehörde Rosselchosnadsor, mit der Bitte, die Lebensmittelexporteure der Alpenrepublik zu überprüfen.

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Krater für den Frieden: Wie der militärisch-industrielle Komplex die Abrüstung überlebte

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von Gaby Weber, San Telmo/ Buenos Aires (ARG) und zeitw. Berlin


1959 forderte der sowjetische Staatschef, Nikita Sergejewitsch Chruschtschow, vor den Vereinten Nationen ein Ende des Rüstungswettlaufs und ein Ende aller Atomtests. Die Atmosphäre war radioaktiv verseucht. Und er wollte einen Friedensvertrag für ein vereinigtes und neutrales Deutschland. Diese Vorschläge sollten auf einer Gipfelkonferenz im Mai 1960 in Paris von den alliierten Siegermächten beschlossen werden. Doch die US-Regierung und der „militärisch-industrielle Komplex“ (MIK) waren dagegen. Ein Ende des Kalten Krieges hätte an ihrer Vormachtstellung gerüttelt. Wie gelang es ihnen, die Abrüstung und ein neutrales Gesamtdeutschland zum Scheitern zu bringen? Dazu gibt es eine offizielle Version und eine Geschichte, die in dem Dokumentarfilm „Krater für den Frieden“ zum ersten Mal erzählt wird.
 

 

Laut der offiziellen Geschichtsschreibung ist die Pariser Gipfelkonfernenz an Chruschtschows Wutausbrüchen gescheitert, wegen des CIA-Spionageflugzeugs Lockheed U-2. Nach offizieller Lesart tragen die Sowjets die Alleinschuld an der deutschen Teilung. Die Atomversuche in Patagonien werden verschwiegen aber eine „heldenhafte Entführung“ eines Nazi-Kriegsverbrechers durch den Mossad erfunden. In der offiziellen Geschichtsschreibung ist das Erdbeben in Chile eine Naturkatastrophe.

Doch in den Archiven der USA, der Bundesrepublik, Argentiniens und der Katholischen Kirche finden sich Dokumente, die ein Licht auf die wahren Ereignisse werfen, auf die Provokationen von CIA und Pentagon während der Gipfelkonferenz, wie Geiselnahme und illegale Atomtests in Argentinien. Letztere endeten in einer Katastrophe. Die Weltöffentlichkeit wird dazu bis heute belogen.

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Sind Algerien, Marokko und Tunesien sichere Herkunftsstaaten?

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Eine Stellungnahme von PRO ASYL zum Gesetzentwurf

 

 

Der Gesetzentwurf hat zum Ziel, die Anlage II des Asylgesetzes so zu verändern, dass künftig Algerien, Marokko und Tunesien als „sichere Herkunftsstaaten“ eingestuft werden. Die Stellungnahme leitet her, dass das Konzept der »sicheren Herkunftsstaaten« dem individuellen Recht auf Asyl widerspricht und dass eine Einstufung von Marokko, Algerien und Tunesien  als „sichere Herkunftsstaaten“ nicht zu rechtfertigen ist.

Inhalt


1. Die geplante Rechtsänderung . . . . . .     1

2. Grundsätzliches zu „Sicheren Herkunftsländern“     . . . . . . 2

3. Gesetzgebungszweck . . . . . . 3

4. Missachtung verfassungsrechtlicher Maßstäbe  . . . . . . 3

5. Zur Menschenrechtslage in der Monarchie Marokko . . . . . . 4

6. Zur Menschenrechtslage in Algerien . . . . . . 7

7. Zur Menschenrechtslage in Tunesien . . . . . .  9

Fazit: Konzept sichere Herkunftsstaaten widerspricht individuellem Recht auf Asyl . . . . . .  10

____________________________


1. Die geplante Rechtsänderung

Der Gesetzentwurf hat zum Ziel, die Anlage II des Asylgesetzes so zu verändern, dass künftig Algerien, Marokko und Tunesien als „sichere Herkunftsstaaten“ eingestuft werden. Für diese Rechtsänderung bedarf es der Zustimmung des Bundestages und des Bundesrates.

Seit der Grundgesetzänderung von 1993 ist eine derartige Einstufung von Herkunftsländern von Flüchtlingen als „sicher“ in Art. 16a Abs. 3 GG vorgesehen:

„Art 16a (3) Durch Gesetz, das der Zustimmung des Bundesrates bedarf, können Staaten bestimmt werden, bei denen auf Grund der Rechtslage, der Rechtsanwendung und der allgemeinen politischen Verhältnisse gewährleistet erscheint, dass dort weder politische Verfolgung noch unmenschliche oder erniedrigende Bestrafung oder Behandlung stattfindet. Es wird vermutet, dass ein Ausländer aus einem solchen Staat nicht verfolgt wird, solange er nicht Tatsachen vorträgt, die die Annahme begründen, dass er entgegen dieser Vermutung politisch verfolgt wird.“

Bei der Einreise aus so genannten „sicheren Herkunftsstaaten“ soll bereits die Vermutung ausreichen, dass ein Ausländer aus einem entsprechenden Herkunftsland nicht der politischen Verfolgung unterliegt, um den Asylantrag als offensichtlich unbegründet abzulehnen. Die Widerlegung einer solchen Vermutung ist durch verfahrensverschärfende Festlegungen enorm erschwert oder gar unmöglich gemacht.

Der Asylantrag eines Asylsuchenden aus einem „sicheren Herkunftsstaat“ wird gem. § 29a AsylG als  „offensichtlich unbegründet“ abgelehnt. Dies hat zur Folge, dass die Rechtsmittelfristen auf eine Woche verkürzt sind. Die Klage hat keine aufschiebende Wirkung. Es muss innerhalb einer Woche Eilrechtsschutz beantragt werden(§ 36 Abs. 3 AsylG). Auch für den Eilrechtsschutz sind die Hürden höher als üblich: Das Verwaltungsgericht darf die Aussetzung der Abschiebung nur dann anordnen, wenn ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Entscheidung bestehen (§ 36 Abs. 4 AsylG).

Weitere Folge der Ablehnung als offensichtlich unbegründet: Nach § 10 Abs. 3 S. 2 AufenthG darf an die abgelehnten Asylsuchenden keine Aufenthaltserlaubnis erteilt werden. Eine weitere Folge ist zudem, dass das Flughafenverfahren angewandt wird, § 18a AsylG. Dabei handelt es sich um ein Schnellverfahren, das unter Haftbedingungen im Transitbereich des Flughafens durchgeführt wird.

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Bernie Sanders, go for it! Wenn die USA sozialdemokratisch würden

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von Ulrich Gellermann, Berlin


Schon wieder hat Bernie Sanders in den US-Vorwahlen einen Bundesstaat gegen Hillary Clinton gewinnen können. Und wenn er die nächste, die in New York, gewönne, dann wäre vielleicht ein kleines Wunder möglich. Denn immerhin sehen die aktuellen landesweiten Umfragen ihn jetzt gleichauf mit Clinton. Neben den vielen kleinen Spendern bekommt, Sanders der Mann von Unten, inzwischen auch Geld und Unterstützung von Prominenten aus der US-Filmbranche. "Clinton hat die Tür zum Frieden geschlossen. Die NATO betet sie an wie eine Gottheit": So beschreibt der Hollywood-Regisseur Oliver Stone jene Dame, die im Volksmund gern „Killary“ heißt. Und Stone sagt von Sanders, dass er als einziger Kandidat glaubwürdig gegen Korruption vorgehen würde.
 

 

Sanders war mal Mitglied der „Socialist Party of America“ (SPA), einer US-Variante der SPD. Er hat 1962 ein Sit-in gegen die Rassentrennung organisiert, er nahm sogar 1963 am Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit teil. Er war Krankenpfleger und Teilzeitjobber, ein Gegner des Irak-Kriegs, er spricht sich gegen Freihandelsabkommen der USA aus, wendet sich gegen die wachsende Schere zwischen Arm und Reich und ist heute Mitglied des US-Senats für den Bundesstaat Vermont.

Sanders nennt sich „demokratischer Sozialist“ – was für die USA ein ganz schön starkes Stück ist. Gemeint ist der Sozialdemokratismus aus der Zeit vor Schröder und Blair, was aber in den USA immer noch ein starkes Stück wäre. Für die Insassen des US-Bootes, in dem auch die deutsche Bevölkerung rudern muss, sind vor allem seine außenpolitischen Positionen interessant.

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Gemeinsamer Aufruf gegen geplantes #Freihandelsabkommen #CETA

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von Juristinnen und Juristen, Menschenrechtler und Menschenrechtlerinnen


Das "Comprehensive Economic and Trade Agreement", kurz CETA (dt. Umfassendes Wirtschafts- und Handelsabkommen, auch als Canada – EU Trade Agreement gelesen) ist ein geplantes europäisch-kanadisches Freihandelsabkommen. Die unterzeichnenden Juristenverbände und Menschenrechtsorganisationen aus Deutschland halten das zwischen EU und Kanada ausgehandelte Abkommen für nicht vereinbar mit dem Grundgesetz. Am 10. Oktober 2015 haben rund 250 000 Menschen in Berlin gegen TTIP [hier und hier], CETA und TiSA [hier] demonstriert und sich gegen geheime Schiedsgerichte zur Wehr gesetzt.
 

 

Die in CETA vorgesehenen Schiedsgerichte (Tribunale) sollen ohne Bindung an Europäisches Recht, an das Grundgesetz (GG) und weitere deutsche Gesetze entscheiden können. Sie können sich bei ihren Entscheidungen über europäisches und deutsches Recht hinwegsetzen.

Durch das Verfahren kann es auch zu Entscheidungen von Schiedsgerichten kommen, die zu europäischem oder deutschem Recht in Widerspruch stehen.

Die im Grundgesetz verankerten Grundprinzipien des Sozialstaates (Art. 20 Abs. 1 GG) und des Umweltschutzes (Art. 20 a GG) müssen von Schiedsgerichten bei Abwägungen nicht berücksichtigt werden, da der CETA-Vertrag keine dem Grundgesetz vergleichbaren Rechte, Garantien und Verpflichtungen enthält.

