Deutsche Exportwalze überrollt den Weltmarkt

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von Fred Schmid c/o Institut für sozial-ökolog. Wirtschaftsforschung e.V.


Die deutsche Exportwalze ist nicht zu stoppen. Um 3,7 % stiegen im vergangenen Jahr die Warenausfuhren – auf den Rekordwert 1.133,6 Milliarden Euro. Da die Einfuhren mit 916,5 Milliarden Euro nur 2,0 % höher waren, ergab sich der größte Exportüberschuss aller Zeiten: 217,0 Milliarden Euro; und im Gefolge davon der größte Leistungsbilanzüberschuss mit 215,3 Milliarden Euro (destatis, 9.2.15).

Betrachtet man das Ganze realwirtschaftlich, dann leistet sich Deutschland den Luxus, einen Teil seines Wohlstandes bzw. einen Teil der von den Erwerbstätigen erstellten Güter, an das Ausland zu verschenken - und das Jahr für Jahr. Pro Bundesbürger im Jahr 2014 2.700 Euro. Die kumulierten Exportüberschüsse von 2000 bis einschließlich 2014 betragen 2.100 Milliarden Euro, d.h. es wurden für über zwei Billionen mehr Waren ins Ausland geschafft, als umgekehrt importiert wurden (bei Dienstleistungen ist die Bilanz in etwa ausgeglichen). Nimmt man zur Handelsbilanz die Dienstleistungsbilanz hinzu und auch noch die Übertragungsbilanz – z.B. Überweisungen ausländischer Arbeitskräfte, Gewinntransfers, Zahlungen an internationale Institutionen, Entwicklungshilfe – dann erhält man die Leistungsbilanz. Sie ist für Deutschland ebenfalls positiv, seit Jahren etwa in der Größenordnung der aktiven Handelsbilanz.
 

 

Mit diesem permanenten und welthöchsten Leistungsbilanzüberschuss ist Deutschland der Störenfried Nummer 1 in der Weltwirtschaft. Denn er bedeutet, dass sich Jahr für Jahr das Ausland in gigantischem Umfang gegenüber Deutschland neu verschulden muss – mit einem wachsenden Schuldenberg. Wobei nicht der deutsche „Otto-Normal-Bürger“ der Gläubiger ist, sondern die aus Deutschland exportierenden Transnationalen Konzerne und finanzierenden Banken. Sie verfügen dann über die entsprechenden „Schuldscheine“, sei es in Form von Kredit-Papieren oder ausländischer Währung (Devisen). Damit spekulieren sie und die Superreichen (z.B. Großaktionäre) im internationalen Spekulations-Casino. Sie waren vor der Finanzkrise mitverantwortlich für die gigantische Immobilienblase in den USA, die dann 2007/08 platzte. „Nach Berechnungen des ifo Instituts hat Deutschland im Jahr 2014 einen neuen Weltrekord bei den Kapitalexporten erzielt“, heißt es in einer Pressemitteilung des Instituts (2.2.15).
 

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