

► von Manfred Sohn
Hätte Druckerschwärze eine Stimme, hätten sich die Zeitungen der Springer-Presse zum 9. November mit sich selbst überschlagenen Tönen Gehör verschafft, als sie schrill und schreiend den 25. Jahrestag des Anfangs vom Ende der DDR und damit des ersten großen Anlaufs zum Sozialismus auf deutschem Boden feierten.
Das Nachgurgeln ihrer damaligen Sekt- und Siegerlaune sei ihnen und ihren Lesern gegönnt. Die Aufmerksamen unter ihnen werden bemerken, daß sie seitdem keinen Tag mehr aus politischen Gründen so ausgelassen gefeiert haben. Das hat einen düsteren Grund, der so langsam am Horizont heraufzieht wie Gewitterwolken, von denen niemand weiß, wann, von denen die Wetterkundigen aber wissen, daß sie sich entladen werden.
Die Sieger vom 9. November feierten das für sie siegreiche Ende des Kalten Krieges, der wiederum dem heißen 31jährigen Krieg von 1914 bis 1945 folgte. Dieser Kalte Krieg wurde von der in ihm lebenden Generation zu Recht als „Nachkriegszeit“ empfunden. Das Wort taucht an den Bier- und Kaffeetischen seit 1989 nicht mehr auf. Auch hier hat das sprachbildende Volk recht: Die Nachkriegszeit endete mit diesem Mauerfall.
Und nun? Ist das das Ende aller Kriege?