Gotteskrieger gegen säkularen Staat: zur Boko Haram und ISIS

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von Saral Sarkar, Köln

 

Zurzeit geschieht vor unseren Augen etwas, was schwer zu verstehen ist. Aber wir müssen es verstehen, wenn wir noch für unsere politische Vision arbeiten wollen.


In Nigeria kämpft eine Bande von islamistischen Fundamentalisten, nämlich Boko Haram, für ihren „Gottesstaat“, tötet Zivilisten anderen Glaubens, zerstört Bildungseinrichtungen und entführt Mädchen. Und der säkulare Staat Nigeria – das bevölkerungsreichste Land und Wirtschaftsmacht Nummer eins in Afrika – ist ihr gegenüber machtlos. Etwas Ähnliches geschieht auch im Irak. Eine relativ kleine Truppe von islamistischen Dschihadis namens ISIS (Islamischer Staat im Irak und Syrien) – nach Schätzungen westlicher Experten (zusammen mit verbündeten Sunni-militanten Gruppen) etwa zehntausend Mann stark – überfiel Nordwestirak. Die dort stationierten Soldaten der etwa zweihunderttausend Mann starken Armee des Staates ergriffen in Panik die Flucht, total kampflos. Sie warfen sogar ihre Uniformen und Helme weg und liefen (wahrscheinlich) direkt nach Hause. Dass die betreffenden Einheiten überrascht wurden, kann nicht die einzige Erklärung für die Flucht sein. Denn auch an den folgenden Tagen konnte die Armee den Vormarsch der ISIS-Kämpfer nicht stoppen.

Diese totale Machtlosigkeit der Armeen der betreffenden Staaten ist bemerkenswert. Auch in puncto Kriegsmaterial gibt es keine Überlegenheit der Gotteskrieger. Das Einzige, das einem zur Erklärung der unterschiedlichen Kampfkraft der beiden Seiten einfällt, kommt aus dem Bereich der Psychologie.

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