Nazikonglomerat

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von Klaus Madersbacher


Keine zwei Monate ist es her, dass der österreichische Abgeordnete zum Europäischen Parlament Andreas Mölzer (siehe Foto) die Europäische Union mit der Nazidiktatur verglich und vor einem „Negerkonglomerat in der EU“ warnte. Abfällige Äußerungen über den „pechrabenschwarzen“ Ösi-Fußballstar David Alaba brachten das Fass zum Überlaufen und den Herrn Mölzer um seinen Spitzenplatz auf der Liste der FPÖ zu den demnächst stattfindenden Wahlen zum EU-Parlament.

Na ja.

Der deutsche/germanische „Übermensch“ verschwindet nicht so einfach sang- und klanglos aus den Köpfen, auch nicht der slawische „Untermensch“. Das sehr aufschlussreiche Buch von Bernt Engelmann „Deutschland ohne Juden“ zeigt deutlich, dass so gut wie die gesamte geistige Elite Deutschlands von den Nazis eliminiert wurde - und was übrig blieb? Richtig, die zweite Garnitur, die Mitmacher, die sich zum Großteil auch nach der Niederlage in allen möglichen gesellschaftlichen Positionen halten konnten. Wie ersichtlich, ist ihr geistiger Einfluss nach wie vor groß. Und der intellektuelle Standard entsprechend ...

Dass die Nazis mitsamt ihrer Ideologie eine Verliererpartie waren, hat sich aufgrund der glorreichen Erinnerungen - „als wir noch wer waren“ - nur beschränkt in den Köpfen halten können. Der Historiker Götz Aly bemerkt dazu, dass es den Deutschen erst nach dem Krieg so richtig schlecht gegangen ist (die Ösis sind immer mit gemeint), wodurch die Verlierer in guter und die Sieger in schlechter Erinnerung geblieben sind. Klingt plausibel ...
 

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