#TV-Star in Not: Spenden für #Gottschalk

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Wetten, dass Thomas gerettet wird?
 

von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Millionen Menschen in Deutschland müssen von 399 Euro im Monat leben. Bundesweit lag der Anteil der Hartz-IV-Empfänger an der Bevölkerung im April 2015 bei 7,6 Prozent. Das ist zum Sterben zuviel, zum Leben zu wenig. Diesem grausamen Schicksal wäre beinahe auch unser aller Liebling Thomas Gottschalk ausgeliefert worden, wenn nicht der WDR, eine der karitativen Sendeanstalten des Ersten TV-Programms, sich seiner erbarmt hätte und dem Goldbären unter den Entertainern im Jahr 2011 2,7 Millionen Euro für fast keine Sendung gespendet hätte. Der arme Thomas. Eigentlich hätte er für die geplante Sendereihe "Die ARD Tagesshow" damals fünf Millionen bekommen sollen. Und nur weil die gemeinen Zuschauer unseren Thommy einfach nicht mehr sehen wollten, wurde die Sendung abgesetzt und der Haribo-Mann mit Almosen abgespeist.

 

 

Unglaublich brutal: Der große Entertainer, der Milliarden Kinder mit diesen Gummibärchen froh gemacht hat, sollte sein Gnadenbrot nun mit nur ein paar Millionen fristen. Ein Rentnergeld, das kaum reicht, um die laufenden Kosten seiner Villa in Malibu zu decken. Als Nachbar von Halle Berry, Jennifer Aniston, Barbra Streisand und Charlie Sheen, hat man Verpflichtungen, die der gewöhnliche TV-Zuschauer nicht einmal erahnt. Was das kostet! Dieser Kosten wegen hat Gottschalk schon sein Schloss Marienfels hoch über dem Rhein bei Remagen für 6,2 Millionen Euro verschleudern müssen. Da überraschte es kaum, das die Berliner BZ von Gottschalks schwerem Schicksal berichten musste: Er hatte nach dem Schloss eine Wohnung im Prenzlauer Berg beziehen müssen, jenem Berliner Bezirk, in dem rabiate Kampfmütter mit ihren Kinderwagen täglich zur Jagd auf Rentner blasen.

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Green No Deal: Eine Kriminalgeschichte?

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von Ingar Solty via Zweiwochenschrift Ossietzky


Von den historisch vier großen, weltumspannenden Kapitalismuskrisen lassen sich die der 1930er und die seit 2007 am besten vergleichen. Sie ähneln sich in vielerlei Hinsicht: Von der Überakkumulation, Finanzialisierung und dem Platzen einer Spekulationsblase bis hin zu den Tatsachen, daß sie von den USA ausgingen und die Vermögensungleichheit 1929 und 2007 nicht zufällig am Vorabend der Krise ihre jeweiligen Höhepunkte mit einem annähernd identischen Anteil des wohlhabendsten einen Prozents der Bevölkerung am US-Gesamtvermögen erreichten.
 

In den 1930er Jahren bearbeitete der zur Demokratischen Partei gehörende damalige US-Präsident Franklin D. Roosevelt die Überakkumulationskrise mit dem New Deal. Die Maßnahmen waren teilweise widersprüchlich und besaßen – anders als heute wahrgenommen – keinen planmäßigen, sondern zunächst einen Ad-hoc-Charakter. Letztlich liefen sie aber darauf hinaus, das Überschußkapital ohne profitable Anlagesphären durch Hochbesteuerung (94 Prozent Spitzensteuersatz auf alle Einkommen über 200.000 US-Dollar) zu absorbieren und mit für das Kapital unprofitabler Überschußarbeit in Form von öffentlichen Beschäftigungsprogrammen als Infrastrukturinvestitionen – Staudämme, Autobahnen, öffentliche Verkehrssysteme, Elektrifizierung des Hinterlandes – produktiv zusammenzubringen, die dann die Umlaufzeit des Kapitals beschleunigten: eine »innere Landnahme«. Aus dem New Deal entstand der fordistische Kapitalismus unter keynesianischer Regulation, der nach dem Zweiten Weltkrieg vom imperialen US-Staat in der »Grand Area« des »Westens« internationalisiert wurde.

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#Post-Tarifrunde: #Urabstimmung und #Vollstreik. JETZT!

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36 Stunden bei vollem Lohn- und Personalausgleich!

5,5 Prozent mehr Lohn! Zerschlagung verhindern!


Gegenwehr! Betriebs- und Gewerkschaftsinfo der Gruppe Arbeitermacht


Auch die letzte Verhandlungsrunde zwischen ver.di und der Deutschen Post endete ohne annehmbares Ergebnis und wurde von der Gewerkschaft abgebrochen. Das Arbeit“geber“angebot ist rundweg abzulehnen. Dennoch wurden Folgetermine bis in den Juni hinein vereinbart.


Fakten

Ver.di fordert als Ausgleich zum Vertragsbruch der Post die Einführung der 36-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich für die 140.000 Tarifbeschäftigten. Dazu kommt eine Entgeltforderung von 5,5% mit einer zwölfmonatigen Laufzeit. Während die Deutsche Post AG daraus einen Zahlenmix macht, sich dabei mit keinem Wort auf die Grundlagen der Auseinandersetzung bezieht und so tut, als habe sie den Vertragsbruch nie begangen bzw. diesen als nicht „tarifrelevant“ einschätzt, wirft sie ver.di eine Forderung von über 12% vor, welche das Unternehmen 600 Millionen kosten und den weltgrößten Logistikkonzern damit der Konkurrenz sprichwörtlich zum Fraß vorwerfen würde.

Abgesehen davon, dass die Märchenstunden der Deutsche Post AG nicht so ernst zu nehmen sind - die Konzernzahlen sprechen da nämlich ein ganz andere Sprache -, machen wir uns noch einmal klar, dass die Beschäftigten der Deutschen Post/ DHL darauf bestehen, dass beide Forderungen getrennt zu betrachten sind. Die erste ist das direkte Ergebnis und die Antwort auf die Post-Strategie, den Konzern endgültig nun auch im Kerngeschäft zu zerschlagen, d.h. zur Gewinnmaximierung eine weitere Niedriglohnsparte zu etablieren und diese in den kommenden Jahren ausweiten. Diese Konzernpolitik geht zu Lasten der Auszubildenden und dauerbefristeten KollegInnen, die vor die Alternative Niedriglohn oder Arbeitslosigkeit gestellt werden.

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Good Morning, Vietnam!

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von Georg Rammer via Zweiwochenschrift Ossietzky


Was für ein faszinierendes Land! Ein wachsender Strom von Touristen aus aller Welt kommt nach Vietnam, um wunderschöne Landschaften, schwimmende Märkte, wahre Kulturjuwelen und die pulsierenden Metropolen Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt zu besichtigen. Reisende, die sich mehr auf das Land und die Menschen einlassen wollen, tuckern zu den Bergvölkern im Norden oder zu Dörfern im Mekong-Delta, wandern in einem Urwald-Reservat oder machen in einer Stadt Station, in die sich mangels spektakulärer Attraktionen kein Tourist verirrt. Und sie freuen sich über Begegnungen mit freundlichen, aufgeschlossenen Menschen und genießen die Düfte und Gaumenfreuden in Fischkneipen und an Marktständen. Aber Vietnam – war da nicht mal ...

Vor 60 Jahren begannen die USA einen Krieg gegen Vietnam. Vor 50 Jahren erfolgte eine massive Ausweitung durch Flächenbombardements und Bodentruppen – in der Hauptphase des Krieges über eine halbe Million US-Soldaten. Vor 40 Jahren, nach grauenhaften Zerstörungen und einem militärischen und moralischen Desaster für die Vereinigten Staaten, wurde ein Friedensabkommen geschlossen.

Auch der Vietnamkrieg der USA begann – wie der Zweite Weltkrieg, der Jugoslawienkrieg der NATO oder der Irakkrieg – mit einer Lüge, die sich auf die falsche Berichterstattung der Geheimdienste NSA und CIA stützte. Der vorgetäuschte »Tonkin-Zwischenfall« diente der Regierung und dem Kongreß als Grundlage einer Blankovollmacht für den Überfall der US-Truppen ohne Kriegserklärung. Selbstverständlich für die »Verteidigung der Freiheit«, wie es in der Resolution des Kongresses hieß.

Den Älteren sind die Namen vietnamesischer Städte und Regionen aus den täglichen Nachrichten in den 1960er und 70er Jahren noch im Ohr: Đà Nẵng und Huế, Hải Phòng, Mekong-Delta und 17. Breitengrad. Entsetzliche Bilder von Flächenbombardements, von napalmverbrannten Menschen, Folter, Erschießung und Massakern, die als militärische Erfolge in den Nachrichten vermeldet wurden. Das Hinschlachten von 504 Menschen, zumeist Alte, Frauen und Kinder, in dem Dorf My Lai, wurde zunächst in der perversen Logik des Body Count als Erfolg gegen Kämpfer der Nationalen Befreiungsfront (FLN) ausgegeben. Allerdings bekannten US-Army-Veteranen später, daß Massenmorde an der Tagesordnung gewesen waren, in Hunderten von Fällen ähnlich wie beim Massaker von My Lai.

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#Britannien: Nach dem Wahlsieg der Konservativen bei den Unterhauswahlen 2015

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von Richard Brenner


Britannien hat nun eine Regierung, die entschlossen ist, ein neues gewaltiges Kürzungsprogramm durchzuziehen. Allein über 25 Milliarden Euro sollen im Sozialbereich dem Rotstift zum Opfer fallen. Die Regierung will auch die Axt an die Wurzeln des gesamten Nachkriegssozialsystems legen, d. h. staatliches Gesundheitswesen, Bildung und Wohnungsbau sollen gekappt werden.
 

 

Die konservativen Wahlgewinner (Tories) mit absoluter Mehrheit beeilen sich dabei und werden die ersten 100 Tage ihrer Amtszeit zu einer Großoffensive nutzen wollen. 3 Gründe sprechen dafür:

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Wie nah am Abgrund steht das globale #Finanzsystem?

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Von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“


„The Big One“ ist der Begriff für das ganz große Erdbeben, das seit über einhundert Jahren in Kalifornien erwartet wird. Als „The Big One“ könnte man auch den bevorstehenden und mittlerweile unausweichlichen Crash des Weltfinanzsystems bezeichnen.

Beide Ereignisse haben eines gemeinsam: Man weiß, dass sie eintreten werden, kann den Zeitpunkt des Eintritts aber nicht genau vorhersagen. Neben diesen Parallelen gibt es aber auch einen wesentlichen Unterschied: Während die Verschiebung tektonischer Platten nur von Erdbebenforschern verstanden wird, lässt sich das Finanzsystem zumindest in groben Zügen auch ohne Volkswirtschaftsstudium begreifen. Versuchen wir also, die derzeitige Situation geschichtlich einzuordnen und herauszufinden, an welchem Punkt der Entwicklung wir inzwischen angekommen sind.


Die Grundzüge unseres Finanzsystems

Unser gegenwärtiges Finanzsystem geht auf die Konferenz von Bretton Woods im Jahr 1944 zurück. Sie machte den an Gold gebundenen US-Dollar zur weltweiten Leitwährung und verschaffte den USA als stärkster Siegermacht Zugang zu allen Märkten der westlichen Welt. 1971 zwang die ausufernde Zunahme der Dollarmenge die US-Regierung, die Goldbindung des Dollars zu lösen. Eigentlich wäre seine Vorherrschaft damit beendet gewesen, doch die US-Regierung verhinderte das durch einen geschickten Schachzug: Mitte der Siebziger Jahre schloss sie ein Abkommen mit Saudi-Arabien, das die Abwicklung des gesamten globalen Ölhandels in US-Dollar festlegte. Der Deal machte die US-Währung als „Petro-Dollar“ zur international wichtigsten Reservewährung und garantierte damit die Fortsetzung ihrer weltweiten Dominanz.

Die riesigen Summen, die mit Öl – der meistgehandelten Ware der Welt - verdient wurden, landeten vor allem bei westlichen Banken und stärkten die Vormachtstellung der Wall Street und der City of London. Beide unterstützten zu Anfang der Achtziger Jahre die Wahl Ronald Reagans zum US-Präsidenten und Margaret Thatchers zur britischen Premierministerin. Reagan und Thatcher zeigten sich erkenntlich, indem sie ihre Amtszeiten zu einer Generaloffensive des Neoliberalismus nutzten– einer Politik, die sich in erster Linie an den Interessen des internationalen Finanzkapitals orientiert.

Landesweite Arbeitskämpfe wie der Fluglotsenstreik in den USA und der Bergarbeiterstreik in Großbritannien wurden niedergeschlagen, der Einfluss der Gewerkschaften zurückgedrängt. Mehrere Millionen Arbeitsplätze wurden abgebaut und  im Zuge der Globalisierung in Niedriglohnländer verlegt. Während der Lebensstandard der arbeitenden Bevölkerung zu stagnieren begann, wurden den Wohlhabenden und ihren Unternehmen Steuererleichterungen und Vergünstigungen aller Art gewährt.
 

 

Die fortschreitende Deregulierung des Bankenwesensführte dazu, dass die ersten Hedgefonds (Vermögensverwaltungen für Superreiche, die nicht den Einschränkungen des Bankwesens unterliegen) aus dem Bodenschossen und der Finanzsektor innerhalb der Gesamtwirtschaft eine immer größere Rolle einnahm. Der Handel mit Derivaten (von der Realwirtschaft abgekoppelte Finanzprodukte, meist Wetten auf steigende oder fallende Kurse) wurde 1994 um die von der JPMorgan-Bankerin Blythe Masters erfundenen Kreditausfallversicherungen ergänzt. Das Volumen dieser vom US-Großinvestor Warren Buffett als „finanzielle Massenvernichtungswaffen“  bezeichneten Derivate explodierte förmlich und bestätigte nur vier Jahre seine Gefährlichkeit für das Weltfinanzsystem.

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Null Toleranz: #Polizeiarbeit und #Justiz im Amerika der niedrigen Einkommen

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von Robert C. Koehler


„Als ich die Halle hinunter ging, bemerkte einer der Schulpolizisten, dass ich meine Identifikationsmarke nicht dabei hatte.“

Der Sprecher sagt aus vor der Planungsgruppe des Präsidenten für das Polizeiwesen im 21. Jahrhundert. Er war damals Anfänger an der Schule. Ah, Schulzeit!

„Bevor ich erklären konnte, warum ich meine Marke nicht dabei hatte,“ fuhr er fort, „wurde ich in das Büro gebracht und für eine ganze Woche lang suspendiert. Ich musste das Schulgelände sofort verlassen.“

Es kommt noch besser.


„Als ich zur Bushaltestelle ging, zog mich ein anderer Polizist zur Seite und wollte von mir wissen, warum ich nicht in der Schule war. Als ich das zu erklären versuchte, wurde ich auf den Rücksitz des Polizeiautos gestoßen. Sie fuhren zurück in meine Schule, um herauszufinden, ob ich die Wahrheit gesagt habe, und ich musste über zwei Stunden lang im Auto warten. Als sie zurückkamen, sagten sie mir, dass ich tatsächlich suspendiert war, aber dass mein Erziehungsberechtigter und ich wegen Verlassens des Schulgeländes Geldstrafen bezahlen müssten, weil die Schule mir nicht die richtigen Bestätigungen gegeben hatte. Die Geldstrafen machten zusammen $600 aus, und für jede musste ich zu einem Gerichtstermin.“


Lieber Herr Präsident, das amerikanische Justizsystem, besonders wenn es in Wohngegenden mit niederen Einkommen zur Anwendung kommt, wurde von Franz Kafka entworfen. Hier ist sie, die unsägliche Wahrheit seiner bürokratischen Sinnlosigkeit, zu finden in dem veröffentlichten Bericht: „Ich war allein zuhause und sah Jerry Springer im TV und tat nichts,“ schloss der Zeuge seine Aussage, indem er das ultimative Ergebnis seiner Verbannung aus der Schule beschrieb.  

Nehmen Sie „Null Toleranz” und multiplizieren Sie diese mit dem Waffenangebot des Verteidigungsministeriums und beginnen Sie, eine Vorstellung davon zu bekommen, zu was sich Polizeiarbeit und Justiz im Amerika der niedrigen Einkommen entwickelt haben.

In dieser Woche, gleichzeitig mit der Veröffentlichung des Endberichts der Planungsgruppe, hat Präsident Obama laut "Associated Press" die Übertragung von „Granatwerfern, Bajonetten, gepanzerten Kettenfahrzeugen, mit Waffen ausgestatteten Flugzeugen und Fahrzeugen, Feuerwaffen und Munition vom Kaliber .50 oder mehr“ an örtliche Polizeibehörden verboten. Des weiteren stehen jetzt unter anderem Sprengmittel, Spezial-Schusswaffen, Rammböcke, Polizeiknüppel, Humvees und Drohnen unter „strengerer Kontrolle.“

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#NATO, #Russland, #Ukraine – ein Versuch, rote Linien zu erkennen.

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Überarbeiteter und gekürzter Vortrag von Kai Ehlers von der Konferenz:


„1955 – 2015: 60 Jahre BRD in der NATO 

60 Jahre Herausforderung für Friedenspolitik und Friedensbewegung“

 

 

Siebzig Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges, im zweiten Jahr des ukrainischen Krieges findet die Moskauer Parade zum Sieg über den Faschismus in Abwesenheit der damaligen Alliierten und heutigen westlichen Partner, dafür in demonstrativer Gegenwart des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping statt. An der Parade auf dem Roten Platz beteiligen sich anstelle westlicher Abordnungen wie in den Jahren zuvor dieses mal Paradetruppen aus China, Indien, Kasachstan, Weißrussland, Tadschikistan, Kirgisien und der Mongolei. Demonstrativ führt Russland sein modernisiertes Waffenarsenal vor. In seiner die Parade begleitenden Rede fordert Putin allerdings nicht etwa die Weltherrschaft, wie manche Medien ihm andichten, sondern die Schaffung eines weltweiten Sicherheitssystems ohne Blöcke.

