Der Zufall sorgt im Drehbuch der Wahrscheinlichkeiten für die Knalleffekte

Der Zufall konterkariert die Arroganz der Wahrscheinlichkeit.

von Egon W. Kreutzer, Elsendorf (N.-Bay.)

Die letzten Tage brachten ein Nachrichtenpotential mit sich, das in normalen Zeiten für ein ganzes Jahr ausgereicht hätte.

Ich will jetzt nicht bis in meine Jugend zurückgehen, wo die Kuba-Krise der Welt den Atem stillstehen ließ. Schließlich habe ich diese Vorgänge sehr naiv und vollständig dem US-Narrativ folgend erlebt und geblieben sind mir nur summarische Erinnerungen. Doch zu diesen summarischen Erinnerungen gehört eben auch die fast panische Angst der Erwachsenen vor dem großen Atomkrieg und die überaus massive mediale Begleitung, die auch keinesfalls abrupt endete, als Nikita Sergejewitsch Chruschtschow seine mit Raketen für die Stationierung auf Kuba beladenen Frachtschiffe wieder umkehren ließ.  

Nein, nehmen wir ein Ereignis, das weniger weit zurückliegt und mehr als ein ganzes Jahrzehnt dominierte: Die Pulverisierung von zwei Türmen und einem Hochhaus des World Trade Centers in New York. Ich weiß nicht mehr, wie viele Monate lang kein Tag verging, an dem nicht mindestens einmal im Fernsehen die Bilder von den Türmen und den Flugzeugen zu sehen waren. Ein mediales Spektakel, unterlegt von blutrünstigen Tönen der Rache, vom Trommeln für den „War on Terror and Terrorism“, der dann schließlich auch ausgiebigst geführt wurde.

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Nun hat es in den ziemlich flachen Gewässern der Ostsee bei Bornholm ein Ereignis gegeben, das zwar – nach allem was wir wissen – noch kein Todesopfer gefordert hat, aber in seiner verheerenden Wirkung auf die Wirtschaft und die Zivilbevölkerung Deutschlands und seiner Nachbarn in der EU, den Sachschaden, den 9/11 angerichtet hat, um ein Vielfaches übertrifft. Gut, ein paar Tage lang haben wir die Bilder gesehen, die zeigten, dass sich die Ostsee über den Leckstellen in eine Art Whirlpool verwandelt hat, und es wurden Untersuchungen und Aufklärung versprochen, genau wie auch versprochen wurde, dass wir gut über den Winter kommen werden, wenn wir alle nur ein bisschen sparen. Aber damit hat sich das auch schon wieder.

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