CSU-Abgeordneter Stracke verhöhnt Arbeitslose und Hartz IV Bezieher
Stephan Stracke, Bundestagsabgeordneter der CSU, ist einer von 41 Mitgliedern des Ausschusses für Arbeit und Soziales. In der 51. Sitzung des Deutschen Bundestages vom 11. September 2014 beleidigte er in der Debatte um den "Etat für Arbeit und Soziales" in seiner Rede Arbeitslose / Hartz- IV Bezieher als "faule Grippel" und fordert Sanktionen.
Zitat Stracke:
„[..] Die wirtschaftliche Situation in diesem Land ist hervorragend „[..] Es nützt nichts noch so viele Hilfesysteme zu implementieren, bereitstehen zu haben, wenn man halt einer fauler Grippel ist und einfach nicht arbeiten will, äh, sondern dann muss man, äh, ihn entsprechend ertüchtigen und die notwendigen Sanktionen notfalls auch ausüben, um in diesen Bereich auch Jugendliche den richtigen Weg zu führen [..].“
Wer nun denkt, es hätte hörbaren Protest oder Widerspruch seitens der anwesenden Abgeordneten oder des Bundestagspräsidenten gegeben, der irrt. Einzig und allein die Parteivorsitzende der Linken, Katja Kipping, protestiert kurz darauf in einer Gegenrede. Nachdem Stracke vom Bundestagsvizepräsidenten für eine Kurzintervention nochmal das Wort erteilt wurde, stellte Stracke klar, die Bezeichnung „fauler Grippel“ sei nicht als pauschale Verunglimpfung zu sehen, sondern „ [..] Das was ich gesagt habe ist vielleicht ein etwas äh bayrisch-allgäuischer Slang, in dem Bereich, wenn man von einem ,faulen Grippel‘ spricht. Es ist kein Krüppel, sondern ein ,Grippel‘. Das ist jemand, der beispielsweise äh etwas zurückhaltend seiner Arbeit, äh, nachgeht. Und das war gemeint und keine in irgend einer Art und Weise Verunglimpfung, so wie Sie (Abgeordnete Katja Kipping) verstanden hatten, äh, und äh, deswegen, äh, bitte ich hier dies entsprechend zur Kenntnis zu nehmen.“
Wie weit ist eine Partei gesunken, die sich nicht nur "christlich" sondern obendrein auch noch "sozial" nennt? Selbst wenn man den Ausdruck "fauler Grippel" im Sinne von Stephan Stracke deutet und nicht mit "Krüppel" interpretiert („Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.“), handelt es sich auch in dieser Variante um eine verachtenswerte pauschale Herabwürdigung von Menschen, die sich ernsthaft um Arbeit bemühen, sich aber z.T. viele Jahre in erheblicher finanzieller Not befinden und ihren Alltag mehr schlecht als recht fristen müssen.
Fragen: Wie kann ein "fauler Grippel" eigentlich "etwas zurückhaltend seiner Arbeit" nachgehen, wenn er als Erwerbsloser gar keine hat? Was ein dilettantischer unlogischer Versuch, sich aus dieser Bredouille wieder herauszureden. Ist jemand schon deshalb faul nur weil er keiner Erwerbstätigkeit nachgeht?
Von den meisten Vertretern der CDU/CSU (.. und nicht nur dieser Parteien!) darf man kaum etwas anderes erwarten. Ihre Ideologie mißt den Wert eines Menschen an dessen Verwertbarkeit für die Profite(ure) der Wirtschaft.
Das "Erwerbslosen Forum Deutschland" fordert derweil eine nachträgliche Rüge vom Bundestagspräsidenten. Der Sprecher des Forums lies verlauten, dass Stracke bewusst eine Verwechselung ins Spiel gebracht habe, um auf Erwerbslose einzudreschen.
Eine Rüge kann bei Störung der parlamentarischen Ordnung vom Bundestagspräsidenten verhangen werden.
Die Ergänzungsrede mit der Richtigstellung hat Stracke auf seiner Facebookseite eingestellt - weiter [4]
► Bildquelle:
1. MdB Stephan Stracke, 2013. Autor: Marta Ifrim. Quelle: Wikimedia Commons [5]. Diese Datei ist unter der Creative-Commons [6]-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland“ [7] lizenziert.