Bei einer eigens für sie in Moskau am Tag darauf anberaumten Nachfeier nennt die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel die Aufnahme der Krim in die russische Föderation – nach einem kurzen Stocken beim Ablesen der Textvorlage ihrer Presseerklärung  – eine „verbrecherische und völkerrechtswidrige Annexion“. Wladimir Putin, am Rednerpult zwei Meter neben ihr, der deutschen Sprache mächtig, schweigt dazu.
 

 

Die Website der deutschen Bundesregierung dokumentiert den Vorgang unter dem ausdrücklichen Hinweis: „im Wortlaut“ ohne Kommentar; die russische Diplomatie fordert keine Stellungnahme.  


„Durch die verbrecherische und völkerrechtswidrige Annexion der Krim und die militärischen Auseinandersetzungen in der Ostukraine hat diese Zusammenarbeit einen schweren Rückschlag erlitten, schwer, weil wir darin eine Verletzung der Grundlagen der gemeinsamen europäischen Friedensordnung sehen.“[1]  


In den weiteren Erklärungen der besagten Pressekonferenz am 10. Mai beschwören Angela Merkel wie auch Wladimir Putin die deutsch-russische Versöhnung und „Freundschaft in schwierigen Zeiten“. Sie bekräftigen ihre Übereinstimmung gemeinsam auf die Erfüllung des Abkommens von Minsk II hinzuwirken zu wollen – allerdings formulieren sie dazu diametral konträre Positionen.

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#NAKBA: Vertreibung vor 67 Jahren. Wissen, aber ohne Gewissen

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von Evelyn Hecht-Galinski


Am 15. Mai wurde weltweit der Nakba, der palästinensischen Katastrophe gedacht. (1)

Weltweit wurde dieses Gedenken zelebriert, allerdings nur von Betroffenen, deren Nachfahren und der immer größer werdenden Anzahl von Unterstützern des Gedenkens an dieses bis heute ungesühnte Verbrechen. Offizielles Gedenken? Fehlanzeige!
 

 

Kanzlerin Merkel, die über viel Wissen verfügt, aber wenn es heikel wird, ihr Gewissen, wenn sie denn überhaupt eins hat, gut versteckt – wie gerade bewiesen im Sumpf der NSA-Spionage und der deutschen Verwicklungen – lässt verlauten, nach “bestem Wissen und Gewissen zu handeln”!  Ja, was heißt das? Dass wir von einer Kanzlerin regiert werden, die eine Regierung leitet, die mit Wissen, aber gewissenlos handelt? (2)

Schlimmer noch: nach diesen Aussagen kann man ihr wie auch dieser deutschen GROKO-Regierung überhaupt kein Wort mehr glauben. Besonders nach den Feierlichkeiten zur Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland vor 50 Jahren. Was sich in diesem Zusammenhang in Deutschland, diesem “Freundschaftsschauspiel” abspielte, ist so unerträglich, so verlogen und gewissenlos, dass es schon Überwindung kostet, sich damit zu befassen.

Während “Pfarrer- Präsident Gauck” und Kanzlerin Merkel den Präsidenten des “Jüdischen Staates” Reuven Rivlin empfingen, einen Mann der sich ganz offen gegen die sogenannte “Zwei-Staaten-Lösung” [Infos dazu hier und hier] ausspricht, die ja gerade auch von deutscher Seite vertretene Lösung. Gerade diese Kanzlerin Merkel, die sich schon 2008 in ihrer Knesset-Rede einseitig auf die Seite des “Jüdischen Staates” stellte, indem sie auf Grund der “historischen Verantwortung für die Sicherheit Israels”, diese zur deutschen Staatsräson erhob. (3)

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Obamas Vorstoß gegen #Venezuela: Hands off, Mr. President!

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von Hannes Hohn


Anfang April 2015 unterzeichnete US-Präsident Obama einen Erlass über einen Ausnahmezustand gegenüber Venezuela, weil das Land eine Bedrohung für die USA darstelle. Diese Maßnahme muss vor dem Hintergrund des schwindenden Einflusses des Weltpolizisten USA gesehen werden. Selbst in seinem traditionellen „Hinterhof“ Lateinamerika mehren sich in den letzten zwei Jahrzehnten die Tendenzen, sich dem Zugriff des US-Kapitals und seiner Institutionen zu entziehen. Dafür sprechen nicht nur der, wenn auch brüchige, ökonomische Aufstieg Brasiliens im letzten Jahrzehnt oder der Widerstand Argentiniens gegen die Auflagen des IWF, sondern auch die mehr oder weniger offene Anti-US-Haltung von linksbürgerlichen Regierungen wie in Bolivien. Diese Entwicklung soll u.a. mit einer neuerlichen Offensive gegen Venezuela rückgängig gemacht werden.


Lauer Anti-Imperialismus

Nicolás Maduro, Nachfolger des verstorbenen Präsidenten Chávez, hat mehrere US-Politiker, darunter Ex-Präsident George W. Bush, dessen damaligen Vize Dick Cheney und Ex-CIA-Chef Goerge Tenet als „Terroristen“ bezeichnet und ihnen die Einreise verboten. Zudem kündigte Maduro die Einführung einer Visapflicht für US-Bürger an. Daneben wurde eine öffentliche Kampagne gegen die Erpressungsversuche Obamas gestartet. Es sollen zehn Millionen Unterschriften gesammelt und an den US-Präsidenten übergeben werden.

Doch Maduro wäre, wie auch sein Vorgänger Chávez, kein Populist und bürgerlicher Politiker, wenn er neben seinem lautstarken „Anti-Imperialismus“ nicht auch noch eine zweite Option parat hätte. Diese präsentierte er auf dem „7. Amerika-Gipfel“ in Panama, wo sich am 11./12. April Regierungsvertreter aus 35 Ländern trafen. Maduro brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass der Gipfel „die Türen für einen respektvollen Dialog mit den USA öffnen“ könne. In einem TV-Interview meinte er zu seinem Treffen mit Obama: „Ich würde sogar sagen, dass das ein herzliches Treffen war“. „Respektvoller Dialog“ und „Herzlichkeit“ passen freilich nicht so gut zu den sonstigen anti-imperialistischen Posen Maduros und zeigen, dass sein „Kampf“ gegen den Imperialismus dort aufhört, wo ein Kompromiss möglich scheint.

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Wahlen in den #USA: Wie Wahlen verloren oder gewonnen werden

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von Victor Grossman via Zweiwochenschrift Ossietzky


»Sie haben vor 18 Jahren eine Strafe abgesessen, richtig?«»Ja, Sir! Ich hatte etwas im Supermarket geklaut und dafür auch gebüßt.«»Wählen dürfen Sie aber nie mehr. Sie sind hier in Florida! Der Nächste!«

»Zeigen Sie mir Ihr Identifizierungsfoto!«»Ich habe aber keins. Ich fahre ja nicht Auto.« »Sie hätten sich irgendeins holen müssen. Tut mir leid! Das hier ist Texas! Sie dürfen nicht wählen! Die Nächste!«

»Ihr Hauptwohnort ist nicht in diesem Wahlbezirk, nicht wahr?«»Nein, Sir. Ich bin Studentin, wohne im Internat und konnte nicht extra nach Hause fliegen!«»Ihr Pech! Das hier ist Ohio! Also der Nächste!«

»Aber ich heiße …«»Sie heißen Richard Jones? Dann sind Sie in Georgia registriert, nicht hier in Alabama. Sie haben wohl vor, zweimal zu wählen, wie?«»… richtig Richard William Jones jun. Der in Georgia heißt bestimmt nicht so.«»Das müssen wir mal untersuchen. Aber heute dürfen Sie nicht wählen. Vielleicht in zwei Jahren.«

Zu diesen Schikanen bei Wahlen in den USA gesellen sich weitere, unter anderem fehleranfällige Wahlgeräte: US-Amerikaner kritzeln keine Kreuzchen, sie stimmen modern, aber verfälschbar per Bildschirm. Dazu kommt die Tatsache, daß 1845 der erste Dienstag nach dem ersten Montag in November als Wahltag festgelegt wurde: Anfang November waren die Felder abgeerntet, Schneestürme drohten noch nicht, und Politik durfte weder samstags noch montags den womöglich entfernten Kirchengang stören. Doch in den meisten Staaten ist der Wahltag kein freier Tag. Obwohl hier und dort erweiterte Wahlzeiten bestehen, ständig angefochten, muß die Mehrzahl vor oder nach der Arbeit wählen. Das ist besonders schwierig, wenn Republikaner dort, wo viele Schwarze, Latinos und Studenten wählen, Wahllokale und Wahlmaschinen zu knapp bemessen.
 

 

Der Senat ist ohnehin undemokratisch zusammengesetzt; 580.000 Bürger aus Wyoming wählen zwei Senatoren genauso wie 38 Millionen aus Kalifornien. Fürs Repräsentantenhaus haben die Staaten je nach Bevölkerungszahl eine Zahl an Wahlbezirken, die alle zehn Jahre neu zugeschnitten werden. Die meisten, in denen derzeit Republikaner am stärksten sind, wurden so geschickt zugeschnitten, daß ländliche, weiße, konservative Gegenden möglichst viele Abgeordnete wählen; die entstandenen Bezirke weisen »interessante« Formen auf. 1812 schuf der Gouverneur Elbridge Gerry in Massachusetts einen Wahlbezirk, der auf der Karte wie ein Salamander aussah; seitdem heißt die Methode »Gerrymandering«.

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Cyberwar und Überwachung: Freiheit stirbt mit Sicherheit

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von Alex Mayer, Neue Internationale 199


"Wir werden nicht zulassen, dass technisch manches möglich ist, aber der Staat es nicht nutzt.“ (Angela Merkel, Januar 2008)

Mit den islamistischen Anschlägen [1]  auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo Anfang Januar 2015 wurde in Deutschland das Thema „Vorratsdatenspeicherung“ (VDS) wieder aus der Mottenkiste geholt. Reflexartig reagieren Politiker und Exekutive auf Terroranschläge mit schrillen Vorschlägen für mehr innere Sicherheit. Oft genug wird so ein Anschlag einfach direkt genutzt, um neue Überwachungsmaßnahmen salonfähig zu machen und durchzusetzen.


Cyberwar und Überwachung

Die imperialistischen Mächte tragen ihre militärischen und Geheimdienstaktivitäten zunehmend im virtuellen Raum aus. Der „Cyberwar“ umfasst neben materiellen Angriffen (Sabotage, Zerstören von Hardware), Cyberattacken mit Viren (Stuxnet-Angriff auf iranische Atomanlagen), Veränderung von Websites „Defacement“ zur Verbreitung von Propaganda, „Social Engineering“ und im weitesten Sinne auch den Drohnenkrieg und selbstverständlich auch die flächendeckende Überwachung und Auswertung von elektronischen Daten und der Kommunikation. Auch Deutschland bereitet sich auf einen Einstieg in den Einsatz von bewaffneten Drohnen für Kriegseinsätze vor. Skandalös, aber eher unbekannt ist die Tatsache, dass die US-Drohneneinsätze ohne Stützpunkte in Deutschland nicht möglich wären, sehr wahrscheinlich nach deutschem Recht illegal sind und trotzdem praktiziert werden.

Der Cyberwar richtet sich also zum einem nach außen gegen andere imperialistische Staaten und asymmetrische Kriegsgegner („Separatisten“ in der Ukraine, IS in Nahost), aber auch nach innen gegen soziale Bewegungen, zur Aufstandsbekämpfung und Komplettüberwachung der Bevölkerung.

Ähnlich wie beim Thema Drohnen, wenn nicht sogar noch stärker, werden, was die Überwachung angeht, sämtliche Grundrechte und Menschenrechte ausgehebelt oder schlichtweg ignoriert, deren Einhaltung und Verteidigung den Demokratien doch angeblich über alles geht.

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Angela Lynch-Merkel: Auf #Verbrecherjagd mit der #Bundeswehr

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Wer ein Verbrechen begeht, ist ein Verbrecher. Und weil Angela (Lynch-)Merkel – Ankläger-Richter-Vollstrecker in einer Person – jüngst in Moskau entschieden behauptet hat, dass die russische Besetzung der Krim ein Verbrechen ist, kann der russische Präsident nur ein Verbrecher sein. Weil der sich aber nicht freiwillig stellen will, wird Richterin Lynch wohl eine Gruppe von Vigilanten ausrüsten müssen, um den Verbrecher zu stellen. Wie gut, dass die Bundeswehr eine Freiwilligen-Armee ist.

Nun ist es so, dass der Beschuldigte und mit dem Diktum der Merkel auch schon verurteilte Verbrecher sich im Kreml verschanzt hat. Doch er darf sich dort nicht in Sicherheit wiegen. Denn mit dem "Medium Extended Air Defense System" (MEADS) wird die Bundeswehr bald über ein Raketenabwehrsystem verfügen, dass auch ganz Hartgesottene aus ihrem Bau holt. Zwar hat das Auswärtige Amt jüngst erklärt: "Die Raketenabwehr der NATO ist weder gegen Russland gerichtet noch in der Lage, das russische strategische Dispositiv zu beeinträchtigen. Sie richtet sich gegen Bedrohungen außerhalb des euroatlantischen Raums." Aber wer will schon dem Auswärtigen Amt glauben, es bezieht seine Existenz aus der diplomatischen Verschleierung.

Das neue, ein paar Milliarden teure Raketensystem dient natürlich nicht der Verteidigung, dem ursprünglichen Job der Bundeswehr. Es ist, so liest man in einer Vorlage des Verteidigungsministeriums, ". . für den Schutz von Soldaten im Auslandseinsatz gegen ballistische Flugkörper mit einer Reichweite von bis zu 1.000 km." gedacht. Zwar hat die Bundeswehr im Ausland nichts zu suchen, aber wenn sie doch auf Verbrecherjagd geht? Die Entfernung von Berlin nach Moskau beträgt 1.600 Kilometer. Man muss also näher ran an den Putin, wenn die Reichweite des neuen, schönen Raketen-Gerätes nur 1.000 Kilometer beträgt. Zwar können die im Verteidigungsministerium nicht rechnen, wenn es um Beschaffungskosten geht, aber dass es von zum Beispiel Kiew nach Moskau nur noch 756 Kilometer weit ist, das können sie von Tabellen ablesen, die sie aus dem Führerhauptquartier gerettet haben.

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Kuschen vor der #NSA

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von Ulla Jelpke, MdB / Mitherausgeberin der Zweiwochenschrift Ossietzky


Dem US-Geheimdienst NSA ist es egal, ob er seine Schnüffelaktionen von den USA aus startet oder vom Gelände US-amerikanischer Einrichtungen in Deutschland. Aus deutscher Sicht ist das freilich relevant: Das Telekommunikationsgeheimnis ist in Artikel 10 des Grundgesetzes festgelegt, es darf nur in besonderen Ausnahmen eingeschränkt werden. Was tun?

Eigentlich ist es Aufgabe deutscher Staatsgewalt, die Bürger vor Grundrechtsverletzungen zu schützen. Der frühere Bundesverfassungsrichter Hans-Jürgen Papier führt dazu aus, deutsche Behörden hätten die Aufgabe, »Eingriffe ausländischer Mächte in das Telekommunikationsgeheimnis, die von deutschem Boden aus vorgenommen werden, zu verhindern beziehungsweise zu unterbinden. Sie sind dazu auch verpflichtet.«

Aber davon ist nicht viel zu erkennen. Die Bundeskanzlerin beschwört die »transatlantische Partnerschaft«, der Verfassungsschutz hüllt sich in Schweigen, der Bundesnachrichtendienst (BND) beteuert, sich streng an Recht und Gesetz zu halten, und die Bundesanwaltschaft windet sich, um Ermittlungsverfahren gegen die Täter mit Wohnsitz USA zu vermeiden. Wenn die USA »weltweit übermäßig Internetkommunikation überwacht, kritisiere ich das«, säuselt Innenminister Thomas de Maizière in der FAZ, aber das sei immer noch »weniger kritikwürdig, als wenn private Unternehmen aus reinem Gewinninteresse den umfassenden Handel mit persönlichen Daten zum Geschäftsmodell machen.« Das alles drückt nicht gerade kämpferische Entschlossenheit zur Verteidigung unserer Grundrechte aus.

Manchen Politikern platzt da der Kragen: Der CSU-Politiker Hans-Peter Uhl warf im Juli 2014 den USA vor: »Sie führen sich in Deutschland auf wie eine digitale Besatzungsmacht.« Und auch Gregor Gysi erörterte in einer Bundestagsrede schon vor einem Jahr die Frage, ob Deutschland wirklich »souverän« sei, und warf der Kanzlerin »Duckmäusertum« vor.

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Tote #Flüchtlinge - Gute Flüchtlinge. #Libyen muss erneut zerbombt werden

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Wann wird es endlich Gefängnis für bestimmte Bürokraten-Formulierungen geben? Zum Beispiel für den Begriff "Robustes Mandat"? Übersetzt bedeutet es: Wir lassen mit Genehmigung umbringen. Wie viele? Mal sehen. So viel wie wir können. - Das sollte zwei Jahre Vorbeugehaft geben. Für Federica Mogherini, EU-Außenbeauftragte, die gerade mit diesen Mörder-Worten für eine UN-Genehmigung zum Abschuss von libyschen Flüchtlings-Schleppern geworben hat. Und wenn sie Erfolg hat, weil die Vorbeugung nicht greift, wie viele Jahre sollte es dann geben? Ein Jahr für 100 Tote, oder für Tausend?
 

