Aufgebrezelt: #CSU im letzten Versuch

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von Wolfgang Blaschka, München


Ihre Parteifarbe müsste jetzt bald Lila werden: Die von Betreuungsgeld-Pleite, Modellauto-Pech und Maut-Panne blau-grün geschlagene Volkspartei hat in ihrer traditionallen Verzweiflung über die Zustände und den Zustand der Republik eine radikale Verjüngungskur beschlossen. Modernisierung nennt sie das, was in Zeiten der Postmoderne schon fast wieder antiquiert klingen mag. Sie verordnet sich zum Relaunch ein strammes PR-Programm: Frauenquote rauf, Jugendquote hoch, Facebook von früh bis spät und das ehrliche Versprechen, an den Inhalten ihrer Politik möglichst nichts zu ändern.

Die Flüchtlingspolitik wird im Modus moderat modifiziert (alle Asyl-Schikanen bleiben bestehen, nur statt teurer Essenspakete werden nun Barauszahlungen verabreicht), die verstaubte Familienpolitik bleibt im Kern konserviert. Lediglich das Image wird aufpoliert: "Tablet und Trachtenhut" tragen sich leichter als "Laptop und Lederhosen". Wer würde denn heute noch mit "Wählscheibe und Wadlstrümpf" hausieren gehen? Oder mit "Gamsbart und Grammophon"? Auch "Zirbelstube und Zuse-Rechner" kämen nicht mehr so recht an. Kennt kaum noch jemand.
 

 

Etwas neues muss her, am besten ein neues Gwand. Das bringt Quoten. An die Intelligenzquotienten und Sozialverträglichkeits-Koeffizienten soll freilich nicht gerührt werden. Es geht ausschließlich um die Akklamations-Resultanten und letztlich um den Akzeptanz-Faktor, damit die Regierungskonstante gewährleistet bleibt. Denn Bayern verjüngt sich dank Zuwanderung aus Nord und Ost, und demnächst auch wieder verstärkt aus dem Süden. München wächst: Alles Junge, diese Zuzügler, da will man nicht alt ausschaun. Vielleicht muss man den forschen Ton etwas moderater auspegeln, ohne die morsche Botschaft zu verwässern: Die Bässe unverwechselbar reaktionär belassen, das gibt den geheimnisvollen Groove vom Subwoofer; darüber hin und wieder von Gemeinheiten gespickte Spitzen in den Höhen gezielt klirren lassen, das klingt techno. Statt "Abschiebelager" sagt man jetzt "Einreisezentren", und die "Taschengeldkürzung" mutet in den Ohren ehemals Betroffener ohnehin schon jugendlich genug an.

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