Konrad Adenauer: Vor hundert Jahren wurde der spätere erste Kanzler der BRD zum Kölner OB gewählt

Mit Kaiser, Kirche und Kapital

Von Werner Rügemer via NRhZ

Eine Anmerkung vorweg: Die Tageszeitung 'junge Welt' hat den Artikel in der Ausgabe vom 18.9.2017 – unabgesprochen an zahlreichen Stellen verfälschend umgeschrieben – veröffentlicht. Die NRhZ bringt ihn hier in unveränderter Original-Fassung:

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konrad_adenauer_1_bundeskanzler_oberbuergermeister_koeln_conrad_hermann_joseph_weimarer_republik_nationalsozialismus_zentrumspartei_kritisches_netzwerk_adolf_hitler_antikommunismus.jpgAm 18.9.1917 wählten die beiden bürgerlichen Parteien im Kölner Stadtrat, das katholische Zentrum und die Unternehmerpartei der Liberalen, Konrad Adenauer zum Oberbürgermeister. Aber erst nach der Ermächtigung durch Seine Majestät durfte der Gewählte am 18. Oktober 1917 sein Amt antreten.

In seiner Antrittsrede geißelte der Durchhaltepolitiker die „feindliche Eroberungsgier“, die auch „dem Rhein und seiner Metropole“ gelte und lobte völkisch den „Heldenmut des für immer geeinten Volkes“. Er schloss kaisertreu: „Wie könnten wir diese für Köln so bedeutungsvolle Stunde würdiger schließen als mit dem von heißer Dankbarkeit durchglühten Schwur der Treue zu Kaiser und Reich, dem Rufe: Seine Majestät, unser allergnädigster Kaiser und König, er lebe hoch, hoch, hoch!

► Kriegswirtschaftliche Steuerung

Der Jurist trat 1906 in die katholische Zentrumspartei ein und wurde ohne fachliche Qualifikation zum Beigeordneten für Steuern und Märkte gewählt, 1911 zum Ersten Beigeordneten und damit zum Stellvertreter des Oberbürgermeisters.

Adenauer baute die Stadtverwaltung auf Kriegsbedürfnisse um. Köln hatte für die kriegswirtschaftliche Steuerung eine herausragende Bedeutung, sowohl auf militärischem wie zivilem Gebiet. Köln war Festungs- und Garnisonsstadt und wichtiger Standort der neuen Flugindustrie. Von Köln aus starteten mit Luftschiffen die ersten Bombenangriffe auf städtische Zivilbevölkerung in Europa, zuerst gegen die belgische Stadt Lüttich (Liège), dann auf Antwerpen und London.

Köln wurde wegen der Frontnähe zu einer deutschen Rüstungszentrale ausgebaut. 1917 hatten die schließlich 700 Rüstungsbetriebe etwa 100.000 Beschäftigte. Die Stadt war auch der westliche Verkehrsknotenpunkt des Reiches für Straßen, Schienen, Luft und den Rhein. Über Kölns Hauptbahnhof, Häfen, Flugplatz und die Innenstadt liefen Güter- und Menschentransporte.

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