Neoliberalismus + Nationalismus als ideales Gespann

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von Peter A. Weber, Klotten b. Cochem


Nachdem wir in der letzten Zeit mehrere Themen im Kontext mit Nationalismus und Neoliberalismus im Kritischen Netzwerk abgehandelt haben, führen wir hier diese beiden Phänomene zusammen und bringen sie auf einen gemeinsamen Nenner: Nationalismus und Kapitalismus gehen nämlich eine Symbiose ein, die jedoch schon historische Vorbilder besitzt. Zunächst entlarven wir einmal dieses Erscheinung des Neoliberalismus mit seinen Wirkungen als ideale Basis für Nationalismus bzw. Wirtschaftsnationalismus. Sodann folgt die These, daß die heutige Ausprägung des Nationalismus in den westlichen Ländern zum Teil eine Folge der Ideologie des Neoliberalismus ist. Der Neoliberalismus bedient sich sogar ganz bewußt irrationaler nationalistischer Gefühle, um sein Endziel zu erreichen: die totale Ökonomisierung der Welt.

 
 
1. Neoliberalismus als Fundament des Nationalismus
 
Der Neoliberalismus bedient sich der Massensuggestion und -manipulation, um seine Ziele zu erreichen. Ein wichtiges Zwischenziel der Strategie ist es, die Menschen von ihrem eigenen Selbst zu entfremden und sie auf diese Weise zum willfährigen Spielball von ökonomischen Drahtziehern zu mißbrauchen.
 
Der Begriff der Fremdbestimmung wurde bereits von Karl Marx, einem scharfsinnigen humanistischen Philosophen, analysiert und wie folgt beschrieben: 
 
„[....]  wo die eigene Tat des Menschen ihm zu einer fremden, gegenüberstehenden Macht wird, die ihn unterjocht, statt daß er sie beherrscht.“ 
 
Oder in der Sprache Erich Fromms:
 
 „[....] daß der Mensch sich nicht als den aktiven Träger seines eigenen Kräftereichtums empfindet, sondern als ein armseliges «Ding», abhängig von Mächten außerhalb seines Selbst, auf die er seine lebendige Substanz übertragen hat.“
 
Freiheit, auf die der heutige Mensch so stolz ist, wird nur vorgegaukelt. In der alltäglichen Realität sind seine Entscheidungen jedoch weitgehend vorweggenommen. Die propagierten individuellen und politischen Wahlmöglichkeiten sind nur noch als pseudoreal anzusehen. Der Kapitalismus hat einen Marktcharakter des Menschen und der Gesellschaft bewirkt, die eine Teilabspaltung der eigenen Persönlichkeit zur Folge hat. Diese sozusagen schizophrene Teilpersönlichkeit führt ihr eigenes Leben in Abhängigkeit von Konsum und selbsterschaffenen Gütern, die der Mensch sodann als Idol oder als eine Art modernen Götzen anbetet – man könnt auch es auch ausdrücken als ein „Ich-Ersatz oder Ich-Krücke“.