Kindheit 6.7: Artgerechte Kindheit. Unser Nachwuchs wird auf dem Altar der Ökonomie geopfert.

von Hans-Joachim Maaz / RUBIKON

Kinder sind sehr lebendig — bevor ihnen ihre Vitalität im Namen von Ideologie und Effizienz ausgetrieben wird. Längst bekannte Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie werden einfach ignoriert. Die Folgen sind auch gesamtgesellschaftlich verheerend. Hans-Joachim Maaz ist nach der Lektüre empört und betroffen. Eine emotionale Buchrezension von „Kindheit 6.7“.
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Als ich die Bitte angenommen hatte, eine Rezension über „Kindheit 6.7“ von Michael Hüter zu schreiben, war ich schon beim Querlesen dieses umfassenden Manifestes von dem spürbaren Plädoyer für Kinder und Familien sehr berührt. Jetzt – durchgelesen – fühle ich mich zu einer „üblichen“, eher intellektuellen Rezension nicht in der Lage. Zu viel gewichtiger Inhalt, wie Familie und Kindheit entwicklungspsychologisch, bindungstheoretisch, neurobiologisch, sozial- und gesellschaftskritisch durchleuchtet werden, als dass ich mit einer überschaubaren inhaltlichen Rezension diesem außergewöhnlichen Werk gerecht werden könnte.

Der Autor Michael Hüter – Historiker und Kindheitsforscher – hat auf überzeugende Weise die historische Dimension der gesellschaftlichen Verhältnisse von Kindheit, Familie, Entwicklung und Bildung umfassend recherchiert und zur kritischen Reflexion gebracht. Dabei erschreckt eine Erkenntnis wegen ihrer Aktualität auf besondere Weise, dass dem Untergang der Hochkulturen stets der Zerfall des Familienwesens mit wachsender Kinderlosigkeit vorausgegangen ist. Und eine „Rettung“ aus einem solchen Schicksal ist nur möglich, wenn das Wohlwollen für Familie und Kindheit in den Mittelpunkt der Gesellschaft mit allen notwendigen politischen und ökonomischen Maßnahmen gestellt wird.

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