 

Denn diese "robusten Mandate" fragen nicht danach, ob das Boot voll oder leer ist, das sie auf der Jagd nach Schleppern bombardieren. Oder sollte Frau Mogherini selbst in Libyen an Land gehen, dort Leute nach Schlepperadressen fragen, dann ab zum Schlepper nach Hause, den Haftbefehl raus und die Handschellen an? Die Mogherini ist widerlich, aber nicht blöd. "Robustes Mandat" könnte bedeuten, den Flugzeugträger der französischen Marine "Charles de Gaulle" einzusetzen. Die Franzosen kennen sich in den libyschen Gewässern aus. Gemeinsam mit den Briten und auf Geheiß der USA haben sie da schon mal ein Land kaputt gemacht. Jetzt also Schlepper-Jagd.

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Kooperation statt Konfrontation: die #Syriza-Regierung und die #Troika

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von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“


Die Syriza-Regierung hilft der Troika, das Spekulationskarussell in Gang zu halten. Am 25. Januar brachten die Wahlen in Griechenland das Bündnis SYRIZA an die Macht. Trotz seines Sieges werden die Geschicke des Landes seitdem nicht von Athen, sondern weiterhin von Washington, Berlin und Brüssel aus gesteuert. Und nicht nur das: Die seit 2010 andauernde Zwangsverwaltung Griechenlands durch die Troika aus Europäischer Zentralbank (EZB, engl. ECB), Internationalem Währungsfonds (IWF, engl. IMF) und Europäischer Kommission ist sogar noch verschärft worden.
 

 

Nachdem der IWF bereits im Dezember 2014 seine Zahlungen an Griechenland ausgesetzt hatte, zog die EZB im Februar 2015 nach. Sie akzeptiert seitdem keine griechischen Staatsanleihen und keine vom griechischen Staat garantierten Banken-Bonds als Sicherheiten mehr. Zudem droht die EU-Kommission dem Land immer wieder mit dem Rauswurf aus der Eurozone.

All diese Maßnahmen zielten von Anfang an darauf ab, die neue Regierung unter Druck zu setzen, die arbeitende Bevölkerung einzuschüchtern und einen Keil zwischen beide zu treiben. Dass dies bisher weitgehend geglückt ist, liegt allerdings nicht nur an der Härte der Troika, sondern auch an der Politik der Syriza-Regierung.

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Amerikas Achillesferse

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von Dmitry Orlov


Am vergangenen Samstag wurde in Moskau eine riesige Siegesparade zum Gedenken an den 70. Jahrestag der Kapitulation Nazideutschlands vor der Roten Armee und an die Aufrichtung der sowjetischen Fahne auf dem Reichstagsgebäude in Berlin abgehalten. Es gab ein paar unübliche Erscheinungen in dieser Parade, die ich erörtern möchte, da sie in Widerspruch stehen zu der Erzählung der offiziellen Propaganda des Westens.
 

 

Fürs erste waren es nicht nur russische Soldaten, die in der Parade marschierten, sondern es nahmen Soldaten aus zehn weiteren Ländern daran teil, darunter die chinesische Ehrengarde und ein Kontingent Grenadiere aus Indien. Auf der Ehrentribüne befanden sich hochrangige Persönlichkeiten aus diesen Ländern, so saßen der chinesische Präsident Xi Jinping und seine Gemahlin neben Präsident Vladimir Putin, der in seiner Rede am Beginn der Parade vor Versuchen warnte, eine unipolare Welt zu schaffen – scharfe Worte, gerichtet direkt an die Vereinigten Staaten von Amerika und deren westliche Alliierte.

Ein Blick auf die militärische Ausrüstung, die über den Roten Platz rollte oder flog, ergibt den Eindruck, dass abgesehen von einer gegenseitigen atomaren Selbstvernichtung das Militär der USA nicht viel gegen Russland aufzubieten hat, was Russland nicht neutralisieren könnte.

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Befreiung von Doppelstandards und falschen Werten!

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von Evelyn Hecht-Galinski


“Tag der Befreiung” für den 8. Mai ist ein Begriff, der übrigens vom ehemaligen Kanzler Kohl stammt, vom damaligen Bundespräsidenten von Weizsäcker zu voller Blüte gebracht wurde und immer wiederholt wird, ist ein richtiger Satz und eigentlich ein ganz normaler - ebenso wie der, dass der Islam zu Deutschland gehört. Allerdings hat sich Deutschland bis heute nicht befreit von den Doppelstandards, wenn es um Wertevorstellungen und den “Jüdischen Staat” geht.

Als bekannt wurde, dass der Historiker Heinrich August Winkler die Gedenkrede zum Tag der Befreiung im Deutschen Bundestag halten würde, fragte man sich, warum er? Weil er ein “renommierter Geschichtsschreiber” dieses Landes ist, wie überall zu lesen ist, oder weil er SPD-Mitglied ist, aber eben auch in der CDU und bei den Grünen sehr geschätzt wird?
 

 

Weil er in der Ukraine-Krise so “stramm auf Kurs” ist? Winkler ist ein “nationaler” Sozialdemokrat, ein loyaler “Freund der Amerikaner” und macht aus seiner Kommunismus-Verachtung keinen Hehl. Man spürt förmlich, dass er aus der “ostpreußischen Heimat” vertrieben wurde und auf seinem Weg nach Westen zu einem ganz typischen Nachkriegs-Westdeutschen avancierte. Winkler betonte in seinem letzten Buch “Der lange Weg nach Westen” immer wieder die “westlichen Werte”.

Was sind denn die westlichen Werte? Sind es der Irak-Krieg, die unzähligen US-Kreuzzüge, Guantanamo, Flüchtlingsabschottung, Afghanistan, Libyen, Putsch-Einmischungen, christlich-jüdische Werte, Drohnen-Schläge gegen Zivilisten, Kollateralschäden als unvermeidliches Übel . . um nur einige wenige Beispiel aufzuführen?

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#Nicaragua: Eine Nation unter Waffen

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von Marc-Thomas Bock via Zweiwochenschrift Ossietzky


Fünf Jahre lebte ich in Zentralamerika. Bis zu meiner Rückkehr vor wenigen Tagen nach Deutschland wohnte ich in einem kleinen Haus in den Bergen über Managua, Nicaragua, achthundert Meter westlich der Panamericana, einer nur zweispurigen Fernstraße, deren Teilstück von Panama bis nach Nordmexiko führt. Tag und Nacht quälen sich die Trucks aus El Salvador, Costa Rica oder Guatemala die Serpentinen hinauf. Rollen sie dann nach Managua hinunter, schalten die Fernfahrer in die Motorbremse. Ein ohrenbetäubendes Knattern wie bei einem Maschinengewehr ist die Folge.

Maschinengewehre. Für einen meiner Nachbarn in Managua, Paul, waren sie jahrelang beruflicher Hauptinhalt.
 

 

Paul ist 63 Jahre alt, US-Amerikaner, verheiratet mit Gloria, einer Nicaraguanerin. Als junger GI war Paul bei der US Air Force in Westberlin stationiert. Dann, in den 1980er und 1990er Jahren, wechselte er nach Washington in eine von ihm nicht näher bezeichnete Regierungsbehörde. Und schließlich, im Jahre 2002, ging er in das gerade neu gegründete U.S. Department of Homeland Security (Heimatschutzministerium, ein nationaler Sicherheitsdienst) und war dort für Waffenbeschaffung zuständig. »Ich habe mehr Maschinengewehre durch meine Hände gehen sehen als jeder andere«, sagte er, als wir uns vor einiger Zeit vor seinem Haus begegneten. Dann schüttelte er leise seinen mächtigen Kahlkopf mit der am rechten Bügel geflickten Hornbrille. »What a shit.« Vor etwa zehn Jahren hatte Paul dann ein spirituelles Erlebnis, über das er allerdings auch nie genauer sprechen wollte. Seitdem ist er evangelikaler Christ und arbeitet für eine Mission in den Elendsvierteln von Managua.

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#USA: Polizeimorde – #Rassismus, #Repression und #Widerstand

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von Marcus Otono


Genau wie eine schreckliche Filmfassung von „Groundhog Day” wiederholen sich Polizeimorde an AfroamerikanerInnen in den Vereinigten Staaten ständig. Die jüngste Wiederholung nach diesem makabren Muster ereignete sich am 12. April 2015 in der Ostküstenstadt Baltimore, wo der 25-jährige Freddie Gray nach einer brutalen Misshandlung in Polizeigewahrsam eine Woche später den Folgen einer komplizierten Wirbelsäulenfraktur erlag.

Obschon einige Einzelheiten noch unbekannt sind, sind doch die wichtigsten Tatsachen bereits unumstößlich klar. Freddie Gray starb und seine tödliche Verletzung erhielt er in Polizeigewahrsam. Ihm wurde medizinische Behandlung vor Ort verweigert, und er wurde in einem Polizeiwagen transportiert.
 

 

Anfänglich hieß es, Gray sei unbewaffnet gewesen, später behauptete die Polizei, er habe ein Springmesser gehabt. Es stellte sich jedoch heraus, dass dies ein normales Taschenmesser war, bestätigt auch vom Staatsanwaltsbüro der Stadt.

Der für Außenstehende unglaubliche Vorwand für Grays Festnahme war die Aussage, er hätte Augenkontakt mit einem der sechs Polizisten, die ihn verhafteten, gehabt und wäre dann vor ihnen davon gelaufen. Er wurde gejagt, nieder geschlagen und in einen Polizeiwagen geworfen. Irgendwann im Verlaufe dieses Geschehens wurde seine Wirbelsäule durchtrennt.

Warum Freddie Gray davon lief, ist unbekannt. Er war nicht im Besitz von Drogen und es lag keine ausstehende Verfügung gegen ihn vor. Unbestätigte Berichte sagen aus, dass die Polizisten Gray vor kurzem körperliche Gewalt angedroht hätten.


Das Schema des Polizeiterrors

Alles an diesem Fall ähnelt auf schaurige Weise anderen Vorfällen im letzten Jahr – der Mord am 12. Februar 2014 durch Ordnungshüter an dem 17-jährigen Trayvon Martin in Sanford, Florida, die Tode von Mike Brown in Ferguson, Missouri, im letzten Sommer und von Eric Garner in New York, die Ermordung des 12-jährigen Tamir Rice in Cleveland, Ohio, die von hinten erfolgte Erschießung von Walter Scott in South Carolina, dem man nachträglich eine Waffe unterschob.

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Goodbye England! Rein in die Kampfzone, raus aus der EU

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Martin Schulz, das EU-Orakel aus Würselen, hat es über David Cameron gesagt: ". . . Er hat sich damit eine Kampfzone eingehandelt, in der er nicht immer selbst Herr des Verfahrens ist, und das ist, glaube ich, für einen Premierminister eines so bedeutenden Landes wie Großbritannien schwierig." (⇒ Deutschlandfunk-Artikel). Gemeint war Camerons Verspechen an seine Wähler, er würde im Falle eines Wahlsieges ein Referendum über die Mitgliedschaft Großbritanniens in der EU abhalten lassen. Für Eurokraten wie Schulz ist es typisch, dass sie eine demokratische Abstimmung für eine Kampfzone halten. Die würden nur abstimmen lassen, wenn sie sicher wären, dass ein gewünschtes Ergebnis rauskommt. Nun haben Cameron und die Tories die britischen Wahlen gewonnen und sie werden wahrscheinlich ihr Wahlversprechen einlösen müssen. Und mit ein wenig Glück für die EU wird das Referendum den Austritt Großbritanniens fordern.

"Special Relationship" ist das treffende Wort, mit dem die Sonderbeziehungen zwischen England und den USA bezeichnet werden. Spätestens seit den Tagen des "Lend-Lease Act", jenes US-Gesetzes zur Unterstützung Großbritanniens im zweiten Weltkrieg, ist London der vorgeschobene Brückenkopf der USA in Europa. Erst im Jahr 2006 konnte die letzte Rate der Milliardenschulden aus den Kriegslieferungen zurückgezahlt werden. Längst gefällt sich England in der Rolle des 51. Staates der USA. Selbst wenn sich Deutschland in den letzten Jahrzehnten auch um diesen Rang bemüht: An Servilität gegenüber den USA lässt sich England nicht übertreffen.

Vor allem in den diversen von den USA gewünschten Kriegen stellte England immer bereitwillig große Truppen-Kontingente: Von Afghanistan über den Irak-Krieg bis zur Zerstörung Libyens. Wann immer die USA Hilfe bei ihren mörderischen Geschäften benötigten, war das Vereinigte Königreich zur Stelle. Außer den USA hat kein Staat mehr Soldaten im Ausland stationiert als Großbritannien. Zur Zeit sind etwa 60.000 britische Soldaten im Ausland postiert.

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#Blamage für #Merkel. Bundesregierung der Lächerlichkeit preisgegeben.

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US-Regierung führt Kanzlerin mit peinlichen Emails vor


Die öffentliche Demontage von Bundeskanzlerin Angela Merkel nimmt Fahrt auf. Nun wurden E-Mails bekannt, die zeigen, wie die Amerikaner die Kanzlerin knallhart auflaufen ließen. Die Dokumente werfen ein bemerkenswertes Licht auf die offenbar ziemlich hilflose deutsche Außenpolitik. Die Deutschen wurden von der US-Regierung behandelt wie kleine Schuljungen – und reagierten nicht zornig, sondern mit überraschender Unterwürfigkeit.

Bitte den vollständigen Artikel bei den Deutschen Wirtschafts Nachrichten weiterlesen


Nakba-Tag-Demonstration > Freitag 15. Mai 2015 > Berlin-Neukölln

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Palästina: Solidarität, Widerstand, Freiheit


Freitag | 15. Mai 2015 | 16 Uhr


Karl-Marx-Platz | Neukölln | Berlin


No Justice, No Peace!


Der 15. Mai 1948 gilt als Nakba-Tag. Die Vertreibung von über 750.000 PalästinenserInnen und die Zerstörung von ca. 400 Dörfern war die Grundlage für die Gründung des Staates Israel. Das zionistische Kolonialprojekt setzte die ethnische Säuberung der indigenen Bevölkerung Palästinas voraus. An dieses Verbrechen, die „Nakba“, arabisch für „Katastrophe“, wird in Palästina und international jährlich erinnert.
 

Frühjahr 1948. Arabische Familien ziehen aus Jaffa aus.    © Archivbild UNRWA

 

Bis heute dauert die Nakba an. Sie setzt sich fort durch rassistische Gesetze, Kolonienbau, Kriege, Ausbeutung, Hauszerstörungen, ungleiche Ressourcenverteilung undtausende politische Gefangene. Weltweit warten seit 67 Jahren inzwischen 6 Millionen palästinensische Geflüchtete und ihre Nachfahren, von denen die meisten noch immer in Flüchtlingslagern leben, auf die Rückkehr in ihre Häuser und werden von Israel daran gehindert.

Solidarität muss praktisch werden!

Weltweit sind linke Gruppen solidarisch mit Palästina, gegen Kolonialismus und das rassistische Apartheidsystem Israels.

Auch wir in Berlin unterstützen den palästinensischen Widerstand und antikolonialen Befreiungskampf! Für ein freies, solidarisches und selbstbestimmtes Palästina, in dem das gleichberechtigte Zusammenleben der Menschen aller Nationalitäten möglich ist!

Unsere Forderungen:

  • Anerkennung des begangenen Unrechts und Entschädigung aller seit 1948 Enteigneten!
  • Stopp des Siedlungsbaus! Für das Recht auf Rückkehr aller palästinensischen Geflüchteten!
  • Gegen die Kriminalisierung des palästinensischen Widerstands!
  • Ende der israelischen Besatzung und Apartheid!
  • Kein Waffenhandel mit Israel

Text: Linkes Palästina – Solidaritätsbündnis Berlin (u.a. unterstützt von Arbeitermacht, REVOLUTION, Neue anti-kapitalistische Organisation)

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1945 - Impressionen und Pressionen

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von Ingrid Zwerenz


Sicher nicht aus freiem Willen, doch unterm Zwang der Zitate betitelte Jürgen Kaube, jüngst mehrmals preisgekrönter Journalist, am 3. März 2015 seinen FAZ-Artikel mit diesem als Frage formulierten Heidegger-Satz aus den berüchtigten »Schwarzen Heften«. »Die  Alliierten – schlimmer als Hitler?« Jahrelang sperrte man sich im Weltblatt aus Frankfurt dagegen, den geheiligten Philosophen MH so darzustellen wie es sich durch seine zahlreichen antidemokratischen und judenfeindlichen Äußerungen geradezu aufdrängte.

1945 eskalierte der vielbewunderte Rauner in den schieren Wahn- und Blödsinn. »Für  Heidegger« führt Kaube an, »zählen letztlich nur Gedanken und vor allem die eigenen. Sie darauf zu prüfen, wie viele Irrtümer und Phrasen sie enthalten, hindert ihn die komplette Unfähigkeit zur Reflexion, die ihm einst sein  Schüler Hans-Georg Gadamer attestiert hat.« Nach Kriegsende sieht Martin Heidegger eine »Tötungsmaschinerie« an den Deutschen angesetzt und »findet es ungehörig, Goebbels an den Pranger zu stellen.«

Wo sollte denn Hitlers getreuer Propaganda-Minister sonst positioniert werden – auf einem Piedestal (Sockel)?

Da waren zwei Figuren aus dem Dritten Reich, hier ausdrücklich herausgehoben, obwohl es die Mehrheit der Machthaber umfasst, wahrlich nicht mehr ganz bei Groschen, soweit es den früheren Gauleiter von Berlin und später wegen seiner Sexgier als Bock von Babelsberg Verhöhnten betrifft, bestätigt eine Erinnerung aus meiner Kindheit die Unzurechnungsfähigkeit von Goebbels. Er lieferte im Winter 45 in Liegnitz, Niederschlesien, wo ich geboren bin, noch eine seiner Hetz- und Durchhalte-Reden.
 

