2052. Der neue Bericht an den Club of Rome

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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome
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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome

 - Eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre


Autor: Jørgen Randers

Verlag: oekom verlag, München (2012) – zur Verlagsseite

ISBN-13:  978-3-86581-398-5

432 Seiten,  Preis: 24.95 €


Jørgen Randers’ Blick in die Zukunft ist vor allem ein Plädoyer für eine veränderte Weltgesellschaft.“(ORF, Peter Zimmermann)

Vor 40 Jahren erschütterte ein Buch den Fortschrittsglauben der Welt: Der Bericht »Die Grenzen des Wachstums« an den Club of Rome. »Die absoluten Wachstumsgrenzen der Erde werden im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht, wenn es der Menschheit nicht gelingt, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren«, lautete seine zentrale These. Sie glich einer Revolution und machte das Buch zu einem Weltbestseller mit über 30 Millionen verkauften Exemplaren. Vierzig Jahre später holt der Club of Rome erneut zu einem großen Wurf aus.

»2052« lautet der Name des aktuellen Reports. Er skizziert eine Zukunft, die ganz anders sein wird als wir uns dies heute vorstellen können. Welche Nationen werden ihren Wohlstand halten oder gar vermehren – welche unter der künftigen Entwicklung leiden? Wie wird sich der Übergang zur wirtschaftlichen Vorherrschaft Chinas gestalten? Ist die Demokratie nach westlichem Vorbild geeignet, die großen Menschheitsprobleme zu lösen?

 

Jørgen Randers: Die Menschheit wird sich nicht schnell genug ändern !


Jørgen Randers, einer der Co-Autoren des Meadows-Reports von 1972, hat ein Szenario für die nächsten 40 Jahre erstellt; er stützt sich dabei auf globale Prognosen führender Wissenschaftler, Ökonomen und Zukunftsforscher. Trotz der überwiegend düsteren Prognosen glaubt Randers nicht an einen globalen Kollaps, denn »der Anpassungsprozess der Menschheit an die Grenzen dieses Planeten hat begonnen«. Aber der Report gibt auch keine Entwarnung, denn die Zukunft wartet mit gewaltigen Herausforderungen auf, wird geprägt sein von sozialen Unruhen und zahlreichen Umbrüchen. Sie zu meistern wird unsere Jahrhundertaufgabe sein; »2052« liefert hierzu die (über)lebensnotwendigen Grundlagen.


Informationen über Jørgen Randers:

Jørgen Randers * 1945 in Norwegen. Randers machte seinen Bachelor-Abschluss an der Universität von Oslo im Jahr 1968; 1973 erhielt er den Doktorgrad an der MIT Sloan School of Management. Von 1994 bis 1999 war er stellvertretender Generaldirektor des World Wildlife Fund International in der Schweiz.

Danach hatte er die Präsidentschaft der Norwegischen Business School von 1981 bis 1989 inne. Seitdem ist Randers in mehreren Unternehmen als Mitglied des Verwaltungsrats tätig, wie z.B. bei Tomra in Norwegen. Außerdem ist er Mitglied des Nachhaltigkeitsrats der British Telecom und der US-amerikanischen Dow Chemical Company. Von 2005 bis 2006 leitete er die norwegische Kommission zur Emissionsreduzierung.

Heute ist Randers Professor für Klima-Strategien an der Norwegischen Business School in Oslo. Er ist Autor und Co-Autor mehrerer Bücher und wissenschaftlicher Artikel. Einen hohen Bekanntheitsgrad erlangte er durch die Mit-Autorenschaft an dem legenderen Meadows-Report "Die Grenzen des Wachstums" (1972). Aktuell erregt sein neuer Bericht an den Club of Rome "2052: A Global Forecast for the Next Forty Years" weltweit hohe Aufmerksamkeit.

detailliertes Inhaltsverzeichnis, das komplette Vorwort und div. Leseproben auf 40 Seitenklick hier


2052 – Der neue Bericht an den Club of Rome - es gibt eine eigene, informative Wikipediaseite - hier bitte weiterlesen


► eine ausführliche Rezension der Redaktion Schattenblickhier bitte weiterlesen

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Peter Weber
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Verbunden: 23.09.2010 - 20:09
Paradigmenwechsel

Paradigmenwechsel überfällig – aber mit welchen Mitteln?
 
Ich möchte vorausschicken, daß ich nicht den gesamten Report 2052 von Jørgen Randers gelesen habe, weshalb ich auch keine umfassende Kritik vornehmen kann. Eine m. E. ausgezeichnete Arbeit hat in dieser Beziehung bereits die Redaktion von Schattenblick geleistet, auf die im Anhang des Ausgangsartikels zugegriffen werden kann. 
 
Daher möchte ich mich in meinem Kommentar beschränken auf einige Äußerungen zur Thematik des vorherrschenden Paradigmas und der Möglichkeit bzw. Notwendigkeit seiner Ablösung. Dazu schicke ich folgendes Zitat aus der Einleitung des Buches von Jørgen Randers voraus:
 
„Das Paradigma der konventionellen Makroökonomie geht von der Annahme aus, die Märkte der Welt befänden sich im Gleichgewicht. Deshalb sehen die meisten Ökonomen, wenn sie die Zeitung lesen oder die Straße hinuntergehen, eine Welt im Gleichgewicht. Die Gegner dieses Paradigmas, zum Beispiel die systemdynamische Schule, der ich angehöre, gehen davon aus, dass sich die Welt nicht im Gleichgewicht befindet. In unseren Augen schlingert die Welt von einer Drehung zur nächsten in einer immerwährenden Suche nach dem nächsten Gleichgewichtszustand, der selbst immer in Bewegung ist.
 