Investoren können bei Schadensersatzklagen zwischen dem zuständigen nationalen Gericht und dem Schiedsgericht nach CETA das für sie günstigste Recht auswählen. Die Unterzeichner halten dies für unvereinbar mit dem Grundgesetz, insbesondere dem Rechtsstaatsprinzip und dem Grundsatz des gesetzlichen Richters, und sehen in der Übertragung von derartigen Entscheidungsbefugnissen einen Verzicht von Hoheitsrechten, der im Grundgesetz nicht vorgesehen ist.

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Was steckt hinter den Panama Papers? #panamapapers

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Von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“


Enthüllung der „Panama Papers“ hat sich wie ein Lauffeuer rund um den Globus verbreitet. Kaum ein Medium, das nicht darauf verweist, dass es sich bei den 2,8 Terrabyte Daten, 214.000 Firmenadressen und insgesamt mehr als 11 Millionen Dokumenten um das „größte Datenleck“ der jüngeren Geschichte und damit um eine journalistische Sensation ersten Ranges handelt.

Journalisten preschen bereits vor und behaupten, mit diesen Enthüllungen sei ein großer Schritt zur Trockenlegung aller globalen Steueroasen für Superreiche und korrupte Machthaber getan. Auch die internationale Politik schließt sich an, entrüstet sich medienwirksam, fordert Strafverfolgung und mahnt strenge Konsequenzen wie die Schließung weiterer Steuerschlupflöcher an.

 


Von langer Hand vorbereitet

Bei näherem Hinsehen stellt man allerdings fest, dass die Auswahl an Steuersündern zum einen recht einseitig ausfällt und zum anderen außergewöhnlich gut in das Konzept der US-Regierung passt. So werden bisher nicht bestätigte Vorwürfe gegen das Umfeld von Wladimir Putin und die Tochter des chinesischen Ex-Präsidenten erhoben, während man unter den aufgeführten Steuersündern vergeblich nach einem einzigen US-amerikanischen Staatsbürger sucht.

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Backpulver-Dynastie Dr. Oetker investiert in Sterbemittelindustrie

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von Wilfried Kahrs / QPress.de


Schöner Sterben: Es ist eine ehrenvolle Aufgabe das Volk billig und gleichsam profitabel abzuspeisen, etwas wofür der hier erwähnte Konzern steht. Bio-Fans und hartgesottene Spötter dieses Industriezweigs reden auch gerne davon, die Menschen mit Dreck zu füttern. Das ist natürlich fies und entspricht überhaupt nicht den Tatsachen, denn für alle Futtermittel wurden entsprechende Verordnungen, Richtlinien und Qualitätsstandards geschaffen, die nun - egal ob Mensch oder Tier betreffend - vornehmlich der Industrie zu dienen vermögen.

Das Problem geht schon bei der Definition der Begrifflichkeit los. Eine klassische Lebensmittelindustrie kann es eigentlich gar nicht geben. Das darf man bei Marie-Luise Volk, Gesundheitsberaterin GGB,  lernen, sofern man sich für die wichtigen Unterschiede interessiert: "Nahrungsmittel = Lebensmittel? – vom Kaugummi und anderen Ungereimtheiten" … [ zum Artikel bei esgehtanders.de].

Infolgedessen müssen wir angesichts des produzierten Fraßes tatsächlich über die sogenannte Nahrungsmittelindustrie reden und nicht über eine nicht existente Lebensmittelindustrie. Wenn wir uns nun darauf verständigen, dass der besagte Konzern nun seine bisherigen Gewinne und damit sein Vermögen im Bereich der Nahrungsmittelfertigung erwirtschaftet hat, haben wir schon einmal die erste gemeinsame Begriffsgrundlage. (siehe dazu die sog. Kollath-Tabelle - bitte ans Seitenende scrollen")

Offensichtlich ist es den Machern von Backpulver, Torten, Suppen, Soßen und anderen Fressalien in diesem Segment zu langweilig geworden. Man strebt nach neuen Ufern. Ganz einfach geht das sicher nicht, wissen wir doch aus dem Bankgeschäft, dass für jedes Geschäft auch ein gutes Gegengeschäft abgeschlossen wird, sozusagen als Rück-Versicherung. Was bietet sich also im Bereich der Nahrungsmittelindustrie an, sollte dieses Geschäft einmal versiegen? Natürlich das Gegenteil davon, und da geht es ums Sterben. Infolgedessen ist es nur folgerichtig und entspricht der normalen Banker-Mentalität, wenn man als erfolgsverwöhnter Konzern ein lukratives Gegengeschäft in der Sterbemittelindustrie sucht.

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Sultan Erdoğan. Die Merkel macht den Harem

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von Ulrich Gellermann, Berlin


Schwere schwarze Limousinen hielten im Oktober 2007 vor dem Kulturzentrum in Antalya. Sicherheitsleute hatten Maschinenpistolen im Anschlag, nicht wenige der Gäste des Internationalen Filmfestivals murrten, als der Ministerpräsident des Landes, Recep Tayyip Erdoğan, zu reden begann. Es war die Türkei, in der man noch seine Meinung sagen konnte: Der tut nur demokratisch, wussten die türkischen Filmemacher und Filmkritiker. Der will uns unters Kopftuch zwingen, glaubten nicht wenige Frauen. Das ist der Anfang vom Ende des laizistischen Staates, war aus den Reihen der türkischen Intellektuellen zu hören. Wir, die deutschen Gäste, wußten wenig von dem Mann, der damals seinen zweiten Anlauf für eine Karriere als neuer Sultan begann.
 

 

Man hätte mehr wissen können. Ganz sicher wussten die deutschen Dienste mehr über den neuen Chef des Nato-Partners Türkei. Zum Beispiel, dass der Mann aus der verbotenen türkischen „Wohlfahrtspartei“ stammte, jener Partei, der das türkische Verfassungsgericht Sympathien zum Dschihad und zur Einführung der Scharia vorgeworfen hatte.

Auch der Wechsel von Erdoğan zur „Tugendpartei“, in die fast alle Abgeordneten der bisherigen „Wohlfahrtspartei“ eintraten, wird im deutschen Außenministerium notiert worden sein: Die Tarnung Erdoğans war dünn. Zu dünn für das türkische Staatssicherheitsgericht (DGM), das ihn 1998 wegen „Aufstachelung zur Feindschaft auf Grund von Klasse, Rasse, Religion, Sekte oder regionalen Unterschieden“ zu zehn Monaten Gefängnis und lebenslangem Politikverbot verurteilt hatte. Weil er in einer Rede für einem Moment seine demokratische Maske hatte fallen lassen: „Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“ ( Artikel DIE WELT).

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Frankreich: Heftiger Widerstand gegen Arbeitsmarktreform und Spardiktat

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 von Anthony Torres / wsws.org


Massen von Arbeitern und Jugendlichen haben am Donnerstag überall in Frankreich gegen die Arbeitsmarktreform der Ministerin für Arbeit, Myriam El Khomri,  protestiert. Laut Gewerkschaftsangaben waren es 1,2 Millionen und laut Polizei 390.000. Schüler, Studenten und eine wachsende Zahl von Arbeitern widersetzten sich dem von Präsident Hollande verhängten undemokratischen Ausnahmezustand und einem großen Aufmarsch schwer bewaffneter Bereitschaftspolizei, um gegen die Sparpolitik der Sozialistischen Partei (PS) zu demonstrieren.

Nach Angaben von Gewerkschaften und Studentenorganisationen gab es über 200 Protestmärsche, Demonstrationen und Kundgebungen in ganz Frankreich. Sie schätzen, dass an den Demonstrationen in Paris, Marseille, und Toulouse über 100.000 Menschen teilnahmen und Zehntausende in Nantes, Bordeaux, und Montpellier.
 

 

Laut Bildungsministerium waren am Donnerstagmorgen in ganz Frankreich 176 von 2.500 öffentlichen Gymnasien geschlossen. Organisationen der Gymnasiasten erklärten, dass sogar 250 öffentliche Schulen versperrt seien. In Paris waren von den Behörden etwa 20 weiterführende Schulen vorsorglich geschlossen worden. Diesen Schritt bezeichnete der Gewerkschafter aus dem Bildungsministerium, Philippe Tournier, als „beispiellos“.

Werft- und Hafenarbeiter blockierten in Le Havre und Rouen Dutzende von Brücken und Zufahrten zu Städten, Gewerbegebieten und Häfen. Auch in Marseille befanden sie sich zusammen mit Eisenbahnarbeitern, Beschäftigten von Air France und den Stahlwerken von ArcelorMittal im Ausstand.

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Bulldozer Donald #Trump will die #NATO loswerden

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von Eric S. Margolis


Donald Trump hat viele revolutionäre Vorschläge gemacht. Leider wurden sie oft durch die Aufregung über seine ungeschickten Bemerkungen über Abtreibung und den pulsierenden Hass der herrschenden Kreise der amerikanischen Rebublikaner verschleiert.

Die Medien attackierten Trump wie ein Schwarm aufgeregter Piranhas. Ein vom harten rechten Flügel arrangierter Vorfall versuchte seinen Wahlkampfleiter Corey Lewandowski wie einen Frauenmissbraucher dastehen zu lassen. Ich traf Lewandowski vor zwei Wochen in Palm Beach. Er ist ein zurückhaltender Mensch und gewiss kein Frauenschänder.
 

 

Letzte Woche sagte Trump, dass die Vereinigten Staaten von Amerika zuviel bezahlen, um die NATO aufrecht zu erhalten. Es sei Zeit, sagte er, die finanzielle Unterstützung der USA zu kürzen und Europa dazu zu bringen, seinen gerechten Anteil zu bezahlen, um „sich selbst vor Gefahren zu schützen“.