 

Danach ließ er die Stadt zupflastern mit Plakaten, auf denen zu lesen stand »Den Sowjets geht der Atem aus« - wir konnten die Rotarmisten schon Luft holen hören – so dicht stand der Einmarsch bevor, aber der Propagandhi wie Tucholsky den großfressigen Joseph G. hin und wieder nannte, log am Ende seiner Karriere so schamlos weiter wie er sie gestartet hatte. Die seiner Definition nach an Luftmangel leidende sowjetische Armee rückte indessen recht flott am 11. Februar 1945 von der Siegeshöhe her in meiner Heimatstadt ein. Siegeshöhe ist in dieser Situation die Höhe und die Absurdität des Straßennamens - das freute uns sehr. Bloß keine deutschen Siege mehr! Die ersten Russen, auf Rufnähe herangekommen, triumphierten: Woina  kaput! – Krieg ist aus!

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#1945 – Sie kamen als Sieger, nicht als Befreier

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1945 – Ils venaient comme vainqueur, non comme liberateur

1945 – They came as a winner, not as a liberator


von Helmut Müller, Wien


Der Sieger schreibt die Geschichte. Immer noch. Einem anscheinend erforderlichen Hollywood-Unterhaltungswert Rechnung tragend, dieselbe angereichert mit Lügen und Halbwahrheiten. Doch so unbeschwert von Skrupeln diese eine Sicht locker daherkommt, so unerbittlich erscheint sie vor Gericht. Ist doch Zeitgeschichte seit 1945 ein strafrechtlich gut behütetes semantisches Minenfeld. Meinungsfreiheit ist…?

Wer, etwa unter Berufung auf diese, leichtsinnigerweise sein deutsches Herz öffentlich ausschüttet, riskiert mehr als nur ein blaues Auge. So atmen einige seit vielen Jahren gesiebte Luft für ihre, zugegeben, manchmal wenig intelligente Meinungsäußerung. Während zur selben Zeit Schwerkriminelle, mit oder ohne Fußfessel, nach relativ kurzer Haft in die Freiheit entlassen werden. Echter Rechtsstaat scheint auch in deutschen Landen ein absolutes „No-Go“.

Rechtsstaatliche und demokratische Defizite werden zusätzlich sichtbar gemacht, wo einer das Leid seines eigenen Volkes oder gar die massenhaften Kriegsverbrechen und unbeschreiblichen Schandtaten der Gegenseite thematisiert. Ein solcher ist gleich ein Nazi, im günstigsten Fall Gaga. Damit wird mit Absicht nicht nur jedes Bemühen um eine objektive und umfassende Geschichtsbetrachtung – zuweilen schon unter Sanktionsandrohung – abgewürgt. Aus Angst vor berechtigten deutschen Ansprüchen?

So manches äußerst man heute am besten nur unter vier Augen. Wie jener zwar aufrechte, doch zu politisch korrekter Arbeit genötigte Zeitgeschichteforscher, der sich mir gegenüber vertraulich einmal so äußerte: „Ich weiß eh, daß auf diesem Gebiet viel gelogen und geflunkert wird“. Doch Lügen haben kurze Beine und werden irgendwann von der Wahrheit eingeholt. Was in Ansätzen, etwa die Schuldfrage hinsichtlich der beiden Weltkriege betreffend, ja schon geschieht. Gut möglich, daß auch die Reputation des einen oder anderen Geschichtenerzählers im großen Meer der Lügen einmal Schiffbruch erleidet.

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Die Welt bezahlt die US-Rüstung mit - Instrument des Dollar-Imperialismus

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von Mohssen Massarrat


Im Kalten Krieg lief das Geschäft für die Rüstungsindustrie auf Hochtouren. Mit dem Ende dieser Ära haben viele gedacht, es beginne nun ein Zeitalter mit weniger Rüstung und Kriegen, dafür mit mehr freien Mitteln für gute Zwecke, vor allem für die Beseitigung von Armut. Doch es kam anders. Die Vereinigten Staaten begannen mit einer neuen gigantischen Aufrüstung. Sie steigerten ihre Rüstungsausgaben innerhalb von zwei Jahrzehnten von 150 Milliarden Dollar (1990) auf 705 Milliarden Dollar (2011), soviel also wie die gesamte restliche Welt zusammen.

Was kennzeichnet die neue Ära?

Der militärisch-industrielle Komplex (MIK) der USA scheint gegen Ende der 1980er Jahre jenen Einfluß auf die Regierung erlangt zu haben, vor dem Dwight D. Eisenhower schon vor gut fünfzig Jahren gewarnt hatte. Internationale Abrüstung, wie sie zwischen Gorbatschow und Reagan 1986 in Reykjavik vereinbart worden war, hätte für den MIK zwar nicht das Ende, aber ökonomische Einbußen und einen Verlust an politischem Einfluß auf Washington bedeutet. Entsprechend wurden die begonnenen Abrüstungsschritte beendet und die Bedrohungsängste der Europäer vor den russischen Atomwaffen befeuert.

Der US-Regierung wurde zunächst die »Strategie der Vorherrschaft« [Erg. Admin H.S.: Titel der bekanntesten geopolitischen Monographie Zbigniew Brzezinskis., siehe PdF-Anhang] verpaßt, parallel dazu mit dem massiven Ausbau der weltweiten Militärstützpunkte begonnen, die weltraumgestützten Raketenabwehrsysteme aus dem Boden gestampft, der Rüstungsetat exorbitant gesteigert und die Welt scheibchenweise militärisch umgekrempelt:

  • die Jugoslawienkriege in den 1990er Jahren,
  • die Kriege im Nahen und Mittleren Osten sowie in Nordostafrika (Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien),
  • der Atomstreit mit dem Iran seit 2003,
  • der Ukrainekonflikt
  • und die Vertiefung gefährlicher Spannungen in Europa,
  • die unablässige NATO-Osterweiterung
  • und schließlich auch die gezielte Einkreisung Rußlands.

Vor wenigen Tagen wies Michail Gorbatschow in einem Interview des Senders Russia Today besorgt darauf hin, daß die USA zu Sklaven ihrer eigenen Politik und des MIK geworden seien. Die US-amerikanische Gesellschaft brauche Hilfe – etwa eine Perestroika auf amerikanische Art.

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#Internierungslager #Guantanamo Bay Naval Base – und kein Ende?

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von Norman Paech


Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 ist Guantanamo Bay das Auffang- und Endlager für Terrorverdächtige aus der ganzen Welt, die der CIA in die Fänge geraten sind. Derzeit sind es noch 132, die zumeist ohne Anklagen und Prozesse dort in Käfigen gehalten werden. Mitarbeiter vom Roten Kreuz oder andere ausgewählte Besucher werden zum Schweigen über das, was sie dort sehen, verpflichtet. Vom Bremer Murat Kurnaz haben wir einiges über die Haftbedingungen erfahren. Der US-Senatsbericht über die CIA-Folter beschreibt nun detailliert die Ungeheuerlichkeiten dieser Höllenorte. Obama war angetreten, mit diesen Verbrechen Schluß zu machen und vor allem Guantanamo zu schließen. Der US-Kongreß sieht das immer noch anders. Mittlerweile sind viele der Häftlinge vom Terrorverdacht entlastet. Sie werden nur deswegen noch festgehalten, weil die USA selbst sich nicht ihrer Opfer annehmen will und sich kein Aufnahmeland für sie findet.
 

          

 

Daß die USA überhaupt ein solches Gefängnis außerhalb ihres Territoriums einrichten konnten, reicht in die koloniale Vergangenheit Kubas zurück. 1898 hatten die USA Spanien als Kolonialmacht aus Kuba vertrieben und selbst die Bucht von Guantánamo besetzt. Im Frieden von Paris vom 10. Dezember 1898 erlangte Kuba zwar die Unabhängigkeit, geriet jedoch unter Militärverwaltung der USA. Diese sicherten sich 1901 durch das sogenannte Platt Amendment, welches in die kubanische Verfassung eingefügt wurde, ein Interventionsrecht im Falle innerer Unruhen und die Abtretung kubanischen Territoriums als Flottenbasis.
 

 

Am 23. Februar 1903 wurde auf der Basis des Platt Amendments von der verfassungsgebenden Versammlung Kubas ein Leihvertrag über das 117,6 Quadratkilometer große Gebiet mit den USA über 99 Jahre vereinbart. Formal behielt Kuba die Souveränität über das Gebiet, die USA sicherten sich aber die »vollständige Jurisdiktion und Kontrolle« über das Gebiet. In Artikel II des Vertrages war festgelegt, daß das Gebiet »ausschließlich als Kohleverladestation und Marinebasis zu nutzen« ist.

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#Erdbebenkatastrophe in #Nepal und die Hasbara / Propaganda des Jüdischen Staates

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von Evelyn Hecht-Galinski


Wieder einmal erleben wir, wie sich der “Jüdische Staat” von seiner scheinheiligsten Seite zeigt. Was die “Jüdische Verteidigungsarmee” (IDF) im Gaza-Ghetto oder in den besetzten Gebieten anrichtet, kein Thema. Aber sich als große Heilsarmee, die nur Gutes in Katastrophengebieten von Haiti bis Nepal an Hilfe leistet, dass passt der Hasbara/Propaganda des Jüdischen Staates.

Während die “Trümmerfamilien” von Gaza in einem unvorstellbaren Elend nach dem letzten Angriff der “Jüdischen Verteidigungsarmee” vom letzten Sommer weiter leben, stellt sich die “Jüdische Völkermord-Armee” als Samariter in Nepal dar! (1) (2)

Besonders gewisse jüdische und israelische Propaganda-Medien stellten die “Großherzigkeit” und den einmaligen Hilfseinsatz eines “so kleinen Landes” wie Israel heraus, in Deutschland selbstverständlich die “Springernde Welt”, die reichlich dazu beitrug, diesen Eindruck zu vermitteln! Nur die israelische Tageszeitung Haaretz sah diesen so “uneigennützigen” Einsatz der “Jüdischen Verteidigungsarmee” kritisch, besonders der Journalist Gideon Levy, der die Scheinheiligkeit dieser Armee anprangerte und sie auch scheinheilig angesichts der Verbrechen in Gaza nannte. (3) (4) (5) (6)
 

 

Was sich allerdings gerade jetzt nach der schrecklichen Erdbebenkatastrophe in Nepal abspielte, übersteigt jede Phantasie. Es landete eine Boeing 747 der israelischen Fluggesellschaft El Al mit dem Davidstern aus Kathmandu kommend in Tel Aviv. An Bord 229 Heimkehrer der besonderen Art. In der Zwischenzeit musste der Flughafen von Kathmandu für große Jets gesperrt werden, da die Landebahn beschädigt wurde, die eigentlich nur für kleinere Maschinen geplant war. Aber durch diese unkoordinierten “Hilfsaktionen” können jetzt die lebensnotwendigen mit Lebensmitteln und anderen wichtigen Gütern beladene Maschinen nicht mehr landen! (7)

Das nur nebenbei!

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#Europa hat die Wahl: Lossagen von den #USA oder Konflikt mit #Russland

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von Dr. Paul Craig Roberts


Washington fährt fort, Europa in Richtung eines der beiden am ehesten wahrscheinlichen Ergebnisse des orchestrierten Konflikts mit Russland zu treiben. Entweder wird Europa oder die Regierung eines Mitgliedslands der Europäischen Union sich von Washington aufgrund der Sanktionen gegen Russland lossagen und dadurch die EU vom Pfad des Konflikts mit Russland loszwingen, oder Europa wird in einen militärischen Konflikt mit Russland gestossen werden.

Im Juni laufen die Sanktionen gegen Russland aus, wenn nicht alle Regierungen der EU für die Weiterführung der Sanktionen stimmen. Einige Regierungen haben sich gegen eine Fortsetzung ausgesprochen. Zum Beispiel haben die Regierungen der Tschechischen Republik und Griechenlands ihre Unzufriedenheit mit den Sanktionen zum Ausdruck gebracht.

Der Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika, John Kerry, räumte ein, dass der Widerstand gegen die Sanktionen unter einigen europäischen Regierungen zunimmt. Unter Einsatz der drei Werkzeuge der US-Außenpolitik – Drohungen, Bestechungen und Zwang – warnte er Europa, die Sanktionen zu erneuern, andernfalls werde es Vergeltung geben. Im Juni werden wir sehen, ob Washington die Rebellion unterdrückt hat.

Europa muss sich zwischen Washingtons Drohung mit Vergeltung und den Kosten eines anhaltenden und schlimmer werdenden Konflikts mit Russland entscheiden. Dieser Konflikt liegt nicht im wirtschaftlichen oder politischen Interesse Europas, und der Konflikt birgt das Risiko eines Kriegs in sich, der Europa zerstören würde.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben sich die Europäer daran gewöhnt, Washingtons Führung zu folgen. Eine Zeit lang ging Frankreich seinen eigenen Weg, und es gab einige politische Parteien in Deutschland und Italien, die Washington als gleich große Bedrohung für die Unabhängigkeit Europas betrachteten wie die Sowjetunion. Im Lauf der Zeit drängte Washington mit Hilfe von Geld und Operationen unter falscher Flagge wie etwa der Operation Gladio Politiker und politische Parteien an den Rand, die Washingtons Führung nicht folgten.

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#NSA: Parlamentstheater - die Inszenierung einer #Untersuchung

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Ein Ausschuss heißt Ausschuss, weil er Ausschuss produziert
 

von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE

 

Es beginnt langweilig zu werden: Ja, die Bundesrepublik ist den USA ausgeliefert. Und ja, Frau Merkel ist die Statthalterin der Vereinigte Staaten. Und auch die Merkel-Sprech-Maschine tut es noch: "Abhören von Freunden geht gar nicht." Sie hat eine echte Variationsbreite drauf: "Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht" hat sie schon mal gesagt, auch die brutale Variante: "Abhören von Freunden, das ist inakzeptabel", kam ihr bei Gelegenheit über die Lippen. Die Merkel lügt wenn sie den Mund aufmacht. Das weiß jeder, sagt aber keiner. Statt dessen läuft eine große parlamentarische Inszenierung auf der Berliner Bühne. Ein Kasperle-Theater, das sich als Drama ausgibt.


Kasper Gabriel hängt sich aus dem Guck-Kasten, wedelt mit seiner Pritsche und sagt: Die Merkel-Gretel war´s. Die hat gesagt, dass sie nichts gewusst hat. Hat aber doch was gewusst, ätsch! Kommt der dicke CDU-Polizist, schiebt den Vorhang beiseite und brummt ins Publikum: Liebe Kinder, das Steinmeier-Krokodil hat doch schon damals, als der Schröder noch König war, die deutsche Daten-Demokratie gefressen und als "Memorandum of Agreement" mit den Amerikanern wieder ausgespuckt. Kreischen im Medien-Publikum: Der Steinie war´s, der Steinie war´s, lag mit der NSA im Gras!
 

 

Aus dem Hintergrund lispelt die geheime Maaßen-Schlange: "Nicht jeder Fehler ist ein Skandal und nicht jede Tatsache ist ein Skandal, wenn sie Medien vorher unbekannt ist." (⇒ Artikel b. ZEIT ONLINE) Also nichts Neues diesseits des Vorhangs. Doch hinter dem Vorhang, bei den sieben Bergen, tagt seit gut einem Jahr der NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestages.

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Inge Rauscher: Raus aus der EU. #Österreich mit lobenswerter Initiative.

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Wird Österreich Ende Juni 2015 aus der EU austreten?


Inge Rauscher im Gespräch mit Michael Friedrich Vogt


Ein Austritt Österreichs aus der EU? Vor wenigen Jahren und selbst heute noch unvorstellbar aber dennoch vielleicht bald Realität. Eine Realität, welche in einem Umfeld von unzufriedenen Bürgern, Brüsseler Irrsinn, ausufernder Bürokratie und Abbau von Demokratie ihren Nährboden hat und schnell einen Dominoeffekt auslösen könnte, der zu einem EU-Austritt weiterer Mitgliedsstaaten führt. (Der Unmut ist überall derselbe.)

Man möge es kaum glauben, aber der Austritt aus der Europäischen Union ist in einem eigenen Austrittsartikel im EU-Vertrag, dem Art. 50 EUV rechtlich abgesichert. Darin heißt es in Abs. 1: „Jeder Mitgliedstaat kann im Einklang mit seinen verfassungsrechtlichen Vorschriften beschließen, aus der Union auszutreten.“

Für die regierenden Politiker und Parlamente der Mitgliedsstaaten und des Europarlamentes in Brüssel galten die frühzeitigen EU- und Euroskeptiker stets als Querulanten und Dauernörgler, die dieses "tolle" Projekt der Europäischen Union kaputt reden wollen. Mittlerweile hat sich die Situation etwas geändert, da sich die Argumentation und frühzeitigen Warnungen inzwischen allesamt Realität wurden ja von dieser deutlich an Negativem übertroffen werden.

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#Fidel #Castro: "Das letzte Relikt des Kalten Krieges". Das Kuba-Bild in den deutschen Medien

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Von Kerem Schamberger / amerika21


Mit der Darstellung Kubas als anachronistisches System soll der "real existierende" Kapitalismus als alternativlos dargestellt werden

Der Student der Kommunikationswissenschaft, Kerem Schamberger, untersuchte im Rahmen seiner Bachelorarbeit am "Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung" (IfKW) der Ludwig-Maximilians-Universität München die Berichterstattung der Tageszeitungen "Die Welt" (DW), "Süddeutsche Zeitung" (SZ) und "Junge Welt" (JW) über Kuba.

