► von Mag. Andreas Exner / Graz, Österreich
Soziales Elend als kapitalistisches Naturgesetz
Herrschendes Denken hinterfragt seine Voraussetzungen nicht: dass man sich das Leben erst verdienen müsse, es ohne Einkommen kein Auskommen gibt, und dass der Sachzwang regiert, wonach Geld über allen steht und eben Menschen dran glauben müssen, wenn es Geld zu retten gilt.
All diese Voraussetzungen sind freilich null und nichtig, wird erst einmal ihre verrückte Grundlage in den Blick genommen: das System der Kapitalverwertung, das alle menschlichen Bedürfnisse und Tätigkeiten als Beitrag zur immerwährenden Vermehrung von Geld organisiert und entsprechend deformiert; oder jedenfalls danach trachtet.
Der fossile Peak: Ressourcengrenze für das Wachstum
Das System der Kapitalverwertung, oder anders gesagt: des Wirtschaftswachstums, ist menschheitsgeschichtlich äußerst jung. Angesichts seiner sozialen und ökologischen Verheerungen wirkt es mehr wie ein historischer Betriebsunfall als der Fortschritt der Menschheit, als den es sich selbst darzustellen pflegt. Auf Dauer zu stellen ist es in gegenwärtiger Form sicherlich nicht.
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Die Gier nach der Welt Foto: Thorben Wengert / Quelle: pixelio.de [1]
Die Energy Watch Group [2] aus Deutschland etwa hat einen neuen Report zur Fördersituation fossiler Ressourcen veröffentlicht. Demnach liegt nicht nur der Peak Oil hinter uns, also der Gipfelpunkt der Erdölproduktion, sondern der Peak aller fossilen Ressourcen, also von Erdöl, Erdgas und fossiler Kohle nur wenige Jahre vor uns. Das Team um Werner Zittel hält fest: „Unserer Untersuchung zufolge werden Kohle und Erdgas ihre Produktionspeaks um 2020 erreichen. Der gemeinsame Gipfelpunkt aller fossiler Ressourcen zusammengenommen wird einige Jahre früher als der Peak für Kohle und Erdgas eintreten, und zwar fast gleichzeitig mit dem beginnenden Abfall der Erdölförderung“.
Was dies für das System der Kapitalverwertung bedeutet wird kaum je bedacht. Drei Punkte sind in dieser Hinsicht relevant:
- Erstens sind die Fossilen nicht gleichwertig mit Erneuerbaren zu ersetzen;
- zweitens haben die Erneuerbaren noch einen sehr langen Weg vor sich;
- drittens beeinträchtigt die Verknappung von Ressourcen den technologischen Wandel im Kapitalismus.
Betrachten wir diese Konsequenzen der fossilen Peaks für die Energiewende im Detail. Die fossilen Ressourcen sind erstens für das Kapital technisch optimal, sie sind selbst ja bereits gespeicherte Energie, daher leicht zu transportieren und zu lagern, sie weisen eine hohe Energiedichte auf und sind beliebig einzusetzen. Bis vor Kurzem konnte man sie noch mit geringem Energieeinsatz und in ständig steigenden Mengen zur Beschleunigung der Kapitalverwertung aus der Erde holen. Die Erneuerbaren dagegen erfordern teure Speichertechnologien, die zudem von zusehends knappen Metallen abhängen. Das Aufkommen der Erneuerbaren ist unregelmäßig, weisen zudem eine geringere Energiedichte als die Fossilen auf und sind alles in allem teurer.
bitte im Forum weiterlesen [3]