Her mit der Transgender Massen-Einheits-Latrine
von Egon W. Kreutzer
George Lukács (ungarischer Philosoph, 1885 - 1971) benannte die Zerstörung der Vernunft als wesentlichstes Kennzeichen der Dekadenz. Er sieht darin vor allem: "… das Schwanken zwischen feinstem Nuancensinn, wählerischster Überempfindlichkeit und plötzlich hervorbrechender, oft hysterischer Brutalität …".
In den USA, deren grausame Kriege die Welt in Atem halten, wo Nichtweiße immer noch Opfer ungerechtfertigter Polizeigewalt werden, wo - mit steigender Tendenz - Millionen von Menschen darauf angewiesen sind, dass der Staat ihnen mit "Essensmarken" das Überleben sichert, ausgerechnet dort ist ein absurder Streit darüber ausgebrochen, ob der Staat North Carolina gesetzlich vorschreiben darf, dass öffentliche Toiletten für Herren und Damen nur jeweils von jenen Menschen benutzt werden dürfen, deren in den Identitäspapieren ausgewiesenes Geschlecht zu den jeweiligen Kennzeichnungen an den Toilettentüren passt.
Ein "Scheißhausgesetz", das inzwischen zu einem handfesten Streit zwischen dem Justizministerium in Washington und dem Staat North Carolina geführt hat, in dem mit "dem Schwanken zwischen feinstem Nuancensinn, wählerischster Überempfindlichkeit und plötzlich hervorbrechender Brutalität" um etwas gerungen wird, dessen Sinn und Zweck über der gottverdammten Transgenderei vollkommen in Vergessenheit geraten ist.
Getrennte Toiletten für Männer und Frauen entstanden, weil sowohl Männer als auch Frauen ein großes Interesse daran hatten, vor, während und nach dem Verrichten ihrer Notdurft nicht von Angehörigen des anderen Geschlechts beobachtet oder gar sexuell bedrängt zu werden. Sicherlich haben auch religiöse Moralapostel dazu beigetragen, diese Geschlechtertrennung (nicht nur) auf Toiletten zu festigen, wobei diese eher voyeuristische Gelüste dämpfen und unerwünschte, sittenlose Quickies im Niemandsland zwischen Klodeckel und Waschbecken zu verhindern versuchten.
Unabhängig von der Unterschiedlichkeit der Motive hat sich diese Trennung meines Erachtens bewährt, weil sie im Großen und Ganzen sinnvoll ist und von der überwiegenden Mehrheit jener Bürger, die sich gemäß ihren primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen entweder als Mann oder als Frau verstehen, auch gerne angenommen wurde und wird.
Wenn die Deutsche Bank nun wegen dieses Gesetzes ihre Pläne, in North Carolina 250 neue Arbeitsplätze zu schaffen, auf Eis legt, wenn PayPal ein geplantes Verwaltungszentrum nicht errichtet, wenn bekannte Bands und Sänger deswegen Konzerte in North Carolina absagen, dann hat die Hysterie in den Köpfen inzwischen wie konzentrierte Salzsäure gewirkt und jegliche Vernunft vollständig zerfressen.
Aber vielleicht braucht das Volk derartige Ablenkungen, derart "wichtige" Fragen, um sich von allem abzulenken, was im eigenen Staat so faul ist, dass es zum Himmel stinkt, und kein Augenmerk auf das zu lenken, was auf der ganzen Welt, angesteckt von dieser Fäulnis, dem Untergang geweiht ist.
Wenn sich eine Person, deren Harnleiter in einem Penis endet, unter welchem sich ein wohlgeformtes und gut gefülltes Skrotum befindet, in einer Herrentoilette nicht wohlfühlt, weil eine seit vielen Jahren massiv arbeitende Propaganda ihr Zweifel an ihrer Männlichkeit eingeblasen hat, und sich "diskriminiert" fühlt, weil sie nicht die Damentoilette benutzen darf, dann ist das in meinen Augen die ganz persönliche Angelegenheit dieser Person und nichts, was eine ganze Nation in Aufregung versetzen sollte.