Mithilfe der Diskurstheorie des französischen Soziologen Michel Foucault und eines daran angelehnten Kategoriensystems analysierte er das Kuba-Bild in den deutschen Medien.

Eine foucaultsche Diskursanalyse geht davon aus, dass die diskursiven Praktiken von Tageszeitungen überhaupt erst "systematisch die Gegenstände bilden, von denen sie sprechen" [1]. Sie bringen "Objekte des Wissens" [2] hervor. Da sich vermutlich nur ein geringer Teil der deutschen Bevölkerung tiefgehend mit Kuba beschäftigt oder sogar selbst auf der Insel war (jährlich sind cirka 100.000 Deutsche auf Kuba), sind diese Diskurse so wirkmächtig [3].

Kuba, das ist für die SZ und DW ein anachronistisches System, das keinerlei Existenzberechtigung mehr hat (Anachronismusdiskurs) und von einem diktatorischen Herrscher namens Fidel Castro angeführt wird, der für alle Probleme des Landes persönlich verantwortlich ist, obwohl seit einigen Jahren Raúl Castro an der Spitze des Staates steht (Personifizierungsdiskurs). In der JW hingegen wird Kuba als gesellschaftlich fortschrittliches System beschrieben (Fortschrittsdiskurs). Der Fortschrittsdiskurs findet in diesem Artikel keine weitere Erwähnung. Eine Liste aller analysierten Zeitungsartikel findet sich im Anhang.


Anachronismus-Diskurs


"Sind 50 Jahre kubanische Revolution nicht genug?" ("Die Welt")

"Der kubanische Patient“ ("Süddeutsche Zeitung")

"Mit Fidel als grimmigem Museumswärter" ("Süddeutsche Zeitung")


Kuba wird in der Berichterstattung der SZ und DW durch die Brille des Anachronismusdiskurses konstruiert. Damit ist gemeint, dass Kuba als "letztes Relikt des Kalten Krieges" [4] in einer vermeintlich modernen Welt des Kapitalismus gesehen wird. Nach dem Zusammenbruch des Sozialismus, beginnend im Jahr 1989, stellt Kuba das letzte Überbleibsel dieses Gesellschaftssystems von gestern dar. Dabei spiegelt sich dieser Diskurs in jedem Thema und Unterthema wider, sei es der 50. Jahrestag der Revolution, die Krankheit Fidel Castros beginnend im August 2006 oder auch die herbeigesehnte "Marktöffnung Kubas nach der Ära Castro" [5]. Es herrscht Unverständnis, warum auf der Karibikinsel noch immer nicht die Marktwirtschaft eingeführt wurde [6].

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Rentner: Rettet die Banken! Präsident Gauck stellt sich der Verantwortung

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Mitten in der schweren Krise der Deutschen Bank ereilt den Vorstand des gebeutelten Institutes eine weitere Hiobsbotschaft: Die Zahlungsmoral der deutschen Rentner ist noch schlechter als die Moral der Bank. Erschüttert teilt der "Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen" (BDIU) mit, dass die Rentner immer mehr Schulden haben und dass immer weniger pünktlich zurückzahlen. Ganze 134.000 alte Leute über 70 zahlen überhaupt nix mehr. Die Zahl entspricht etwa der Einwohnerzahl einer Stadt wie Wolfsburg. Eine komplette Großstadt will nicht mehr zahlen und treibt so die Banken in den Ruin.

Schon die erneut gewachsene Gesamtzahl der Überschuldeten von 6,7 Millionen bedroht das Bankenwesen existenziell. Aber wenn dabei gerade die über 65-jährigen mit 53.600 Euro pro Kopf an der Spitze der Verschuldung stehen, dann ist das doch ein Schlag ins Gesicht der gutmütigen Banken: Sie geben großzügig Kredite und die Rentner zahlen sie nicht oder nur schleppend zurück.

Wer sich die üppigen Einkünfte der Rentner anschaut weiß: Es gibt keinen echten Grund für den Zahlungsverzug. Jeder zweite Rente liegt nur unwesentlich unter 700 Euro. Und eine halbe Million Rentner bekommt sogar die fette Grundsicherung: das sind derzeit 391 Euro im Monat plus Miet- und Heizkosten. Wenn man dann noch ein paar Pfand-Flaschen aus dem Müll holt, dann kommt für Oma am Wochenende auch mal das bessere Katzenfutter auf den Tisch: "In feiner Sauce und einem Hauch von Gelee." Wenn die Zahl der Alterskriminalität in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist, dann ist das letztlich ein gutes Zeichen, denn wer den Supermarkt beklaut, dem fällt es leichter, seine Bankschulden zu bedienen.

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Mai-Aufruf des DGB: Den Verrat der Zukunft machen wir

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von Tobi Hansen, Neue Internationale 199


2015 haben sich die Vorstände und Bürokratenstäbe des DGB ein ganz feines Motto einfallen lassen: „Die Zukunft der Arbeit gestalten wir“. (siehe PdF-Anhang!)

Eigentlich müssten schon dabei vielen DGB-Mitgliedern und Beschäftigten, von Arbeitslosen oder „illegalen ArbeiterInnen“ ganz zu schweigen, die Bratwurst im Halse stecken bleiben. Denn inzwischen arbeitet schon ein Viertel der mehr als 40 Mill. Beschäftigten im Niedriglohnbereich, hat befristete und prekäre Arbeitsverhältnisse. Die Formulierung „Arm trotz Arbeit“ trifft heute auf mehr als 10 Millionen zu.

 


Resultate des Mitgestaltens

An dieser Gegenwart der Arbeit waren der DGB und die Führungen der Einzelgewerkschaften ganz direkt beteiligt. Bei Hartz-Gesetzen und Agenda 2010 wurde fleißig mitverhandelt, bei ihren Protesten wurden die Arbeitslosen isoliert. Seitdem tragen die Gewerkschaften das System aus Hartz IV, Zeit- und Leiharbeit und Prekarisierung breiter Berufsgruppen mit.

Aber wir wollen ja nicht miesepetrig zurückblicken, wenn uns der DGB-Aufruf gleich im ersten Satz den Mindestlohn von 8,50 Euro und Nahles` Rentenreform als große Siege präsentiert. So wissen wir wenigstens, dass das „unsere“ Große Koalition ist. Dass der Mindestlohn nicht für alle gilt, als Bruttostundenlohn auch Armut trotz Vollbeschäftigung garantiert und der DGB dafür nichts Relevantes getan hat, außer die SPD zu unterstützen - wenn kümmert's, Hauptsache es gibt einen. Immerhin hat die stärkste Gewerkschaftsbewegung der EU zuerst den Ein-Euro-Job zugelassen, um dann einen verhältnismäßig niedrigen Mindestlohn abzufeiern. Das ist Gestaltungswille!
 

        

 

Schön ist auch einer der wenigen ganzen Sätze im Aufruf, in dem festgestellt wird, dass es immer neue „Unsicherheiten“ auf dem Arbeitsmarkt gebe. Deshalb ist es gut, dass wir uns „gemeinsam für gute Arbeit“ einsetzen. Eine dieser aktuellen Unsicherheiten ist z.B das „Tarifeinheitsgesetz“, ausgeheckt von der Supersozialdemokratin Nahles. Diesen Plan unterstützen auch die DGB-Vorstände. Der DGB-Vorsitzende fühlt sich daher genötigt, auf den GDL-Streik einzuprügeln und damit in den Chor von Kapital und Medien einzustimmen. Schön, wenn man solche Freunde hat!

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Schach dem Finanzmarkt-Kapitalismus!

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. . . inklusive der Reportage/Doku- Empfehlung: "Geld frisst Welt" mit Ökonom Tobias Plettenbacher

 

von Helmut Mueller, Wien


Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Diese Binsenweisheit nützen die Herren des Geldes auf ihre Weise. Dieselben sollten aber nicht ignorieren, daß die Leidensfähigkeit der Schuldner nicht grenzenlos ist. Und dennoch werden wider besseres Wissen der durch gnadenlose Profitgier bedingten Ausbeutung von Mensch und Natur keine Zügel angelegt. Mit entsprechenden Folgen für den Einzelnen, ein Volk oder ein Land, nicht zuletzt für die Vielfalt des Lebens. Was die Bewahrung Letzteren betrifft, haben mittlerweile selbst grüne Politiker ein massives Glaubwürdigkeitsdefizit, seit sie sich Stück für Stück der herrschenden Marktideologie unterworfen haben.

Konkret herrscht heute eigentlich der Finanzkapitalismus, der die globale Herrschaft – in anonymer Weise besonders über Investmentfonds – ausübt, und der, ohne mit realwirtschaftlichen Prozessen verbunden zu sein, die Märkte kontrolliert und die Politik vor sich hertreibt. Dabei geben Finanzialisierung und Technisierung ein geniales Paar ab, dem die universelle Vernichtung einer uns bekannten Welt durchaus zuzutrauen ist. Denn Moral ist in diesem Stadium der Ausbreitung eines technokratischen Finanzmonsters, im Sinne Heideggers, bekanntlich keine Option.

Zum Opfer fallen diesem auf die Spitze getriebenen Kapitalismus vornehmlich auch kleine Völker. Zum Beispiel die Huicholen in Mexiko. Diese etwa 20.000 Mitglieder zählende Ethnie, die bis heute sehr zurückgezogen als Bergbauern und Jäger in Zentralmexiko lebt, wird in ihrer traditionellen und natürlichen Lebensweise durch das von der Regierung erlaubte und geförderte Vordringen von multinationalen Bergbaukonzernen und des so genannten Fortschritts zunehmend bedroht. So greifen unter anderem auch eingeschleppte Krankheiten, auf die das Immunsystem der Ureinwohner nicht vorbereitet ist, um sich. Es ist daher fraglich, ob diese Ethnie als Ganzes überleben wird können.

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EU-Tagung zur Flüchtlingspolitik: Gipfel des Zynismus

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von Jürgen Roth / Neue Internationale


60 Meilen vor der libyschen Küste kenterte am 19. April ein Schiff mit 950 Flüchtlingen. Fast alle ertranken. Die allgemeine Bestürzung, die dieses Unglück auslöste, führte zu einem Treffen der 28 EU-Staats- und Regierungschefs am 23. April in Brüssel. Von Jahr zu Jahr steigende Flüchtlingszahlen, insbesondere aus den Krisengebieten des Nahen und Mittleren Ostens, aber auch aus dem subsaharischen Afrika, zwangen zum Handeln.


„Geld darf keine Rolle spielen“

Dieser Satz von Bundeskanzlerin Merkel wurde nach der Zusammenkunft verbreitet. Geld spielt eine entscheidende Rolle, wenn es um den Umgang mit Flüchtlingen geht. Das beginnt mit dem Gefeilsche um die finanzielle Ausstattung der Kommunen, die zur Unterbringung von AsylbewerberInnen oft viel zu geringe Mittel erhalten. Die Bundesagentur für Arbeit forderte am 24.4. 300 Millionen EURO für Deutsch- und Integrationskurse statt der von der Bundesregierung vorgesehenen 244 Millionen. Der Brüsseler Gipfel verdreifachte die Mittel für die Seenotrettung „Triton“ im Rahmen des Konzepts „EUROSUR“ auf 120 Millionen EURO. (englisch: European border surveillance system, deutsch: Europäisches Grenzüberwachungssystem - zu EUROSUR auf frontex.europa.eu)
 

 

Das ist gerade mal soviel, wie allein Italien für sein „Mare Nostrum“ aufgebracht hatte, das 140.000 Menschen vor dem Ertrinken rettete. Der dreitägige G 7-Gipfel Anfang Juni kostet allein den Freistaat Bayern 130 Millionen EURO. „Mare Nostrum“ wurde im Oktober 2014 eingestellt, unter Druck derselben Staats- und Regierungsspitzen, der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank, die dem kriselnden Land ein scharfes Sparprogramm auferlegten. Die von der EU betriebene Operation „Triton“ musste bis zur Brüsseler Zusammenkunft am 23. April stattdessen mit einem Drittel der Kosten des gestrichenen italienischen Seenotrettungsprogramms auskommen.

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Wie alles sein könnte: Ein Versuch über den Rand des Minsker Tellers zu schauen

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von Kai Ehlers


Eigentlich ist alles ganz einfach: Die ukrainische Führung akzeptiert die Vereinbarungen des zweiten Minsker Treffens vom 12. Februar 2015, das heißt, sie geht mit den politischen Vertretungen der inzwischen selbst verwalteten Gebiete Donezk und Lugansk in direkte Verhandlungen über den autonomen Sonderstatus, den diese Gebiete ausgehend vom jetzigen Status quo in einer demokratisch und dezentral organisierten Ukraine erhalten sollen. Die Bereitschaft zu diesen Gesprächen geht von der Einsicht aus, dass eine militärische Lösung der Verfassungsprobleme der Ukraine nicht möglich ist.


Die Gespräche um Ausmaß und Form des autonomen Sonderstatus – Föderalisierung, Autonomie, lokale Sonderrechte oder einfache verwaltungstechnische Dezentralisierung – sind zugleich Bestandteil einer Verfassungsreform, als deren Ergebnis die autoritäre zentralstaatliche Organisation der Ukraine in eine dezentrale Demokratie umgewandelt werden soll.

Soweit, so klar, ein solches Vorgehen entspräche voll und ganz den Vereinbarungen, die in Minsk II getroffen wurden. Zur Erinnerung hier die entsprechenden Passagen der Minsker Vereinbarungen, die das Prozedere für die oben beschriebene Entwicklung unmissverständlich benennen (zitiert nach der „Resolution des UN-Sicherheitsrates zur Ukrainekrise“, die dort am 19. Februar 2015 in Übernahme der Minsker Vereinbarungen beschlossen wurden):

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Die Asiatische Investitions- und Infrastrukturbank (AIIB)

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. . . eine fortschrittliche Alternative zum IWF?

 

von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“


Die Gründung der Asiatischen Investitions- und Infrastrukturbank (AIIB) wird von vielen Beobachtern als ein für die zukünftige Entwicklung der Weltwirtschaft positives Ereignis gesehen. Sie behaupten, die AIIB werde ein Gegengewicht zum US-dominierten Internationalen Währungsfonds (IWF, engl. IMF) bilden, auf diese Weise die globale Macht des US-Dollars begrenzen und so ihren Teil zu einer gerechteren Weltwirtschaftsordnung beitragen.

Um diese Sichtweise auf ihre Stichhaltigkeit zu überprüfen, hier erst einmal ein kurzer Blick auf die Vor- und Entstehungsgeschichte der AIIB:

Die chinesische Regierung hat in den vergangenen Jahren mehrfach auf eine Erhöhung ihres Stimmrechts innerhalb des Internationalen Währungsfonds gedrängt. Diese wurde ihr nicht gewährt. Daraufhin hat die Führung in Beijing im Juli 2014 zusammen mit den übrigen BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und Südafrika) die Gründung der „Neuen Entwicklungsbank“ (NEB) und im Oktober 2014 die Gründung der AIIB angekündigt.

Die AIIB soll in Beijing angesiedelt werden, ihr vorerst wichtigstes Projekt soll der Bau einer eurasischen Hochgeschwindigkeits-Zugverbindung zwischen Moskau und Beijing sein. Sie wird ihre Geschäfte in Yuan abwickeln und damit der globalen Vorherrschaft des US-Dollars und der Macht des IWF nach Abschluss der russisch-chinesischen Energieabkommen von 2014 einen weiteren empfindlichen Schlag versetzen.

Unmittelbar nach Bekanntwerden der chinesischen Pläne haben die USA ihre Verbündeten gedrängt, sich an beiden Organisationen nicht zu beteiligen. Vergebens, und nicht nur das: Die Gründung der AIIB hat den USA eine der größten politischen Niederlagen in ihrer jüngeren Geschichte beschert. Mitte April konnte die chinesische Regierung der Welt verkünden, dass sich 57 Nationen an der Bank beteiligen werden, darunter auch enge Verbündete der USA wie Großbritannien, Deutschland und Israel.

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Der Aufstieg des Südens: Umbruch in der globalen Machtverteilung

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China hat die USA bereits als stärkste Volkswirtschaft der Welt (nach Kaufkraftparitäten) überholt. Unter den ersten 10 Ländern befinden sich fünf Schwellenländer. Diese Fünf weisen ein höheres Volkseinkommen aus als die fünf führenden Länder der alten Metropolen. Im Jahr 2030 wären die Schwellenländer noch weiter vorne.


Dieser Umbruch wirft entscheidende Fragen auf:

  • Nimmt der "alte Westen" diesen Epochenbruch hin oder wird er seine ganze Macht einsetzen, um die Transformation aufzuhalten und umzukehren?
  • Wie weit nähert er sich dabei dem Einsatz militärischer Mittel auch in höchster Dimension?
  • Welche Chancen haben die Länder des Südens, die neoliberalen Maximen der Weltwirt-schaft zu verändern?
  • Inwieweit können sie sich selbst lösen von neoliberalen Konzepten?

Diese Fragen erörtern wir mit Experten aus den Schwellenländern und aus Deutschland wenige Wochen bevor auf Schloss Elmau vor den Toren Münchens das Gipfeltreffen der G7 zusammenkommt, um Maßnahmen gegen den "Aufstieg des Südens" zu beraten.

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60 Jahre BRD in der NATO – 60 Jahre Herausforderung

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. . . für Friedenspolitik und Friedensbewegung


15. und 16. Mai 2015


Universitätsclub Bonn, Konviktstraße 9, 53113 Bonn


Der Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zu der 1949 gegründeten „Organisation des Nordatlantikvertrages“ (NATO) am 6. Mai 1955 stellte einen tiefen Einschnitt in der  europäischen Nachkriegsentwicklung dar. Die beiden deutschen Staaten, BRD und DDR, waren 1949 nach dem Sieg der Alliierten über das Hitlerregime, der Befreiung Deutschlands vom Faschismus und der Übernahme der Regierungsverantwortung in Deutschland durch die vier Siegermächte entstanden. Sie waren in ihrer inneren Ordnung und in ihrer  politischen Ausrichtung an den jeweiligen Besatzungsmächten orientiert. Gleichwohl gab es Hoffnung, dass in Verbindung mit der Potsdamer Konferenz von 1945 und der dort  getroffenen Festlegung, mit Deutschland als Ganzem einen Friedensvertrag abzuschließen, die Konfrontation der beiden Systeme nicht mitten durch Deutschland gehen werde.

