► von Peter A. Weber
Ich habe mir bei meiner täglichen TV-Dosierung eine interessante Anregung zum Diskurs in diesem Forum geholt. Im Beitrag „Die digitale Kränkung“ von 3sat Kulturzeit vom 20.1.2014 wurde das Outing des deutschen Vorzeigebloggers Sascha Lobo [1] behandelt. Er fühlt sich von seinem eigenen Ziehkind, dem Internet, verraten und verkauft. Kulturzeit hatte eine per Bild übertragene Kurzdiskussion mit Sascha Lobo und dem Publizisten und Wissenschaftler Evgeny Morozov [2] arrangiert. Meine Diskurseröffnung beginne ich mit dem entsprechenden Einführungstext (Quelle: 3sat [3])
► Die digitale Kränkung
Sascha Lobo vs. Evgeny Morozov
„Das Netz ist kaputt, sagt Internetforscher Sascha Lobo, alle Versprechungen auf Freiheit hat es enttäuscht. Wer das geglaubt hat, hing einer Ideologie an, antwortet Evgeny Morozov, ein anderer Internetforscher. Die Unternehmen, die das Internet betreiben, seien immer schon skrupellos gewesen. Wer hat nun recht?
Das Internet vernetzt die Welt, schafft mehr Demokratie, Emanzipation und Freiheit. Mit diesen Versprechungen haben uns Computer-Revolutionäre wie Steve Jobs einst in die digitale Zukunft gelockt. Doch ist das Internet als Freiheitsmedium eine Illusion? Heute geben Staaten, Geheimdienste und Konzerne den Takt im digitalen Zeitalter vor.
Die Enthüllungen Edward Snowdens haben offenbart: Das Internet ist kaputt. Mit dieser These tritt Sascha Lobo in den Ring. Der Mann, der sich stets der Technik-Euphorie verschrieben hat, leistet nun Abbitte, fühlt sich vom Internet gekränkt und verletzt. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Sie kam von Evgeny Morozov, Harvard-Professor und Internet-Kritiker. Er meint, dass Lobo einem intellektuellen Handycap erliege - dem "Internetzentrismus". Das Internet an sich gebe es nicht, meint Morozov. Vielmehr verschleiere der Begriff eine Ideologie, die uns den Glauben an die Politik nimmt.
Geld aus Daten gewonnen
Teilen, um die Welt zu verbessern - so schallt es aus dem Silicon Valley. Doch dieses Heilsversprechen habe uns in eine Gegenwart geführt, in der aus Daten Geld gemacht wird, Konsum anstelle von politischer Beteiligung steht. Das Gerede vom Internet hilft allein großen Konzernen, so Morozov. Die Debatte zwischen Morozov und Lobo ist mehr als nur ein Schlagabtausch von Profilneurotikern. Es geht um die Frage, wem wir die Gestaltung unserer Zukunft überlassen wollen: dem demokratischen Gemeinwesen oder den Eigeninteressen des Silicon Valley?“
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