Mehr Aufregung schlug Trumps Attacke auf den allgemeinen Zustand seit dem Zweiten Weltkrieg entgegen. Aber er hatte ganz Recht. Die USA tragen rund 73% der gesamten militärischen, wirtschaftlichen und sozialen Kosten der NATO. Die europäischen Mitgliedsländer der NATO wenden dafür nur rund 1% ihres Bruttosozialprodukts auf. Trump lag allerdings daneben, was die westliche Allianz betrifft. Zunächst, die NATO steht keiner auswärtigen Bedrohung gegenüber, wenn auch Washingtons republikanische Kriegspartei und Neokonservative versuchen, die Konfrontation mit Russland aus dem Kalten Krieg wiederzubeleben.

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Hans-Dietrich #Genscher: Wegbereiter deutscher Großmachtpolitik

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von Peter Schwarz / wsws.org


„Strippenzieher“ ist einer der häufigsten Begriffe, den man in Nachrufen auf Hans-Dietrich Genscher findet, der in der Nacht zum Freitag im Alter von 89 Jahren gestorben ist. Genscher scheute zwar nie das politische Rampenlicht, doch seine wichtigsten politischen Taten vollbrachte er abgeschirmt von den Blicken der Öffentlichkeit. Sie bleiben bis heute geheimnisumwittert.

So bleibt seine Rolle beim Sturz von SPD-Bundeskanzler Willy Brandt 1974 und von seinem Nachfolger Helmut Schmidt 1982 bis heute umstritten. Zweimal wechselte auf Genschers Initiative der Bundeskanzler und der Kurs der Regierung, einmal sogar die Regierungskoalition, ohne dass eine Bundestagswahl stattgefunden hätte. Ebenso anrüchig ist Genschers Rolle beim Ausbruch des Jugoslawienkriegs, den er durch die übereilte Anerkennung der Unabhängigkeit Kroatiens und Sloweniens maßgeblich mit auslöste.
 

 

Genschers Fähigkeit, hinter den Kulissen zu intrigieren, offenen Konflikten auszuweichen und sich rätselhaft auszudrücken, die den Begriff „Genscherismus“ prägte, entsprang weniger seinem persönlichen Charakter, als der Lage Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg.

Als Rechtsnachfolgerin des Dritten Reichs, das halb Europa in Trümmer gelegt und den größten Völkermord in der Geschichte verübt hatte, konnte die Bundesrepublik ihre globalen wirtschaftlichen und politischen Ambitionen nicht arrogant und polternd vertreten, wie dies Kaiser Wilhelm II. und Hitler getan hatten. Sie musste sich bescheiden geben, sich mit allen gut stellen, lavieren, Netzwerke knüpfen und Abhängigkeiten schaffen, um in die Riege der Weltmächte zurückzukehren.

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Die vielen Paten von Syrien - eine Analyse

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von Dominic H

«Geld ist eine Waffe. Politik ist zu wissen, wann man abdrückt.»

Zitat aus dem Film «Der Pate II»


Die Bosse

Im innersizilianischen Dialekt steht das möglicherweise aus dem Arabischen hergeleitete Wort «mafiusu» für Selbstsicherheit, Arroganz oder Mut und könnte die Wurzel des heute allgemein für Verbrecherorganisationen verwendeten Begriffes «Mafia» sein. Deren Oberhaupt - den «Paten» - den kennt man aus der Mama aller Mafiafilme - die Trilogie THE GODFATHER / DER PATE von Regisseur Francis Ford Coppola.
 

 

Am 4. Januar 2012 sassen vier vor Selbstsicherheit strahlende Männer im politischen Zentrum der Hauptstadt Berlin vor der aus deutschen TV-Nachrichten bekannten blauen Wand. Im grossen Konferenzsaal der Bundespressekonferenz wurden sie als «syrische Oppositionelle» und «Vertreter der syrischen Demokratiebewegung» vorgestellt. Ihre Forderung: Die deutsche Bundesregierung müsse endlich «Handeln» gegen die Regierung des syrischen Staatschefs Baschar Hafez al-Assad.


Ferhad Ehme


Der zur Ethnie der Kurden gehörende Ferhad Ehme (oder Farhad Ahma) war 1996 aus Syrien nach Deutschland gekommen, wo er als politischer Flüchtling anerkannt ist. Als er seinen Auftritt im Bundespressekonferenz-Saal hat, arbeitet der damals 37-jährige als Dolmetscher für die deutsche Bundesbehörde ‹Bundeskriminalamt›, ist Berliner Bezirkspolitiker in der Partei ‹Bündnis 90/Die Grünen› (Grüne) und zugleich Mitglied des in Istanbul residierenden, 300 Mitglieder umfassenden Exil-Oppositionsbündnis ‹Syrischer Nationalrat› (SNC).

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Teuflischer Pakt zwischen der EU und der #Türkei.

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EU-Gipfel beschließt Massendeportationen von Flüchtlingen


von Claus Schreer / Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus


Das Abkommen: Alle Flüchtlinge, die seit 20.03.16 auf den griechischen Inseln ankommen, werden zwangsweise in die Türkei zurückgeschoben. Die Massendeportation soll am 4. April beginnen. Für die Abnahme der Flüchtlinge erhält Ankara von der EU 6 Milliarden Euro. In einem zweiten Schritt wollen die EU-Staaten angeblich für jeden der syrischen Zurückgeschobenen, einen syrischen Flüchtling aus der Türkei legal aufnehmen.


Der teuflische Plan:

Nur wenn ein syrischer Schutzsuchender sein Leben mit der Überfahrt auf eine der griechischen Inseln riskiert hat, erhält einer der syrischen Flüchtlinge in der Türkei die Möglichkeit, legal nach Europa zu kommen – allerdings nicht eins zu eins, wie es bisher der Öffentlichkeit erzählt wurde.

Die Zusage ist begrenzt und gilt nur bis zu einem Limit von 72.000 Schutzsuchenden. Das wären dann nicht einmal 3,5 % der mehr als 2 Millionen Flüchtlinge, die in der Türkei unter miserabelsten Bedingungen vorwiegend illegal leben. Und: Nur syrische Flüchtlinge werden umgetauscht, keine aus dem Irak, keine aus Afghanistan oder aus einem der anderen Kriegsgebiete. Und diejenigen, die jetzt aus Griechenland abgeschoben werden, haben überhaupt keine Chance mehr. Sie verwirken – weil sie illegal eingereist sind – für alle Zeiten das Recht, in der EU Asyl zu beantragen. Diese Scheinheiligkeit ist nicht mehr zu überbieten, denn eine legale Möglichkeit in die EU einzureisen hatten Flüchtlinge noch nie.


Die Bundesregierung preist das Abkommen als Wendepunkt.

Dass Flüchtlinge bereits außerhalb der EU-Grenzen davon abgehalten werden müssen nach Europa zu kommen, war von Beginn an das zentrale Ziel der Flüchtlingsabwehr Angela Merkels, die – wie sie immer wieder betonte – eine „europäische Lösung“ wollte, anstelle von nationalen Grenzschließungen oder Seehofers Forderung nach „Obergrenzen“, was real gar nicht umsetzbar war. Dabei konnte sich die Kanzlerin auf einen parteiübergreifenden Konsens zwischen allen staatstragenden Parteien stützen. CDU, CSU, die SPD und auch die GRÜNEN waren sich – trotz des in der Öffentlichkeit vorgeführten Streits – darin einig, dass der Zustrom von Flüchtlingen nur durch die Verriegelung der Außengrenzen der EU zu stoppen ist.

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Gott will den Krieg gegen den Terror

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Zweifel an der Bundesregierung sind blasphemisch

 

von Ulrich Gellermann, Berlin


Es war Ostern, man dachte an nichts Böses, da meldete sich hinterrücks Norbert Röttgen im West-Berliner TAGESSPIEGEL: "Wir müssen uns noch stärker als bisher in internationale Konflikte einschalten und die Ursachen von Gewalt bekämpfen.“ Wer jetzt an die Gewalt der diversen westlichen „Engagements“ von Afghanistan bis Syrien dachte, dem wurde ganz anders: Sollte sich Deutschland wirklich mit den USA anlegen? Aus der NATO austreten, die Bundeswehr aus ihren zur Zeit 14 Auslandseinsätzen nach Hause holen und von der korrupten Regierung in der Ukraine ultimativ verlangen, das Minsker Friedensabkommen einzuhalten und endlich direkt mit den Separatisten zu reden? Ach, nein, der kleine Norbert wollte sich nur zurückmelden. Da kommt ihm der aktuelle Terror als Verstärker der eigenen Lautsprecherei gerade Recht.
 

 

Zwar ist der Mann Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, aber Röttgen hatte einst ganz andere Ambitionen. Er wurde als Merkels Darling und möglicher Nachfolger gehandelt. Aber dann hatte er eine Landtagswahl verloren. Und schwups verlor er sein Ministeramt, Merkels Wohlwollen und das Gleichgewicht. In welcher Reihenfolge auch immer.

Doch Röttgen, der schon mal gemeinsam mit seiner Frau als `Die Kennedys vom Rhein´ präsentiert wurde, robbt sich langsam wieder ran und darf, offenkundig mit Merkels Zustimmung, gefährliches Zeug in die Welt setzen: „Wir müssen unsere diplomatischen Initiativen verstärken und um eine militärische Komponente erweitern“.

In der einen Hand den Palmzweig, in der anderen das Maschinengewehr, kurz wedeln, zeitgleich schießen, das ist die hohe Schule der US-Diplomatie, wie man sie weltweit kennt. Röttgen darf natürlich nur das sagen, was die Kanzlerin will. Auch mit dieser Äußerung zum anhaltenden Irak-Krieg bei Günter Jauch: „Sie können alle Waffenlieferungen aus Deutschland wegdenken, wir hätten trotzdem diesen Konflikt“ referiert er nur his Mistress´s voice.

