Empörung mit Vorbehalt

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von Eric Margolis


Die angebliche Enthauptung des freiberuflichen Journalisten James Foley durch den schattenhaften IS (Islamischer Staat) hat Empörung und Schrecken rund um die Welt ausgelöst. Ich sage „angebliche,” weil wir nicht sicher wissen, ob die Enthauptung tatsächlich stattgefunden hat oder gefälscht war. Nach drei Jahrzehnten Kriegsberichterstattung im Mittleren Osten, Afrika, Lateinamerika und Afghanistan war meine Reaktion als Journalist auch Empörung – aber Empörung mit Vorbehalt.

Wir im Westen huldigen dem charmanten und kuriosen Glauben, dass Menschen aus der Luft mit Bomben, Raketen, Geschoßen, Napalm und Streumunition – oder gar Atomwaffen - zu töten irgendwie nicht wirklich so schlimm ist wie ein Bajonett in einen Gegner zu stoßen, ihn mit Artillerie in Fetzen zu reißen oder seine Kehle so zu durchschneiden, wie Schafe getötet werden.

Krieg aus der Luft ist sauber. Krieg aus der Luft ist die amerikanische Art des Krieges.
 

 

Außerdem, am selben Tag, an dem Foley angeblich enthauptet wurde, wurden 19 Menschen in Saudiarabien, einem engen Alliierten der Vereinigten Staaten von Amerika, wegen verschiedener Verbrechen öffentlich geköpft. Einer der Männer wurde wegen Hexerei hingerichtet. Es gab keinen Aufschrei über diesen mittelalterlichen Horror. Saudiarabien steht unter Verdacht, politische Gegner der Monarchie wegen Drogenvergehen anzuklagen, die mit der Enthauptung durch einen schwertschwingenden Henker bestraft werden. Kein Pieps davon in den US-Medien, die die Foley-Geschichte hinausposaunen.

Ich bin lange denselben Weg gegangen wie dieser mutige junge Mann und zahlreiche andere freiberufliche Journalisten, habe aus extrem gefährlichen Gebieten ganz auf mich selbst gestellt berichtet, ohne Unterstützung oder Hilfssystem. Es ist eine sehr einsame und oft demoralisierende Arbeit.
 

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