Der umgestülpte Zbigniew Brzeziński: Betrachtungen zu einem historischen Irrtum

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von Kai Ehlers

Wer die Welt beherrschen will, muss Eurasien beherrschen. Wer Eurasien beherrschen will, muss das eurasische Herzland, Russland beherrschen. Wer Russland beherrschen will, muss die Ukraine  aus dem Einflussbereich Russlands lösen, denn – wiederholen wir die Feststellung Zbigniew Kazimierz Brzezińskis, die angesichts der Vorgänge um die Ukraine nicht oft genug wiederholt werden kann: „Ohne die Ukraine ist Russland kein eurasisches Reich mehr.

Nach diesem, dem Britischen Commonwealth nachempfundenen Credo, haben die USA ihre Weltpolitik seit Auflösung der bipolaren Systemteilung 1989/90/91 entwickelt – einmal enger, einmal weniger eng am Drehbuch. Autor Brzeziński war immer wieder zur Stelle, um die Einhaltung der Grundausrichtung, die er nach dem Zerfall der Sowjetunion mit seinem Buch „Die einzige Weltmacht, Amerikas Strategie der Vorherrschaft“ 1996 skizzierte, mit öffentlichen Kritiken und Interventionen aus dem strategischen Soufflierkasten einzuklagen.
 

   

 

Die Titel seiner wichtigsten Bücher, die jenem über die „Einzige Weltmacht“ folgten, sprechen für sich und lassen die weitere Entwicklung erkennen: „Second Chance. Three Presidents and the Crisis of American Superpower“, 2006; “Strategic Vision, America and the Crisis of Global Power”, 2013, beide bedauerlicher Weise nur auf Englisch.

“Second Chance” ist eine Kritik der drei Präsidenten Bush I, Clinton und Bush II, wie Brzeziński sie nennt. Die drei Präsidenten hätten mit dem Geschenk der ‚einzig verbliebenen Weltmacht‘, das sie mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion geerbt hätten, nicht ausreichend gewuchert, befindet Brzeziński. Speziell Bush II habe die amerikanischen Potenzen in krimineller Weise verspielt. „Strategic Vision“, fast zwanzig Jahre nach dem ersten Buch zur „einzigen Weltmacht“, ist eine Mahnung, die niedergehende amerikanische Vormacht durch Verbreiterung des atlantischen Bündnisses (NATO) um Ost-Europa und die Türkei zu erhalten.
 

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