Nicht mit Mutti in der Mitte

DruckversionPDF version

 

Die Vertuschung der Widersprüche funktioniert nicht unbegrenzt

 

von Wolfgang Blaschka, München


So sehr die Kritik an der Mittelmäßigkeit der Mitte auf den ersten Blick einzunehmen imstande ist, geht sie doch ins Leere. Sie führt eigentlich in die Irre. Denn wie man die gesellschaftlichen Widersprüche auch verortet, ob horizontal (nach der Parlaments-Sitzordnung) oder vertikal (nach Einkommensstufen, Ausbildungsstand oder Partizipationsgrad), ist letztlich einerlei. Unten ist immer tendenziell rot, links und "fortschrittlich", weil die Unteren wenig zu verlieren und viel zu gewinnen haben. Oben ist schwarz, gelb, blau oder rechts, in der Regel konservativ oder sogar reaktionär, weil "die da oben" meist viel zu verlieren und durch Veränderung wenig zu gewinnen haben. Für sie ist die Welt, wie sie ist, in Ordnung. Die Verhältnisse sollen so bleiben, wie sie sind. Oder sie können sogar ein Stück zurückgedreht werden in Richtung jener Vergangenheit, in der für solche Leute "noch alles in Ordnung" war. Je nachdem wieweit sie zurückdenken, ob zu den Wirtschaftswunderjahren, zum Faschismus oder bis in die Monarchie. Freilich gibt es auch "aufgeklärte" Reiche und Mächtige, aber ihre Krisenbewältigungs-Strategien laufen in der Regel auf "eine starke Hand", auf "klare Verhältnisse" (oder etwas moderner ausgedrückt auf "flache Hierarchien", auf "effiziente Entscheidungsstrukturen", also Vereinfachung ihrer Herrschaftsausübung) hinaus, im banalen Wahlkampf dann letztlich auf die populäre "Steuererklärung auf dem Bierfilz", auf "Steuersenkungen" oder auf "keinesfalls Steuererhöhungen". Was jeder eben gern hört und vielen einleuchtet, vor allem denen, die viel zu versteuern haben, weil sie so gute Geschäfte gemacht haben mit "denen da unten", den Arbeitskräften, Laufburschen und Konsumenten. Das verfängt sogar bei Leuten, die kaum Steuern zahlen.

 

bitte Artikel im Forum weiterlesen