Des Rechtsstaats neue Kleider oder von der Unschuld nackter Jünglinge

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von Wolfgang Blaschka


Die Causa Edathy wächst sich zu einem Mehrfachskandal hoher Politik aus, und am Ende stehen ganz Andere nackig vor aller Augen. Abgesehen davon, dass die Privatsphäre eines Adoleszenz-Bewunderers wie ein Unterhemd zerfetzt wurde, haben diverse öffentliche Figuren nicht mal mehr ihre eingemachten Unterhosen an. Da wird die  Bundeswaschmaschine, das postmoderne Kanzleramt, noch lange schleudern müssen, um den Dreck aus dem Feinripp heraus zu bekommen.

Ausgerechnet der Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses Sebastian Edathy, der durchaus konsequent zu ermitteln versucht hatte, wo die braunen Abgründe in den Polizei- und Geheimdienst-Stuben der BRD liegen, taucht als Kunde eines kanadischen Vertriebs auf, der auch kinderpornografische Angebote im Sortiment führt. Er selbst hat lediglich strafrechtlich nicht relevantes Bildmaterial geordert, unbekleidete Jünglinge, wie sie bei den Olympischen Spielen im alten Griechenland zuhauf herumhampelten, und manchmal auch an deutschen Badeseen oder in der Sauna. Der Präsident des Bundeskriminalamts wittert moralische Abgründe und lässt die Bundesanwaltschaft prüfen, ob sie ein Ermittlungsverfahren wegen Besitzes kinderpornografischen Materials einleiten soll. Anstatt sie das in aller gebotenen Diskretion tun zu lassen, petzt er vorlaut nach ganz oben, beim Staatssekretär im Innenministerium Klaus-Dieter Fritsche, und der wiederum bei seinem Minister Hans-Peter Friedrich, dass da eventuell irgendwas unter Umständen Grenzwertiges zutage treten könnte. Erster Amtsgeheimnisbruch vonseiten des BKA.

Zweiter Hammer: Der Friedrich ist angesichts laufender Koalitionsverhandlungen beunruhigt, dass die SPD eventuell ihren NSU-Aufklärer für ein Regierungsamt ins Spiel bringen könnte. Er greift besorgt zum Hörer, angeblich um vielleicht drohenden Schaden von der künftigen Regierung abzuwenden.

 

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