► Von Evelyn Hecht-Galinski / Kommentar vom "Hochblauen"
"de mortuis nil nisi bene". Dieser Satz, der immer wieder falsch übersetzt und gedeutet wurde, besagt nur, von den Toten nur auf gute Weise zu sprechen. Kann man wirklich in guter Weise von Kriegsverbrechern und Mördern, sprich Massenmördern sprechen? Wenn die Toten böses getan haben, dann muss man vom Bösen ihrer Taten sprechen und darf die Bosheit ihrer Taten weder vergeben, noch vergessen. Das schuldet man in diesem Fall den Opfern von Qibya, Jenin, Sabra, Schatila und vielen anderen Massakern an Palästinensern. Was geht mir durch den Kopf, wenn ich die Würdigung eines Kriegsverbrechers und Schlächters von Sabra und Schatila durch Politiker und in Nachrufen lese?
Ich denke an die schrecklichen Bilder, die ich mit eigenen Augen im Libanon sah, wo ich diese Lager besuchte. Noch heute vergesse ich nicht die Verzweiflung der Professorin, die über ihre gemetzelten Studenten trauert und deren Gräber pflegt. Andere Opfer liegen verscharrt auf einer Wiese in einem Massengrab und können daher von ihren Angehörigen nicht mehr individuell betrauert werden. Selten habe ich so viel Leid und Elend gesehen wie auf meiner Libanon-Reise 2012. Ich berichtete damals darüber in der NRhZ. (zum Artikel)
Wie ist es möglich, dass eine deutsche Bundeskanzlerin den Kriegsverbrecher, dessen Sarg eigentlich noch nach Den Haag gehört, als einen "israelischen Patrioten, der sich große Verdienste um sein Land erworben hat", würdigt?