Dem #Konsumismus trotzen! Das Abseits als wirtlicher Ort

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von Prof. Dr. Marianne Gronemeyer


Die Überschrift, die dieser Vortrag nach einigen Vorüberlegungen gefunden hat, ist womöglich zu kämpferisch geraten für das, was ich sagen will. Das ›trotzige‹ Aufbegehren, zu dem in der ersten Zeile aufgerufen wird, passt nicht recht zu dem ›Abseits‹, das sich in der zweiten als ›wirtlicher Ort‹ empfiehlt. Sie scheinen einander sogar auszuschließen. Ich aber will für das Abseits plädieren. Vielleicht sollte also an der Stelle des Ausrufungszeichens besser ein Fragezeichen stehen.

In seinem Vorwort zu der Aufsatzsammlung „Schulen helfen nicht“ („Celebration of Awareness“), die Ivan Illich 1969 erstmalig publizierte, schreibt der  deutsch-US-amerikanischer Psychoanalytiker, Philosoph und Sozialpsychologe Erich Fromm: „Weder diese Aufsätze, noch ihr Verfasser bedürfen einer Einleitung. Wenn trotzdem Ivan Illich mir die Ehre erwiesen hat, mich um eine Einleitung zu bitten, und wenn ich das gern übernommen habe, so scheinen wir dabei beide gedacht zu haben, eine solche Einleitung sei eine Gelegenheit, einer gemeinsamen Haltung und Überzeugung Ausdruck zu geben, obwohl einige unserer Ansichten beträchtlich auseinandergehen. Auch die Auffassung des Verfassers ist heute nicht mehr immer die gleiche wie zu der Zeit, als er im Laufe der Jahre bei verschiedenen Anlässen diese Aufsätze schrieb. Im Kern seiner Einstellung ist er sich jedoch treu geblieben, und in diesem Kern stimmen wir überein.“
 

 

Warum beziehe ich mich auf dieses eher entlegene Textstück Erich Fromms und nicht auf eines seiner zentralen großen Werke? Weil sich hier die beiden bedeutendsten Lehrer, denen ich in den siebziger Jahren begegnet bin, gemeinsam zu Wort melden. Ihnen beiden verdanke ich die wichtigsten Anstöße, die mich veranlassten, mich über den Konsumismus zu entsetzen, als über ein Unheil, das in den 70er Jahren nicht erst heraufzog, sondern bereits in vollem Gange war, ohne dass ihm bis dahin viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde.

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