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EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hetzt gegen Russland

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Gespaltene Zunge oder die rechte Hand weiß nicht, was die linke tut

 


von Hanns-Martin Wietek


In der Zwischenzeit ist es mehr als überdeutlich geworden, dass die große Mehrheit der EU-Staaten Mittel und Wege sucht, um aus der nutzlosen, ja kontraproduktiven Sanktionsfalle, in die sich die EU hineinlaviert hat, wieder herauszukommen – wenn möglich ohne Gesichtsverlust. Und auch hier gilt der kluge Satz „Wer zur Tür hinausgeht, muss auch irgendwann durch diese Tür wieder hereinkommen.“

Vor einigen Tagen hat jedoch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini im Namen der EU alle Staaten der Welt aufgefordert, sich den Sanktionen der EU gegen Russland anzuschließen. Ihre Worte fanden Gott sei Dank keinen Widerhall – offensichtlich hat sie die Wichtigkeit ihrer Person, bzw. die der EU, deutlich überschätzt. Die Länder der Welt mögen zwar die wirtschaftliche Stärke der EU nolens-volens anerkennen – und auch die bröckelt heftig –,  bevormunden lässt sich längst niemand mehr, sofern er nicht von ihr abhängig ist. Nichtsdestotrotz ist eine solche Attacke überflüssig und lästig.

Der Außenminister der Russischen Föderation, Sergei Lawrow, hat sich am Freitag nach Gesprächen mit seinem italienischen Amtskollegen Paolo Gentiloni – Italien gehört zu den am lautesten einen Schluss der Sanktionen Fordernden – zum Casus Mogherini geäußert.

Er nannte dieses schon fast automatisierte Verhängen von Sanktionen den „Sanktionen-Reflex“, unter dem insbesondere die USA leiden. Er habe seinen US-Kollegen Kerry mehr als einmal darauf angesprochen und ihn gefragt, ob die USA der klassischen Diplomatie müde sei. Ob man gar den Geschmack an der Diplomatie als Mittel zum Erreichen von Kompromissen verloren habe und stattdessen bei jeder möglichen Gelegenheit – wenn etwas nicht so läuft, wie man es will – mit Sanktionen um sich wirft. Was Kerry darauf antwortete, sagte Lawrow nicht.

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Industrie 4.0 – Was ist das eigentlich?

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Welche Auswirkungen auf Arbeitsplätze sind zu erwarten?


von Thomas Hagenhofer


Von 2000 bis zum Jahr 2015 stieg die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigem – gesamtwirtschaftliche Produktivität – um 9,4%; je Erwerbstätigenstunde um 15,8%. In der Industrie wuchs die Produktivität weitaus schneller. Mit der Industrie 4.0 ist ein weiterer Produktivitätsschub zu erwarten.

Unter Industrie 4.0 - ein Kürzel für die sog. vierte industrielle Revolution - wird die integrierte und vollständige Digitalisierung aller vertikalen und horizontalen Wertschöpfungsketten in Vertrieb, Industrie und Logistik verstanden. Digitalisierung ist dabei eine sehr unscharfe Bezeichnung, weil dieser Prozess schon seit der Einführung der ersten Computersysteme in der Mitte des letzten Jahrhunderts vonstatten geht.
 

 

Es geht im Kern nicht um irgendeinen Einsatz digitaler Technik, es geht um die digitale Vernetzung aller Arbeitsbereiche, von Zulieferern und Kunden über das Internet mit den neuen Möglichkeiten mobil einsetzbarer Hardware und angetrieben durch Konzepte der Künstlichen Intelligenz. Das Unternehmen entsteht quasi neu als digitales Abbild der Wirklichkeit und nutzt dabei ein für die Industrie völlig neues Fabrikationsparadigma.

Nicht mehr die zentrale Steuerung steht im Zentrum der Architektur, sondern dezentrale, untereinander vernetzte und flexibel einsetzbare Fertigungseinheiten, sogenannte cyber-physische Systeme (CPS). Das zu bearbeitende Werkstück erhält durch digitale Informationsspeicher, z. B. RFID-Chips, die Information, wie es in der jeweiligen Fertigungsstufe bearbeitet werden soll. Das jeweilige CPS liest die Daten aus und bearbeitet das Werkstück nach dieser Vorgabe. Es entsteht ein individualisierte Massenfertigung. In einer Produktionslinie können tausende verschiedene Güter produziert werden. Gekoppelt mit den Bestelleingängen soll nicht mehr auf Lager produziert werden, sondern erst dann, wenn die Ware genau in dieser Spezifikation bestellt wurde.

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Macht uns die Russen nicht zu Feinden: Eine neue Entspannungspolitik in Europa ist notwendig

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von MdB Wolfgang Gehrcke


Deutschland sortiert seinen Platz in der Weltpolitik neu. Das dauert an und ist noch lange nicht abgeschlossen. Klar ist aber, das Prinzip der militärischen Zurückhaltung, was bis 1990 galt, also bis zur deutschen Vereinigung, soll keine Gültigkeit mehr haben. Deutschland Ost war an keinen militärischen Aktionen des Warschauer Paktes direkt beteiligt. Die NVA ist die einzige deutsche Armee, die zwar für Kriege geübt hat, aber an keinem einzigen Krieg beteiligt war.

Auch für die Bundeswehr war es unvorstellbar, dass sie in Kriegen der Welt Verwendung findet. Die Wiederbewaffnung war hart umkämpft. Die westdeutsche Friedensbewegung wuchs im Kampf gegen den deutschen Griff nach Atomwaffen, gegen die einseitige Westbindung, gegen die Mitgliedschaft in der NATO. Erst mit dem Einschwenken der SPD auf den Westkurs, auf die NATO-Bindung, konnte der Widerstand der Mehrheit der Bevölkerung gegen diese Politik in der Bundesrepublik negativ verändert werden.

Die Friedensbewegung war oftmals identisch mit Massenbewegung. Aber die Friedensbewegung war auch immer wieder auf den jeweiligen Stamm der Aktivistinnen und Aktivisten zurück geworfen. Beispielhaft für den Masseneinfluss der Friedensbewegung waren die Aktionen „Kampf dem Atomtod“, die Hunderttausende auf die Straßen brachten, der Kampf gegen die Notstandsgesetze, der Widerstand gegen die Stationierung der Kurzstreckenraketen Cruise-Missile und Pershing II und letztlich auch im vereinigten Deutschland an die Großdemonstration gegen den Irak-Krieg.

Wenn man über die Friedensbewegung West und Ost spricht, darf man auch die Bewegung in der DDR „Schwerter zu Pflugscharen“ nicht verschweigen. Friedensbewegung war immer Basisbewegung – in Ost und West, und wurde zeitweilig von Kirchen und Gewerkschaften und Parteien, linke Parteien sowie SPD und Grüne, aktiv unterstützt. Auch und gerade heute ist der Wiederaufbau einer aktiven, auf Massenbeteiligung orientierten Friedensbewegung unverzichtbar.

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Ein europ. PATRIOT Act wird den Menschen keine Sicherheit bringen

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von Ron Paul


Es dauerte nicht lange, bis nach den schrecklichen Bombenanschlägen in der letzten Woche in Brüssel die sogenannten Sicherheitsexperten auftraten und warnten, dass die Europäer mehr von ihrer Freiheit aufgeben müssen, damit die Regierung sie vor Terrorismus beschützen kann.

Ich denke, dass die Menschen nicht mitbekommen sollen, dass jede terroristische Attacke ein schweres Versagen der Regierung darstellt, und dass es nur weiteres Versagen heraufbeschwört, wenn Scheitern dadurch belohnt wird, dass mehr von derselben Politik betrieben wird.
 

 

Ich bin mir sicher, dass eine eingeschüchterte Bevölkerung Regierungsversprechen einer perfekten Sicherheit attraktiv finden wird und vielleicht bereit sein wird, mehr Überwachung ihres Privatlebens zuzulassen.

Die Menschen sollten die Angelegenheit überschlafen und mal darüber nachdenken, was ihre Regierungen bis jetzt unternommen haben, um sie „sicher“ zu halten.

Die Regierung Frankreichs zum Beispiel hat eine besonders aggressive Politik im Mittleren Osten betrieben. Der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy war einer der entschlossensten Verfechter des „Regimewechsels“ in Libyen. Diese Operation hat das Land ins Chaos gestürzt, wobei jetzt ein großer Teil des Territoriums von der IS und al-Qaeda kontrolliert wird, die es dort vor der „Befreiung“ noch nicht gegeben hat.

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Normalisierung der Störung: Menschlichkeit gerät unter die Räder

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von Franz Witsch, Hamburg


Liebe FreundeInnen des politischen Engagements,

die Welt gerät aus den Fugen und ist eigentlich nur noch mit viel Galgenhumor zu ertragen. Tatsächlich ist das Verzweiflung pur. Zumal ernsthafte politische Unterhaltungen immer mehr als sinnlos erlebt werden, zumindest unter Normalbürgern (ohne Einfluss), also macht man Witze über den Zustand der Welt. Natürlich möchte ich nicht, dass das auf (meine) politische Texte abfärbt. Der Autor würde damit nur zum Ausdruck bringen, dass er nicht (mehr) in der Lage ist, lebensbedrohliche Erfahrungen (innerlich) zu verarbeiten.
 

 

Dabei sind Attentate oder Anschläge noch nicht einmal das Schlimmste; auf einzelne Ereignisse, die eintreten können, kann man sich innerlich – mental – vorbereiten, so dass man nicht unbedingt völlig überfordert oder kopflos reagieren muss – in Form traumatischer und traumatisierender Abreaktionen im Gut-Böse-Schema, das unseren Alltag mittlerweile vollkommen prägt. Letzteres macht, zumindest mir, erst richtig Angst. Weil sich hier der Eindruck immer mehr zur Gewissheit verfestigt, dass v.a. politisch verantwortliche Menschen in Kooperation mit der Systempresse nicht ansprechbar sind – nichts dazulernen (wollen).

Anschlägen haftet – anders als dem Tod – nichts Natürliches an. Gegen den Tod können wir uns nicht wehren. Er traumatisiert auf natürliche Weise. Wir wehren uns gegen das Tod-Trauma – von Thomas Mann in den Buddenbrooks (1901) sehr plastisch beschrieben und von Goethe beim Tod seiner Frau bewusst verdrängt (er ließ sie beim Sterben allein) –, indem wir ihn vollkommen verdrängen, selbst wenn wir an ihn denken, über ihn sprechen, als dürfe er keine Macht über unser Leben gewinnen.

