Arbeitslose und ihre Angehörigen wirken lädiert.
Sie stehen unter andauerndem Stress.
► von Franz Schandl / streifzuege.org
Wie werden Arbeitslose wahrgenommen? „Nach etwa drei Jahren Arbeitslosigkeit “, schreibt Anna Mayr, „sieht man ihnen deutlich an, wo sie wohnen, wie sie wohnen und dass ihnen nichts mehr einfällt.“ (S. 9) Sie sind billig gekleidet, konsumieren schlechte Lebensmittel [korrekter wäre 'Nahrungsmittel; H.S.], können am kulturellen Leben kaum partizipieren. Sie werden isoliert und sie isolieren sich auch selbst, gelten als ausgesondert, sind letztlich nicht geschäftsfähig. Das erschüttert vor allem auch das Selbstbewusstsein. Arbeitslose und ihre Angehörigen wirken lädiert. „Sie stehen jetzt unter andauerndem Stress.“ (S. 12)
Unsere Autorin, Jahrgang 1993, und heute Redakteurin der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT, spricht aus eigener Erfahrung. Sie ist das Kind zweier Langzeitarbeitsloser aus dem Ruhrgebiet. Ihr Buch »Die Elenden. Warum unsere Gesellschaft Arbeitslose verachtet und sie dennoch braucht«. ist eine geradezu energische und entschiedene Streitschrift gegen Bedrückung und Scham, Trauer und Peinlichkeit. Mayr möchte, dass niemand unter die Räder kommt, dass man nicht einfach hinnimmt, was einem angetan wird.