Berliner Charité ließ sich von Coca-Cola mit 1 Million Euro sponsern
foodwatch fordert Stopp der Kooperation mit Softdrink-Konzern
Coca-Cola legt Sponsoringaktivitäten und Geldzahlungen für Forschung offen
„Gesundheitspartnerschaften“ sollen Limo-Konzern als Gesundheitsförderer profilieren
Charité-Direktorin wirbt für Coca-Cola-Initiative
Berlin, 3. Februar 2016. Die Berliner Charité [5] hat sich über fünf Jahre mit insgesamt einer Million Euro von Coca-Cola sponsern lassen. Der Soft-Drink-Konzern finanzierte ausgerechnet Forschungsprojekte und eine Plattform zum Thema Herzerkrankungen – für deren Entstehung zuckerhaltige Getränke mitverantwortlich sind. Das geht aus einer Aufstellung von Coca-Colas so genannten „Gesundheitspartnerschaften“ hervor, die das Unternehmen nach Aufforderung der Verbraucherorganisation foodwatch offengelegt hat. Demnach hat Coca-Cola zwischen 2010 und 2015 allein in Deutschland knapp 7,5 Millionen Euro investiert, um sich als Förderer von Gesundheit, ausgewogener Ernährung und Bewegung zu präsentieren.
Die von Coca-Cola gestartete Initiative „Hör auf dein Herz“, die eine Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen bei Frauen als Ziel nennt, wirbt bis heute prominent mit der Kardiologin Prof. Dr. Vera Regitz-Zagrosek [6] als Partnerin. Die Direktorin des Charité-Institutes für Geschlechterforschung in der Medizin tritt beispielsweise in einer Pressemitteilung der Initiative auf, in der sich Coca-Cola rühmt, sich „für einen aktiven und gesunden Lebensstil zu engagieren“. foodwatch forderte die Charité auf, jegliche „Partnerschaft“ mit Coca-Cola für die Zukunft auszuschließen sowie auch den Ärztinnen und Ärzten der Klinik Kooperationen mit dem Limo-Hersteller zu untersagen. Unter www.charite.foodwatch.de [7] startete foodwatch eine E-Mail-Protestaktion.
„Zuckergetränke wie Coca-Cola sind mitverantwortlich für den weltweiten Anstieg von Übergewicht und chronischen Krankheiten, Herzinfarkte inklusive“, erklärte Oliver Huizinga, Experte für Lebensmittelmarketing bei foodwatch. „Coca-Cola betreibt mit Geldspritzen für Forschungseinrichtungen und Sportprojekte einen millionenschweren Ablasshandel. Die Charité lässt sich vor den Werbekarren des Konzerns spannen und präsentiert Coca-Cola damit als Teil der Lösung statt als Teil des Problems – damit muss Schluss sein!“
Coca-Cola hatte im Dezember auf eine Aufforderung von foodwatch, alle Zuwendungen an Wissenschaftler und Gesundheitsprojekte in Deutschland offenzulegen, reagiert und eine Liste über seine „Gesundheitspartnerschaften“ ins Internet gestellt – versteckt in einem Blogbeitrag auf der Webseite des Unternehmens. Daraus wird ersichtlich, dass Coca-Cola im Zeitraum von 2010 bis 2015 insgesamt fast 7,5 Millionen Euro (7.471.999 Euro) im Bereich Gesundheit, Ernährung und Bewegung investiert hat, davon knapp 1,5 Millionen (1.402.546 Euro) für Forschung. An 23 Organisationen und Forschungseinrichtungen flossen Gelder, unter anderem an das Deutsche Kinderhilfswerk, die Universität Paderborn oder den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB [8]). Einer der größten Empfänger: die Charité Berlin. Coca-Cola überwies insgesamt 1.002.000 Euro für Forschung zur Herzgesundheit bei Frauen an das Charité-Institut für Geschlechterforschung in der Medizin.
„Ein schlechter Witz: Ausgerechnet der größte Limo-Produzent der Welt will Frauen über die Vorsorge von Herz-Kreislauferkrankungen aufklären“, so Oliver Huizinga von foodwatch. „Softdrinks wie Coca-Cola fördern selbst Übergewicht, Diabetes und auch Herzerkrankungen. Doch diese Debatte über die eigene Verantwortung will Coca-Cola unbedingt vermeiden. Die Charité darf da nicht länger mitspielen.“
Auch in anderen EU-Ländern tritt Coca-Cola als vermeintlich uneigennütziger Sponsor in Erscheinung. In Frankreich finanziert der Konzern ausgerechnet die Diabetesgesellschaft (Fédération Française des Diabétiques), in Großbritannien die British Nutrition Foundation.
