Oder: Kann es eine alternative afrikanische Modernisierung geben?
► von Mag. Andreas Exner, Graz/A
Afrika wird gewohnheitsmäßig mit menschlichem Elend assoziiert. Die Bilder von lächelnden Massai vor den Kameras von Touristinnen in Tansania, oder der von Reichtum zeugenden Wolkenkratzer in Südafrika können daran wenig ändern.
Und tatsächlich scheint die Realität den dominierenden Bildern Recht zu geben. Diese Realität besteht – nicht nur für die öffentliche Wahrnehmung – aus wiederkehrenden Kriegen, Hungerkatastrophen, Krankheiten wie neuerdings die Seuche Ebola, aus Regierungen, die als notorisch korrupt gelten und einer allgemeinen „Rückständigkeit“. Ja, schlimmer noch, von Afrika nimmt man in der Regel überhaupt nur Notiz im Fall einer besonders spektakulären Katastrophe – und selbst dann nur marginal.
Der katastrophisch geprägten medialen Wahrnehmung scheint eine Leere auf der Ebene von wissenschaftlichen Diskursen zu entsprechen. Zwar betätigt sich eine beachtliche Zahl von NGOs und Hilfsprojekten auf dem Kontinent. Und es gibt eine Reihe verdienstvoller Forschungen zu Afrika. Doch prägnante politische Analysen sind insgesamt gesehen rar, selbst in der Linken. Für diese erweist sich China, erweisen sich Frankreich, Griechenland oder die USA als weitaus interessanter. Auch Südamerika steht hoch im Kurs. Anders als Afrika ist Südamerika auch Zielgebiet vieler Reisen politisch aktiver Menschen. Soziale Bewegungen dort werden intensiv studiert und gelten als ein Vorbild für Europa. Mitunter werden sogar ganze Konzepte hierher importiert, nicht zuletzt das der Solidarischen Ökonomie, das hierzulande breit rezipiert wird.
Doch was ist bei all dem mit Afrika? Kaum einem politisch aktiven Menschen würde es einfallen, sich mit dem immer noch nur allzu „dunklen“ Kontinent in anderer Absicht zu beschäftigen als zu „helfen“. Von einem Import irgendeiner Bewegungserrungenschaft aus Afrika hörte man noch nicht. Kaum jemand in Europa dürfte auf die Idee kommen, von Afrika lernen zu wollen. Das würde seltsam wirken, geradezu absurd.