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Darf die Türkei als „sicherer Drittstaat“ eingestuft werden?

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Stellungnahmen & Rechtsgutachten


Gutachter: Dr. Reinhard Marx / www.ramarx.de


Auftraggeber: PRO ASYL
 

 

A. Aufgabenstellung

In der Europäischen Union wird seit längerem diskutiert, die Türkei als „sicherer Drittstaat“ zu behandeln. Am 17. und 18. März 2016 treffen sich die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten der Union und der Türkei, um ein Abkommen zu schließen, mit dem verbindlich geregelt werden soll, dass die Türkei durch die Union als „sicherer Drittstaat“ behandelt wird. Dieser Staat spielt im Ringen um eine Lösung der Krise des europäischen Flüchtlingsrechts eine zentrale Rolle. Politische Maßnahmen müssen geltendes Unionsrecht beachten. Aus diesem Grund wird nachfolgend im Auftrag von Pro Asyl untersucht, ob das geltende Unionsrecht eine Behandlung der Türkei als „sicherer Drittstaat“ durch die Mitgliedstaaten zulässt. Ist dies nicht der Fall, dürfen Asylsuchende nicht von Griechenland in die Türkei abgeschoben, zurückgewiesen oder auf dem Meer abgefangen und in die Türkei gebracht werden. Ob es zulässig ist, dass die Türkei auf Wunsch der Union die Flüchtlinge in der Türkei an der Weiterwanderung hindert, ist eine andere Frage, die hier nicht behandelt wird.



B. Die Rolle der Türkei bei der Lösung der Krise des europäischen Asylrechts

Auf dem informellen Treffen des Europäischen Rates am 23. September 2015 beschlossen die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten, den Dialog mit der Türkei auf allen Ebenen wiederzubeleben. Seit diesem Zeitpunkt werden intensive Verhandlungen zwischen der Union und der Türkei geführt. Im Verlauf dieser Verhandlungen wurde der türkische Staatspräsident zu einem Treffen in Brüssel am 5. Oktober 2015 mit Vertretern der europäischen Institutionen geladen. In der Folgezeit wurde ein Aktionsplan ausgearbeitet, der am 29. November 2015 als „Aktionsplan“ der Europäischen Union verabschiedet wurde. Danach sagte die Union finanzielle Unterstützung für die Aufnahme von Flüchtlingen in der Türkei in Höhe von drei Milliarden Euro und weitere Unterstützungsmaßnahmen zu.

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George W. Bush vor das UN-Tribunal

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Wann steht Obama vor dem Internationalen Strafgerichtshof?


von Ulrich Gellermann, Berlin


Geradezu euphorisch notierten die deutschen Medien in diesen Tagen die Verurteilung des ehemaligen bosnisch-serbischen Präsidenten Radovan Karadžić wegen Völkermordes. Die TAGESSCHAU, ein zentraler Taktgeber des bundesrepublikanischen Medien-Orchesters, fragte in einer Überschrift sogar strafverschärfend: „Warum eigentlich nicht lebenslänglich?“ Von solch juristischer Kühnheit sind deutsche Medien in einem anderen Fall völlig frei: Immer wenn das scharfe Schwert des Völkerrechts die USA treffen könnte, schweigt das offizielle und öffentliche Deutschland beredt.

Traditionell begann auch der Irakkrieg mit einer Lüge. Jener über Massenvernichtungsmittel, die der Irak angeblich besitzen sollte, aber nicht besaß. Brav kolportierten die deutschen Medien den Betrug. Eine Entschuldigung steht bis heute ebenso aus wie eine Selbstanalyse der Kriegsbefürworter. Der Krieg endet leider bis heute nicht. Aber die geschätzten Opferzahlen nach dem offiziellen Kriegsende im Irak – von 109.000 Opfern (US-Kriegsministerium) bis zur Studie der Johns Hopkins University (JHU), die von 654.965 Toten durch den Krieg und die Kriegsfolgen ausgeht – überschreiten die Zahlen der diversen Jugoslawienkriege bei weitem.

Auch an Grausamkeit lassen sich die USA und ihre Verbündeten nur schwer übertreffen: Vom bekannten Foltergefängnis Abu-Ghuraib, über die düsteren Gefängnisse der US-Behörden im Ausland, bis zum Einsatz von Uranmunition und weißem Phosphor gegen die Männer, Frauen und Kinder eines zivilen Protestes im irakischen Ort Falludscha. Zwei Jahre nach den Angriffen vom Frühjahr 2004 traten dort in sehr großer Zahl, überwiegend bei Kindern, Fälle von Leukämie, Meningitis, Thalassämie, Septikämie, angeborene Missbildungen der Nieren und Gehirntumore auf.

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Trotz #Rentenerhöhung – #Altersarmut wächst lawinenhaft

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von Fred Schmid c/o Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.


Im Juli können sich die 20 Millionen Rentner über die stärkste Erhöhung ihrer (gesetzlichen) Rente (GRV) seit 23 Jahren freuen. Die West-Renten steigen um 4,25%, im Osten beträgt die Anpassung + 5,95 %. Eine solch hohe Anpassung ist nicht mehr zu erwarten.

Der relativ hohe Zuwachs in diesem Jahr und das bescheidenere Plus in den vergangenen zwei Jahren, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es aufgrund Nullrunden und Mini-Erhöhungen in den vergangenen 15 Jahren, wegen der Teuerung bei den Rentnern an die Substanz gegangen ist. Seit dem Jahr 2000 gab es vier Nullrunden und sieben reale Minusrunden, d.h. die Rentenerhöhung war niedriger als die Inflationsrate.
 

 

Nach Berechnungen des isw erhöhten sich die Renten (Westdeutschland) von 2000 (einschließlich) bis 2015 um 18,29 West (Ost: 25,98%) Prozent; in der gleichen Zeit nahm jedoch die Teuerung um 26,73% zu. Die Kaufkraft der Renten (West) sank also um 8,44% (Ost nur 0,75%). Professor Gerd Bosbach, der bei seinen Berechnungen (bis 2014) zu ähnlichen Ergebnissen kommt, stellt fest: „Die Bestandsrentner (die bereits Rente beziehen – F.S.) werden von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt“ (zitiert nach SZ, 1.7.15). Während die Lohn- und Gehaltsempfänger von 2001 bis 2015 ein Reallohnplus von 4.3% verzeichnen können – allerdings nur im Durchschnitt! – müssen die Rentner einen erheblichen Kaufkraftverlust verkraften. Die Rente eines Ruheständlers in Höhe von 1000 Euro zu Beginn 2000 hat trotz einiger nominaler Rentenerhöhungen heute nur noch eine Kaufkraft von 914 Euro.

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Einkommensarmut – Arbeitsarmut – Beschäftigungsarmut – working poor

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von Laurenz Nurk


Die Statistikbehörde der Europäischen Union (Eurostat) hat neue Daten zur Armutsgefährdung und den Lebensbedingungen in den Mitgliedsstaaten der EU und einigen weiteren europäischen Ländern herausgegeben. Den amtlichen Daten zufolge sind aktuell 16,7 Prozent der Bevölkerung bzw. mehr als 13 Millionen Menschen in Deutschland von Armut bedroht. In den beiden Vorjahren waren es 16,1 Prozent. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr geht auf das Anwachsen des Armutsrisikos der älteren Menschen (von 14,9 auf nun 16,3 Prozent) und die wachsende Beschäftigungsarmut zurück. Der Anteil der Menschen, die trotz Arbeit arm sind, ist in Deutschland gegenüber dem Vorjahr um 1,3 Prozentpunkte auf 9,9 Prozent gestiegen. Damit lebt nun jeder zehnte Erwerbstätige bei uns in Armut.

Der Zusammenhang zwischen der Ausbreitung der Arbeitsarmut und der atypischen Beschäftigung in Deutschland ist in den vergangenen Jahren offensichtlich geworden. Verschiedene Studien zeigen, dass befristete Beschäftigung, Leiharbeit, Teilzeitstellen und Minijobs im Durchschnitt schlechter bezahlt werden, als die so genannten Normalarbeitsverhältnisse in Vollzeit. Hinzu kommt die erhöhte Zahl der Soloselbständigen, also von Freiberuflern ohne eigene Angestellte, die in der Regel ebenfalls schlecht verdienen.

Aber das allein reicht nicht aus, um den starken Anstieg der „working poor“ zu erklären. Mittlerweile geht es hier nicht nur um wenige, isolierte Beschäftigungsformen, sondern die Arbeitsarmut hat schon den gesamten Arbeitsmarkt erfasst.

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Deutsche Politik und Medien fordern Staatsaufrüstung

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von Johannes Stern / wsws.org


Nach den schrecklichen Terroranschlägen in Brüssel rücken Politik und Medien in Deutschland weiter nach rechts. Allen voran Innenminister Thomas de Maizière trommelt unablässig für eine systematische Aufrüstung des Staatsapparats in Deutschland und Europa.

„Das Wichtigste zur Vorbeugung sind Informationen. Wir müssen die Informationen austauschen, die da sind“, erklärte er im ZDF. Es gebe in Europa immer noch „getrennte Datentöpfe der Ausländerbehörden, der Visa-Behörden, der Polizeibehörden, der Nachrichtendienste“. Diese müssten besser vernetzt werden. Es könne „nicht sein, dass Datensilos Vorbeugung verhindern“.
 

 

In den ARD-Tagesthemen wiederholte er seine Forderungen: „An den Außengrenzen des Schengenraums sind zu viele Lücken. Wir brauchen Ein- und Ausreiseregister für den Schengenraum.“ Dann fügte er hinzu: „Datenschutz ist schön, aber in Krisenzeiten wie diesen hat Sicherheit Vorrang.“ Europa sei gemeinsam bedroht, deshalb sei jetzt auch ein gemeinsamer Kampf gegen den Terror notwendig.

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Die „Flüchtlingskrise“ humanistisch und solidarisch meistern

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Wie wir es wirklich schaffen können


von Conrad Schuhler / Vors. des Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.


