Schweigen in Schwaigen: Ein Wunder der bayerischen Demokratie

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von Wolfgang Blaschka, München


In Bayern funktioniert die Demokratie auf dem Land so unmittelbar, dass es schon zukunftsträchtig ist. Da geschehen echte Wunder. Da überlegen Leute, die gar nicht kandidiert haben, stattdessen als Wahlleiter bei der Kommunalwahl fungierten, ob sie nicht zur Stichwahl antreten sollen, nachdem der Bürgermeister-Kandidat nicht einmal 50 Prozent geschafft hat - und das, obwohl er nicht mal einen Gegenspieler hatte. Er war wohl nicht oft genug im Wirtshaus gewesen, der Schwarzberger Karl, hat scheint's zuwenig Freibier ausschenken lassen. Sonst wäre ihm das vielleicht nicht passiert.

Jedenfalls haben sie ihn gewählt, aber nicht mehrheitlich. Da wollte er nach der Wahl einfach nicht mehr den Dorfdeppen abgeben und schmiss entnervt hin. Mit 46,41 Prozent fehlten ihm 22 Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag ziemlich genau auf der Höhe des landesweiten Durchschnitts. Wir reden also von einer durchaus bayerntypischen Gemeinde, wenn auch nur statistisch. Nicht dass im ganzen Land sämtliche Bürgermeister- und Landrats-Bewerber abgedankt hätten, nachdem sie keine absolute Mehrheit erreicht hatten, so war es nicht. Aber es bekamen auch andernorts viele Amtsbewerber nicht die nötigen 50 Prozent und müssen sich daher einer Stichwahl stellen. Jedoch als einziger Kandidat zu scheitern, das war schon hart, zumal es eben keinen Kontrahenten für die Stichwahl gab.

Noch härter war, dass der Wahlleiter, der Nichtkandidat Hubert Mangold, immerhin 55 Stimmen bekam, wie gültig oder ungültig auch immer. Nun ist zwar das Bayerische Kommunalwahlgesetz sehr basis-freundlich, aber soweit geht es natürlich auch wieder nicht, dass man gar nicht antreten müsste, um dennoch gewählt werden zu können.

 

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