Türkei: Das Regime Erdogans will Bürgerkrieg

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von Svenja Spunck


In den letzten Tagen spitzte sich die Situation in der Türkei drastisch zu. Im ganzen Land wurden Parteizentralen der Halkların Demokratik Partisi (Abk. HDP, deutsch Demokratische Partei der Völker) angegriffen, einige Häuser wurden sogar in Brand gesetzt. Gleichzeitig bilden sich faschistische und nationalistische Mobs, die durch die Straßen laufen, pogromartig kurdische Geschäfte zerstören und Menschen kurdischer Herkunft angreifen. In nur zwei Tagen wurden 400 HDP-Büros angegriffen. In Istanbul wurde ein junger Mann sogar erstochen, weil er an einer Bushaltestelle auf kurdisch telefonierte.

Der Konflikt zwischen den KurdInnen und türkischen NationalistInnen existiert zwar schon seit der Gründung der Türkischen Republik, doch wurde er in den letzten Jahren v.a. durch viele Zugeständnisse der Kurdischen Arbeiterpartei PKK und ihrer politisch legalen Kraft, der BDP, [neu: DBP] „friedlicher“. Doch nun müssen Menschen wieder Angst haben, wenn sie kurdisch sprechen oder den türkischen Staat in seiner Übermächtigkeit kritisieren. Die Fronten verhärten sich, wie auch auf den Straßen erkennbar ist. Deutlich zeigen auch die Anhänger des Regimes, Nationalisten und noch Rechtere ihre Unterstützung, wenn sie am Geschäft oder am Motorrad die rote Halbmondfahne anbringen oder sogar für drei Tage den Laden schließen, um der toten Soldaten zu gedenken.

Seit dem Attentat von Suruç kommt es zu Massakern an der kurdischen Bevölkerung im Osten des Landes, die Stadt Cizre ist komplett vom Militär belagert, die Bevölkerung hat Ausgangssperre. Gleichzeitig greift das Militär diejenigen an, die sich oder ihre Familien verteidigen wollen. Allein in der Nacht vom 10. zum 11. September gab es 20 Tote, darunter auch Kinder. Unvorstellbar ist die Vorstellung, dass Mütter ihre ermordeten Kinder im Kühlschrank verstauen müssen, weil sie sie nicht beerdigen dürfen.

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