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Startseite > Deutschland - Israel: Ein "besonderes" Verhältnis. Wie lange noch?

 

Kommentar vom "Hochblauen"

► Von Evelyn Hecht-Galinski


Die Wahlen sind gelaufen und der Alltag holt uns wieder ein. Im Schatten der Bundestagswahlen spielten sich in den letzten Tagen erschreckende Vorfälle im Nahen Osten und anderen Regionen in der Welt ab. In der Nacht zum Samstag den 21. September hörte ich in den Schweizer Nachrichten erstmals über den unglaublichen Vorfall, dass israelische Soldaten EU-Diplomaten bei einem Hilfseinsatz angriffen. Allerdings kam dazu nichts in deutschen Sendern, weder beim Deutschlandfunk, noch in der ARD!
 
Am Samstag stand auch in der Berliner Zeitung ein Artikel über diese Vorfälle und am Montag zogen auch andere Medien nach. Was war geschehen? Die IDF (Israelische Verteidigungsarmee [1]!), diese "Verteidiger", hatten am Freitag voriger Woche einen von EU-Diplomaten begleiteten Hilfstransport angegriffen und die Güter beschlagnahmt, die dieser Hilfstransport für Bewohner eines Beduinendorfes geladen hatte. Dieses Beduinendorf Khirbet Makhul hatten die israelischen "Verteidigungssoldaten" zuvor abgerissen und etwa 100 Bewohner obdachlos gemacht! Man warf den Beduinen vor, ihre Hütten ohne die vorgeschriebene Genehmigung, die so gut wie nie erteilt wird, errichtet zu haben. Zuvor hatte der Oberste Gerichtshof Jerusalem der "einzigen Demokratie im Nahen Osten" eine Petition der Beduinen verworfen, die diese trotz des Hinweises darauf, dass sie dort seit Jahrzehnten gelebt hatten, eingebracht hatten. Außerdem wurde eine französische Diplomatin aus dem Hilfsfahrzeug gezerrt und auf den Boden gedrückt - sehr gut auf diesem Video zu sehen. (siehe Video [2], Dauer 7:15 Minuten)
 

Wie war die Reaktion der EU, der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton [3] (siehe Foto rechts) und der EU-Nothilfekommissarin Kristalina Georgiewa [4]? Sie bedauerten den Vorfall der Beschlagnahmung der Hilfsgüter und seien "tief besorgt". Muss man sich nicht viel mehr fragen, ob das nur die natürliche Reaktion des israelischen Regimes auf immer neue Zugeständnisse der EU ist? Denken wir an das erstaunlich große Engagement der EU gegen eine Resolution der arabischen Staaten vom letzten Freitag in Wien, als diese bei der Generalversammlung der Internationalen Atomernergie-Organisation [5] (,Internation Atomic Energy Agency IAEA) grandios gescheitert waren - mit einem Text, der die Sorge über Israels nukleare Kapazitäten geäußert hatte und dessen Regierung aufgefordert hatte, dem Atomwaffensperrvertrag [6] (Non-Proliferation Treaty, kurz NPT [7]) beizutreten und sich endlich unter die Kontrolle der IAEA [8] zu stellen.
 
Natürlich hat Israel es immer erfolgreich verstanden, nicht über den Besitz von Atomwaffen zu reden, aber nicht umsonst gilt Israel seit Ende der 1960er Jahre als Atomwaffen-Staat. Wie frustrierend muss es für die arabischen Staaten sein, immer wieder mit ansehen zu müssen, dass, wenn es um den "jüdischen Staat" geht, mit zweierlei Maß gemessen wird. "Double Standards"! Wie nicht anders zu erwarten, war das Lobbying der USA wie immer heftig und erfolgreich (siehe meinen Artikel Obama im Würgegriff…? [9]). Aber zum Erstaunen vieler setzte sich auch die EU so eindeutig für Israel ein. Deren Außenbeauftragte Catherine Ashton forderte sogar Regierungen von IAEA-Mitgliedern schriftlich auf, gegen die arabische Resolution zu stimmen. Begründung, es sei wenig hilfreich auf Israel einzudreschen: "To single out Israel"!
 
Wohin diese Tolerierung der Interessen des "jüdischen Staates" führt, erleben wir täglich! Jetzt haben wir es also nicht nur mit der US-Lobby-Politik zu tun, sondern auch mit der fast identischen EU-Politik im Bezug auf Israel und ihrem Einknicken vor der Lobby. So wird es auch keine Gerechtigkeit für den Mord an Bassem Aburahmah geben, den man den "Elefanten" nannte und dem ein Denkmal in dem Dokumentarfilm "Five Broken Cameras" [10] gesetzt wurde. Dieser wunderbare Mensch und palästinensische Aktivist, Sinnbild eines gewaltlosen Widerstands in Bilin, wurde 2009 durch eine Tränengaspetarde gezielt angeschossen, durch einen IDF-Soldaten brutal umgebracht. Der Vorfall wurde hautnah dokumentiert in besagten Film und zeigt den Tod von Bassem Aburamah so wie er ablief, als ein brutales Verbrechen! Weitere 18 Todesfälle auf die gleiche Art durch diese Geschosse von der IDF werden bis heute ergebnislos untersucht!


❖ bitte im Forum weiterlesen [11]

 


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Links
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Israelische_Streitkr%C3%A4fte
[2] https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=KxQiyoCj360#t=50
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Catherine_Ashton
[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Kristalina_Georgiewa
[5] http://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Atomenergieorganisation
[6] http://de.wikipedia.org/wiki/Atomwaffensperrvertrag
[7] http://en.wikipedia.org/wiki/Treaty_on_the_Non-Proliferation_of_Nuclear_Weapons
[8] http://www.iaea.org/
[9] http://www.kritisches-netzwerk.de/forum/obama-im-wuergegriff-der-juedischen-lobbyisten
[10] http://en.wikipedia.org/wiki/Five_Broken_Cameras
[11] http://www.kritisches-netzwerk.de/forum/deutschland-israel-ein-besonderes-verhaeltnis-wie-lange-noch