Von Eduardo Galeano / Übersetzung: Harald Neuber, amerika21.de
[2]Der uruguayische Journalist, Essayist und Schriftsteller Eduardo Galeano zur Lage in Nahost:
Auf der Suche nach Rechtfertigung gebiert der Staatsterrorismus Terroristen. Er sät Hass und erntet Alibis. Derzeit weist alles darauf hin, dass das Blutbad von Gaza, mit dem nach Angaben der Verantwortlichen den Terroristen ein Ende gesetzt werden soll, die Zahl eben dieser Terroristen vervielfachen werden wird.
Seit 1948 [3] sind die Palästinenser zu ständiger Demütigung verurteilt. Sie können ohne Erlaubnis nicht einmal atmen. Sie haben ihr Land [4] verloren, ihren Boden, ihr Wasser [5], ihre Freiheit – und noch viel mehr. Sie haben noch nicht einmal das Recht, ihre Regierungen zu wählen. Wenn sie sich für die falschen Kandidaten entscheiden, werden sie bestraft. Gaza wird derzeit bestraft. Seit die Hamas die Wahlen 2006 sauber gewonnen hat, wurde das Gebiet zu einer Falle ohne Ausweg. Etwas Vergleichbares war 1932 geschehen, als die Kommunistische Partei in El Salvador die Wahlen für sich entschieden hatte. Die Salvadorianer büßten ihr Fehlverhalten mit einem Blutbad und lebten fortan unter Militärdiktaturen. Die Demokratie ist ein Luxus, der nicht allen von uns zugebilligt wird.
Die hausgemachten und wenig zielsicheren Raketen, die von den im Gaza-Streifen eingepferchten Kämpfern der Hamas auf das ehemals palästinensische und nun von Israel besetzte Land verschossen werden, sind ein Ausdruck der Machtlosigkeit. Und die Hilflosigkeit, gepaart mit suizidalem Irrsinn, motiviert zu leeren Drohungen gegen das Existenzrecht Israels, ohne Folgen herausgeschrien, während der folgenschwere Vernichtungskrieg der anderen Seite seit Jahren schon Palästina sein Existenzrecht verwehrt. Dabei ist von Palästina nur noch wenig übrig. Israel hat es Schritt für Schritt von der Landkarte getilgt.
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