In den USA sorgte insbesondere der Geldfluss an die Universität Colorado Denver zur Errichtung des „Global Energy Balance Network“ für erhebliche Kritik – die Hochschule zahlte daraufhin eine Million US-Dollar an Coca-Cola zurück. Das Global Energy Balance Network stellte im Dezember 2015 den Betrieb ein – laut Internetseite aufgrund fehlender Mittel.
Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas [9]) bei Kindern sowie Erwachsenen haben in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zugenommen. Adipositas wird inzwischen als das am schnellsten wachsende Gesundheitsproblem eingestuft.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO [10]) sowie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD [11]) sprechen in diesem Zusammenhang von einer globalen „Adipositas-Epidemie“. Gesundheitsexperten schreiben zuckerhaltigen Getränken eine besondere Rolle in dieser Entwicklung zu. Der Konsum dieser Getränke fördert nachweislich die Entstehung von Übergewicht sowie Diabetes Typ II [12] und wird zudem mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarke in Verbindung gebracht.
Ihr foodwatch Team
[4]
Lebensmittel statt Nahrungsmittel!
► Lesetipp: Nahrungsmittel = Lebensmittel ? - weiter [13]
► Quelle: Pressemitteilung foodwatch vom 03. Februar 2016 - weiter [14].
► Links:
⇒ E-Mail-Protestaktion von foodwatch an die Charité - weiter [7].
⇒ Blogeintrag von Coca-Cola über finanzierte Gesundheitspartnerschaften - weiter [15].
⇒ Liste für Deutschland - weiter [16].
⇒ Liste für Frankreich - weiter [17].
⇒ Liste für Großbritannien - weiter [18].
⇒ Coca-Cola-Initiative „Hör auf dein Herz“ - weiter [19].
⇒ Harvard School of Public Health zu Soft Drinks und Krankheiten - weiter [20].
► Kontakt zu foodwatch e.V. für Mitglieder und Verbraucher – weiter [21]
Juristische Auseinandersetzungen mit Behörden und Unternehmen kosten viel Geld. foodwatch ist dabei auf Ihre Unterstützung angewiesen – nur gemeinsam können wir uns zur Wehr setzen. Daher unsere große Bitte: Helfen Sie uns und werden Sie jetzt Fördermitglied: www.foodwatch.de/mitglied-werden [22]
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► Literatur:
⇒ "Idealgewicht ohne Hungerkur", Dr. med. Max Otto Bruker, emu-Verlag [23] Lahnstein b. Koblenz
⇒ "Übergewicht – Der Kampf mit dem eigenen Körper", Mathias Jung, emu-Verlag
⇒ "Unsere Nahrung – Unser Schicksal", Dr. med. Max Otto Bruker, emu-Verlag
⇒ "Diäten. Wunderdiäten genauer betrachtet", Dr. med. Max Otto Bruker und Ilse Gutjahr, emu-Verlag
⇒ Kleinschrift "Schlank werden ohne Hungerkur“ Dr. Max Otto Bruker, emu-Verlag
⇒ Kollath-Tabelle "Die Ordnung unserer Nahrung“, emu-Verlag, in der Bearbeitung von Andrea Dornisch [24], Gesundheitsberaterin (GGB)
► Bild- und Grafikquellen:
1. Affen gucken genauer auf den Inhalt dessen was sie konsumieren. Warum tut es der Mensch nicht? Foto: Ingmar Zahorsky. Quelle: Flickr [25]. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0 [26]).
2. Schöne Aussichten! Foto: Dani Vázquez. Quelle: Flickr [27]. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0 [28]).
3. Die Menschen häufen die Fehler ihres Lebens an und erschaffen daraus das Ungeheuer das sie Schicksal nennen. Falsche Ernährung und der (zweifelhafte) Genuss von Softdrinks können nicht nur die Gesundheit massiv beeinträchtigen, sondern auch das Aussehen. Foto: Dani Vázquez. Quelle: Flickr [27]. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0 [28]). Bild wurde digital bearbeitet von Willfried Kahrs (WiKa) / QPress. Lizenz bleibt wie beim Original.
