Das Gegenteil einer Karrierefrau ist eine Putzfrau

Eine Putzfrau, die als Freiheitsübung schreibt

von Christine Frey | Aus Streifzüge 2022-86

Franz-Schandl-Streifzuege-Transformation-Kritisches-Netzwerk

Nimmt man die Perspektive von Menschen, die unten sind, ernst? Vertraut man nicht viel lieber akademischen Fachleuten, die einem vom Schreibtisch aus erklären, was Ausbeutung ist, ohne sie kaum je am eigenen Leib erfahren zu haben?

Es gibt Aktivistinnen und Aktivisten, die sich an Bäume ketten, weil diese für ein ökologisch widersinniges, aber ökonomisch ertragreiches Projekt gefällt werden sollen. Bäume, manchmal ein ganzer Wald, sollen niedergemacht, gefällt werden, weil sie dem System im Weg stehen.

Putzleute in aller Welt, oder sollte ich nicht besser sagen 'Dienstboten' und 'Dienstbotinnen'(?), werden nicht gefällt, sondern nur gebraucht, verbraucht. Sie stehen nicht im Weg, sondern verrichten als zumeist nicht wahrnehmbare Wesen ihre Arbeit. Sie werden nicht gefällt, sondern gebrochen, wenn sie nicht über eine starke innere Natur verfügen, sich von einer Religion, einer Familie oder sonst etwas Stabilisierendem getragen fühlen und gestützt werden.

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Wer „unten“ ist, schämt sich oft. Ich jedenfalls schäme mich jedes Mal, wenn ich bei einem Arztbesuch, einem Behördentermin oder sonst wo meine Berufstätigkeit angeben muss: Putzfrau. Meistens sage ich 'Haushaltshilfe', das klingt nicht so schrecklich.

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