Türkei, Proteste, Unterdrückung, Journalismus, Migration

Interview mit Murat Cinar, geführt von Andrea De Lotto für PRESSENZA

Mir klingt noch im Ohr was einmal ein Gewerkschaftler im Radio sagte: “Es ist ein gewaltiger Unterschied, Gewerkschaftler in Bologna oder in Sizilien zu sein…”. Als ich Murat Cinar (Foto) reden hörte, dachte ich mir: “Es ist ein Unterschied, ob man Journalist in Italien oder der Türkei ist…“. Und so nahm ich mir vor, eines Tages einen Journalisten zu interviewen.

Andrea De Lotto: Murat, erzähl uns von deiner Kindheit.

Murat-Cinar-Tuerkei-Istanbul-Turin-Kritisches-Netzwerk-Gezi-Park-Pressefreiheit-KaosGL-Birgun-Bianet-Sendika-freepress-Neo-Osmanentum-Neoosmanismus-ErdoganMurat Cinar: Ich bin 1981 in Istanbul, der größten Stadt des Landes, während der Militärdiktatur geboren, nachdem 1980 eine von der CIA ausgebildete Gruppe einen Staatsstreich organisiert hatte. Eine faschistische Diktatur der extremen Rechten und das bedeutete ein totales Monopol des Staates, von der Milch bis zum Käse, vom Brot bis zur Zeitung – alles staatliche Produktion, ein Verbot, ausländische Produkte zu importieren oder fremde Währung zu benutzen.

1984 sind wir wieder in eine Phase des freien Marktes eingetreten. Bezüglich der „Schock-Doktrin“ ist für Naomi Klein der Staatsstreich in der Türkei vergleichbar mit dem in Chile. Während sich in Chile aber die Verfassung erneuert, gilt in der Türkei immer noch die aus der Diktaturzeit. Die Geschichten beider Länder haben einiges gemeinsam.

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