Das Auto als Ich-Krücke und Symbol wirtschaftlicher Macht

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von Peter A. Weber


Anläßlich der Eröffnung einer IAA (Internationale Automobilausstellung) in Frankfurt las ich einmal folgendes Zitat von Welt-Kolumnist Ulf Poschardt:


„Eine ausdifferenzierte, freie Gesellschaft entfaltet ihren Charme und ihre Konflikte auch auf den Straßen.“


Diese Aussage hat mich doch erstaunt und länger beschäftigt. Wir alle müßten doch aus persönlicher Erfahrung wissen, auf welche brutale und gefährliche Art und Weise Autofahrer oftmals ihre beruflichen oder zwischenmenschlichen Konflikte auf den Straßen austragen, so daß diesem Verhalten der Charme total abgeht. Autobahnen hierzulande haben auch den bedenkenswerten Ruf, es handele sich um Deutschlands größter Psychiatrie. Man kann gelegentlich annehmen, inmitten eines stark frequentierten Macho-Wettbewerbs zu sein, bei dem jeder beweisen will, daß er der/den Stärkste(n) und Schönste(n) ist/hat. Eine kultivierte Gesellschaft, die sich rühmt ausdifferenziert und frei zu sein, benötigt doch andere Ausdrucksformen - nicht wahr?

Es ist keineswegs beabsichtigt, das Auto und deutsche Autofahrer grundsätzlich zu verteufeln. Auch in meinem Leben bin ich einige Male den Reizen des Automobils erlegen und bringe deshalb dafür auch Verständnis auf - zumindest in Maßen. Heute habe ich „gut reden“. Aus finanziellen Gründen kann ich mir kein Auto mehr leisten. Dafür besitze ich Zeit und die nötige Distanz, mir über den Status des Autos, seine Rolle für den Menschen, seine zukünftigen Stellenwert und selbstverständlich auch meinen eigenen Umgang damit, Gedanken zu machen.
 

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