Letztlich ist die Aufhebung der Geschlechtertrennung auf öffentlichen Toiletten doch nur eine Einladung an Spanner beiderlei Geschlechts, ihren Neigungen ungehindert nachgehen zu können.
Niemand spricht übrigens davon, dass Frauen sich diskriminiert fühlen könnten, wenn sie dulden müssen, dass Männer in den Damentoiletten herumstolzieren. Niemand spricht davon, dass Männer sich diskriminiert fühlen könnten, wenn Frauen an den Pissoiren der Herrentoiletten flanieren und sich am Anblick der guten Stücke ergötzen.
Statt immer mehr Sonderrechte für Minderheiten (echte und eingebildete und auch vorgetäuschte) herzustellen, wäre die einzig sinnvolle und niemanden mehr diskriminierende Lösung die, tatsächlich zur Transgender-Massen-Einheits-Latrine überzugehen. Natürlich vollkommen ohne Türen und andere diskriminierende Sichtschutzmaßnahmen. Die Folge wäre allerdings, dass Menschen, die jenem Geschlechterbild entsprechen, das kürzlich noch ungestraft "normal" genannt werden durfte, öffentliche Toiletten künftig meiden werden wie die Pest.
Die Zerstörung der Vernunft wird von der ARD noch auf die Spitze getrieben, denn die Tagesschau erzählt das Märchen der US-Justizministerin Loretta Lynch beflissen weiter. Es ginge um viel mehr als um Toiletten, meint Mrs. Lynch. Es ginge ganz grundsätzlich um die Würde und den Respekt, mit dem wir unseren Mitmenschen begegnen.
Nirgends auf der Welt - von den Seychellen abgesehen - sitzen, gemessen an der Bevölkerung, so viele Menschen im Knast wie in den USA. Nirgends auf der Welt klafft die Schere zwischen Arm und Reich so weit auseinander, nirgends auf der Welt wird mehr Geld für den Kriegseinsätze ausgegeben, nirgends auf der Welt gibt es mehr einsatzbereite Atomwaffen, nirgends auf der Welt beschließt der Präsident wöchentlich einmal darüber, wer demnächst per Drohnenmord von der Bildfläche geputzt werden soll.
Aber ausgerechnet auf den Scheißhäusern in North Carolina soll es um die Würde und den Respekt gehen, mit dem die Amis ihren Mitmenschen begegnen.
Was, wenn das wirklich der letzte Ort sein sollte, an dem dies noch möglich ist?
Egon W. Kreutzer
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⇒ Transgender-Debatte in North Carolina: Die Diskriminierer schlagen zurück. > SPIEGEL ONLINE, 16.04.2016 > weiter.
⇒ Diskriminierung in North Carolina: Klo-Gesetz spaltet Amerika." > SPIEGEL ONLINE, 24.04.2016 > weiter.
⇒ Transfeindliches Gesetz in den USA: Regierung verklagt North Carolina. > taz, 10.05.2016 - weiter.
⇒ Protest gegen Obama-Initiative: Bundesstaaten klagen gegen freie Toiletten-Wahl für Transgender > SPIEGEL ONLINE, 25.05.2016 > weiter.
⇒ Kulturkrieg in den Toiletten North Carolinas > derSTANDARD.at, 26.05.2016 - weiter.
► Quelle: Erstveröffentlicht am 10. Mai bei Egon W. Kreutzer.de .
1. Herrentoilette - MALE. Foto: Jean-François Gornet. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0).
2. Damentoilette - FEMALE. Foto: Jean-François Gornet. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0).
3. Hinweisschild: "MEN to the left because WOMEN are always right". Foto: Duncan Hull. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0).
4. Kindliche Neugier dient der Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung. Foto: Daniel Lobo. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz CC0 1.0 Universell (CC0 1.0) Public Domain Dedication - Kein Urheberrechtsschutz.
5. Toiletten am Flughafen in Dehli. Ausdrucksstarke Bilder weisen den Weg zu den richtigen Toiletten. Foto: Jean-François Gornet, Paris. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0).