Seit Jahren sprechen die Soziologen davon, dass es in Deutschland fremdenfeindliche Einstellungen bei bis zu 20 % der Bevölkerung gibt. Bei uns zulande aber glaubte man bisher, schreibt die Süddeutsche Zeitung nach den Landtagswahl in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt, dass dieser sogenannte Bodensatz ohne charismatische Führungsfigur wie Le Pen in Frankreich oder Orbán in Ungarn nicht aktiviert werden könne. Solche Führungsfiguren seien aber jetzt in Deutschland durch den zur Unperson erklärten „Flüchtling“ ersetzt worden. „Diese Unperson ist die Leitfigur der AfD geworden; sie hat das Flüchtlingsthema zur Generalmobilisierung genutzt.“
 

 

Dass es dazu kommen konnte, ist auf eine lange Praxis der Politik, der Medien und des öffentlichen Diskurses zurückzuführen. Ich möchte mit fünf Zitaten westlicher Intellektueller, Journalisten und Politiker der letzten Wochen zur Flüchtlingsfrage in diesen heiklen Punkt unseres Themas führen. Das erste Zitat lautet: „Kommen Sie nicht nach Europa“. So sprach der EU-Ratspräsident Donald Tusk bei einem Besuch in Istanbul zu den Flüchtlingen aus aller Welt. Dies ist das Mantra der Abschrecker, die wahre Formel der Politik der EU, inklusive der deutschen Regierung.

Das zweite geht so: „Die deutsche Regierung hat sich in einem Akt des Souveränitätsverzichts der Überrollung preisgegeben.“ So formulierte Peter Sloterdijk, Philosophieprofessor in Karlsruhe und Lautsprecher der konservativen, fremdenfeindlichen Teile unseres Landes. Er sagt überrollt, anderswo heißt es überflutet. Auf jeden Fall kommt aus der rechten Weltsicht Fremdes über uns, das abzuwehren ist.

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Vertrauensvolles Bomben: Was unterscheidet Terror von Terror?

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von Ulrich Gellermann, Berlin


Mal wieder weiß die Bundesregierung nichts: Auf eine Anfrage der LINKEN, was denn mit den schönen vielen Daten geschehe, die von den Bundeswehr-Tornados über den Himmeln der Türkei, Syriens und des Irak gesammelt werden, haben die Verantwortlichen nur die Schultern gezuckt. Es geht um die Daten, im Rahmen der Operation „Counter Daesh“ eingesetzt werden, dem allgemeinen Bomben. Manchmal wird sogar der IS / Daesh getroffen. Dass die türkischen Bomber mit den Tornado-Daten auch Kurden bombardieren, bestreitet die Bundesregierung nicht: Sie weiß ja nix.
 

 

Was man wissen kann: Mal werfen türkische Maschinen Bomben auf Kurden im Irak, dann wieder beschießen türkische Panzer Kurden in Syrien, doch am allerliebsten bombt die türkische Armee die Kurden, die auf dem Gebiet der Türkei leben. Das hat Tradition: Sabiha Gökçen, die Adoptiv-Tochter Kemal Atatürks, des Gründers der modernen Türkei, war nicht nur die erste Kampfpilotin der Welt, sie bombte auch in den Jahren 1937/1938 kurdische Dörfer. Denn Atatürk hatte den Kurden die Autonomie versprochen und das Versprechen gebrochen. Also lehnten sich die Kurden auf. Dieses Muster – die Kurden kämpfen um ihre Autonomie, die Türken bekämpfen den Kampf mit Gefängniss und Militär – zieht sich bis heute durch die Geschichte.

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#Linkspartei nun auch für Regierungsbündnis mit der CDU

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von Johannes Stern / wsws.org


Die Linkspartei reagiert auf ihr katastrophales Ergebnis bei den Landtagswahlen vom 13. März und den Wahlerfolg der rechtsextremen AfD mit einer scharfen Rechtswende. War es bislang das erklärte Ziel der Linken, Regierungskoalitionen mit den Hartz-IV- und Kriegsparteien SPD und Grüne zu bilden, bereitet sie sich nun auch auf eine mögliche Zusammenarbeit mit der rechts-konservativen Union vor.

Vergangene Woche erklärte Gregor Gysi, das Aushängeschild der Partei und ihr langjähriger Fraktionsvorsitzender im Bundestag gegenüber der Verlagsgruppe Madsack: „Die CDU muss jetzt noch nicht den Weg gehen, aber sie und die Linken müssen sich Gedanken machen, dass sie ihn eines Tages gehen müssen.“ Die Erfolge rechtspopulistischer Parteien in Europa und in Deutschland erforderten, „dass alle springen. Von der Union bis zur Linken.“ Wenn man diesen Trend nicht gemeinsam verhindere, „dann begehen wir historisch einen schweren Fehler“, so Gysi.

Wohl selten zuvor wurde der Klassencharakter der Linkspartei als eine im Kern bürgerliche Partei deutlicher sichtbar. Die CDU ist die traditionell rechte Partei des deutschen Kapitalismus der Nachkriegszeit und steht historisch für Anti-Kommunismus, freie Marktwirtschaft, christlich-konservative Werte und das enge Bündnis Deutschlands mit der NATO und den USA. Unter ihren Kanzlern finden sich so reaktionäre Figuren wie der erste deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer, das frühere NSDAP-Mitglied Kurt Georg Kiesinger und der Kanzler der sogenannten „geistig-moralischen Wende“, Helmut Kohl.

Die CDU von heute, mit der Gysi so gerne paktieren will, knüpft direkt an diese Tradition an und ist in den vergangenen Jahren noch weiter nach rechts gerückt. Die amtierende Kanzlerin Angela Merkel, ihr Finanzminister Wolfgang Schäuble und die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (alle CDU) stehen synonym für die menschenverachtende Abschottungspolitik der „Festung Europa“, die verheerende Austeritätspolitik auf dem gesamten Kontinent und die Rückkehr Deutschlands zu einer aggressiven imperialistischen Außenpolitik.

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Franz Witsch: Erzeugt der Kapitalismus das Flüchtlingsproblem?

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Vortrag auf der Jahrestagung der NGfP (Neue Gesellschaft für Psychologie) in Berlin vom 03. bis 06. März 2016

Thema des Kongresses:

Migration und Rassismus. Politik der Menschenfeindlichkeit gegen Flüchtlinge.


Ich möchte mit Ihnen die Frage diskutieren, ob der Kapitalismus das Flüchtlingsproblem und eine damit einhergehende Verschärfung sozialer Konflikte erzeugt.

Es sieht in der Tat nicht gut aus für unsere Welt. Zu dieser Einschätzung bin ich vor einem Jahr in einem Vortrag an dieser Stelle gekommen, nämlich dass die Militarisierung sozial-ökonomischer Strukturen Fahrt aufnimmt; und in Verbindung damit die Auflösung mentaler Strukturen. Die Folge sei ein unzurechnungsfähiges Subjekt, das immer weniger in der Lage ist, soziale und ökonomische Strukturen kritisch zu reflektieren.

Uns drohe eine verlorene Generation: angepasst, entpolitisiert, unfähig, einer Rechtsradikalisierung sozialer Strukturen auch nur das Geringste entgegenzusetzen. Und es ist bemerkenswert, wie hilflos die EU gegen die Rechtsentwicklung ganzer Länder, siehe Polen, agiert.

Und dann jammert man mit dummen Sprüchen nur rum. Beispiele: EU-Parlamentspräsident Martin Schulz bewehklagt eine »gefährliche Putinisierung europäischer Politik«, die EVP-Abgeordnete Viviane Reding spricht von einer »Putin-Orban-Kaczynski-Logik«.

Doch was nützen Worte, wenn sie keine Handlungskonsequenzen nach sich ziehen: In der Ukraine setzen Rechtsnationalisten seit Jahren auf Gewalt; dennoch werden sie von der Regierung Merkel unterstützt. Aber auch bei Polen und den baltischen Staaten drängt sich der Eindruck auf, dass sie eine andere EU wollen, hörig gegenüber NATO und USA, um sie gegen Russland militärisch zu instrumentalisieren.

Ich meine, Integration geht nur ohne Gewalt. Das bedeutet, gewaltbereite Länder wie Polen oder Ungarn müssen zunächst allein, ohne EU, mit sich zurechtkommen. Sie müssen, weil nicht ansprechbar, aus sich selbst heraus eine Entgiftung von einem aggressiven Rechtsnationalismus vornehmen. Dazu wird man sie innerhalb der EU nicht bewegen können.

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Warum gilt DIE LINKE nicht (mehr) als Protestpartei?

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von MdB Wolfgang Gehrcke


Nach den Landtagswahlen brauchen wir ein tieferes Verständnis unserer Stärken und Schwächen


Vertrauen in der Bevölkerung zu gewinnen, ist schwer; noch schwerer ist es, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. DIE LINKE hat in hohem Maß Vertrauen verloren, nicht erst bei den jüngsten Landtagswahlen. Bei einem Blick auf vorangegangene Wahlergebnisse in Berlin, Brandenburg, Sachsen hätten schon alle Warnleuchten blinken müssen. Dort, wo wir viel hatten, haben wir viel verloren, dort, wo wir wenig hatten, namentlich in westlichen Landesverbänden, darunter Hamburg, Bremen oder Hessen, aktuell auch in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, konnten wir bei Landtagswahlen beachtlich, manchmal auch nur ein klein wenig, gewinnen. Wir müssen jetzt den komplizierten Weg, Vertrauen zurückzugewinnen, gehen.

Dazu braucht man zuerst einmal Vertrauen untereinander in der Partei DIE LINKE und mit Partnerinnen und Partnern. Aber auch das ist schon schwer geschädigt. Doch eine gemeinsame Analyse und eine politische Konzeption sind dringend geboten. Beide liegen bis heute nicht vor und sie werden noch nicht einmal gemeinsam diskutiert. Dazu möchte ich einen Beitrag leisten. Nach den ersten Gedanken im letzten Ça ira möchte ich heute auf einige Argumente eingehen, die seitdem geäußert wurden.

