Unsere ‘barmherzige’ Beendigung des ‘Guten Kriegs’
Wie Patriotismus bedeutet, dass man nie zu sagen braucht, dass es einem leid tut.
► von Christian Appy
„Verschwende niemals eine Minute auf Bedauern. Das ist Zeitverschwendung.” - Präsident Harry Truman
Hier stehen wir nun, 70 Jahre nach der atomaren Auslöschung von Hiroshima und Nagasaki [1], und ich frage mich, ob wir auch nur einen Schritt in Richtung moralischer Abrechnung mit unserem Status als einziges Land der Welt gekommen sind, das Atomwaffen benutzt hat, um menschliche Wesen abzuschlachten. Wird jemals ein amerikanischer Präsident sich formell dafür entschuldigen? Wird unser Land jemals den Abwurf von „Little Boy [2]“ und „Fat Man [3]“ bereuen, den beiden Bomben, die heißer als die Sonne brannten? Wird es damit fertig werden, wie diese sofort tausende Opfer verdampften, zehntausende weitere in Brand setzten, und unvorstellbar gewaltige Schockwellen und Feuerstürme hervorriefen, die alles im Umkreis von Meilen verwüsteten? Wird es letztendlich mit dem „schwarzen Regen“ zurechtkommen, der die Strahlung verbreitete und noch mehr Menschen tötete – langsam und schmerzhaft – was insgesamt zu einer Anzahl von konservativ geschätzten 250.000 Toten in den beiden Städten führte?
Ausgehend von den letzten sieben Jahrzehnten der ständigen Militarisierung und atomaren „Modernisierung“ in diesem Land mag die Antwort wie ein offenkundiges Nein erscheinen. Dennoch habe ich als Historiker versucht, ein bisschen tiefer in unseren Mangel an nationaler Reue zu graben. Dabei kam mir immer wieder ein merkwürdiges Stück Amerikana in den Sinn, ein Satz aus dem populären Rührstück Love Story aus dem Jahr 1970 in den Sinn: „Liebe,“ sagt die Hauptdarstellerin, als sich ihr Freund zu entschuldigen beginnt, „heißt, dass du niemals sagen musst, dass es dir leid tut.“ Das muss wohl eine der dümmsten Definitionen sein, die sich jemals im amerikanischen Gedächtnis festgesetzt hat, nachdem die wirkliche Liebe oft die Stärke erfordert, sich zu entschuldigen und Wiedergutmachung zu leisten.
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