Die  Sowjetunion und die meisten anderen, sich sozialistisch verstehenden Staaten im Osten Europas antworteten auf den BRD-Beitritt mit der Gründung der „Warschauer Vertragsorganisation“ (WVO) am 14. Mai 1955. Damit waren die beiden Militärblöcke geschaffen, deren Rivalität die europäische und Weltgeschichte bis 1989/90 wesentlich bestimmen  sollten.

Mit der Vortragsveranstaltung und dem Symposium am 15. und 16. Mai 2015 in Bonn soll aus Anlass des 60. Jahrestages des Beitritts der BRD zur NATO aus Sicht der  Friedensbewegung erörtert werden, welche Folgen der Beitritt für die europäische und deutsche Geschichte hatte. Da nach dem Ende der WVO 1991 nicht auch die NATO  aufgelöst, sondern ausgebaut und nach Osten ausgedehnt wurde, werden zugleich die Entwicklungen der NATO und die Außenpolitik Deutschlands in den vergangenen 25 Jahren kritisch diskutiert.

Eine Veranstaltung des Internationalen Netzwerkes „No to War – No to NATO“ und der Rosa-Luxemburg-Stiftung


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DAX-Rekord, EZB-Geldschwemme: Noch ein Hurra für die Vermögenden

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von Conrad Schuhler / Vorsitzender des Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.    


Der Deutsche Aktienindex in Frankfurt (DAX) schoss diese Woche mehrfach durch die 12000-er Decke. Der große Bruder In New York, der Dow Jones, hat den Rekord von 18.000 Punkten erklommen. Deutsche Aktienberater malen ein DAX-Ziel von 15.000 bis Mitte des Jahres an die Wand. Nach dem Sprung in der ersten beiden Monaten um fast 20% noch mal ein Satz von 25 %. Damit hätten die Besitzer von DAX-Aktien ihr Vermögen schon im ersten Halbjahr 2015 um fast die Hälfte erhöht.

Woran liegt das? Haben sich die volkswirtschaftlichen Fundamentaldaten verändert? Das Wachstum bleibt niedrig. Zwar fällt der Eurokurs, womit die Exportpreise billiger werden, doch wachsen auch die Export- märkte nicht im alten Tempo. Das einzige, das sich wirklich fundamental verändert hat, ist die von der Europäischen Zentralbank (EZB) gesteuerte Geldmenge. Die EZB ist dabei, einen gewaltigen Ankauf von Vermögenswerten umzusetzen. Bis Ende September 2016 will die EZB monatlich 60 Milliarden Euro für „Vermögenswerte“, genauer gesagt für Staatsanleihen ausgeben.
 

 

Das sind über 1 Billion Euro zusätzliches Geld gegenüber einem Gesamtwirtschaftsprodukt der Euro-Länder von rund 9,5 Billionen. Die Geldmenge steigt um rund 12% des Werts des Gesamtproduktes, das selbst kaum verändert wird. Die logische Folge nach alter Lehrbuch-Weisheit wäre eine galoppierende Inflation. Eine solche Inflation wird in der Tat mit Sicherheit eintreten. Wenn auch zunächst nicht auf dem allgemeinen Warenmarkt, sondern auf einem speziellen: dem der Vermögenspreise. Denn das Geld kommt weder beim Otto Normalverbraucher an, der in der Regel kein größeres Aktiendepot aufzuweisen hat, noch beim Otto Normalunternehmer, denn dem fehlt es ja nicht an billigem Geld, sondern an der Nachfrage nach seinen Produkten. Das zusätzliche Geld fließt in den Finanzraum der Vermögens- werte. Es wird deren Preise weiter nach oben treiben, die Blasenbildung bei Wertpapieren und Grundstücken weiter anfeuern.

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EU-Handelskommissarin #Cecilia #Malmström und die EU-Kommission: Vom Ersaufen zum Verkaufen

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Irgendwie sieht sie harmlos aus, hinter der großen Brille, den glatten Gesichtsflächen und den diffus braunen Haaren, die schwedische EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström. Draussen, im schönen Mittelmeer, ersaufen Tag für Tag mehr Flüchtlinge. Drinnen, in einer der EU-Büromaschinen, dem Berlaymont-Gebäude in Brüssel, wird zuweilen der Massenmord organisiert. Mit der Agentur FRONTEX zum Beispiel, die - schwer bewaffnet, mit jährlich 90 Millionen Euro, mehr als 20 Flugzeugen, 25 Hubschraubern und 100 Booten - afrikanische Flüchtlinge vom Leben in Europa abhalten soll. Wenn sie dabei zum Tod befördert werden, nun ja, sie waren ja nicht eingeladen. Als die Malmström noch EU-Kommissarin für Inneres war, oder auch "Flüchtlingskommissarin“, wie die FAZ sie kennerisch nannte, rüstete sie die "Grenzschutz-Agentur" FRONTEX heftig auf. Denn, so Malmström, "Migration ist kein Problem".

Nachdem sie das Flüchtlingsproblem vorgeblich durch Aufrüstung gelöst hatte, war die Dame zu noch Höherem berufen: Sie wurde EU-Kommissarin für Handel. Jetzt meldet sie sich zum Auftakt der nächsten TTIP-Geheimrunde in New York: Die negative Debatte über das Abkommen in Deutschland sei geradezu bizarr. Schließlich sei TTIP [hier und hier] ein Projekt aller EU-Staaten. Da sollten doch auch alle an einem Strang ziehen. Und dann der typische Bürokratensatz: "Gerade in Regulierungsfragen wollen wir innovativ sein und Standards für das 21. Jahrhundert setzen." Wer wollte schon gegen Regulierung sein? Kennt man doch von seiner Heizung. Und innovativ, wer könnte denn noch ohne dieses Etikett auf die Straße gehen, man käme sich ja altmodisch vor. Schließlich wollen wir doch alle das 21. Jahrhundert anvisieren, oder Opa?

Wo lernen so rechtschaffen aussehende Menschen wie Frau Malmström diesen Lügensprech?

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#China baut um

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von Fred Schmid via Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.  


So lange so schnell ist in der Geschichte noch keine Volkswirtschaft gewachsen. Drei Dekaden lang erzielte China ein Wachstum von zehn Prozent im Schnitt. In den vergangenen 15 Jahren überholte es dadurch in der Wirtschaftsleistung erst Italien, dann Großbritannien und Frankreich, 2005 Deutschland und am Ende des Jahrzehnts Japan. Nach Angaben und Korrekturen des IWF, zog die chinesische Ökonomie, gemessen nach Kaufkraftparitäten im vergangenen Jahr an den USA vorbei. Der chinesische Wirtschaftsriese ist zugleich die größte Handelsmacht und verfügt weltweit über das größte Industriepotenzial.
 

 

Und dennoch: Trotz der ökonomischen Superlative bleibt China vorerst ein Entwicklungsland. In der Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung steht es an 80ster Stelle in der Welt, nach Kaufkraft berechnet ist diese nur ein Viertel so hoch wie die der USA, und beim Pro-Kopf-Einkommen etwa ein Fünftel. Das Riesenreich zählt noch 200 Millionen Arme, die am Existenzminimum leben; die Kluft zwischen Reich und Arm reißt immer weiter auf; die Zahl der Milliardäre wächst in keinem anderen Land so schnell wie in China.
 

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#Ukraine als #Kampffeld der Wachstumskrise

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von Kai Ehlers


In aller Kürze und vorweg: Wir brauchen ein anderes Verständnis von Wachstum, ein Verständnis, in dem Wachstum nicht nur ökonomisch, sondern sozial, kulturell und ethisch definiert wird. Umverteilung, Blockaden, selbst Revolten sind wichtig, werden jedoch nicht reichen, solange, ohne falsche Rücksicht gesagt, die profit- und konkurrenz-orientierte kapitalistische Produktionsweise Basis unseres Zusammenlebens bleibt, solange wachsende Produktivkräfte, statt den Bedarf zu decken immer mehr Menschen als „Überflüssige“ auf die sozialen Müllhalden der Gesellschaft abdrängen und solange Expansion und Konkurrenz auch die internationale Agenda beherrscht.
 

 

Was heute unübersehbar ansteht, ist der Übergang zu einer kooperativen Produktion und Lebensweise in selbstgewählter Gemeinschaft, einschließlich einer entsprechenden globalen Ordnung. Ohne dieses Ziel als Impuls zu vermitteln wird jede Revolte, jede Blockade, jede Verweigerung, so radikal sie auch sein mag, nur neuen Wein in alte Schläuche füllen.


Klare Signale – exemplarisches Kampffeld

Die Ukraine gibt uns klare Signale für diese Tatsachen. Sie ist ein exemplarisches Kampffeld der zur Zeit konkurrierenden globalen Expansionsdynamiken auf verschiedenen Ebenen – globale Monopole untereinander, bestehende US-Hegemonie gegen aufkommende neue Mächte, Europäische gegen Eurasische Union usw. 
 

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#Politiker und ihre #Medienhuren: Schön gesagt, Heuchler!

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von Klaus Madersbacher


Mit unüberhörbarer Betroffenheit labern uns Politiker und ihre Medienhuren die Ohren voll über den Genozid an den Armeniern vor 100 Jahren. Nachdem von Kritik an diversen weiteren Genoziden, allesamt verübt von den Mächten des „Westens“ im Lauf des vergangenen Jahrhunderts, noch nix zu hören war, stellt sich höchstens die Frage, warum dieser Völkermord ausgerechnet jetzt so publicityträchtig ausgeschlachtet wird.

Das soll ja nicht heißen, dass der Mord an den Armeniern vergessen und nicht erwähnt werden soll, dass aber jeder der heftig Trauernden einmal zuerst vor seiner/ihrer Türe kehren und sich gefälligst entschuldigen soll für die Schandtaten seiner/ihrer Vorfahren, ehe über andere hergezogen wird. Von Wiedergutmachung zu reden, ja an solche nur zu denken, scheint wohl reichlich verfrüht zu sein ...

Geäußert hat sich zum Beispiel das österreichische Parlament, das bis dato noch keinerlei Worte des Bedauerns über die Massaker an der Zivilbevölkerung in den „Kronländern“ der Habsburgermonarchie gefunden hat, die nach wie vor in höchsten Ehren steht. Eine Entschuldigung für die Entfesselung eines Angriffskriegs – des Ersten Weltkriegs - war dieser Volksvertretung auch noch nicht der Rede wert. Die Verehrung der „Helden,“ die in Wirklichkeit vorgeblich bei der „Verteidigung der Heimat“ weißgottwo als Kanonenfutter verheizt wurden, wird nach wie vor von einschlägigen Gruppierungen betrieben, die bei allen möglichen Events wie Angelobungen der Rekruten des Bundesheeres noch immer nicht fehlen dürfen.

Dass im Gegensatz zu „Kriegsteilnehmern“ des Nazikriegs bis vor wenigen Jahren politisch Verfolgte dieses Regimes wie z.B. „Deserteure“ in jeder Beziehung benachteiligt wurden, soll hier nur am Rande erwähnt werden. Dass nach 70 Jahren noch immer Forderungen betreffend gestohlene Kunstwerke usw. offen sind – ja was soll man da sagen? Dass wahrscheinlich an wichtigen Schaltstellen noch immer Nazis sitzen? Oder deren Nachkommen ...

Könnte einem das auch in Bezug auf das nördliche Nachbarland in den Sinn kommen?
 

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Georg Lukács zum 130. Geburtstag

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“Die Abkehr von der Manipulation ist ein Gerichtetsein auf die Wirklichkeit” (-Lukács)

von Jürgen Meier, Hildesheim

Georg Lukács  (* 13. April 1885 in Budapest; † 4. Juni 1971 ebenda) kämpfte Zeit seines Lebens gegen alles was der Mensch an Unmenschlichkeiten sich selbst zufügt, ob im Kapitalismus, Faschismus oder auch Sozialismus. Er nannte alle menschlichen Entfremdungen klar und deutlich beim Namen, was vielen, die ihn Revisionisten schimpften nicht gefiel, nur weil er mit Marx sagte, dass “proletarische Revolutionen...grausam-gründlich die Halbheiten, Schwächen und Erbärmlichkeiten ihrer ersten Versuche” kritisieren müssen.

Sein Buch "Geschichte und Klassenbewußtsein", das bereits 1923 erschien, beeinflußte später maßgeblich die ›68er Bewegung‹ in Westeuropa. Über 40 Jahre nach seinem Erscheinen ergriff dieses Buch mit seiner These, dass das über ein entsprechendes Bewußtsein verfügende Proletariat in dem Augenblick die Macht erringe, da es erkenne, dass es zur Erlösung der Welt berufen ist, die westeuropäische Studentenbewegung. Dieses “messianische Sektierertum”, so Lukács kurz vor seinem Tod, sei für den Erfolg von Geschichte und Klassenbewußtsein in Westeuropa verantwortlich gewesen (vgl. Lukács, Gelebtes Denken, Frankfurt 1981: 126).

Lukács hatte sich zu dieser Zeit längst von seinem Frühwerk distanziert und beobachtete den Einfluß seines Buches mit großer Skepsis. In diesem Buch, so Lukács, fehle die Universalität des Marxismus, die aus der anorganischen Natur die organische ableite und aus der organischen Natur, vermittelt durch den Prozeß der Arbeit, die Gesellschaft.
 

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#Griechenland – die tickende #Zeitbombe

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von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“

 

Zwei Monate nach dem Wahlsieg des Bündnisses SYRIZA treibt Griechenland weiter ins Ungewisse. Die Troika aus Internationalem Währungsfonds (IWF, engl. IMF), Europäischer Zentralbank (EZB, engl. ECB) und EU-Kommission ist bis heute keinen Millimeter von ihrer kompromisslosen Linie abgewichen. Sie fordert nach wie vor, dass die arbeitende griechische Bevölkerung für die Schäden aufkommt, die skrupellose Banker und ihre nicht minder skrupellosen politischen Verbündeten angerichtet haben.

Die vergangenen acht Wochen haben aber auch gezeigt: Der Syriza-Flügel unter Alexis Tsipras, der die neue Regierung bildet, hat dieser Kampfansage nichts entgegen zu setzen. Obwohl er seinen Wählern vor dem 25. Januar ein Ende der Austerität angekündigt hatte, hat Tsipras sein Versprechen bis heute nicht gehalten.
 

 

Im Gegenteil: Seine Regierung betont bei jeder Gelegenheit, sich der Troika unterordnen zu wollen und hat inzwischen sogar begonnen, Gelder von Pensionsfonds, staatlichen Institutionen und öffentlich-rechtlichen Betrieben einzutreiben, um damit Staatsschulden zu begleichen.

Für die arbeitende Bevölkerung in Griechenland ist die entstandene Situation mehr als ernüchternd: Ihr Gegner, die Troika, hat ihr den Krieg erklärt und ihr vermeintlicher Verbündeter, die Regierung Tsipras – Varoufakis, schaut nicht nur zu, sondern fällt ihr auch noch in den Rücken. Kein Wunder, dass sich Protestaktionen häufen und die Regierung in öffentlichen Meinungsumfragen weit hinter ihre früheren Werte zurückfällt.
 

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Luftschutz tut Not: Der Ernstfall wird reaktiviert

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE

 

Loudspeaker.svg Alarmsignal wiedergeben


Eines Tages werden wir der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG dankbar sein: Wenn der Ernstfall eingetreten ist. Wenn Raketen in unsere Häuser einschlagen. Wenn die Kindertagesstätte leider unter Bomben verschwunden ist. Wenn nach dem atomaren Fallout die Dusche kein Wasser mehr gibt, weil sich alle gleichzeitig abduschen wollen. Denn: "Wegen der Krise in der Ukraine könnte in Zukunft auch der Zivilschutz wieder wichtiger werden" schreibt das Blatt und rüstet moralisch auf. Jüngst erklärte der Präsident des "Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe" (BBK), Christoph Unger: „So, wie sich die Bundeswehr mit neuen sicherheitspolitischen Grundsätzen an die Lage anpasst, muss das auch der Zivilschutz tun“. Aber, ergänzt die FAZ sorgenvoll: "Von den einst mehr als 80.000 (Luftschutz-) Sirenen wurden die meisten abgebaut."

Die kühl analysierende FAZ sieht "neue Herausforderung", denn "politische Diskussionen um einen Raketenabwehrschirm in Europa . . . und schließlich auch der Ukraine-Konflikt" werden im Zentralorgan der besseren Kreise als "zivile Schutzaufgabe" begriffen, die ja nichts anderes als die Kehrseite der neuen militärischen Aufgaben ist, die von der NATO in das Pflichtenheft der Bundesrepublik geschrieben wurden: "Wenn die NATO eine schnelle Eingreiftruppe aufbaut, die binnen zwei bis fünf Tagen an der polnischen Ostgrenze ist, dann hat das Auswirkungen auf die Zivilverteidigung. - Dann findet die Bündnisverteidigung 500 Kilometer östlich von Berlin statt", zitiert die FAZ den Luftschutzwart Unger mahnend.

Das ist der Klartext, den wir vom Organ der deutschen Wirtschaft erwarten: Wenn die NATO-Speerspitze den Russen in der Flanke kitzelt, könnte der Russe statt eines Lachanfalls einen Wutanfall bekommen, nur weil sich unser Bündnis schön weit vorne verteidigen will.