Erstens: Es ist noch nicht einmal für alle Beteiligten klar, ob man die verlorenen Wählerinnen und Wähler zurück gewinnen will. Ich höre in der Fraktion und im Parteivorstand auch, den Wählerinnen und Wählern, die von uns zur AfD gegangen sind, weinten wir keine Träne nach. Rassisten und Neonazis wollten wir nicht, auch nicht als Wähler. Wir orientierten uns auf ganz andere Schichten der Gesellschaft, namentlich junge, urbane Leute.

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Konjunktur in Deutschland

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Ohne Verstärkung der Inlandsfaktoren der Nachfrage droht eine Krise


von Conrad Schuhler / Vors. des Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.


In den ersten sechs Wochen des laufenden Jahres haben die 30 Konzerne im Deutschen Aktienindex (DAX) ein Siebtel ihres Wertes verloren, 190 Milliarden Euro. Die größten Verlierer waren Deutsche Bank, VW und BMW, die fast ein Drittel ihres Wertes abgaben. Die Süddeutsche Zeitung fasste das Urteil der Experten über diese Flucht der Finanzmärkte aus deutschen Aktien so zusammen: „Sie übertreiben.“ ( SZ-Artikel).
 

 

Übertreiben sie wirklich oder verhalten sich die „institutionellen Investoren“ – Banken, Versicherungen, Vermögensverwalter, Hedgefonds, die die große Mehrheit der DAX-Aktien kontrollieren und dafür bekannt sind, ihre Unternehmen und Klienten Jahr für Jahr erheblich reicher zu machen – nicht vielmehr rational, wenn sie von schlechten Konjunktur- und Gewinnaussichten für die deutsche Wirtschaft ausgehen?

Eines der beliebtesten Argumente zum Gesundbeten der deutschen Lage ist die Behauptung, Deutschland steche eben aus dem allgemeinen Niedergangsbild der Weltwirtschaft heraus – möge das globale Wachstum sich auch verringern, Deutschland bleibe auf stabilem Wachstumskurs. Ein erster Blick auf die Zahlen erweist, dass Deutschland keineswegs der „Wachstumsrenner“ unter den Volkswirtschaften der Welt ist. Ein zweiter wird ergeben, dass Deutschland, das fast 50 % seiner Produkte ins Ausland verkauft, also von der kaufkräftigen Nachfrage des Rests der Welt abhängt, mehr als alle anderen vom globalen Wachstum betroffen ist, im Guten wie im Schlechten.

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Nettozuwanderung von Ausländerinnen und Ausländern im Jahr 2015 bei 1,1 Millionen

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Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes (destatis)


WIESBADEN – Das Jahr 2015 war durch eine außergewöhnlich hohe Zuwanderung von Ausländerinnen und Ausländern nach Deutschland geprägt. Wie das Statistische Bundesamt auf Basis vorläufiger Ergebnisse einer Schnellschätzung der Wanderungsstatistik mitteilt, wurde bis zum Jahresende 2015 der Zuzug von knapp 2 Millionen ausländischen Personen registriert.

Gleichzeitig zogen rund 860.000 Ausländerinnen und Ausländer aus Deutschland fort. Daraus ergibt sich ein Wanderungssaldo von 1,14 Millionen ausländischen Personen. Das ist der höchste jemals gemessene Wanderungsüberschuss von Ausländerinnen und Ausländern in der Geschichte der Bundesrepublik.

Im Jahr 2014 hatte es noch 1,343 Millionen Zuzüge und 766.000 Fortzüge gegeben, woraus sich ein Wanderungssaldo von 577 000 Ausländerinnen und Ausländern ergeben hatte. Somit ist die Zahl der Zuzüge im Jahr 2015 schätzungsweise um rund 49 % gestiegen, während die Zahl der Fortzüge lediglich um 12 % zugenommen hat. Der Wanderungssaldo hat sich 2015 somit fast verdoppelt.

Gleichzeitig hat es eine strukturelle Änderung in der Zuwanderung von ausländischen Personen gegeben. In den letzten Jahren bis 2014 war die Entwicklung der Zuwanderung zum großen Teil durch die Zunahme der Wanderungsbewegungen mit anderen EU-Ländern bestimmt und mit einem hohen Anteil an vorübergehenden Aufenthalten verbunden. Dies wird nun überlagert durch eine Zuwanderung, die durch Schutzsuchende bestimmt ist.

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#Hedgefonds setzt auf „finanzielle Massenvernichtungswaffen“

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Von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“


Wie die Website „Business Insider“ vergangene Woche meldete, hat der Hedgefonds Perry Capital LLC im Februar Kreditausfallversicherungen auf Unternehmensanleihen im Wert von insgesamt $ 1 Mrd. erworben. Der Fonds geht also davon aus, dass die betroffenen Unternehmen trotz ihrer derzeit soliden Bewertung durch Ratingagenturen in absehbarer Zeit in Zahlungsschwierigkeiten geraten werden.

Wenn Perry Capital auf eine derartige Entwicklung setzt, sollte man aufhorchen: Ex-Goldman-Sachs-Manager Richard Cayne Perry, der den Fonds führt, gehört zu den wenigen Wallstreet-Bankern, die bereits Ende 2006 auf den Absturz des US-Häusermarktes  gewettet haben. Er lag damit genau richtig und strich auf diese Weise allein im Jahr 2007 einen Gewinn von mehr als einer Milliarde US-Dollar ein. (Siehe auch der Film „THE BIG SHORT“, in dem diese Wetten thematisiert werden.)
 

 

Dass Perry jetzt erneut handelt, erhellt zwei vollkommen unterschiedliche Sachverhalte: Zum einen, dass Insider aus der Finanzbranche die gegenwärtige Marktlage im Gegensatz zu Politik und Medien als überaus instabil einschätzen. Zum anderen, dass es trotz aller Beteuerungen seitens der Politik sieben Jahre nach der Krise von 2008 immer noch möglich ist, vom Niedergang einzelner Unternehmen zu profitieren und auf diese Weise zur Destabilisierung des globalen Finanzgefüges beizutragen. Hierzu einige Erläuterungen:

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Das Flüchtlings-Karussell. Man spricht türkisch in der Geisterbahn

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von Ulrich Gellermann, Berlin


Langsam. Zum Mitschreiben: Ganze 937 Menschen haben ein EU-Asylplätzchen bekommen. Zugesagt waren 160.000, damals, im September des letzten Jahres. Der jüngste EU-Gipfel hat die Zahl von 160.000 schon mal begradigt: Bis zu (bis zu!) 72.000 Flüchtlinge will man jetzt aus diversen Lägern übernehmen. Aus denen in der Türkei. Die Türkei übernimmt dafür im Gegenzug andere Flüchtlinge. Aus Griechenland. In selber Höhe? Dann läge der Preis für einen umgetauschten Flüchtling - wenn der alte türkische Rücknahme-Preis bei drei Milliarden Euro läge - bei etwa 40.000 Euro pro Kopf. Sollte sich der neue Marktpreis von sechs Milliarden Euro durchsetzen, wäre der einzelne Rücknahme-Flüchtling deutlich teurer. Kann aber auch deutlich billiger werden, denn bisher gibt es aus den EU-Staaten kaum bezifferten Zusagen für Rücknahme-Flüchtlinge. Und wer nichts zurück nimmt, muss nichts zahlen.
 

 

Nur Syrer werden umgetauscht. Warum sind Syrer eigentlich wertvoller als Afghanen oder Iraker? Hier spricht der Markt von einer künstlichen Verknappung: Denn je mehr Syrer aus dem geplagten Land flüchten, um so weniger können kämpfen. Sollte deshalb der Krieg eher aufhören? Nach den üblichen Marktgesetzen wäre es dann sinnvoll, nur noch männliche Flüchtlinge zu prämieren. Afghanen und Iraker werden keinesfalls in diesen wirtschaftlichen Kreislauf eingeschleust. Die Kriege in Afghanistan und im Irak plätschern nur so dahin. Wenn die Afghanen zum Beispiel mehr kämpfen würden, könnte sich deren Kopfpreis erhöhen. Der Markt belohnt Leistung. Würden die Iraker mehr Fleiß beim Umbringen zeigen, könnte sich auch ihr Kopfgeld erhöhen.

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Die Brücke von Kertsch

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von Hanns-Martin Wietek

Anlässlich des zweiten Jahrestages des Beitritts der Krim und Sewastopols zur Russischen Föderation hat Präsident Putin auch die „Baustelle“ der großen Verbindungsbrücke zwischen dem russischen Festland und der Halbinsel Krim über das Meer, die Wasserstraße von Kertsch, besichtigt.

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Bei einem Regierungstreffen zur sozio-ökonomischen Entwicklung von Krim und Sewastopol bezeichnete er den Bau dieser Brücke eine „Historische Mission“. Er bezog sich dabei auf die Geschichte dieser noch nicht vorhandenen Brücke. Tatsächlich ist die Idee, diese Verbindung zu bauen, nicht neu. Schon 1910 unter Zar Nikolaus II. plante man, eine Brücke zu bauen. Sie sollte von der dem russischen Festland vorgelagerten kleinen Halbinsel Taman auf die große Halbinsel Krim führen. Der Erste Weltkrieg machte die Pläne zunichte.

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Konzerne platzen vor Geld

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von Fred Schmid c/o Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.


Omas Sparbuch verzinst zur Zeit mit 0,05 Prozent – bei 1.000 Euro Einlage ist das im Jahr ein halber Euro Zinsgutschrift. Nach der neuesten Zinssenkung der EZB wahrscheinlich mit null-komma-nix. Selbst die niedrigste Inflationsrate von 0,3% im vergangenen Jahr frisst da noch von der Substanz. Opas „Bundesschätzchen“ rentieren gerade noch mit 0,5%; steigt der Verbraucherpreisindex über ein halbes Prozent, wird auch seine Altersrücklage real weniger wert. Nicht viel besser als mit staatlichen Schatzbriefen steht es mit Unternehmensanleihen, zudem sind sie risikobehafteter. Von der privaten Altersvorsorge gar nicht zu reden.

