Alice Schwarzer: Bürgerlicher Feminismus und Prostitution

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von Madita Engström, Frauenzeitung Arbeitermacht/Revolution, Ausg. März 2014


“Wir müssen den Verursacher beim Namen nennen: Die Männer. Es gäbe keine Prostitution, wenn Männer keine Mädchen und Frauen kaufen würden.“ Mit diesem Zitat ist auch schon die Aussage von Alice Schwarzers neuestem Buch „Prostitution - Ein deutscher Skandal - Wie konnten wir zum Paradies der Frauenhändler werden?“ zusammengefasst. Als Folge dieser Analyse steht die Forderung nach einem Verbot der Prostitution nach schwedischem Modell im Vordergrund. Das bedeutet Kriminalisierung der Freier, wie es dort seit 1999 der Fall ist, und soll Frauen davor schützen, „ihren Körper verkaufen zu müssen“. Eine Studie spricht davon, dass die Prostitution zurückgegangen sei, doch wird gleichzeitig kritisiert, dass durch die Illegalität die Schwierigkeit, das Gewerbe zu erfassen, noch gestiegen und die Organisation der Prostitution sowohl ins Internet als auch ins Ausland abgewandert sei. So liegt die Dunkelziffer wahrscheinlich sehr viel höher, eine Göteborger Prostituiertenorganisation schätzt, dass die Polizei aufgrund der riesigen Menge an Freiern lediglich um die 1% der theoretisch Straftätigen verfolgen kann.

Doch zurück dazu, warum wir, laut Alice Schwarzer und ihren Co-Autor_innen, überhaupt ein Prostitutionsverbot brauchen. In allen Artikeln des Buches wird die Frage, ob Prostitution ein „Beruf wie jeder andere“ sei, kategorisch verneint, da sie für die Frauen immer mit Erniedrigung und somit unerträglicher psychischer Belastung verbunden sei. So ist jede Sexarbeiterin, die nicht unter der Fuchtel eines Zuhälters steht und somit als „freiwillige Prostituierte“ bezeichnet wird, in Wahrheit gar nicht freiwillig in ihrem Beruf, sondern Opfer. Entweder steht sie unter massivem finanziellen Druck, der ihr nur noch den Weg in die Prostitution offen lässt, oder aber sie sei psychisch aufgrund von früheren Vergewaltigungen so gestört, dass sie sich über diese Berufswahl unbewusst selbst Leid zufügen will.
 

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