Man muss sich, darauf kommt es an, der Tatsache bewusst sein, dass man sein eigenes Paradigma hat, eine unausgesprochene Auswahl an Meinungen und Deutungen, die einem helfen, sein eigenes Leben zu führen. Im Idealfall sollte man in der Lage sein, je nachdem, welches Problem ansteht, vom einem Paradigma zum andern zu wechseln. Doch das können die meisten Menschen nicht.
 
Die heutige westliche Welt hat ein dominierendes Paradigma. Es enthält Grundüberzeugungen wie zum Beispiel »die Effizienz marktbasierter Ökonomien «, »die Fähigkeit der demokratischen Regierungsform zur Selbstkorrektur«, »die Vorzüge stetigen, auf fossilen Brennstoffen basierten Wirtschaftswachstums « und »zunehmender Wohlstand durch freien Handel und Globalisierung«. Beim Versuch, Klarheit über die nächsten 40 Jahre zu gewinnen, ist unbedingt die Möglichkeit eines Wandels im vorherrschenden Paradigma einzubeziehen. Auf jeden Fall sollte man sich nicht auf Analysen einengen lassen, die die Welt nur durch eine einzige Brille sehen, nämlich durch das vorherrschende Paradigma.“
 
Mit Paradigma ist die jeweils vorherrschende Weltsicht gemeint – man kann dies auch Ideologie nennen. Das Adjektiv „vorherrschend“ impliziert bereits, daß es auch andere praktizierte Denkrichtungen und Wertauffassungen gibt als die derzeit das Weltgeschehen bestimmende des Neoliberalismus und radikalen Marktkapitalismus mit seinen Dogmen des ungezügelten freien Handels, Wirtschaftswachstums und Konsums auf der Prämisse der Profitmehrung. Welchem Paradigma nun persönlich angehört, das ist in erster Linie von den Vorteilen und Privilegien abhängig, die einem dieses in der Lage , dem Status und Habitus, dem man angehört, bieten kann. In zweiter Linie spielen erst – jedenfalls auf den Normalfall bezogen – moralische und ethische Überzeugungen dabei die dominierende Rolle.
 
Das heißt mit anderen Worten, daß es unrealistisch ist, ohne weiteres von einem Paradigma zum anderen überzulaufen, jedenfalls nicht aus dem von Randers angeführten Grund, daß „die meisten Menschen dies nicht können“. Sie wollen dies aus nachvollziehbaren Gründen gar nicht, weil sie von egoistischen Motiven dominiert werden. Paradigmen wechselt man nicht wie das Hemd. Mit praktischen Lebensansätzen haben manche geborene Akademiker ihre Schwierigkeiten. Recht hat allerdings Randers mit der Feststellung, daß man „unbedingt die Möglichkeit eines Wandels im vorherrschenden Paradigma einbeziehen sollte“. Wie dieser Wandel jedoch ernsthaft bewerkstelligt werden soll, dazu äußert er sich nur vage. Zum Beispiel auf diesen Weise:
 
„Die größte Herausforderung in unserer gemeinsamen Zukunft ist also nicht das Lösen der Probleme, sondern die Entscheidung, sie auch lösen zu wollen. Das erfordert viel Überzeugungsarbeit: Menschen und Kapitaleigner müssen überzeugt werden, kurzfristig Opfer zu bringen, die Ärmelhochzukrempeln und mit anzupacken.“
 
Diese Lösungsvorstellung scheint mir – gelinde gesagt – doch sehr naiv zu sein. Die Auffassung, daß die größte Herausforderung der Zeit nicht das Lösen der Probleme sei, sondern die Entscheidung, sie lösen zu wollen, stimmt natürlich prinzipiell. Es ist aber sehr blauäugig anzunehmen, man könne die Kapitaleigner, Profiteure und die von ihnen abhängigen und korrumpierten Eliten überzeugen, sich vom Saulus zum Paulus zu wandeln und Opfer zugunsten des gemeinen Pöbels zu bringen. Dazu kann ich nur anmerken: Herr Randers – dafür reichen Ihre 40 Jahre der Vorausschau nicht aus, da müssen sie schon warten, bis Sie schwarz werden!
 
Die Weltgeschichte seit Jahrtausenden und unsere praktischen Erfahrungen beweisen eindeutig, daß die Menschen vom Stamme Nimm sind und die allermeisten niemals freiwillig etwas von ihrem Zusammengerafften oder ihrer Macht abgeben werden. Falls die Mehrheit der Menschheit sich nicht aufrafft, ihre Probleme und Anliegen  massiver als bisher zu vertreten und sich dabei unter Ignorierung der  bestehende Rechtsordnung das zu nehmen, was ihnen menschenrechtlich zusteht, dann werden wir im Jahre 2052 keinen Schritt weiter sein als heute. Höchsten näher am Abgrund oder bereits im freien Fall!
 
 
Peter A. Weber
 
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