Fein heraus waren zumindest in den vergangenen Jahren Aktionäre. Hat ein Shareholder sein Geld zu Beginn des Jahres 2015 in Aktien gemäß der Zusammensetzung des DAX-Index angelegt, war er am Ende des Jahres um 9,8 Prozent reicher; um diesen Prozentsatz stieg der Dax-Kurs. Die Nebenwerte im MDAX legten sogar um 22,7% zu, die Technologiewerte Tec-DAX um 33,5%. Möglicherweise ist diese Zeit vorbei, seit der Jahreswende schwächelt der DAX. Aber möglicherweise pusht ihn die neue Geldflut der EZB wieder nach oben.
 

 

Wie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die „Zentralbank der Zentralbanken“, in einer neuen Studie feststellt, hat die lockere Geldflut der Notenbanken die Vermögensungleichheit erhöht. Die BIZ kommt zudem Schluss, dass die Geldpolitik nach der Finanzkrise die Vermögensungleichheit vor allem über steigende Aktienkurse gesteigert haben dürfte (FAZ, 06.03.16).

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Alexis #Tsipras agiert als Türsteher für die Festung Europa

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von Katerina Selin / wsws.org


Nachdem sich die Vertreter der Europäischen Union (EU) beim Gipfel in Brüssel am 7. März auf eine Abschottungspolitik gegen Flüchtlinge geeinigt haben, setzt Griechenland jetzt die EU-Linie im eigenen Land um. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras und seine Syriza-Regierung spielen eine Schlüsselrolle dabei, die Festung Europa abzusichern.

Ein Tag nach dem Brüsseler Gipfel reiste Tsipras nach Izmir und traf dort seinen türkischen Amtskollegen Ahmet Davutoğlu zum „4. hochrangigen griechisch-türkischen Kooperationsrat“. Die drittgrößte türkische Stadt liegt an der Küste der Ägäis, wenige hundert Kilometer von den griechischen Inseln Chios und Lesbos entfernt und damit mitten im Zentrum der Flüchtlingsrouten.
 

 

Griechenland und die Türkei, die außenpolitisch in ständigem Konflikt stehen, übten in Izmir den Schulterschluss in Fragen der Flüchtlingspolitik und der wirtschaftlichen Kooperation. Tsipras und Davutoğlu lobten in hohen Tönen ihre gemeinsame Haltung in der Flüchtlingskrise, sprachen sich wie zwei alte Kumpanen mit „lieber Alexis“ und „mein Freund Ahmet“ an und verteilten anlässlich des Weltfrauentags mit strahlenden Gesichtern rote Rosen an Journalistinnen.

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Alea iacta sunt - die Würfel sind gefallen. Äußerst rechts

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von Egon W. Kreutzer


Die Würfel sind gefallen. Die Wahlbeteiligung war hoch. Die Vertreter aller Parteien haben sich für die Unterstützung aus ihren Parteien und für das Vertrauen der Wähler bedankt. Selbstverständlich haben diejenigen mit den meisten Stimmen betont, vom Wähler einen Regierungsauftrag erhalten zu haben, doch Schwarze, Hell- und Dunkelrote, Grüne und Gelbe klagten unisono weit weniger über die eigenen Verluste in der Wählergunst als darüber, dass die AfD "so stark wie noch keine Partei der äußersten Rechten in der Geschichte der Bundesrepublik" aus den drei Landtagswahlen hervorgegangen ist.

Diese Klagelieder sind nachzuschlagen im kleinen Katechismus für Altparteien auf Seite 132 unter dem Titel "Exorzismus zum Wohle des Wahlvolks". Da heißt es, es seien drei Mittel anzuwenden, um das Böse aus der Seele des Wahlvolks zu vertreiben:


1. Das fremde Böse bei seinem Namen nennen und es auffordern, sich zu zeigen.

2. Das eigene Heiligste hervorholen und dem Bösen entgegenhalten, bis es entflieht.

3. Der gereinigten Seele ewige Höllenqualen ausmalen, sollte sie den Dämon erneut einlassen.


Dieser Exorzismus erwies sich seinerzeit bei den Grünen als wirkungslos, als man das Böse darin sah, dass - welch ein Horror - die Interessen der Wirtschaft hinter denen der Natur zurückstehen sollten und das Heiligste, der Wohlstand für alle, gegen das Böse in Stellung gebracht wurde. Die befallenen Wählerseelen ließen nicht ab von ihrem Dämon, das Grüne breitete sich aus und durchwucherte die Programmatik der Schwarzen, Roten und Gelben, bis es endlich in den Reliquienkammern aller Parteien als neues Heiligtum verehrt werden durfte.

Dieser Exorzismus erwies sich auch bei der LINKEn als wirkungslos, wenngleich einige unerschrockene ultraorthodoxe Christsoziale hartnäckig weiter ihre Beschwörungsformeln murmeln. Es half nur kurz, dem Bösen seine SED-Vergangenheit und die Stasi und den Unrechtsstaat vorzuwerfen und dem das eigene Heiligste, nämlich die freiheitlich demokratische Grundordnung und die der Planwirtschaft überlegene freie Marktwirtschaft entgegen zu halten. Der Dämon des Sozialismus ließ sich nicht austreiben und breitete sich aus, bis am Ende sogar der Mindestlohne in die Reliquienkammer der Großen Koalition Einzug halten konnte.

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Wolfgang Schäuble – Krisengewinner und Kaputtsparer

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von Fred Schmid c/o Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.


Schwarze Null beglückwünscht sich zur Schwarzen Null. Nach dem leichten Plus der Staatsfinanzen im Jahr 2014, konnte Schäuble für das vergangene Haushaltsjahr einen satten Überschuss feiern – von 10,3 Milliarden Euro im Bundeshaushalt und Positiv-Salden bei den weiteren drei staatlichen Ebenen – Länder, Gemeinden, Sozialversicherung – was sich zu einem Überschuss des Gesamtstaates von 19,4 Milliarden Euro addiert. Das Statistische Bundesamt teilt mit: „Das ist absolut gesehen der höchste Überschuss, den der Staat seit der Wiedervereinigung erzielt“.
 

 

Betrachtet man die Erfolgsmeldung des Haushaltskrämers genauer, dann verliert sie allerdings an Glanz. Denn mit den Sparhaushalten von Bund und Ländern wurde die Infrastruktur kaputtgespart, die Bildung vernachlässigt, Gesundheitswesen unterfinanziert und Renten gekürzt. Die Kehrseite sind bröckelnde Brücken, bröselnde Straßen, brüchige Schulen und nur Bruchteile von Sozialwohnungen, die nötig wären. Zusätzlich sanierte Schäuble seinen Etat durch Griffe in die Sozialkassen, z.B. durch Kürzung des Bundeszuschusses zum Gesundheitsfonds (vgl. isw-wirtschaftsinfo 48, S. 44).


„Deutschland hat stark von der Griechenlandkrise profitiert“ (IWH)

Die „schwarze Null“ hat der deutsche Staat, allen voran der Bund aber, in erster Linie der Null-Zins-Politik der EZB und der Haushalts- und Finanzkrise in den Peripherie-Ländern zu verdanken. Mit der Krise haben Anleger aus aller Welt besonders sichere Anlagen gesucht. Die Reichen, Banken und Fonds investierten in sichere Bundesanleihen. Die hohe Nachfrage drückte Zins und Rendite auf Null und machte den deutschen Fiskus zum Krisenprofiteur. Für die knapp 1300 Milliarden Euro Bundesschulden im Jahr 2014 musste Schäuble nur 26 Milliarden Euro Zinsen zahlen, was gerade mal einem Zinssatz von zwei Prozent entspricht. 2007 waren es bei 27% niedrigeren Schulden – 946 Milliarden Euro – noch 40 Milliarden – 4,2% Zinsen.

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"Die Linke" taumelt wehrlos ihrer Bedeutungslosigkeit entgegen

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Theorielosigkeit linker Aktivisten

von Franz Witsch, Hamburg


Liebe FreundeInnen des politischen Engagements,


Gott sei Dank vorbei; ich habe gestern, nach Schließung der Wahllokale, bewusst nicht vor dem Fernseher gesessen, weil ich dieses Gequatsche der Parteien, Linke eingeschlossen, einfach nicht ertrage. Es war klar, das Die Linke, von der SPD erwartet man es gar nicht anders, mächtig an Präsenz in den Parlamenten einbüßen würde. Das allein wäre nicht schlimm, vielleicht sogar ehrenhaft, wenn es nicht so traurig wäre.

Doch was ist so traurig. Traurig ist, dass "Die Linke" vollkommen wehrlos ihrer Bedeutungslosigkeit entgegen taumelt, obwohl sie in Parlamenten, zumal mit immer wieder den gleichen Namen wie z.B. Gysi, Wagenknecht und Lafontaine in der Öffentlichkeit vertreten sind, also gehört werden. Ja vielleicht ist dies gerade der Grund. Denn selbst der Bürger spürt es, ohne es zu begreifen: Die Linke unterscheiden sich von den anderen Parteien nur dem Augenschein nach - nur dass sie noch unerträglicher jammern, sich noch mehr - ohne Sinn und Verstand - empören.

Das allein wäre wiederum nicht schlimm, wenn es über die Empörung hinaus bei den Linken nicht so theorielos zugehen würde. Sagen wir mal so: ihre Theorie ist substanzlos, egal wohin man schaut. Darin unterscheidet sie sich nicht von der AfD, nur dass die AfD sagt, was sie anders machen will: Flüchtlinge nicht mehr ins Land lassen. Das findet der Bürger gut. Und die AfD will sie notfalls mit (Waffen-)Gewalt nicht ins Land lassen. Frauke Petry beruft sich auf die völlig absurde Annahme, daß eine solch menschenverachtende Vorgehensweise bereits durch ein Gesetz legitimiert sei. Bitte dazu den von Annett Meiritz bei SPIEGEL-ONLINE veröffentlichten Artikel vom 01.02.2016 lesen. "Schusswaffen-Vorschlag der AfD: Bar jeder Vernunft, wider geltendes Recht" und weiter . .

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