Die Freiheit der Literatur beginnt mit der Freiheit der Wortwahl

Hypersensible Tyrannen

von Ralf Rosmiarek | RUBIKON

Die woke Bewegung hat eine Heidenangst vor Literatur, die ihrer Ideologie nicht genügt — selbst Klassiker fallen da schon mal der Zensurschere zum Opfer.

Lesen-Buecher-Ernuechterungsanstalt-Schule-Poesie-Abiturprüfung-Pruefungsstress Friedrich Schiller schrieb „Die Räuber:innen“, Gerhard Hauptmann „Die Webenden“. Wenn Sie diese Buchtitel anders in Erinnerung haben, dann sind Sie von gestern. Solchen weißen alten Männern ist nämlich zur Last zu legen, dass sie sich nicht schon 100 oder 200 Jahre zuvor an heute gültige Correctness-Regeln hielten.

Die Beispiele sind fiktiv, tatsächlich wird in etlichen Verlagen aber schon in Büchern herumzensiert. Nachträglich und ungeachtet dessen, was die Autoren dazu sagen. Nicht nur werden N-, Z-, I- und diverse andere schlimme Wörter ersetzt, auch inhaltliche Korrekturen werden vorgenommen, die sicherstellen sollen, dass keinem fiktiven Mitglied einer verfolgten Minderheit irgendetwas Schlechtes nachgesagt wird, nicht einmal, wenn es wahr ist.

Nicht was Schriftstellende wollen, zählt nämlich, sondern einzig und allein, dass niemand schimpfen oder sich beleidigt fühlen könnte. Wer also hochsensibel ist oder versteht, sich in dieser Weise zu inszenieren, kann damit Verlage und Presse mühelos vor sich hertreiben und gar die Karrieren von Correctness-Sündern zerstören. Die Kunstfreiheit ist passé und damit auch der Geist unseres Grundgesetzes. Frei ist man nur noch im Rahmen der von „Woken“ eingezogenen Leitplanken.

Der Autor beschreibt einige besonders skurrile Beispiele, die uns zugleich alarmieren sollten, denn Kunstverstümmelung und De-facto-Zensur haben derzeit Hochkonjunktur.

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