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Nicht einmal ein Boykott der israelischen Siedlungen reicht aus

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. . . . . .  und kommt zu spät


von Jonathan Cook


Die Frage, ob illegale Siedlungen im besetzten palästinensischen Territorium unter Strafe gestellt werden sollen, wurde letzte Woche sowohl in Europa als auch in Israel erörtert, wobei nur oberflächliche Unterschiede bei den Schlussfolgerungen erreicht werden konnten. Israels fast ein halbes Jahrhundert alte Besetzung ist nicht unmittelbar gefährdet, weder im eigenen Land noch im Ausland.

Um die 16 europäischen Außenminister schickten einen Brief an die Außenbeauftragte der Europäischen Union Federica Mogherini, in dem sie forderten, dass die EU israelische Produkte aus den Siedlungen klar bezeichnen muss, um Käufer auf deren wirkliche Herkunft aufmerksam zu machen.
 

 

Yair Lapid, Israels früherer Finanzminister, der weitgehend als eher gemäßigt angesehen wird, rief verärgert Frau Mogherini an, um sie zu warnen, dass bedeutendere europäische Staaten zu einem „de facto-Boykott Israels“ aufriefen. Er beschrieb den Brief als „einen Schmutzfleck“ auf der EU, und fügte hinzu, dass auf Israels Wirtschaft eine „Katastrophe“ zukommen könnte.

Die EU-Außenminister waren nichtsdestoweniger vom Strafcharakter ihres Vorschlags überzeugt. Eine Kennzeichnung der Güter aus Siedlungen, so schrieben sie, wäre „ein wichtiger Schritt bei der vollen Umsetzung einer lange bestehenden EU-Politik“ und wichtig für die Aufrechterhaltung der Zweistaatenlösung. In Wirklichkeit setzt der Brief einfach Europas klägliche und konfuse Politik fort angesichts der wachsenden Anstrengungen Israels, die Okkupation zu verfestigen.

Nach Jahren interner Debatten war nur eine kleine Mehrheit der 27 EU-Staaten fähig, der harmlosesten Maßnahme, die man sich vorstellen kann, zuzustimmen, die sich gegen Produkte richtet, die auf Land und mit Ressourcen produziert werden, die von der besetzten palästinensischen Bevölkerung gestohlen worden sind.   Herkunftsbezeichnung mag bewussten Konsumenten nützliche Information geben, um gegen Güter aus den Siedlungen vorzugehen, aber auch im unwahrscheinlichen Fall, dass eine signifikante Anzahl von Käufern diesen Weg wählen würde, würde das Israels Wirtschaft kaum anknacksen.

Sogar wenn die EU viel weiter ginge und sich darauf einigte, einen ausgewachsenen Boykott der Siedlungen durchzusetzen – was sie nicht vorhat – hätte das wenig mehr als psychologische Auswirkungen. Der Grund dafür liegt darin, dass die EU, während sie einerseits über symbolische Gesten gegen die Siedlungen nachdenkt, andererseits aktiv genau den Zustand subventioniert, der seit fast 50 Jahren zur Ausbreitung der Siedlungen geführt hat.

Das macht sie durch ein spezielles Handelsabkommen, das Europa zu Israels größtem Exportmarkt macht, und durch die Überweisung großer jährlicher Summen von Hilfsgeldern an die Palästinenserbehörde, die die Ordnung in den besetzten Territorien im Interesse Israels aufrecht erhält.

Der dringende Bedarf dafür, dass Europa ein bisschen Rückgrat zeigt, wurde letzte Woche unterstrichen, als Israels oberster Gerichtshof das Problem der Boykotte behandelte. Israelische Menschenrechtsgruppen hatten beim obersten Gerichtshof, der lange als ein einsamer Vorposten der Mäßigung angesehen wurde, die Überprüfung eines Gesetzes beantragt, das vor vier Jahren herausgekommen war. Dieses Gesetz verhängt schwere Sanktionen gegen alle israelischen Bürger oder Organisationen, die zu einem Boykott Israels oder der Siedlungen auffordern.

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Politische Morde in #Kiew, US-Soldaten in die #Ukraine

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von Ron Paul / Institute for Peace and Prosperity 


Letzte Woche wurden zwei prominente ukrainische Oppositionelle am helllichten Tag niedergeschossen. Bereits zehn weitere wurden bisher in diesem Jahr unter verdächtigen Umständen getötet oder begingen Selbstmord. Diese Menschen haben eine wichtige Sache gemeinsam: sie gehörten der Regierung Janukowytsch, die ein von den Vereinigten Staaten von Amerika gestützter Staatsstreich im letzten Jahr gestürzt hat, entweder an oder sympathisierten mit ihr. Darunter befinden sich Abgeordnete des ukrainischen Parlaments oder ehemalige leitende Redakteure von größeren oppositionellen Zeitungen.

Während einige Journalisten hier begonnen haben, auf die merkwürdige Serie von Tötungen von Oppositionellen in der Ukraine aufmerksam zu werden, muss sich die US-Regierung dazu erst äußern. Vergleichen Sie das mit der Reaktion der Vereinigten Staaten von Amerika, als ein Oppositioneller früher in diesem Jahr in Russland getötet wurde. Boris Nemtsov war Mitglied einer kleineren Partei, die nicht einmal im Parlament vertreten war. Nichtsdestoweniger forderte die US-Regierung umgehend, dass Russland eine gründliche Untersuchung dieses Mordes durchführen müsse und deutete an, dass die Mörder ein politisches Motiv hatten.
 

 

Sobald die Nachricht von dem Mord in Russland bekannt wurde, wartete der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses des Repräsentantenhauses Ed Royce (Republikaner, Kalifornien) nicht auf Beweise, sondern schob den Mord einfach dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in die Schuhe. Am Tag des Ermordung Nemtsovs sagte Royce zu den US-Medien, dass „dieser erschreckende Mord der jüngste Angriff gegen diejenigen ist, die es wagen, sich gegen das Putin-Regime zu stellen.“

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“Arbeit macht frei” – Gilt das auch für palästinensische Kinder unter Besatzung?

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von Evelyn Hecht-Galinski


Soeben legte die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" (HRW) einen Bericht vor, der in schrecklicher Deutlichkeit die Ausbeutung von palästinensischen Kindern durch jüdische Siedler in illegalen, völkerrechtswidrigen Siedlungen im besetzten Palästina darlegt. (siehe PdF-Anhang)

Diese Kinder arbeiten unter furchtbarsten Bedingungen, in größter Hitze, ohne dass sie eine medizinische Versorgung oder Absicherung erhalten. Arbeitsverträge werden nicht geschlossen. Dadurch ist es den Palästinensern auch unmöglich, irgendwelche Rechte durchzusetzen. Die Kinder werden in der Landwirtschaft eingesetzt und müssen dort schwerste Arbeiten übernehmen. Der Jüngste dieser befragten Tagelöhner war erst 11 Jahre alt! Allerdings sind die Arbeitsbedingungen der besetzten Palästinenser generell unerträglich! (⇒ Bericht Internationales Arbeitsamt Genf, 2007)

Nach Informationen der israelischen Menschenrechtsorganisation B´Teselem wurden von 1967 bis Ende 2012 im illegal besetzten Westjordanland 125 jüdische Siedlungen errichtet. hinzu kommen noch rund 100 vom “Jüdischen Staat” nicht genehmigte, “wilde Siedlungen”. (⇒ Statistk)

Nach internationalem Völkerrecht ist dieser Unterschied allerdings falsch, da alle Siedlungen auf besetztem und geraubtem Land illegal sind!

Derzeit leben übrigens mehr als eine halbe Million jüdische Siedler in den illegalen Siedlungen, den “bewachten Wohnanlagen”, inmitten von etwa 2,7 Millionen eingemauerten Palästinensern! Dieser unerträgliche Zustand ist nur die Spitze des Eisbergs, da er zusätzlich zum Elend der Besatzung gegen die palästinensische Bevölkerung speziell das Leiden der besetzten Kinder aufzeigt!
 

 

So ist der neuerliche EU-Vorstoß zu Siedler-Produkten, in dem 16 Außenminister der Europäischen Union die EU-Beauftragte Federica Morgherini dazu aufgefordert haben, die Kennzeichnung von Produkten aus israelischen (jüdischen!) Siedlungen in den besetzten Gebieten eindeutig festzuschreiben. So soll es Verbrauchern ermöglicht werden, diese Produkte zu erkennen und nach Wunsch zu boykottieren!

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Der Umbruch der #Weltordnung und die Gefahr eines großen Krieges

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von Conrad Schuhler / Vorsitzender des Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.  

 

1) Der Westen - die alten kapitalistischen Metropolen, die Triade USA/Europa/Japan - wird gerade in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit vom „Süden“, den Schwellen- und Entwicklungsländern, überholt. Würden die wirtschaftlichen Trends der globalen Machtverteilung weiter anhalten, wäre es mit der Vormachtstellung des „alten Westens“ in 15 bis 20 Jahren gründlich vorbei. Der Süden wäre die globale Machtzentrale.

Das wirtschaftliche Kräfteverhältnis heute

  • Das wirtschaftlich stärkste Land heute ist bereits China. Es hat die USA auf Platz 2 verdrängt. Gemessen wurde dies vom IWF (engl. IMF). Gerechnet wird nach Kaufkraftparitäten in Dollar. Dies drückt die wahre materielle Leistungsfähigkeit eines Landes, die wirtschaftliche Potenz für die Entwicklung staatlicher Macht aus. Wie viel kann ich für Konsum, Investitionen, für Rüstung, für soziale Leistungen, für Infrastruktur aufbringen. In der Frage der Auslandsinvestitionen kommt der Faktor der Wechselkurse hinzu, der das Bild etwas verändert. Aber die Substanz der Machtentfaltung spiegelt sich ökonomisch im BIP (Bruttoinlandsprodukt) nach Kaufkraftparitäten.
  • China ist also schon knapp vor den USA. Unter den ersten 10 Ländern sind fünf Schwellenländer: China an 1), Indien an 3), Russland an 6), Brasilien an 7), Indonesien an 9). Diese fünf EU-Länder haben erheblich höhere Leistungsfähigkeit als die fünf Länder des alten Westens: USA an 2), Japan an 4), Deutschland an 5), Frankreich an 8), Großbritannien an 10). Das Verhältnis der addierten BIP-Summen (in Bio $ KKP): 35 : 31 zugunsten der Schwellenländer.

Das Verhältnis 2030 und 2050

  • Das Verhältnis verändert sich immer eindeutiger zu Gunsten des „Südens“. 2030 kommen sechs der ersten 10 aus dem Süden, 2050 sind es sieben. Die Zahlen der addierten BIP-Summen: 2030 = 68 : 42 (Faktor 1,6), 2050 = 147 : 55 (2,7) zu Gunsten der Süd-Länder.
  • Das Fazit dieser Entwicklung wäre: Der bisher dominante Westen wäre schon ab 2030 in der Position des underdogs. Er hätte Kommandos eher entgegenzunehmen als auszugeben.

(Zahlen von PriceWaterhouseCoopers International (pwc), eine globale Wirtschaftsberatungsgesellschaft mit 195.000 Mitarbeitern in 157 Ländern)

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Dokudrama des NDR: #Adolf #Eichmanns Ende - DESINFORMATION

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Ein Lehrstück über die erwünschte Geschichte


von Dr. Gabriele 'Gaby' Weber


Das Dokudrama des NDR “Eichmanns Ende – Liebe, Verrat, Tod” wurde weltweit ausgezeichnet. Es erzählt die tragische Liebesgeschichte von Romeo und Julia des 20. Jahrhunderts: Romeo ist Klaus Eichmann, Sohn des Nazi-Kriegsverbrechers, den der Mossad 1960 aus Argentinien entführt haben will, und Julia ist Silvia, Tochter von Lothar Hermann, einem Überlebenden der Shoá. Das Dokudrama sei Desinformation, protestiert Hermanns Grossnichte, ein Stück aus der Geheimdienstküche, eine Lügengeschichte des Mossad.

Der Film beschreibt, wie der NDR alle Warnungen ignorierte – er strahlt sein Machwerk bis heute aus. Die Autorin beschreibt, wie im Falle Eichmanns Historiker erst vom Mossad und dann untereinander abgeschrieben haben. Es ist ja die perfekte „erwünschte Geschichte“, nach der sich der Deutsche sehnt: nur neun Jahre nach Kriegsende himmeln ihn die jüdischen Mädchen wieder an. Und auch an die angebliche Entführung Eichmanns mag man gerne glauben: Dank einer mutigen Operation wurde ein Verbrecher der Gerechtigkeit zugeführt. Pech nur, dass diese Geschichte nicht wahr ist.

Ich zeige am Beispiel der sog. Eichmann-”Entführung” auf, wie die Geheimdienste – in diesem Fall der Mossad - die Geschichte fälschen und wie die Historiker und Journalisten sich von ihnen benutzen lassen. Es ist ein Lehrstück – gilt also auch für andere, aktuellere Fälle.

Nach dieser kurzen Zusammenfassung folgen am Ende die Links der spanischen und der englischen Version und das komplette Buch "Eichmann wurde noch gebraucht. Der Massenmörder und der Kalte Krieg" von Gaby Weber als PdF-Download.

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Lateinamerika nach dem 7. Amerikagipfel in Panama

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Der argentinische Politikwissenschaftler Juan Manuel Karg zieht ein Resümee . .

. . des 7. Amerikagipfels in Panama



Von Juan Manuel Karg - Übersetzung: Eva Haule / amerika21


Erste Schlussfolgerung:

Der Block der 33 Länder, die die CELAC (Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten) bilden, ging gestärkt aus dem Treffen in Panama hervor. Ein Bild kann das bezeugen: Nachdem er Raúl Castro gehört hatte und bevor Cristina Fernández de Kirchner und Nicolás Maduro sprachen, zog sich Barack Obama aus der Versammlung der Staatschefs zurück. Ein sehr fragwürdiges Verhalten. Dieses Bild, das einige konservative Beobachter versuchten als eines der Niederlage der UNASUR-Länder zu vermitteln, beinhaltet viel mehr das Gegenteil: Die USA konnten einen Raum nicht dirigieren, den sie zu eben diesem Zweck im Jahr 1994 geschaffen hatten, und dies wurde im Abgang Obamas deutlich. So hörte das Land, das in den vorangegangenen Jahrzehnten "Besitzer und Herr" dieser Art von Treffen war, in einer arroganten, aber auch defensiven Haltung nicht einmal die Ansprachen eines Großteils der Präsidenten der Region.

 


Zweite Schlussfolgerung:

Wenn jemand von Castro einen "Light"-Diskurs in Panama als Ergebnis der Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen mit Washington erwartet hat, hat er sich getäuscht. Der Kubaner war überzeugend in seiner Ausführung über die Geschichte der Politik Washingtons gegenüber der Insel, weit über die bösartigen Verkürzungen hinaus, die verschiedene hegemoniale Medien der Region versucht haben. Er erinnerte daran, dass die USA in den Unabhängigkeitskrieg "als Verbündete eintraten und sich des Landes bemächtigten wie Besatzer". Später zeigte er auf, dass die Mängel, die die Blockade produziert, eine größere Unterstützung des politischen, ökonomischen und sozialen Modells hervorriefen, das auf der Insel seit 1959 in Kraft ist. So sagte er, dass "77 Prozent der Kubaner unter der Blockade geboren wurden. Aber die Feindseligkeit brachte mehr Revolution." Abschließend berichtete er über die Niederlage von ALCA, dem Vorschlag des Freihandels, der genau auf dem Amerikagipfel entworfen wurde, und sagte, dass "ALCA im Jahr 2005 in Mar del Plata unter der Führung von Chávez, Kirchner und Lula unterging".

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Bin ich ein Antiamerikaner?

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von Prof. em Dr. Arno Klönne / Mitherausgeber der Zweiwochenschrift Ossietzky


Eine geopolitische »Führungsmacht«, deren Regierung immer wieder Feldzüge unternimmt, um andere Staaten zu ruinieren; die geheimdienstlich einen weltweiten Big-Brother-Betrieb unterhält, sich massenmediale Beihilfe für ihre Operationen 'out of area' kauft, zerstörerische »Revolutionen« anzettelt, per Drohne illegal Widersacher tötet, auch Folterungen nicht scheute – wenn ich dieser US-amerikanischen Politik widerspreche, ziehe ich mir hierzulande leicht den Vorwurf zu, ich sei »Antiamerikaner«, ein Feind der »westlichen Wertewelt«, vermutlich ideologisch infiziert von nazistischen Hinterlassenschaften.

Also habe ich daraufhin meinen Lebenslauf überprüft.

Erst mal die Jugendjahre in der Nachkriegszeit: US-Besatzungssoldaten hatten meine Sympathie – jedenfalls die Schwarzen; auf sie war Verlaß, wenn wir als Tramper um Mitnahme baten. Radio AFN brachte für uns Entdeckungen: Endlich Jazzmusik! Upton Sinclair wurde einer meiner Lieblingsautoren, bei ihm war nachzulesen, daß es so etwas wie Klassenkämpfe gibt. Ich erfuhr, daß der 1. Mai als internationaler Kampftag der Arbeiterbewegung seine Herkünfte in der Geschichte der USA hat. Die Historie der »Wobblies« lernte ich kennen, der radikalen US-amerikanischen »Industrial Workers of the World«. Meinen Abituraufsatz habe ich (damals konnte man das Thema noch frei wählen) über Ernest Hemingways Roman »Wem die Stunde schlägt« geschrieben, zum Ärger deutschtümelnder Lehrer, »muß es denn ein Amerikaner sein«, monierten sie.

