► von Peter Schwarz / wsws.org/de
Der Flüchtlingstreck, der seit Wochen über den Balkan und Italien ins Zentrum Europas zieht, zeigt das brutale und unmenschliche Gesicht des europäischen Kapitalismus. Verzweifelte Menschen, die aus den kriegszerstörten Regionen des Nahen Ostens und Nordafrikas um ihr nacktes Leben fliehen, erleben eine unbarmherzige Tortur.
Jeder Tag liefert neue Bilder des Schreckens: Leichen, die im Mittelmeer treiben; Flüchtlinge, die ohne ausreichend Wasser und Nahrung eng zusammengepfercht in unhaltbaren sanitären Zuständen hausen; Familien mit Kleinkindern, die hunderte Kilometer zu Fuß zurücklegen; Polizisten, die mit Schlagstöcken und Tränengas gegen Wehrlose vorgehen; und immer wieder Grenzen, abgesperrt durch Stacheldraht und Sicherheitskräfte, die die Flüchtlinge gewaltsam zurückdrängen.
Erst gestern wurden in einem Lastwagen auf einer österreichischen Autobahn bis zu 50 Leichen [71 - aktualisiert d. ADMIN H.S. ] von syrischen Flüchtlingen entdeckt, die anscheinend auf der Fahrt erstickt waren. Das abgestellte Fahrzeug fiel einem Autobahnarbeiter auf, weil Verwesungsflüssigkeit von der Ladefläche tropfte.
Die Regierungschefs und Außenminister von Österreich, Deutschland und sechs westlichen Balkanstaaten, die wenige Kilometer entfernt im beschaulichen Wien tagten, reagierten auf den grausigen Fund, indem sie die Flucht nach Europa weiter erschwerten. So soll die Außengrenze der Europäischen Union stärker abgeschottet und die Fluchtroute durch den Westbalkan besser überwacht werden. Die Schuld für das Massensterben schoben sie „kriminellen Schleppern“ zu, deren Geschäft erst dank ihrer Abschottungspolitik blüht.
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