Kosovo 2015

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von Eckart Spoo / Mitherausgeber der Zweiwochenschrift Ossietzky


Zu Zehntausenden kommen Flüchtlinge aus dem Kosovo nach Deutschland. Unerwünscht. Abschieben, schnellstens! Der übliche Empfang.

Aber wieso kommen die überhaupt? Warum bleiben sie nicht im Kosovo? Hat da nicht 1999 die Westliche Wertegemeinschaft großzügig für Demokratie, Wohlstand und Glück gesorgt? Hat nicht die NATO den Kosovaren mit Granaten und Raketen einen unabhängigen Kleinstaat geschenkt, unabhängig von Serbien, dessen Bestandteil das Kosovo jahrhundertelang gewesen war? Und ist in das Ländchen nicht auch viel Geld geflossen, mit dem unter anderem Moscheen errichtet, aber auch von Bomben beschädigte serbisch-orthodoxe Kirchen repariert wurden? Was haben die Kosovaren denn jetzt in Deutschland zu suchen?

Als Fluchtgründe geben sie an, in Kosovo hätten sie und ihre Kinder keine Perspektive, vor allem keine Arbeit. Die deutschen Behörden akzeptieren diese Begründung nicht: Für Armutsflüchtlinge, auch Wirtschaftsflüchtlinge genannt, gebe es in Deutschland keinen Platz.

Niemand scheint sich an die Hunderttausende von Westdeutschen zu erinnern, die Ende der 1940er, Anfang der 1950er Jahre in die USA, nach Kanada oder Australien auswanderten, einfach deswegen, weil sie annahmen, dort schneller ihr Glück machen zu können? Ich erinnere mich genau: Mein älterer Bruder gehörte zu den Auswanderern. Ein Armuts- oder Wirtschaftsflüchtling.

Den völkerrechtswidrigen Bombenkrieg gegen Serbien versuchte die NATO damals mit der frei erfundenen Behauptung zu rechtfertigen, die Serben hätten die Absicht, ihre Albanisch sprechenden Nachbarn aus Kosovo zu vertreiben (»Hufeisen-Plan«), und hätten schon viele von ihnen massakriert. Es stimmte eher das Gegenteil: Albanische Faschisten, Nachfahren der albanischen SS-Division »Skanderbeg«, die im Zweiten Weltkrieg die Großdeutsche Wehrmacht gegen die Serben unterstützt hatte, terrorisierten die serbischen Nachbarn, und die ersten, die sie vertrieben, waren Juden und Roma. Neuerdings kommen aber auch viele albanische Kosovaren nach Deutschland, denn die wirtschaftliche Lage in Kosovo hat sich durch »ethnische Säuberung« nicht gebessert.


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