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Linke Gesinnungs-Polizei: Wie man sich vor der Volksfront schützt

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Endlich: Die Linkspartei im Land Berlin säubert die außerparlamentarische Aktion zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus von den falschen Teilnehmern: "Personen aus dem Spektrum der sog. Montagsmahnwachen und des sog. Friedenswinters" sollen nach Auffassungen des LINKEN Landesvorstandes da nicht teilnehmen. Sogar das gute alte Wort "sogenannt", einst von Axel Springer für die DDR eingeführt, erlebt seine Wiedergeburt.

Auf die Berliner Linkspartei war schon immer Verlass: In der langjährigen Koalition mit der SPD hatte sie schon das Bundesland Berlin sozial gesäubert: Die Lehr- und Lernmittelfreiheit wurde abgeschafft, Landeseigentum verscherbelt und als die große Bürgerinitiative zur Rekommunalisierung der Berliner Wasserbetriebe ihre Forderung ins Parlament einbrachte, fand der Landeschef der LINKEN, Klaus Lederer, dieses Begehren des Volkes nur "peinlich". Dass die Wähler die Linkspartei für ihren tapferen Sparkurs abstraften, nahm die LINNKE mannhaft hin.

Die allgemeine Säuberung der Friedensbewegung von falscher Gesinnung hatte die Bundestagsfraktion der LINKEN schon im Dezember letzten Jahres begonnen. Der "Friedenswinter", der gerade seine dubiosen Aktivitäten für den Frieden aufnahm, sollte "kein Geld, keine Menschen, keine Logistik" erhalten, denn der sei irgendwie rechts, beschloss der rechte Flügel der Linkspartei und erklärte damit den linken Flügel der eigenen Partei, der den "Friedenswinter" unterstützen wollte, für rechts. Ob nun im Ergebnis des Beschlusses der rechte Flügel als links und der linke Flügel als rechts gelten muss, ist unklar. Klar ist, dass streng demokratische Medien wie der West-Berliner Tagesspiegel diesem Weg zur linken Sauberkeit heftig applaudierten.

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Warum führt die Welt Krieg gegen die Menschen im Jemen?

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von Moon of Alabama


Fast die gesamte Welt führt Krieg gegen den Jemen, anscheinend geschmiert mit saudischem Geld. Wie sonst könnte man das Schweigen erklären, das die saudische Bombenkampagne umgibt, die zu einer verheerenden Hungersnot im Jemen führen und dieses Land in ein zweites, größeres Gaza verwandeln wird?

Der kriecherische UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon feuerte den UNO-Sondergesandter für den Jemen, Jamal Benomar, weil Benomar die Bombenkampagne der Saudis nicht unterstützte. Er wird ersetzt werden durch den von den Saudis ausgewählten Ismail Ould Cheikh Ahmed aus Mauretanien:


Ismail Ould Cheikh Ahmed war bereits früher im Jemen „nicht tragbar“, wie mehrere UN-Quellen gegenüber Inner City Press äußerten. Aber was soll’s, die Saudis wollen ihn haben.


Eine Resolution des Unsicherheitsrats gegen das jemenitische Volk befürwortete praktisch die Blockade, Bombardierung und Aushungerungskampagne der Saudis mit 14 zu null Stimmen. Russland wurde kritisiert, weil es sich nur der Stimme enthielt, aber kein Veto gegen diese Resolution einlegte. Ich kann zwei Gründe für das russische Abstimmungsverhalten sehen: Zum einen glaubt Russland vielleicht, dass die Kampagne der Saudis letztendlich Saudiarabien schwer treffen wird, was ein Vorteil für Russland wäre. Vielleicht hat es auch kein Veto eingelegt, weil China aus welchem Grund auch immer für die Resolution stimmte. China und Russland bevorzugen ein gemeinsames Veto, um zu vermeiden, gegeneinander ausgespielt und schlecht hingestellt zu werden.

Die Saudis haben nicht nur Flüchtlingslager und Lebensmittellager im Jemen bombardiert, sondern auch die Einrichtungen der Telekommunikation, Radiostationen und Kraftwerke. Sanaa ist jetzt seit mehr als 60 Stunden ohne Strom. Am Montag wurden die Fußballstadien in Ibb, Aden und Sanaa bombardiert. Gestern wurden 16 Tankstellen mit langen Kolonnen von Autos, die auf Treibstoff warteten, bombardiert, wobei in einem Fall mindestens 17 Menschen getötet und 50 verletzt wurden.


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Gott-7 in Lübeck: Auf der Flucht vor der Verantwortung

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Da tagten sie nun wieder, die sieben Götter, G-7 genannt, diesmal in Lübeck. Am ersten Tag hatten die Außenminister der beteiligten Länder mit allen wichtigen Fragen noch warten müssen: Der Ober-Gott am Firmament des imperialen Wahns, John Kerry, der Außenminister der USA, kam einen Tag später. Auf der Tagesordnung stand der Ukraine-Konflikt. Nicht auf der Tagesordnung stand die Wiederaufnahme Russlands in den Kreis der Erlauchten. Auf der Agenda war, als eine deutsche Initiative, der Punkt "Maritime Sicherheit" zu lesen. Auch nicht zur Diskussion stand die Sicherheit der vielen, vielen Flüchtlinge, von denen einige ziemlich regelmäßig im Mittelmeer ertrinken. Gerade erst wieder vor der Küste Libyens.
 

 

Libyen: Das war einmal ein Staat mit wenig Demokratie, aber mit vielen Frauenrechten, vielen Arbeitsplätzen und nationalisierten Ölgesellschaften. Nach der Befreiung des Landes von seinem Recht am eigenen Öl durch eine Koalition der Böswilligen, geführt von den USA, hat sich in Libyen ein neues Geschäftsfeld aufgetan: Rund 1.000 Euro pro Person kostet ein Platz im Boot für die Flucht aus der Armut nach Europa - oder in ein nasses Grab. Wenn die Fluchtwege in die USA nicht zu weit wären, stünde das Thema sicher auf der Lübecker Tagesordnung. Und sicher wüsste die US-Armee auch eine Lösung für das Problem: Irgendwas und irgendwen bombardieren, das hilft nach Meinung der USA immer.

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Warum schützt sich die EU gegen Russland, aber nicht gegen die USA?

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von Kai Ehlers

 

Die Tatsachen sind unübersehbar: Europa, genauer die Europäische Union schützt sich gegen Russland, aber nicht gegen die USA. In der Unterstützung der aktuellen Kiewer Politik, im Sanktionskrieg gegen Russland, in der Aufrüstung der NATO zu erneuter „Abschreckungsfähigkeit“ lässt sich die EU, darin insbesondere Deutschland, ungeachtet einzelner kritischer Stimmen, zur Speerspitze US-geführter Angriffe gegen Russland machen. Kritiken an einer Funktionalisierung Europas, der EU, Deutschlands durch Washington, die eine eigenständigere Politik der Europäer einklagen, enden in Freundschaftsbesuchen der deutschen Kanzlerin im Weißen Haus, verhallen in der spärlichen Bundestagsopposition – oder bilden eine Art neuer außerparlamentarischer Opposition im Internet. Diese nimmt die Politik der Bundesregierung hart auf´s Korn, hat es allerdings schwer, sich gegenüber einem banalen antiamerikanischen, tendenziell nationalistischen Populismus zu konturieren.
 

 

Die ganze Szene der gegenwärtigen politischen Aktivitäten soll hier nicht aufgeblättert werden. Sie darf in ihren Erscheinungsformen als mehr oder weniger bekannt vorausgesetzt werden. Vielmehr soll hier der Versuch gemacht werden, den politischen und mentalen Befindlichkeiten auf die Spur zu kommen, die dieser aktuell zu beobachtenden Realität des „Russlandbashing“ unterliegen. Das hilft möglicherweise sich in diesem Gestrüpp zu orientieren.

Scheinbar zusammenhanglose Fragen stellen sich zunächst, wenn man der oben gestellten Frage nachgeht, bevor sich der Vorhang zu lüften beginnt:

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#Crash oder #Krieg? Die unheimliche Bedrohung

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von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“


Zwei Entwicklungen beunruhigen die arbeitenden Menschen in aller Welt derzeit besonders – die zunehmende Wahrscheinlichkeit eines globalen Finanzcrashs und die steigende Kriegsgefahr. Die Mainstream-Medien ziehen in ihrer Berichterstattung eine klare Trennungslinie zwischen beiden Themen und schwanken ständig zwischen Beschwichtigung und Panikmache. Damit stiften sie nicht nur Verwirrung, sondern lenken vor allem von der wichtigsten Tatsache ab: Dass es nämlich eine direkte Beziehung zwischen der tiefen Krise des Finanzsystems und den unübersehbaren Kriegsvorbereitungen gibt.
 

 

Die globalen Spannungen haben in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen, die Anzahl von Krisengebieten und Kriegsherden ist gestiegen, die Rüstungsausgaben wurden weltweit erhöht. (Die offiziellen Statistiken vermitteln häufig ein falsches Bild, da Bilanzfälschung und Privatisierung auch auf dem Militärsektor Einzug gehalten haben. Wo früher Soldaten nationaler Armeen gekämpft haben, sind heute oft verdeckt arbeitende Söldnerfirmen im Einsatz, die in keinem Verteidigungshaushalt der Welt auftauchen.)
 

Größter Waffenproduzent und aktivster Kriegsherr der Welt sind nach wie vor die USA, deren Militärpolitik sich neben dem Dauereinsatz im Nahen Osten strategisch vor allem gegen die Nummer zwei und die Nummer drei bei den weltweiten Rüstungsausgaben richtet – China und Russland. Was aber bewegt die USA, gerade diese beiden Staaten ins Fadenkreuz ihrer militärischen Planungen zu rücken? Dazu ein Blick auf die jüngere wirtschaftliche Entwicklung und die Bedeutung, die die drei Länder füreinander haben:
 

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#Krieg bringt höhere #Dividende. Der neue #Militarismus: Wer profitiert?

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von Ron Paul / Institute for Peace and Prosperity


Militarismus und Militärausgaben sind überall im Ansteigen, die neue Kalter Krieg-Propaganda scheint sich auszuzahlen. Die neuen „Gefahren“, die aufgebauscht werden, bringen Militärkontraktoren und dem Netzwerk von Denkfabriken, die diese bezahlen, um Kriegspropaganda zu produzieren, große Gewinne.

Hier einige Beispiele:

In der letzten Woche gab die deutsche Regierung bekannt, dass sie 100 weitere „Leopard“-Panzer kaufen wird – ein Anstieg von 45% im Bestand des Landes. Deutschland hatte seinen Bestand an Panzern stark reduziert, nachdem das Ende des Kalten Kriegs das Ende jeder Gefahr einer sowjetischen Bodenoffensive in Europa bedeutete. [⇒ s. Artikel bei ZEIT ONLINE] Die deutsche Regierung behauptet jetzt, dass diese 100 Panzer, die nahezu eine halbe Milliarde Dollars kosten werden, nötig sind, um auf die neue Konfliktbereitschaft Russlands in der Region zu reagieren. Macht nichts, dass Russland kein Land in der Region überfallen oder bedroht hat, und schon gar nicht ein Mitgliedsland der NATO.

Der Atombunker der Vereinigten Staaten von Amerika aus der Zeit des Kalten Kriegs unter Cheyenne Mountain in Colorado, der in den 25 Jahren seit dem Fall der Berliner Mauer so gut wie außer Betrieb war, wird wiederbelebt. Das Pentagon hat fast eine Milliarde Dollars budgetiert, um die Anlage auf ihre ehemalige Operationsstufe zu Zeiten des Kalten Kriegs auszubauen. Der US-Verteidigungskontraktor Raytheon wird der hauptsächliche Nutznießer dieses Vertrags sein. Raytheon ist ein bedeutender Geldgeber für Denkfabriken wie zum Beispiel das "Institute for the Study of War" (ISW), die andauernd Kriegspropaganda ausstoßen. Ich bin mir sicher, dass diese fetten Verträge einen guten Gewinn auf diese Investition erbringen.

Die NATO, die meiner Ansicht nach mit dem Ende des Kalten Kriegs abgeschafft hätte werden sollen, bekommt ebenfalls ihre eigene ungeheuer teure Aufstockung. Die Allianz gab 2010 ein neues Gebäude für das Hauptquartier in Brüssel in Auftrag, das 2016 fertiggestellt werden soll. Das Gebäude sieht wie eine scheußliche Kralle aus, und die Kosten dafür – sollte es jemals fertiggestellt werden - werden gut über eine Milliarde Dollars betragen. Das ist mehr als doppelt so viel wie ursprünglich budgetiert. Was für eine Verschwendung! Ist es wirklich überraschend, dass NATO-Bürokraten und Generäle ständig versuchen, uns mit Geschichten von einer neuen russischen Gefahr zu erschrecken? Sie müssen doch ihre Expansionspläne rechtfertigen!
 

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Lizenz zum Töten - License to Kill - Permis de tuer - Permissão Para Matar

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von Dmitry Orlov


Die Geschichte ist immer wieder die Gleiche: aufgrund einer Anhäufung von günstigen Umständen wird ein Land mächtig – viel mächtiger als der Rest – und nimmt eine Zeit lang die führende Position ein. Aber die günstigen Umstände, die oft nicht viel mehr ausmachen als ein paar vorteilhafte Launen der Geologie, sei es walisische Kohle oder westtexanisches Erdöl, gehen mit der Zeit zu Ende. In der Zwischenzeit wird die einstige Supermacht durch ihre eigene Macht korrumpiert.

Wenn das Endspiel naht, greifen die noch immer für das zusammenbrechende Imperium Zuständigen zu allen Arten von verzweifelten Maßnahmen – allen außer einer: sie werden sich weigern, die Tatsache in Betracht zu ziehen, dass ihre imperiale Supermacht am Ende ist, und dass sie ihre Vorgangsweise danach ausrichten sollten. George Orwell gab einmal eine exzellente Erklärung für dieses Phänomen: wenn das Endspiel naht, wird es zu einer Maßnahme der imperialen Selbsterhaltung, eine herrschende Klasse für einen speziellen Zweck heranzuzüchten – eine, die nicht imstande ist zu begreifen, dass das Endspiel naht. Weil, sehen Sie, wenn die eine Ahnung hätten, was los ist, würden sie ihre Jobs nicht ernst genug nehmen, um das Spiel so lange wie möglich am Laufen zu halten.
 

 

Der herannahende imperiale Zusammenbruch lässt sich erkennen an den immer schlechter werdenden Ergebnissen, die das Imperium bei seinen imperialen Anstrengungen erzielt. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Vereinigten Staaten von Amerika imstande, mit der Hilfe zum Wiederaufbau Deutschlands und des Restes von Westeuropa eine respektable Leistung zu erbringen. Auch Japan ging es unter der Führung der Vereinigten Staaten von Amerika gut, ebenso Südkorea nach dem Ende des Kriegs auf der koreanischen Halbinsel.
 

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#Politiker – Traumberuf für Selbstdarsteller und Sprücheklopfer

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Politicien – emploi de rêve pour egomaniacs et bagout marchands


Politician – dream job for egomaniacs and patter merchants


von Helmut Müller, Wien


Viel reden, wenn der Tag lang ist, und wo am Ende nicht viel Positives oder Gescheites dabei herauskommt. Wer denkt da nicht an aktive Politiker? Und es sind ihrer wenige, die wenigstens im Alter oder nach ihrem Ausscheiden aus der Politik plötzlich von bemerkenswerter Einsicht geplagt würden. Daher gehen heute unzählige Mandatare, so wie sie ihr Amt ausgeübt hatten, mit Blindheit geschlagen, aber bestens versorgt, in die Luxusrente oder wechseln bloß den Einkommensstandort.

Noch aktiv in der Politik, spielt sich aber so mancher Sprücheklopfer als narzistischer Edler von Gut auf, derselbe aber seine Wähler in Wirklichkeit geringschätzt und diese auch noch hinten und vorne belügt. Zum Beispiel, wenn er die ach so hehren Absichten der Putschisten in der Europäischen Union der Konzerne ins Treffen führt. Oder als bestellter und geschätzter CO2-Märchen-Erzähler der Atom-Lobby wärmstens zuarbeitet. Da kann natürlich jede Polkappe nur so dahinschmilzen.

Der französische Wirtschaftswissenschaftler und ehemalige Präsidentenberater Jacques Attali gibt kein Geheimnis preis, wenn er sagt, ich zitiere aus der Erinnerung: Politiker seien in Wirklichkeit entpolitisierte Marionetten und frönten dem Spektakel. Sie hätten keine Visionen für eine klare Zukunft, sondern bloß leicht hingeworfene Worte, die man morgen schon wieder vergessen oder ignorieren könne. Attali, zwar auch nicht über jeden Verdacht erhaben, hat ja ausnahmsweise nicht ganz unrecht. Für ihn wie für einige andere auch gilt: Nachher ist man meistens klüger.
 

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Wer #NSA sagt, muss auch #BND sagen: Stopp dem #Überwachungsstaat

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Eine Veranstaltung von Business Crime Control e.V.


Samstag, den 18. April 2015 von 13:00 Uhr bis 18:00 Uhr


Frankfurt University of Applied Sciences, ehemalige Fachhochschule


Frankfurt am Main, Nibelungenplatz 1, Gebäude 4, Raum 8


Big Brother is watching you

 

 

Seit Edward Snowden, ehemaliger Mitarbeiter eines Privatunternehmens, das im Auftrag des US-Geheimdienstes NSA tätig ist, die Strukturen eines globalen Überwachungssystems öffentlich gemacht hatte, reißen die Nachrichten über diese Totalüberwachung nicht ab.

Die deutsche Bundesregierung will davon nichts gewusst haben und der Chef des NSA, Keith B. Alexander, scheint ihr kaltschnäuzig recht zu geben: »Wir sagen ihnen nicht alles, was wir machen oder wie wir es machen – jetzt wissen sie es.«
 

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