Occupy Money - Damit wir zukünftig ALLE die Gewinner sind
Autorin: Prof. Dr. Margrit Kennedy (* 21. November 1939 in Chemnitz; † 28. Dezember 2013 in Steyerberg)
Verlag: J. Kamphausen Verlag & Distribution GmbH, Bielefeld (1. Auflage 13. Dezember 2011)
ISBN: 978-3-89901-595-9
Seitenanzahl: 112, Preis: 9,95 €
oder als E-Book: 978-3-89901-575-1 / E-Book Preis: 6,99 €
Frau Prof. Dr. Margrit Kennedy, die renommierte Architektin und bekannte Geldexpertin, erklärt leicht verständlich, worin der Fehler liegt und was wir verändern können. Anhand praktischer und erprobter Beispiele zeigt sie, wie sich Geldsysteme einführen lassen, die den Menschen dienen und der globalen Krise ein Ende setzen können.
Inhalt:
Vorwort 11
1. Ein Systemfehler und seine Folgen ...17
- Der pathologische Wachstumszwang ..19
- Mit den Geldvermögen wachsen auch die Schulden ...25
- Auch ohne Schulden zahlen wir Zinsen ...29
- Die Reichen müssen immer reicher und die Armen immer ärmer werden ...30
- Die unaufhaltsame Geldentwertung ...32
- Die Macht des globalen Casinos ...33
- Unser Denkgefängnis – ein zentrales Problem ...35
2. Wege aus der Geldkrise ...37
- Zinsfreie Kredite – die Alternative im bestehenden System ...37
- Standgebühr statt Zinsen ...45
- Historische Lösungen und ihre Anwendbarkeit heute ...48
- Vielfalt statt Einfalt ..51
- Ethisches Investment und Transparentes Bankwesen ...53
- Erprobte Geldentwürfe für verschiedene Zwecke ...54
1. Zeitbanken ...56
2. Parallelwährungen …57
3. Regionalgeld …59
- Vorschläge für neue Geldentwürfe …69
1. Bildungswährungen …69
2. Gesundheitswährungen …73
3. Die globale Referenzwährung …75
4. Die CO2-Währung …78
- Gesetze – die Zwangsjacke des Systems …80
3. Es ist Zeit für wertbeständiges Geld! …85
- Wertbeständiges Geld braucht die Initiative Vieler …87
- Die Zauberformel lautet: kleinere Organisationseinheiten …88
- Neues wertbeständiges Geld braucht „altes“ Geld …90
- Systemregeln für wertbeständiges Geld – die Quintessenz …92
Anmerkungen …96
Weiterführende Literatur …101
Danksagung …103
Leseprobe (Auszug aus dem Vorwort):
Geld regiert die Welt! Das ist heute offensichtlich. Doch wer regiert das Geld? Darüber sind sich selbst die Fachleute selten einig. Die weltweite Wirtschaftskrise belegt, dass diese Frage für die meisten Menschen zur Überlebensfrage geworden ist. Sie ist nicht die erste Banken- und Währungskrise, die wir in den letzten Jahrzehnten erlebten. Die Datenbank des Internationalen Währungsfonds (IMF) weist zwischen 1970 und 2007 „124 Bankenkrisen, 326 Währungskrisen und 64 Staatsverschuldungskrisen auf nationaler Ebene“ auf. Nur dieses Mal trifft uns die Krise global statt nur national und ist damit von völlig anderer Wucht und Dauer. Überlassen wir es an diesem Punkt weiterhin den Spekulanten an den Börsen, den großen Investmentbanken und Versicherungen oder dem sogenannten „freien Markt“ zu bestimmen, was unsere Währung wert ist? Oder sind wir in der Lage, selbst zu bestimmen, mit welcher „Münze“ wir wen bezahlen?
Vor genau dreißig Jahren lernte ich einen kleinen, aber bedeutsamen Konstruktionsfehler in unserem Geldsystem kennen, der mich bis heute beschäftigt: den Zins. Innerhalb von zwanzig Minuten verstand ich, dass ich als Architektin und Ökologin in diesem Geldsystem keine Chance hatte, ökologische Projekte im notwendigen Umfang finanziert zu bekommen, und das, obwohl es eine Lösung für dieses Problem gab. Ich brauchte sechs Monate, bis ich sicher war, dass dies stimmte. Und es dauerte fünf Jahre, bis ich dazu ein kleines Buch schrieb, das bis heute in dreiundzwanzig Sprachen übersetzt wurde.