4. Buchcover: "Zucker, Zucker ... krank durch Fabrikzucker. Von süssen Gewohnheiten, dunklen Machenschaften und bösen Folgen für unsere Gesundheit." von Max Otto Bruker und Ilse Gutjahr. 9. Auflage 2011, 345 Seiten, gebunden, emu-Verlags- und Vertriebsgesellschaft Ernährung-Medizin-Umwelt, Lahnstein bei Koblenz. http://emu-verlag.de/ [29]
Dr. Bruker konstatiert: „Zucker ist nicht nur süß, sondern gefährlich. Zucker zaubert – sagt die Industrie. Ich belege: Zucker zaubert Krankheiten herbei. Denn längst hängen die Industrienationen am Zucker wie Fixer an der Nadel. Das ist eine gesundheitspolitische Tragödie von kriminell anmutenden Ausmaßen.“ Aus dem Inhalt: Unzureichende Ausbildung der Ärzte – Zucker und Zucker ist nicht identische – Der große Irrtum: Fruchtzucker für den Diabetiker – Der Zucker als Vitamin- und Kalkräuber – Zucker und Sucht – Zucker und Leberschäden – Zucker und Übergewicht – Zucker und Magengeschwüre – Zucker und Kinderlähmung – Krankheitsfälle aus der Praxis – Womit darf man süßen?
5. Kollath-Tabelle. Grafik: © emu-Verlag, Lahnstein. Prof. Werner Kollath (1892 – 1970) („Die Ordnung unserer Nahrung“), Dr. Max Bircher-Benner („Vom Werden des neuen Arztes“) und Dr. Max Otto Bruker („Unsere Nahrung – unser Schicksal“) u.a. waren die Pioniere, die durch Forschungsergebnisse den Unterschied zwischen Lebensmittel und Nahrungsmittel auf den Tisch legten. Doch bis heute bleibt dieser Unterschied der breiten Masse verborgen.
6. Buchcover: "Zucker – der süße Verführer. Alles Wissenswerte und praktische Gesundheitstipps", von Franz Binder /Josef Wahler - zur Buchvorstellung [30].
7. Buchcover: "Unsere Nahrung unser Schicksal“ von Dr. Max Otto Bruker, emu-Verlag TOP-TIPP!
8. Buchcover: "Die Ordnung unserer Nahrung“ von Prof. Werner Kollath (1892 – 1970).
9. Max Otto Bruker (* 16. November 1909 in Reutlingen; † 6. Januar 2001 in Lahnstein) war ein deutscher Sachbuchautor, Arzt und Politiker. Er war ein Verfechter der Vollwerternährung [31], für die er einen eigenen Ansatz erarbeitete („vitalstoffreiche Vollwertkost“). Bruker leitete von 1974 bis 1977 als Chefarzt die psychosomatische Abteilung der Klinik am Burggraben in Bad Salzuflen. Von 1977 bis 1991 war er ärztlicher Leiter der Klinik Lahnhöhe in Lahnstein. In seiner Ausbildung zum Röntgenarzt hat er gelernt, dass zwei Mammographien die Krebsrate um das Doppelte erhöhen.
Bruker hielt 20 Jahre lang monatlich in seinem Gesundheitszentrum Lahnhöhe eine für die Öffentlichkeit zugängliche Sprechstunde mit dem Namen „Ärztlicher Rat aus ganzheitlicher Sicht“ ab. Bruker starb 91-jährig, erst ein Jahr zuvor hatte er sich in den Ruhestand begeben. Seine Bücher erreichten eine Auflage von über vier Millionen. Foto: © GGB e.V., Lahnstein
Anhang | Größe |
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foodwatch - Brief von foodwatch an Coca-Cola - Februar 2016.pdf [32] | 1.81 MB |
foodwatch - Hintergrunddokument mit einer Chronologie zu Coca-Colas Gesundheitspartnerschaften - Januar 2016.pdf [33] | 196.96 KB |
Zucker_-Kriminalitaet_und_Verhaltensstoerungen.pdf [34] | 36.41 KB |
Zucker_Inhaltsverz._Einführungstext.pdf [35] | 31.73 KB |