

► von Elise Hufnagel, Neue Internationale 192
Trotz der Krise und der damit verbundenen höheren Arbeitslosigkeit hat sich die Zahl der erwerbstätigen Frauen in den letzten Jahren in Deutschland und tendenziell auch in Europa erhöht. Wer daraus jedoch voreilig schließt, dass Frauen damit auch ein größeres Maß an finanzieller Unabhängigkeit erreicht haben, die „klassische“ Rolle des Mannes als Familienernährer überwunden oder gar für Frauen Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt gegeben wäre, der liegt weit daneben.
Der Anteil der arbeitenden Frauen zwischen 25 und 59 Jahren in Vollzeitjobs liegt in Deutschland bei 41%, die Teilzeitquote bei 36% (wobei sich „Teilzeit“ auf Beschäftigungsverhältnisse ab einer Stunde bezahlter Arbeit pro Woche bezieht und auch mithelfende Angehörige im Familienbetrieb einschließt). Der Abstand zu den Männern bei der Beschäftigung hat sich hierzulande also auf 10% verringert. Fast die Hälfte der berufstätigen Frauen hat jedoch keine Vollzeitstelle, sondern eine oder mehrere Teilzeitstellen, auch der immer noch wachsende Minijobsektor wird hauptsächlich von Frauen besetzt.
Insgesamt geht also der Trend zu mehr Frauenbeschäftigung einher mit dem Trend zu schlechter bezahlter, deregulierter Arbeit: Vollzeitangestellte zu niedrigerem Lohn, weniger oder keine Sozialversicherungsleistungen. Problematisch ist diese Entwicklung v.a. für die wachsende Zahl allein erziehender Frauen. So wird Altersarmut auch künftig v.a. weiblich sein.
Nach den Gründen für die Aufnahme von Teilzeitarbeit befragt, gibt die Hälfte der Frauen in Deutschland die Versorgung von Familienangehörigen (Kinder, Alte, Pflegebedürftige) an. Bei Männern überwiegt die Zahl derjenigen, die keine Vollzeitstelle finden. Auch der Anteil der Männer, die wegen beruflicher Weiterbildung weniger arbeiten, ist höher als bei Frauen. Insgesamt verdienen Frauen bei gleicher Tätigkeit immer noch ca. 23% weniger als Männer.
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