Nachdem ich drei Jahrzehnte lang Vorträge gehalten und Bücher und Artikel darüber geschrieben hatte, durfte ich im Jahr 2008 – nach der Pleite von Lehman Brothers und dem Anfang der Occupy Money weltweiten Finanzkrise – erleben, dass die Menschen plötzlich betroffen zuhörten. Ich gab zahllose Interviews, und es schien, als bewege sich etwas in den Köpfen der Menschen. Mehr und mehr Ökonomen fi ngen an, den Neoliberalismus mit dem Credo „Der Markt wird alles richten“ scharf zu kritisieren. Dennoch sprach kaum jemand über diesen Konstruktionsfehler im Geldsystem. Parallel dazu wuchs die Menge der nicht rückzahlbaren Schulden und Finanzprodukte, die keiner mehr durchschaute. Statt Milliarden hatten wir es bald mit Billionen und Billiarden Euro oder Dollar zu tun. Größter Posten laut aktueller Statistik sind die Derivate mit ca. 601 Billionen, in Zahlen ausgedrückt: 601.000.000.000.000 USD. Wir kauften Zeit, indem wir die großen Banken retteten und den Crash hinauszögerten, denn wirklich fundamental änderte sich nichts. [……..]
Leseprobe (Auszug aus dem 1. Kapitel „EIN SYSTEMFEHLER UND SEINE FOLGEN“):
Geld ist aus meiner Sicht eine der genialsten Erfindungen der Menschheit; ohne Geld gäbe es keine Spezialisierung und damit auch keine arbeitsteilige Zivilisation. Aber wir haben ein völlig festgefahrenes Verständnis davon entwickelt, was Geld ist – als sei das heutige das einzig denkbare oder akzeptable Geld.
„Die Schaffung von Geld wird als Geldschöpfung bezeichnet, im umgekehrten Fall spricht man von Geldvernichtung. Die Geschäftsbanken können nur Giralgeld erzeugen, allein die Zentralbank kann Zentralbankgeld schaffen. Deshalb sind nur Zentralbanken berechtigt, Banknoten und Münzen – die gesetzlichen Zahlungsmittel – in Umlauf zu bringen. Durch Einsatz seiner geldpolitischen Instrumente kann das Eurosystem die Geldschöpfung der Geschäftsbanken beeinflussen und steuern.“
Den weitaus größten Teil dessen, was auf diese Weise als Geld im Umlauf ist, schöpfen die Geschäftsbanken heutzutage nach bestimmten Vorschriften als Kredit auf der Basis von Einlagen bei der Zentralbank und bei ihren Kunden. Dieser Kredit ist immer zinsbelastet und setzt sich – vereinfacht ausgedrückt – im Wesentlichen aus vier Bestandteilen zusammen, nachfolgend beispielhaft für einen Kreditzins von 6% dargestellt:
- 1. der Dienstleistung der Bank (1,7%);
- 2. einer Risikoprämie (0,8%);
- 3. der Liquiditätsprämie (2,0%);
- 4. dem Inflationsausgleich (1,5%).
Von all diesen Kosten bleibt bei näherer Betrachtung nur die Bankmarge (für Personal, Risiko und Sachkosten) als gerechtfertigter Posten bestehen. Selbst die Risikoprämie – eine Versicherung, falls der Kredit ausfällt – ist als Zinsanteil nicht zwingend notwendig, wie ich später am Beispiel eines Kredits der JAKBank zeigen werde.
Die wesentlichen Bestandteile des Zinses, die den Konstruktionsfehler im heutigen Geldsystem bewirken, sind die Liquiditätsprämie und der Infl ationsausgleich als Belohnung für den Sparer, der sein Geld der Bank zur Verfügung stellt. Wenn ich im Folgenden von Zinsen spreche, beziehe ich mich damit auf diese zwei Posten. Beide führen immer zu exponentiellem Wachstum, das wiederum – allerdings erst nach längerer Zeit – eine verheerende Auswirkung auf unser Geldsystem hat. Kurzfristig ziehen diese Anteile in den Zinsen kein Problem für das Funktionieren des Geldsystems nach sich; mittelfristig nur bei hohen Zinssätzen; langfristig jedoch immer. Warum ist das so? [……]
Infos zur Autorin:
Prof. Dr. Margrit Kennedy ist Architektin, Stadt- und Regionalplanerin mit Schwerpunkt öffentliche und internationale Angelegenheiten. Sie arbeitete für verschiedene weltweite Forschungsprojekte der OECD und UNESCO.
Seit über 30 Jahren vermittelt sie in Vorträgen und Workshops, wie der ökonomische Analphabetismus überwunden und das Geldsystem so umgewandelt werden kann, dass es dem Wohle aller dient. Fokus ihrer Arbeit ist heute die Einführung und Erprobung komplementärer Währungen.
ihre Webseite: http://www.margritkennedy.de [3]